Das Marillenmädchen - Beate Teresa Hanika

  • Verlag:btb
    Gebundenes Buch, 2016
    256 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    »Sie schmeckte nach Rauch und dem verbrannten Boden des Topfes und gleichzeitig süß, diese Marmelade, sodass man nur einen Löffel nehmen wollte und dann war es auch genug. Genug Erinnerung, genug, dass mein Herz aufgewühlt wurde und schneller schlug, als gut für mich war.« Ein Marillenbaum in einem alten Wiener Garten. Seit ihrer Kindheit in den 1940er Jahren kocht Elisabetta jeden Sommer Marmelade ein. Und jedes Mal, wenn sie ein Glas aus dem alten Kellerregal in die Hand nimmt, es öffnet und den süßen Duft einatmet, erinnert sie sich an ihr Leben, an ihre in Dachau ermordete Familie, an ihre große Liebe Franz, an ihre Tochter Esther und ihre Enkelin Rahel. Elisabetta lebt zurückgezogen in ihrer Welt mit den Stimmen der Vergangenheit. Als die Tänzerin Pola bei ihr zur Untermiete einzieht, reißen die alten Wunden auf.


    Über die Autorin:
    Beate Teresa Hanika, geboren 1976 in Regensburg, schrieb bereits mehrere erfolgreiche Jugendbücher , die u.a. mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet und für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurden. "Das Marillenmädchen" ist ihr erster Roman für Erwachsene. Beate Teresa Hanika lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Regensburg.


    Mein Eindruck:
    Das Marillenmädchen ist ein für mich überaus gelungener Roman, indem sich die Zusammenhänge erst allmählich ergeben. Es gibt Geheimnisse, die Zeiten wechseln häufig und wie die Personen zueinander stehen oder was sie miteinander zu tun haben, ist lange unklar.
    Ein Reiz des Buches liegt darin, sich diese Geschichte selbst zu erarbeiten.


    Hauptfigur ist die ca. 80jährige Elisabetta in Wien, die sich oft an ihre Kindheit erinnert. Da sie jüdischer Herkunft ist, war dies nicht nur die Zeit ihrer Kindheit sondern auch die einer großen Bedrohung durch den Nationalsozialismus.
    Es gibt aber auch einen kompletten Handlungsstrang in der Gegenwart.


    Sprachlich sehr schön, nicht zuletzt, weil es Beate Teresa Hanika immer wieder gelingt, besondere Momente und Emotionen zu zeigen.
    Es ist ihre große Qualität, aus wenig Zeilen viel entstehen zu lassen!

  • Das Marillenmädchen - Beate Teresa Hanika
    btb Verlag
    256 Seiten


    Die Autorin
    Beate Teresa Hanika, geboren 1976 in Regensburg, ist Fotografin. Ab 1997 arbeitete sie mehrere Jahre als Model in verschiedenen europäischen Städten. Bereits seit ihrem zehnten Lebensjahr schreibt sie Geschichten und Gedichte. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort in der Nähe von Regensburg. Ihr erster Roman ›Rotkäppchen muss weinen‹ wurde u.a. mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2007 und dem Bayerischen Kunstförderpreis 2009 ausgezeichnet und für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 nominiert.


    Inhalt
    »Sie schmeckte nach Rauch und dem verbrannten Boden des Topfes und gleichzeitig süß, diese Marmelade, sodass man nur einen Löffel nehmen wollte und dann war es auch genug. Genug Erinnerung, genug, dass mein Herz aufgewühlt wurde und schneller schlug, als gut für mich war.« Ein Marillenbaum in einem alten Wiener Garten. Seit ihrer Kindheit in den 1940er Jahren kocht Elisabetta jeden Sommer Marmelade ein. Und jedes Mal, wenn sie ein Glas aus dem alten Kellerregal in die Hand nimmt, es öffnet und den süßen Duft einatmet, erinnert sie sich an ihr Leben, an ihre in Dachau ermordete Familie, an ihre große Liebe Franz, an ihre Tochter Esther und ihre Enkelin Rahel. Elisabetta lebt zurückgezogen in ihrer Welt mit den Stimmen der Vergangenheit. Als die Tänzerin Pola bei ihr zur Untermiete einzieht, reißen die alten Wunden auf.


