Die himmlische Tafel - Donald Ray Pollock

  • Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
    Verlag: Liebeskind; Auflage: 1 (12. Juli 2016)
    ISBN-13: 978-3954380657
    Originaltitel: The Heavenly Table
    Preis Gebundene Ausgabe: Euro 22.00
    Preis Kindle E-Book: Euro 16.99


    Autor


    Donald Ray Pollock, geboren 1954, wuchs im US-Bundesstaat Ohio auf. Mit siebzehn Jahren brach er die Highschool ab und nahm einen Job in einer Fleischfabrik an. Danach arbeitete er über dreißig Jahre in einer Papiermühle, zumeist als Lastwagenfahrer. Ende der Achtzigerjahre holte er in Abendkursen seinen Schulabschluss nach und schrieb sich an der Ohio State University ein. 2008 erschien sein Debüt »Knockemstiff«, 2011 der Roman »Das Handwerk des Teufels«, für den er mit dem Grand prix de littérature policière und dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet wurde. Donald Ray Pollock lebt in Chillicothe.


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    Georgia, 1917. Der Farmer Pearl Jewett will sich durch seine Armut auf Erden einen Platz an der himmlischen Tafel verdienen – und seine drei Söhne darben mit ihm, ob sie wollen oder nicht. Nachdem Pearl von den Entbehrungen ausgezehrt stirbt, müssen sich die jungen Männer allein durchs Leben schlagen. Auf gestohlenen Pferden und schwer bewaffnet plündern sie sich ihren Weg durchs Land. Dabei folgen sie den Spuren ihres großen Helden »Bloody Bill Bucket«, einem Bankräuber aus einem Groschenroman, neben der Bibel das einzige Buch, das die Jewett-Brüder kennen … Einige Hundert Meilen entfernt, im Süden Ohios, wird Ellsworth Fiddler von einem Trickbetrüger um sein ganzes Geld gebracht. Als sein Weg den der schießwütigen Jewetts kreuzt, wendet sich sein Schicksal unerwartet zum Guten. Die Brüder hingegen müssen einsehen, dass der Himmel, den man sich gemeinhin ausmalt, oft schlimmer ist als die Hölle, der man entfliehen will.


    Meine Meinung


    Der amerikanische Schriftsteller Donald Ray Pollock erzählt von Menschen, deren tristes Leben einem Dornengestrüpp auf einem längst vergessenen Friedhof gleicht. Monoton. Öde. Belanglos. Menschen die aus unterschiedlichen Gründen nie den Hauch einer Chance hatten im Leben mehr als das simple Überleben zu erreichen und einem vorgezeichneten Lebensweg, den man aber wohl eher als Trampelpfad bezeichnen kann, folgen. Armut und Entbehrung ist allen gemein und manchen bringt die pickelharte Plackerei auf den Farmen kaum genug zum satt werden. Der amerikanischen Unterschicht auf dem Lande, für die der abfällige englische Begriff Hillbillys geschaffen wurde und der es mittlerweile den Weg in den deutschen Sprachraum geschafft hat, nehmen sich in den letzten Jahren gleich mehrere Schriftsteller an und sie schreiben ihre Romane unter dem Sub-Genre des "Country Noir"


    Die armen Leute glauben schon seit vielen Jahrhunderten, dass sie nach ihrem Tod für ihr karges und meist arbeitsreiches Leben auf Erden im Himmel belohnt werden. Für sie ist ein Platz an der üppigen himmlischen Tafel reserviert. Der Farmer Pearl Jewett glaubt unerschütterlich an dieses Dogma und er bewirtschaftet mit seinen drei Söhnen eine kleine Farm deren mickriger Ertrag sie zuweilen Hungern lässt. Er lässt sie wissen, das sich die Mühsal in all dem Dreck und der Einöde sich dereinst im Jenseits lohnen wird. Als Pearl stirbt entschliessen sich die drei Brüder den rechtschaffenen Weg zu verlassen in ihr echtes Leben im Hier und Jetzt zu verbessern. Sie eifernen ihrem fiktiven Idol aus dem zerlesenen Groschenroman "Das Leben von Bloody Bill Bucket" nach und überfallen mehrere Banken. Als Outlaws werden rasch sie steckbrieflich gesucht und sie entschliessen sich gen Norden nach Kanada zu reiten und treffen dabei auf die die beiden Hauptpersonen des zweiten Handlungsstrangs: Eula und Ellsworth Fiddler. Zwei grundehrliche Menschen denen ein Vagant ihr Erspartes abgeschwatzt hat und die ihren Sohn in die Armee für den Kampf gegen die Deutschen des sich im Endstadium befindenden 1. Weltkriegs verloren haben.


    Pollock erzählt eine gute Geschichte aus dem amerikanischen Süden die im Jahre 1917 spielt. Wie meist bei dieser Art Roman betätigt sich der Autor als Chronist einer Region und Zeit und braucht kein Blatt vor den Mund zu nehmen da die Leser dieser Gattung Buch deftige Lesekost gewöhnt sind. Die Zeit war hart und die Menschen gehen derbe miteinander um. Raubeinige Aussenseiter treffen auf naive Farmer, kleinstädtische Säufer und Huren. Der Roman ist just in der Zeit angesiedelt, als die technischen Errungenschaften die arme Landbevölkerung in den Südstaaten erreicht. Die Menschen müssen sich an den Anblick der ersten Automobile gewöhnen. Städte vergeben neuerdings Jobs wie Scheisshauskontrolleure die dafür sorgen, dass die Sickerbecken der Plumpsklos nicht überlaufen und das Trinkwasser verunreinigen. Der Autor beschreibt eine Handlung im Spannungsfeld des historischen Umbruchs zwischen altertümlicher Tradition und beginnender Moderne.


    Ih mochte schon ersten beiden Romane "Knockemstiff" und "Das Handwerk des Teufels" von Pollock und dieser Roman, sein Dritter, steht den beiden Vorgängern in Nichts nach und festigt seinen Status als feste Grösse unter den Schriftsteller in der Kategorie "Country Noir". Wertung: 8 Eulenpunkte