Die Seele des Bösen - Stumme Schreie (Sadie Scott 7) - Dania Dicken

  • Klappentext (kopiert von Amazon):
    Die junge Polizistin Nicky Sheridan bittet FBI-Profilerin Sadie um Mithilfe in einem fast zwanzig Jahre alten Mordfall. Nickys kleiner Bruder Billy wurde als Sechsjähriger auf dem Heimweg von der Schule entführt und Wochen später ermordet und verbrannt aufgefunden. Der Täter konnte nie gefunden werden, weshalb Sadie beschließt, der von Schuldgefühlen geplagten Nicky zu helfen. Gemeinsam fahren sie in Nickys Heimatort am Fuße der südlichen Sierra Nevada und rollen den alten Fall neu auf. Bei ihren Ermittlungen finden sie schnell heraus, dass in der Region über Jahre hinweg immer wieder Menschen getötet und ihre Leichen verbrannt wurden. Nicky und Sadie stoßen auf eine beispiellose Mordserie …


    meine Meinung: „Cold Case“ als siebter Fall für Sadie Scott - Heiligt der Zweck die Mittel?


    Alle Fans der Serie „Cold Case“ dürfte das hier begeistern: Gerade, als eine Feier mit der Verwandtschaft zu Thanksgiving die FBI-Profilerin Sadie Scott in gewisse Zweifel stürzt angesichts ihres Lebenskonzepts, sich mit häufig gestörten Schwerverbrechern zu beschäftigen und die Familienplanung mindestens hintanzustellen, bekommt sie im Büro einen Gast: die junge Polizistin Nicky lässt Sadie in deren siebtem Fall in der Vergangenheit stochern. Da Sadies eigener kleiner Bruder durch ein Verbrechen schon als Kind sein Leben lassen musste, fühlt sie sich natürlich verpflichtet, zum lange zurückliegenden Tod des Brüderchens der jungen Polizistin zu recherchieren – die derzeitigen Alternativen, Berichte und Verwaltungsarbeit, sind auch wirklich wenig verlockend; die schwere Schussverletzung ihres Mannes Matt möchte sie lieber vergessen. Der kleine Junge verschwand, als er und seine Schwester Nicky noch Kinder waren; seine verbrannte Leiche wurde später gefunden. Die damalige Tat hat die Familie zerstört, besonders die Beziehung zwischen Nicky und ihrer Mutter, die ihr seitdem die Schuld gibt. Ähnlich wie bei Sadie, hat die Familiengeschichte zur Berufswahl auch bei Nicky geführt.


    Sadie wäre nicht Sadie, wenn sie nicht gründlich wäre, und so fällt ihr bald eine erschreckende Anzahl an ungeklärten Fällen mit einigen Parallelen ins Auge – kann das sein, über so einen langen Zeitraum? Wie lassen sich zeitliche Abfolgen erklären? Die Nachforschungen führen zur Auseinandersetzung mit schwelenden Gefühlen aus dem Hintergrund der beiden Frauen: von Verlustängsten über Schuldgefühle bis zu dem brennenden Verlangen, den Täter zur Rechenschaft zu ziehen – oder irgendwann die Vergangenheit ruhen zu lassen. Autorin Dania Dicken stellt hier bewusst die unterschiedlichen Konsequenzen ihrer verschiedenen Hauptpersonen dar und stellt deutlich heraus, wie tiefgreifend ein Verbrechen Angehörige in Mitleidenschaft ziehen kann.


    Auf dem Weg dahin erfährt man viel über Hintergründe und Motivation der beschriebenen Taten, wobei speziell die Tätersicht harter Tobak ist. Es werden Parallelen gezeigt in die düsterste Vergangenheit… Im Laufe des Romans entwickelt sich noch ein anderer Gedankenstrang: welche Schuld kann jemand auf sich laden – durch Handeln UND durch Unterlassen? Die „einfache“ Lösung ist hier für beide Wege vielleicht menschlich nachvollziehbar, aber ob das jedoch als Entschuldigung ausreicht, war für mich tatsächlich ein Minuspunkt knapp an den 5 Sternen vorbei… In jedem Fall viel Spannung und einiges zum Nachdenken!