    Meine Meinung
    Erzählt werden hier zwei Geschichten im Wechsel, die aber miteinander verbunden sind. Wir lernen die Jüdin Elisabetta kennen, die sich in Rückblenden an ihre Familie erinnert, die sie während der Nazizeit verloren hat. Noch heute denkt sie lebhaft an ihre Schwestern Judith und Rahel.
    Parallel wird über die Tänzerin Pola erzählt, die sich mit Elisabettas Enkelin Rahel anfreundet.
    Und doch geschieht hier noch eine Menge mehr.
    Zwar wird hier regelmäßig zwischen den Personen und den Zeiten gesprungen, doch ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, den Überblick zu verlieren und konnte den Sprüngen problemlos folgen.
    Insbesondere besticht dieses Buch durch eine unglaublich bildhafte, melancholische und wunderbar poetische Sprache. Die Erzählweise transportiert eine ganz eigene berührende Stimmung, die mitten ins Herz trifft. Dabei ist es eigentlich eine eher ruhige Geschichte. Und doch steckt so unglaublich viel Inhalt in diesem dünnen Buch.
    Ich musste auch langsam lesen, um die Sprache und die Poesie zwischen den Zeilen genießen zu können.
    Hier handelt es sich um ein Buch, das mit seinem Inhalt und der herausragenden Sprache bestimmt noch lange nachwirken wird.
    Von mir gibt es dafür eine ganz klare Leseempfehlung.

  • Wollt ihr das Buch nicht auch über den Button bewerten? Momentan hat es nur 2 Punkte durch 1 Bewertung von jemandem, der sich hier (bisher) nicht geäußert wird und wenn man eure Rezensionen liest, dann wird das dem Buch nicht gerecht :wave

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

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  • In "Das Marillenmädchen" von Beate Teresa Hanika lernen wir die Jüdin Elisabetta Shapiro kennen, die auf ihre alten Jahre anfängt sich an ihre Vergangenheit zu erinnern, in der sie ihre Eltern und die Schwestern in der Zeit des Nationalsozialismus verloren hat. In der Gegenwart zieht die junge Tänzerin Pola bei ihr ein und wir lernen auch ihre Vergangenheit und ihren Hintergrund kennen.
    Leider werden die verschiedenen Handlungsstränge häufig durcheinander erzählt, sodass man innerhalb eines Kapitels von Elisabettas Vergangenheit in die Gegenwart springt und vielleicht auch noch in Polas Vergangenheit, ohne dass man darüber aufgeklärt wird, in welcher Zeit man sich gerade befindet. Diese Zeitsprünge waren es, die mich an dem Buch sehr gestört haben. Ich habe mich dadurch mehr auf die Zeit, in der der aktuelle Abschnitt spielt konzentriert und weniger auf den Inhalt und hatte am Ende das Gefühl dadurch doch einiges verpasst zu haben. Für mich hätte man das durch einige kurze Zeit- und Personenangaben sehr vereinfachen können.
    Ich persönlich konnte auch mit Elisabettas Schwestern Rahel und Judith nicht allzu viel anfangen. Nachdem Elisabetta ihre Familie schon früh verloren hat, hält sie von Zeit zu Zeit immer noch Zwiesprache mit den "Geistern" ihrer Schwestern. Damit konnte ich so gar nichts anfangen und hätte auch gerne darauf verzichtet, auch wenn ich zugeben muss, dass Elisabettas Gefühlslage dadurch natürlich sehr präzise dargestellt werden kann.
    Positiv hervorheben muss ich an dem Buch die Sprache, die mich immer wieder begeistert hat. Beate Teresa Hanika schreibt zuweilen fast schon poetisch und dann macht es einfach Spaß solche Sätze zu lesen, auch wenn mir der sonstige Stil des Romans nicht so zugesagt hat.
    Am Ende gab es für mich auch leider noch ein paar offene Fragen und das Ende des Romans war mir auch etwas zu übertrieben. Da hätte es auch etwas weniger getan.


