'Die neuen Leiden des jungen W.' - Seiten 33 - 65

  • Er hauste in einer Laube. In Berlin sagte man Laube, in Thüringen heißt es Datsche. Ja, Willi seine Familie muss zu Geld gekommen sein, dass sie damals einfach das Mobiliar einer 4Raum- Wohnung dort lagern konnte.


    Iinteressant, wie Charlie die Story sah und wie Edgar.
    Edgar hat kein Talent zum Malen. Er gab wohl vor, Malen zu können, weil sein Vater Maler ist. Den Vater, der sich nicht um ihn gekümmert hat, wollte er wohl imponieren.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Er hauste in einer Laube. In Berlin sagte man Laube, in Thüringen heißt es Datsche.


    Datsche kommt übrigens aus dem Russischen, von Datscha(kleines Garten- oder Wochenendhaus).


    Zitat

    Ja, Willi seine Familie muss zu Geld gekommen sein, dass sie damals einfach das Mobiliar einer 4Raum- Wohnung dort lagern konnte.


    Darüber habe ich auch gestaunt. Möbel waren im Verhältnis zum Lohn und zu den Preisen z.B. der Grundbedarfsmittel teuer und auch nicht so einfach zu bekommen. Vielleicht war ein Elternteil von Willi Abteilungsleiter im Möbelhandel.
    Oder es waren einfach die alten Möbel, die sie inzwischen mit den Jahren ausgetauscht hatten. Sonst hätten sie doch etwas unternommen. Immerhin sollte die Laube mit abgerissen werden.


    Zitat

    Iinteressant, wie Charlie die Story sah und wie Edgar.
    Edgar hat kein Talent zum Malen. Er gab wohl vor, Malen zu können, weil sein Vater Maler ist. Den Vater, der sich nicht um ihn gekümmert hat, wollte er wohl imponieren.


    Ich bin nicht sicher, ob er nicht einfach nur schockieren wollte, anecken. Spaß scheint es ihm jedenfalls gemacht zu haben. Ich glaube, dass er sich in der Rolle des verkannten Genies gefiel.

  • Dieses Buch weckt ein gewisses Maß an Wehmut in mir, nicht Nostalgie, eher Bedauern. Bedauern für alle die, die sich nicht verwirklichen konnten, nicht weil sie es nicht geschafft haben, sondern weil sie nicht durften.
    Edgar ist ein Suchender, ein Träumer, ein Angeber - alles das. Richtig überlegt hat er sich seinen Ausstieg nicht, und einen wirklichen Plan hat er auch nicht, aber er tut es, und das imponiert mir auf eine gewisse Weise.


    Und in diesem Abschnitt trifft er Charlotte, die nicht Charlotte heißt. Seine Gefühle sind echt und vielleicht ist es auch das erste Mal für ihn, dass sie so tief sind. Tja, sie ist verlobt, wieder Parallelen zu Goethes "Werther".


    Ich finde es interessant gelöst, wie sich die Fakten, die der verschollene Vater Edgars, der dessen Spuren nach seinem Tod sucht, mit den Antworten des inzwischen toten Edgar abwechseln. So wird das Geschehen von beiden Seiten beleuchtet und manches klarer.

  • Wie heute. Junge Leute lernen, studieren für einen Beruf, der ihnen Spaß macht, finden aber dort keine Jobs, wovon sie leben können. Sie müssen irgendwas machen um zu existieren. Oder sie müssen sonstwo hin auswandern.
    Die Geburtsjahrgaenge 55-65 hatten die besten Chancen.


    Ja, Willis Vater könnte ein Möbelkombinat oder eine Produktionsgenossenschaft geleitet haben.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Edgar macht sich vor allem seine eigene Realität. Seine Worte stehen den Worten von Charlotte ja fast diametral gegenüber. Er ist bis über beide Ohren verliebt und sie urteilt eher spöttisch und hatte scheinbar eher nur Mitleid für ihn. Auf jeden Fall teilt sie nicht seine romantische Verklärtheit, sondern urteilt eher knallhart.

  • Ich finde die Sprache von Edgar sehr merkwürdig. Es ist fast so als hätte er sich seine eigene Sprache erfunden. Was meint er wenn er sagt :...hat mich fast nicht krank gemacht ...Fast nicht ist doppelte Verneinung, oder?
    Ich hab jetzt den Goethe zur Seite gelegt weil sowieso das meiste hier in diesem Buch zitiert wird.
    Mir ist das Ganze zu gekünzelt. Inhaltlich passiert mir zu wenig.

  • Ja, "fast nicht" ist doppelte Verneinung. "Ich weiß nicht, ob ihr das kennt, Leute?" kommt ja auch permanent. Da kann man sich doch schnell dran gewöhnen.


    Wie weit ist denn die Handlung mit der on Goethe identisch? Ich hätte den doch vorher lesen sollen ... Zum Glück lasen wir im Januar in der LR wenigstens "Der Fänger im Roggen", obwohl ja nur am Anfang ein paar Anspielungen kamen.

  • Zitat

    Original von xexos
    Ja, "fast nicht" ist doppelte Verneinung. "Ich weiß nicht, ob ihr das kennt, Leute?" kommt ja auch permanent. Da kann man sich doch schnell dran gewöhnen.


    Wie weit ist denn die Handlung mit der on Goethe identisch? Ich hätte den doch vorher lesen sollen ... Zum Glück lasen wir im Januar in der LR wenigstens "Der Fänger im Roggen", obwohl ja nur am Anfang ein paar Anspielungen kamen.


    Ich gebe zu, dass ich nicht den ganzen Goethe gelesen habe, aber fast. Werther schreibt hier Briefe an seinen Freund Willhelm, schreibt über seine intensive Liebe zu Charlotte, die aber verlobt ist und später auch heiratet. Am Ende begeht er Selbstmord.
    Also gibt es schon Parallelen zwischen den beiden Büchern.
    Aber ich will hier das Ende nicht vorgreifen, aber Selbstmord begeht er nicht. Vielleicht wäre das Buch dann zu seiner Entstehungszeit auch nicht veröffentlicht worden.