  • Es ist nichts vorüber, bis es vorüber ist!


    "Die Vorstellung, übernatürliche Kräfte seien an allem Bösen schuld, ist überflüssig. Der Mensch ist durchaus selbst zu jeder Bösartigkeit fähig." (Joseph Conrad)

    Sadie und Matt Whitman haben sich inzwischen recht gut von ihrem letzten Fall erholt, Thanksgiving mit der Familie gefeiert bevor der Alltag wieder losgeht. Da taucht am nächsten Morgen in Sadies Büro eine junge Frau auf. Nicole (Nicky) Sheridan eine junge Polizistin bittet Sadie um Hilfe bei einem fast zwanzig Jahre alten Mordfall. Nickys Bruder Billy wurde damals auf dem Weg nach Hause entführt und wenige Wochen danach fand man seine verbrannte Leiche auf. Seitdem wird sie von ihren Schuldgefühlen geplagt, den sie hätte damals auf Billy aufpassen müssen. Für Sadie ist sofort klar, das diese ein Profi war und er nicht zu ersten Mal gemordet hat. Da Sadie momentan keine aktuellen Fälle hat und sie dieser Fall interessiert, forscht sie mit Nicky nach weiteren ähnlichen Opfern. Als sie wenig später noch andere alte und ungelöste Fälle entdecken, beschließen sie in Nickys Heimatstadt Bear Valley Springs in der Sierra Nevada zu reisen. Bei den Nachforschungen entdecken sie dann immer mehr Opfer bis zu einem Zeitpunkt vor sieben Jahren, als es abrupt endete. Was geschah vor sieben Jahren, ist der Täter inzwischen tot, in Haft oder krank? Sadie beschließt ihr angefertigtes Profil an die Presse zu leiten, in der Hoffnung das sie so den Täter finden. Dabei ahnen sie noch nicht, dass sie eine riesige Mordserie entdeckt werden, die die ganze Region erschüttern wird und selbst Sadie an ihre Grenzen bringt.


    Meine Meinung:
    Inzwischen bin ich bei Band 7 dieser Profilerreihe um Sadie Scott/Whitman. Gespannt war ich auf diesen ganz besonderen Cold Case Fall, den so etwas hatten wir bisher noch nicht in dieser Reihe. Wie immer war der Schreibstil sehr gut, so das ich wieder einmal das Buch regelrecht verschlungen habe. Zwar war der dies ein ganz anderer und eigener Fall, gegenüber den sonst viel spannenderen und actionreichen Folgen, trotzdem war er sehr interessant. Durch die vielen Informationen, die Dania Dicken in diesen Fall mit einfließen lässt, fesselte mich der Inhalt außerordentlich. Dazu kommen noch die Rückblenden in die Vergangenheit des Täters und seiner Taten, bei denen man schon wirklich starke Nerven braucht. Selten habe ich so einen brutalen Sadisten erlebt, der mit seinen Foltermethoden und Tötungen so viel Unheil anrichtet. So habe ich wieder einmal mit den Opfern, aber auch mit Sadie und Nicky mitgelitten. Dabei hat Dania den Charakter des Täters so besonders und grandios hinbekommen, so das man ihn sich bildlich gut vorstellen konnte. Ich glaube, so fassungslos bin ich noch selten bei einem der anderen Fälle zurückgeblieben, wie hier. Auch das Privatleben von Sadie und Matt kommt nicht zu kurz, was ich immer als recht gut und erholsam zwischen all dem Grausamen finde. Mich konnte Dania wieder sehr gut unterhalten und ich freue mich schon auf das nächste Buch und gebe 10 Eulen.

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."