    Insgesamt hat mir das Buch leider nicht zugesagt. Leider wurde der Inhalt des Buches für mich von dem Schreibstil so in den Hintergrund gedrängt, dass ich die schöne Sprache und das auch nicht uninteressante Thema nicht richtig würdigen konnte.
    Von mir gibt es nur 5/10 Eulenpunkte.

    :lesend Jay Kristoff; Nevernight - Die Rache

    :lesend Laura Imai Messina; Die Telefonzelle am Ende der Welt (eBook)

    :lesend Rebecca Gablé; Teufelskrone (Hörbuch: Detlef Bierstedt)

  • Das Marillenmädchen von Beata Teresa Hanika ist ein feinsnniger berührender Roman.
    Die Autorin hat einen besonderen Schreibstil, der wunderschön poetisch und bildhaft vorstellbar ist.


    Die Geschichte besteht aus zwei Erzählweisen, die hin und her springen.


    Elisabetta ist Jüdin, 1945 kamen ihre Eltern und Schwestern im KZ um.


    Sie leidet an einem Verlusttrauma und lebt viel in der Vergangenheit, sie lebt sehr einsam.Ihre Gedanken wandern oft zurück und dann wieder in die Gegenwart.Oft unterhält sie sich mit den Geistern ihrer Schwestern Rahel und Judith, das es sich fast real anhört.


    Dann ist da noch die Tänzerin Pola, die auch eine Vergangenheit hat und als Untermieterin bei Elisabetta eingezogen ist.


    Mich hat der Roman total begeistert, für mich war es ein ruhiges inspirierendes Lesevergnügen.

  • Das Marillenmädchen


    Schon der Titel macht neugierig auf den Inhalt des Buches.
    Dann noch die gelungene Covergestaltung..........
    In den gut 250 Seiten beschreibt die Autorin die Geschichte von Elisabetta, einer alten Dame die in Wien lebt.
    Sie musste als Kind miterleben, wie ihre Familie ( es handelte sich um Juden ) in den letzten Monaten des zweiten Weltkrieges noch im Konzentrationslager ums Leben kamen.
    Schon dieses traumatische Erlebnis hat sie fürs Leben geprägt.
    Die Geschichte wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit und als Leser erfährt man nach und nach noch mehr über Elisabettas Leben, ihre Tochter und Enkeltochter.
    Und welche Rolle ein Marillenbaum und Marillenmarmelade darin gespielt haben und noch immer spielen.
    Beate Teresa Hanka beherrscht die Kunst des Schreibens auf eindrückliche Art und Weise.
    Das Buch bietet Raum zum Nachdenken und Interpretieren.
    Für mich ein Kleinod, welches man sicher öfter als einmal lesen kann.


    Von mir gibt es 9 von 10 Punkten.

  • Okay, nach Die Nachtigall - Kristin Hannah hat wohl jeder andere historische Roman kein leichtes Spiel.
    Trotzdem glaube ich nicht, dass meine Enttäuschung über Beate Teresa Hanikas "Das Marillenmädchen" allein darauf zurück zu führen ist.
    Dabei begann alles recht vielversprechend: Eine junge neue Untermieterin kam auf ein wenig unkonventionelle Weise in das Haus einer älteren Holocaustüberlebenden mit einem Faible für Marillen alias Aprikosen.
    Nun will der Leser natürlich erfahren, wer warum was usw usf.
    Auf eine erste Probe wurde meine Geduld bereits gestellt, als mehrere weibliche Wesen gleichen Namens leibhaftig oder als "Geist" durch die Geschichte strichen.
    Nach einer Weile konnte man dann aber wenigstens in etwa erahnen, was es damit genauer auf sich hat.
    Allerdings traten mittlerweile neue Schwierigkeiten auf, da die mindestens 4 verschiedenen Zeitstränge bedauerlicher Weise nicht mit Orts- und vor allem Zeitangaben versehen waren.
    Und heraus zu tüfteln, wer da nun gerade wieder am Handeln war, vor allem bei den bereits erwähnten gleichnamigen Damen, bereitete mir einen derartigen Aufwand gepaart mit Unwillen, dass ich vermutlich einige wichtige Wendungen gar nicht richtig verstanden habe, so beispielsweise, warum ein Schildkrötenpanzer scheinbar schrumpfen konnte.
    Lediglich eine einzige Stelle konnte mich richtig "packen".
    Das reichte knapp für 3 Eulenpunkte.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Das Buch ist wegen seiner fehlenden Zeitangaben manchmal sehr verwirrend. Auch muss man lange warten, bis einem die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Personen klar werden, bzw. zu welcher Zeit sie überhaupt gehören.


