Birgit Mosser - Der Sturz des Doppeladlers

  • Die Autorin (Quelle: Amazon)
    Birgit Mosser ist Juristin. In ihrer journalistischen Arbeit ist sie auf Drehbuch und Regie von zeitgeschichtlichen TV-Dokumentationen spezialisiert. Sie veröffentlichte mehrere Sachbücher zur österreichischen Geschichte, zuletzt bei Amalthea erschienen: "Die letzten Zeugen. Vom Kaiserreich zum ›Anschluss‹" (mit Gerhard Jelinek, 2014) und "Leopold Figl. Der Glaube an Österreich" (2015). "Der Sturz des Doppeladlers" ist ihr erster Roman.
    Produktinformation (Quelle: Amazon)
    • Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
    • Verlag: Amalthea Signum (5. September 2016)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 399050052X
    • ISBN-13: 978-3990500521


    Kriegsschicksale
    Das Kindermädchen Berta steht in der ersten Reihe, als der Sarg des verstorbenen Kaisers vorbeigetragen wird. Doch sie bekommt Ärger mit ihrer Herrin… als sie zu Hause einen Brief ausgehändigt bekommt, hat sie schon ein schlechtes Gefühl. …
    Später erfährt Berta, dass sie schwanger ist, und ihr Kind wird keinen Vater haben, obwohl er versprochen hatte zurück zu kommen…. Noch größerer Ärger mit ihrer Herrin ist vorprogrammiert…
    Es ist im dritten Kriegsjahr. Von Webern macht sich Sorgen… Aber noch besteht Hoffnung….
    Sophie Belohlavek erfährt, dass sie schwanger ist. Ihr Vater wird sie umbringen. Doch ihre Mutter verspricht, dass sie eine Lösung finden werden….
    Col di Lana, Oberleutnant Julius Holzer muss feststellen, dass der Fein den Berg sprengen will…. Doch sein Vorgesetzter erlaubt keinen Rückzug….
    Für Holzer macht es sich bezahlt, dass er einem Feind das Leben gerettet hat….
    Und dann ist da auch noch August Belohlavek, der die moralische Schuld am Tod seiner Frau trägt, dies aber partout nicht sehen will….
    Warum bekommt Berta Ärger mit ihrer Herrin? Was stand in dem Brief, den sie bekommen hat? Ist ihr Verlobter gefallen? Und warum gibt das noch mehr Ärger? Weswegen macht von Webern sich Sorgen? Besteht wirklich noch Hoffnung? Welche Lösung findet Ernestine Belohlavek für die schwangere Sophie? Haben die Italiener wirklich den Berg gesprengt? Warum war Holzers Vorgesetzter so engstirnig? Was hat er mit seinem Befehl angerichtet? Wem hat Holzer das Leben gerettet? Und wieso trägt August die moralische Schuld am Tod seiner Frau? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.


    Meine Meinung
    Das Buch ließ sich sehr gut lesen. Nicht ganz flüssig, das verhindern die Perspektivensprünge. Aber hier wurde jedes Mal darauf hingewiesen, wo man gerade ist. Das finde ich sehr gut, es ist nicht in jedem Buch mit solchen Sprüngen so. In der Geschichte war ich schnell drinnen. Auch konnte ich mich sehr gut in die Protagonisten hineinversetzen, auch wenn ich – zum Glück – keinen Krieg erlebt habe. Berta tat mir sehr leid, schwanger zu sein, und dann den Verlobten zu verlieren. Sophies Vater hätte ich erwürgen können. Auch wenn es ihm nicht passt, das Kind trägt trotzdem sein Blut in sich! Holzer war in jeder Beziehung ein Held. Wir lesen in diesem Buch vom Schicksal Bertas, die letztendlich noch Glück hatte, und von noch anderen Familien, die teilweise den Krieg überlebt haben und hinterher feststellen müssen, dass nichts mehr so ist wie es vorher war. Das Buch ist sehr schön und auch sehr realitätsnah geschrieben. Eigentlich ist es ein historischer Roman. Allerdings waren hier die meisten Personen wohl nicht historisch. Es gibt zwar ein Personenverzeichnis am Ende des Buches, aber historische Personen sind nicht aufgeführt. Das habe ich doch etwas vermisst. Aber wie gesagt, es waren wohl nicht viele historisch, und es war auch nicht als solcher deklariert. Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und es hat mich auch gut unterhalten, obwohl ich eigentlich gar nicht so gerne Kriegsliteratur lese. Es bekommt von mir eine Lese-/Kaufempfehlung.

  • Auch von mir bekommt dieses Buch eine Lese/Kaufempfehlung und 10 Punkte.