    Wenn man sich aber von der Handlung, die zum einen während der Naziherrschaft in Wien spielt zum andern heute, da die Neonazis agieren, lösen kann, ist es ein wunderschönes Buch, das den Leser berührt.


    Die langsame Annäherung von Elisabetta an Pola, ihr ständiger Kampf mit ihren imaginären Schwestern die bei der Shoa umkamen, genau wie Elisabettas Eltern, liest sich meist angenehm da klingt auch oft Humor mit, da Elisabetta die jüngste der Schwestern aber die einzige Lebende, manchmal doch macht was sie will.


    Dass es da noch eine Tochter und Enkelin gibt, kann man sich irgendwann zusammenreimen.


    Die zarte Liebe zwischen Rahel der Enkelin und Pola der verhinderten Ballettänzerin bringt dadnn den BAll ins Rollen oder der Tragödie zweiter Teil beginnt.


    Ein Buch über Schuld und Sühne, Vergebung und unveränderlichem Hass. Das versteht die Autrorin in wunderbar wenigen aber ausdrucksstarken Sätzen zu erzählen.


    Trotzdem gibt es wegen der Verwirrungen um Zeit und Raum und Leuten nur 6 Punkte

  • Ich habe das Buch in einer Leserunde hier im Forum gelesen und schon dort hat sich herausgestellt, dass es ein Buch ist, was ziemlich polarisiert. Es gab einige Mitleser, die gar nicht damit zurecht gekommen sind. Und einigen hat das Buch ausgesprochen gut gefallen.
    Ich gehöre zur zweiten Hälfte.
    Ich fand "Das Marillenmädchen" von den ersten Sätzen an, die ich gelesen habe einfach nur wundervoll.
    Zur Handlung möchte ich gar nichts mehr sagen, hierzu ist schon genügend geschrieben worden. Und ich finde man darf hier nicht zu viel verraten um sich nicht um das Lesevergnügen zu bringen.
    In dem Buch herrscht von Anfang an eine melancholische und märchenhafte Atmosphäre vor. Es ist ein ruhiges Buch mit leisen Tönen. Aber es hat mich wahnsinnig berührt und bewegt. Beate Teresa Hanika schreibt sehr einfühlsam und feinfühlig.
    Die Autorin versteht es in diesen nur knapp 250 Seiten eine sehr emotionale Geschichte zu erzählen. Dabei spielt die Handlung auf mehreren Zeitebenen. Ich hatte aber zu keinem Zeitpunkt Probleme mich in der Geschichte zurecht zu finden auch wenn öfter zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her gesprungen wird.
    Für mich ist dieses dünne Buch ein richtiges Goldstück, ein Lesehighlight und ein Buch, welches ich bestimmt noch einmal lesen werde.
    Von mir deswegen volle 10 Eulenpunkte und eine absolute Leseempfehlung.

  • Zwei Frauen und ein altes Haus in Wien.
    Elisabetta lebt schon ihr ganzes Leben in diesem Haus und nun ist die junge Tänzerin Pola bei ihr eingezogen.
    Obwohl Beide eigentlich nichts miteinander zu tun haben und sie auch Generationen trennt finden sie zueinander und teilen ihre Erinnerungen.
    Und dann gibt es da ja auch noch den Marillenbaum im Garten.


    Für mich war es das erste Buch das ich von Beate Teresa Hanika gelesen habe.
    Mir war klar, dass es sich um einen Roman handeln wird der auch teilweise zur NS-Zeit spielt und das es nicht immer leicht sein würde das Buch zu lesen. Was es mit der jungen Frau auf sich hat, darüber war ich mir nicht sicher aber ich dachte das wird sich zeigen und so war es dann ja auch.
    Ich bin zu Beginn noch recht gut ins Buch reingekommen, nur je weiter ich kam, desto verwirrter wurde es bis ich verstanden hatte das beide Erzählstränge aufeinander zulaufen um sich dann zu treffen.
    Es gab zwei Erzählstränge und zwar Elisabettas und den Pola. Ich persönlich hätte es auch gut gefunden, wenn die Wechsel angezeigt worden wären bzw. zu Beginn der Kapitel eine Ortsangabe und eine Jahreszahl gestanden hätte, den dadurch hätte man der Handlung eindeutig besser folgen können.
    Bei manchen Entscheidungen von Pola aber auch von Elisabetta war ich zwar anderer Meinung, aber dies ist ja immer auch Ansichtssache und da kann man es selten allen Personen recht machen.
    Die Geschichte an sich fand ich echt gut erzählt auch wenn man manches so nicht erwartet hätte und mir gerade das Ende ein Touch too much war.
    Die Handlungsorte fand ich alle sehr gut beschreiben, man konnte sich alles während des Lesens gut vor dem inneren Auge entstehen lassen. Gerade Wien fand ich sehr gut gelungen.
    Auch die Figuren des Romans fand ich mit viel Liebe zum Detail beschreiben und so konnte man sie sich beim Lesen sehr gut vorstellen.
    Elisabetta war mich von Anfang an sympathisch auch wenn ich etwas gebraucht habe bis ich sie verstehen konnte.
    Alles in allem hat mir da Buch gut gefallen und ich haben angenehme Lesestunden mit dem Roman verbracht.
    Da mir aber der Schluss nicht so ganz gefallen hat vergebe ich für das Buch 9 von 10 Eulenpunkten.

  • Den Roman fand ich sehr verwirrend:
    Einmal wegen der fehlenden Zeitangeben, des Weiteren weil es mehrere Personen gleichen Namens gab. Daran konnte auch die durchaus rührende Geschichte an sich nichts mehr ändern. Mir war er wirklich zu verwirrend, und wenn man schon mit knapp 250 Seite nicht zurechtkommt, dann will das etwas heißen.


    Leider hatte ich vorher das Buch „Die Nachtigall“ von Kristin Hannah gelesen. Dessen komplexe und wunderbare Geschichte nahm diesem Buch jede Chance.


    Das Marillenmädchen bekommt von mir 5 Eulenpunkte.

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Inhaltsangabe:
    »Sie schmeckte nach Rauch und dem verbrannten Boden des Topfes und gleichzeitig süß, diese Marmelade, sodass man nur einen Löffel nehmen wollte und dann war es auch genug. Genug Erinnerung, genug, dass mein Herz aufgewühlt wurde und schneller schlug, als gut für mich war.« Ein Marillenbaum in einem alten Wiener Garten. Seit ihrer Kindheit in den 1940er Jahren kocht Elisabetta jeden Sommer Marmelade ein. Und jedes Mal, wenn sie ein Glas aus dem alten Kellerregal in die Hand nimmt, es öffnet und den süßen Duft einatmet, erinnert sie sich an ihr Leben, an ihre in Dachau ermordete Familie, an ihre große Liebe Franz, an ihre Tochter Esther und ihre Enkelin Rahel. Elisabetta lebt zurückgezogen in ihrer Welt mit den Stimmen der Vergangenheit. Als die Tänzerin Pola bei ihr zur Untermiete einzieht, reißen die alten Wunden auf.