    Wegen der Inhaltsbeschreibung hatte ich mich sehr auf diesen Roman - es ist mein erstes Buch von Birgit Mosser - gefreut und konnte es dann kaum aus der Hand legen, denn die Geschichte fesselte mich total.
    Der Titel passt, das Coverbild ebenso. Angeblich handelt es sich dabei um ein Foto einer "Unbekannten", sie sieht aber exakt so aus, wie ich mir eine bestimmte junge Frau aus dem Buch vorgestellt hatte.
    Als sehr hilfreich habe ich die Zusammenstellung der einzelnen (fiktiven)Familienmitglieder am Ende des Buches empfunden.
    Es sind ebenfalls Anmerkungen der Autorin zu finden, die das Erzählte beeindruckend abrunden.
    Viele der erwähnten Personen des öffentlichen Lebens hat es tatsächlich gegeben und ich fand es interessant, bei Wikipedia noch etwas mehr über ihr Schicksal zu erfahren.
    Immer wieder werden bekannte Ereignisse wie beispielsweise die "Sixtus-Affäre" oder Vater und Sohn Adler erwähnt oder ins Geschehen mit einbezogen.
    Aber ich habe auch viel Neues erfahren bzw. mich mit bestimmten Dingen erstmals näher auseinander gesetzt wie beispielsweise die Kriegsfolgen für Südtirol und das neugeschaffene Burgenland.
    Ohne falsches Pathos wird hier ein eindringliches Bild der Zeit vom Tod des greisen Kaisers Franz Josef bis zu Beginn der Zwanziger Jahre gezeigt.

  • Wir alle kennen den österreichischen Monarchen Franz Joseph aus den Sissi Filmen und den Biographien rund um die Familie Habsburg.
    Als Franz im November 1916 stirbt, beginnt Birgit Mossers mitreißender Roman über den Untergang der großen Monarchie Österreich-Ungarn.


    Wir bekommen detailgetreue und authentische historische Einblicke in vier Familien aus verschiedenen sozialen Schichten, die alle zwar unterschiedlich aber jede massiv unter den den furchtbaren Konsequenzen des erbitterten ersten Weltkrieges leiden, der sich mittlerweile im dritten Jahr befindet. Es mangelt an Lebensmitteln und Brennstoff. Kaffee gibt es nicht mehr. Stattdessen wird ein unbekömmlicher Sud aus Eicheln oder Kastanien aufgebrüht, den eigentlich kein Mensch trinken kann. Brot wurde mit Sägemehl gestreckt. Ich glaube, dass hat mich neben den grausigen körperlichen und seelischen Verletzungen, die Frau Mosser sehr eindringlich schildert, am meisten entsetzt.


    Die Menschen hungern und frieren. Wer Glück hat und zur Dienerschaft einer der reicheren Wiener Familien gehört, kann einen einfachen Lebensstandard einigermaßen aufrecht erhalten. So auch die sympathische Berta Sogl, die dann jedoch ungewollt schwanger und von ihrer Hausherrin prompt vor die Tür gesetzt wird. Ledige Mütter haben es in der konservativen Gesellschaft wahnsinnig schwer. Für Berta beginnt ein harter Kampf um Brot und Geld.
    An der Front ist die Versorgung ebenso schlecht. Grausige Szenen, Desertation und Gefangenschaft sind die Folge der strauchelnden Monarchie. Österreich wird soweit gedemütigt, bis nur noch ein winziger Staat übrig ist.


    Birgit Mosser beschreibt berührend die schweren Schicksalsschläge und Entbehrungen ohne dabei umständlich zu wirken, so dass man sich ganz nah im Geschehen sieht. Trotz aller Tragödien war es schön, manches Glück der Menschen in dieser prägenden Zeit mit zu erleben. Die Autorin lässt “kleine Glücke”, in einer Epoche, in der nichts mehr selbstverständlich ist, zu etwas Essentiellem werden.


    Ein Buch, das gerade heute aktuell ist, neben aller Fiktion geschichtliches Wissen vermittelt und gelesen werden will.
    Ich empfehle vorherige Infos über die Sachverhalte des 1. Weltkrieges und Österreich-Ungarn, um alle Zusammenhänge zu verstehen und den Inhalt bis zum Schluss auszukosten.

  • Inhalt:
    Österreich-Ungarn, 1916. Die Donaumonarchie unter dem greisen Kaiser Franz Joseph befindet sich im dritten Jahr eines Krieges, der ohne Erbarmen geführt wird. Seine Auswirkungen treffen Menschen aller sozialen Schichten: Das junge Kindermädchen Berta kämpft um das Überleben ihres ledigen Kindes. Kaiserjäger Julius Holzer erlebt die Sprengung des Col di Lana an der Dolomitenfront. Architekt August Belohlavek gerät in russische Kriegsgefangenschaft. Sektionschef Ferdinand von Webern muss die Demütigung von St. Germain ertragen.
    In den letzten Jahren des Habsburgerreiches meistern vier Familien ihr Schicksal – und eine große Liebe gibt Hoffnung für die künftigen Generationen. Ob in Wien, Prag oder Südtirol, in Kärnten oder dem heutigen Burgenland – am Ende eines furchtbaren Krieges ist nichts mehr, wie es einmal war.
    Liebe und Hass, Treue und Verrat, Tod und Überleben liegen in jenen Jahren nahe beieinander. Jeder Einzelne wird vor existenzielle Fragen gestellt. Es gibt immer eine Wahl. Und sie hat immer ihren Preis.


    Mein Fazit: Sehr interessanter Text, der dennoch auch die Aufmerksamkeit der Leser auffängt. Der Scheibstil passt gut für dieses Genre.