    Meine Meinung zur Autorin:
    Beate Teresa Hanika, hat einen packenden Roman geschrieben, in dem es um schmerzhafte Erinnerungen geht. In leisen, behutsamen Tönen ,mit viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen erzählt sie uns Elisabetha Lebensgeschichte einer Jüdin. Einer Zeitzeugin einer schwierigen und düsteren unserer dunkelsten Epoche. Ihr Sprachstil ist schon fast Poetisch und tiefgründig. Sie gibt uns Einblicke in das Schicksalhafte Leben einer alternden Frau und derer toten Familie. Sehr gut kamen die Schuldgefühle und Ängste der überlebenden rüber, ihr Schmerz, der Verlust und das Gefühl des Verlassenseins. Ihre Sehnsucht nach der verlorenen Familie und warum sie als einzige überlebt hat. Der Versuch sich mit der Freundin ihrer Enkelin anzufreunden um zu zueinanderzufinden und zu vergeben.


    Meine Meinung zum Inhalt:
    Sehr schön hat sie Elisabeth beschrieben, ob als Kind oder bis zur Alten Frau. Man spürte oft die bedrückende Stille des Hauses, ihre Erinnerungen und hörte die Stimmen der ermordeten Schwestern, die im KZ Dachau starben. Die Schwestern begleiten einem durchs ganze Buch beim Lesen. Man lauscht Elisabeths Gesprächen die sie mit Rahel und Judith führt, es ist so als wären sie lebendig und präsent, einfach Alterslos. Ihre Jugendliebe Franz, begleitet uns häufig. Oft saß man mit ihr unter dem Alten Marillenbaum, man sah ihn blühen, schmeckte die reifen Früchte und der Duft der köstlichem Marillenmarmelade stieg einem in die Nase. Auch die Tänzerin Pola ihre Untermieterin und einzigste Freundin ihrer Enkelin Rachel, versucht Elisabetha nahe zukommen, den auf ihr und ihrem Bruder Adel lastet große Schuld . Das ihr beider Gewissen belastet, besonders Adel muss Abbitte leisten . Nach und nach blickte man hinter die Fassade von Hass und den alten Wunden die wieder aufrissen durch Polas Einzug. Eine Geschichte voller überraschender Wendungen. Elisabetha hat viele Verluste hinnehmen müssen, ihrer Eltern, ihre Schwestern umgekommen im KZ. Die Liebe zu Franz die keine Erfüllung finden durfte, der Verlust durch einen tragischen Brand von ihrer Tochter Esther und Enkelin Rahel. Man lernt Elisabeth verstehen warum sie sich in eine andere Welt flüchtet, wo alle noch lebendig sind.



    „ Ein Buch das mich Nachdenklich machte und für Versöhnung wirbt „


    Es bekommt von mir Eulenpunkte

    „Lesen heißt durch fremde Hand träumen.“ (Fernando Pessoa)

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  • Inhaltsangabe:
    »Sie schmeckte nach Rauch und dem verbrannten Boden des Topfes und gleichzeitig süß, diese Marmelade, sodass man nur einen Löffel nehmen wollte und dann war es auch genug. Genug Erinnerung, genug, dass mein Herz aufgewühlt wurde und schneller schlug, als gut für mich war.« Ein Marillenbaum in einem alten Wiener Garten. Seit ihrer Kindheit in den 1940er Jahren kocht Elisabetta jeden Sommer Marmelade ein. Und jedes Mal, wenn sie ein Glas aus dem alten Kellerregal in die Hand nimmt, es öffnet und den süßen Duft einatmet, erinnert sie sich an ihr Leben, an ihre in Dachau ermordete Familie, an ihre große Liebe Franz, an ihre Tochter Esther und ihre Enkelin Rahel. Elisabetta lebt zurückgezogen in ihrer Welt mit den Stimmen der Vergangenheit. Als die Tänzerin Pola bei ihr zur Untermiete einzieht, reißen die alten Wunden auf.


    Meine Meinung


    In "Das Marillenmädchen" nimmt die Autorin die Leserinnen und Leser mit auf eine Reise nach Wien. Elisabetta hat den Krieg überlebt, aber schwere Verluste erlitten. Sie lebt in der Vergangenheit - und erinnert sich an die Zeit des Krieges, an die schönen und traurigen Moment. Auch wenn es etwas dauert, bis man sich in die Thematik eingelesen hat - was den Zeitsprüngen geschuldet ist, die nicht mit Jahreszahlen gekennzeichnet sind - legt Beate Teresa Harnika ein beeindruckendes Buch vor. Mit einem fast schon peotischen Stil nimmt sie den Leser mit in die Vergangenheit. Gleichzeitig überzeugen auch die Episoden in der Gegenwart, die zu elementaren Fragen wie Schuld und Vergebung führen.


    Mich hat dieses Buch auf ganzer Linie überzeugt - ich hätte nie erwartet, in diesen wenigen Seiten ein so beeindruckendes Buch zu finden.


    8/10 Punkten!

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Seit ihrer Kindheit wohnt Elisabetta Shapiro in dem Haus mit dem Marillenbaum im Garten. Früher war es ihre Mutter, die aus den Früchten Marmelade kochte, eine Tradition, die Elisabetta übernahm, seitdem sie allein zurechtkommen musste. Der Zweite Weltkrieg nahm ihr die Familie, nur sie, der Kobold, die jüngste Tochter entkommt der Deportation. Nun ist sie eine alte Frau, das obere Geschoss der Wohnung ist vermietet an eine Tänzerin, im Nachbarhaus wohnt schon lange nicht mehr der Nachbar Franz, nur der Marillenbaum und die Marmelade und die vielen Erinnerungen begleiten Elisabetta durch den Tag. Als eine neue Mieterin, Tänzerin wie die erste, doch keine Russin, sondern ausgerechnet eine Deutsche, in die oberen Zimmer zieht, ist Elisabetta voller Misstrauen und Ablehnung. Nur zaghaft entwickelt sich eine vorsichtige Annäherung, die nur allmählich ans Licht bringt, dass die beiden Frauen mehr verbindet als die Geschichte von Tätern und Opfern.


    Beate Teresa Hanika erzählt ihre Geschichte in ruhiger, bildhafter Sprache, der etwas Märchenhaftes innewohnt. Auf drei ineinander verwobenen Zeitebenen entwickelt sie die Geschichte einer schicksalhaften Freundschaft zwischen den Mädchen Pola und Rahel, mit Elisabettas Schicksal als Mittelpunkt, auf den letztlich alles hinausläuft. Mehr mag ich gar nicht unbedingt vom Inhalt verraten, denn ein Zuviel würde den Zauber des Romans zu sehr beeinträchtigen, der in erster Linie davon lebt, dass sich die eigentlichen Zusammenhänge erst nach und nach erschließen. Obwohl der Roman in drei Zeitebenen spielt - Elisabettas Gegenwart, ihre Vergangenheit und die Zeit der Freundschaft zwischen Pola und Rahel - fand ich die Geschichte niemals verwirrend. Man muss sich darauf einlassen können, als Leser nicht sofort über alles ins Bild gesetzt zu werden, dann kann man das Buch und seine wirklich poetische Sprache sehr genießen. Inhaltlich hat mich das Buch leider nicht ganz so sehr überzeugen können. Von der märchenhaften Atmosphäre her hat es mich sehr an Zusaks "Bücherdiebin" erinnert und hier wie dort habe ich Schwierigkeiten, diese Atmosphäre mit dem Inhalt in Verbindung zu bringen. Hanika hat in ihrem Buch zu viele Zufälle und schicksalshafte Wendungen als dass es mir wirklich gefallen kann. Wo es finster ist, ist es richtig finster (Polas Bruder z.B. ist nicht nur Neonazi, die Familie ist auch noch komplett kaputt, der Vater kriminell, die Mutter überfordert und desinteressiert ...) - ohne diese Übertreibungen und unnötigen Dramatisierungen hätte das Buch ein tolles Stück Literatur über Versöhnung ergeben können. So ist es leider nur schön zu lesen und schnell vergessen. 7 Eulenpunkte für gute Unterhaltung.

  • Dieses Buch dürfte ich im Rahmen einer Leserunde hier im Forum lesen. Danke dafür an Wolke und den Verlag.


    Meine Meinung zum Marillenmädchen ist ein wenig geteilt. Mir hat der Schreibstil der Autorin sehr gut gefallen, sie hat die Fähigkeit, ohne viel Aufhebens ganz besondere Stimmungen entstehen zu lassen. Mit einfachen Worten und ohne viel Drumherum. Die Szenen im Konzentrationslager Dachau haben mich sehr bewegt. Bereits als Schulkind gehörte der Besuch der Gedenkstätte zum Pflichtprogramm und diese Bilder bekommt man wohl nie mehr aus dem Kopf.


    Inhaltlich hatte ich allerdings ein bisschen mit dem Buch zu kämpfen. Ganz besonders die drei Frauen, die allesamt Rachel heißen, haben mehrmals für Verwirrung gesorgt. Hier hätten Jahreszahlen über den Kapiteln vermutlich sehr geholfen. Diese Verwirrung ist für mich auch der Grund, dass trotz dem tollen Schreibstil ein wenig Luft nach oben geblieben ist.


    Von mir gibt es 7 Eulenpunkte.

  • Irgendwie ist das Posten der Abschluss-Rezension nach der Leserunde bei mir völlig untergegangen und jetzt bin ich im Fernsehen wieder über das Buch gestolpert und da fiel es mir siedendheiß ein, daher reiche ich sie erst jetzt nach.


    So, hier also auch meine Meinung:


    In dem Buch werden zunächst zwei getrennte Geschichten erzählt, nach und nach entdeckt man aber als Leser die Zusammenhänge. Der Ansatz ist nicht neu, aber hier gut ausgeführt. Zusätzlich zu den zwei Handlungssträngen sind auch noch mehrere Zeitebenen verwendet, indem Eliabetta in einem der beiden Stränge in Rückblenden an ihre Familie und die Zeit des 3. Reiches erinnert. Die Geschichte der Tänzerin Pola steht zunächst selbstständig daneben, nach und nach zeigen sich dann aber Verbindungen der beiden Handlungen.
    Das ganze ist handwerklich gut umgesetzt, als Leser war ich auch recht gespannt auf die Zusammenhänge, allerdings wird schon viel zwischen Personen und Zeitebenen gewechselt, sodass ich manchmal leicht den Überblick verloren habe.


    Das Buch lebt auf jeden Fall vom Erzählstil und der Sprache: Sie ist sehr bildhaft, manchmal sehr illustrierend, dabei zieht sich ein melancholisches und trauriges Gefühl durch das Buch. Für mich war es dadurch etwas anstrengend zu lesen. Ich lese viel zur Unterhaltung, gerne auch mal Bücher, die quasi zum Trash-TV der heutigen Zeit korrespondieren. Es muss mich unterhalten und nicht anstrengen. Das Buch ist nicht dick, aber prall gefüllt mir Ereignissen und dadurch sehr reich. Bei diesem Buch war es daher, wie gesagt, zeitweise etwas anstrengend, denn jedes Wort und jede Formulierung schien wichtig und gewichtig zu sein und ein solches Lesen fordert Aufmerksamkeit.
    Das ist nicht negativ zu sehen, aber es ist nicht unbedingt etwas für mich persönlich.



    Wenn man sich drauf einlassen kann und die Zeit und Lust hat, beim Lesen Nachzudenken und zu Hinterfragen, dann ist das Buch auf jeden Fall lesenswert.
    Ich bleibe allerdings etwas zwigespalten zurück. Die Geschichte hat mich berührt, allerdings ist es ein schwieriges Thema und der Stil hat es mir hier nicht leicht gemacht.


    Von mir gibt es 6 Punkte.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

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