'Das Marillenmädchen' - Seiten 088 - 165

  • Zitat

    Original von Arietta
    Erschütternd fand ich das Gespräch das Elisabettas mit ihren Schwestern führt, ihre Verschleppung.
    Das KZ, der Tod, wie man mit den Menschen verfuhr, da bekam man Gänsehaut.


    Ja, die Szene macht wirklich Gänsehaut, und dabei wird sie vollkommen unkitschig und nicht unnötig dramatisch erzählt. Gerade die eher nüchterne Sprache macht das Grauen so viel greifbarer.


    Herr Palomar : Ja, daran kann ich mich auch erinnern - und ich musste auch direkt daran denken, als ich die Szene gelesen habe.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Zitat

    Original von Susannah


    Ja, die Szene macht wirklich Gänsehaut, und dabei wird sie vollkommen unkitschig und nicht unnötig dramatisch erzählt. Gerade die eher nüchterne Sprache macht das Grauen so viel greifbarer.


    Herr Palomar : Ja, daran kann ich mich auch erinnern - und ich musste auch direkt daran denken, als ich die Szene gelesen habe.




    Ich fand auch es war in sehr leisen Tönen erzählt, und gerade diese bewegen einem besonders Intensiv.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Verstehe ich das richtig, dass Franz im Dunkel dachte, Rahel sitzt neben ihm, sozusagen ein verirrter Kuss?


    Eigentlich ist Elisabetta für Franz zu jung.




    Ich glaube schon das Franz wusste wen er küsste, sie saßen ja scheinbar öfters im Keller zusammen. Was heißt zu Jung, es war ja eine Kindliche und unschuldige verliebtheit, es war Krieg, die Menschen vertweifelt und es fielen Bomben.

  • Zitat

    Original von Arietta
    Erschütternd fand ich das Gespräch das Elisabettas mit ihren Schwestern führt, ihre Verschleppung.
    Das KZ, der Tod, wie man mit den Menschen verfuhr, da bekam man Gänsehaut.



    Das Geburtstags treffen bei Götz fand ich sehr beklemmend, er ist der Anführer, dieser unheilvollen Bande von Nazis, er hat sie gut im Griff und manipuliert sie regelrecht zu seinen Gunsten. Ein Rattenfänger.


    Wenn man ein Buch mit diesem tragischen Thema liest und gleichzeitig im Fernsehen hört, das ein Afd-Spitzenkandidat ohne jeden Skrupel Hakenkreuze und KZ-Geld verkauft, bekommt man so eine Wut!

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Wenn man ein Buch mit diesem tragischen Thema liest und gleichzeitig im Fernsehen hört, das ein Afd-Spitzenkandidat ohne jeden Skrupel Hakenkreuze und KZ-Geld verkauft, bekommt man so eine Wut!


    Da gebe ich dir Recht, und jetzt haben sie auch noch so viele Stimmen bekommen und können in den Landtag einziehen. Mir macht das Angst!

  • Zitat

    Original von Arietta


    Da gebe ich dir Recht, und jetzt haben sie auch noch so viele Stimmen bekommen und können in den Landtag einziehen. Mir macht das Angst!


    Das unterschreibe ich auf jeden Fall mit!! :write


    Ansonsten hat mir dieser Abschnitt weit besser gefallen, ich glaube, ich habe mich an den Stil der Autorin gewöhnt. Das war mir ja im ersten Abschnitt schwer gefallen.


    Gänsehaut bekomme ich immer an den Stellen, wo Elisabetta mit ihrer toten Familie spricht. Z.B. als Rahel ihr "erzählt", wie die Mutter im KZ gesungen hat ;-(


    :lesend

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Zitat

    Original von Rouge
    Auch nach dem zweiten Abschnitt gefällt mir das Buch immer noch sehr gut. Polas Freundin Rahel ist also tatsächlich die Enkelin von Elisabetta. Ich denke jetzt ehrlichgesagt schon, dass Pola nicht zufällig bei ihr als Untermieterin eingezogen ist.
    Es gibt immer wieder Abschnitte, die mich sehr berühren. Zum Beispiel, als die Mutter Elisabetta über die Marmalade erzählt, in die sie Arsenik gemischt hat. Für den Notfall. Oder die Erinnerungen an die Zeit in Dachau. Mich würde interessieren, wie es Elisabetta geschafft hat, dass sie als einzige nicht nach Dachau gekommen ist und somit überleben konnte.



    Polas Vater scheint ein Alkoholiker zu sein und anscheinend hat er die Familie ganz schön tyrannisiert. Und Adel und sein Freund sind in einer Studentenverbindung, die anscheinend rechtsradikal sind. Pola hat es auch nicht einfach mit ihrer Familie. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ihre Freundschaft mit Rahel ein schlimmes Ende nehmen wird. Ich bin schon gespannt auf den letzten Abschnitt.


    Es erschüttert mich immer wieder über die Schrecken und Brutalität dieser Zeit zu lesen. Der Satz, den Rahel Elisabetta erzählt, es ist als wollten sie noch so viele wie möglich töten, in dem Sinne, man kann das gar nicht rational nachvollziehen, es war, möchte man meinen, eine Bande von Gerhirnkranken, die jede Menschlichkeit verloren haben.


    Die Freundschaft mit Rahel wird sicher böse enden, irgend wo war doch was von Rauchgeruch zu lesen, da das deutsche Mädchen erschreckt. Ich denke, Adél und die Gruppe um Götz zünden das Haus an.


    Schreckliche Parallelen zu den aktuellen Vorkommnissen überall.



    Ach und der alkoholkranke Vater, hm ob den jemann umbringt, die Mutter oder Adél womöglich?

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Verstehe ich das richtig, dass Franz im Dunkel dachte, Rahel sitzt neben ihm, sozusagen ein verirrter Kuss?


    Eigentlich ist Elisabetta für Franz zu jung.


    Ich hatte nicht den Eindruck, dass er die beiden verwechselt hat, zu Anfang war das Licht ja noch an, er küsste sie als die Birne ausging.


    Was ist schon zu jung? Wie alt ist Franz eigentlich? Er scheint sich ja mehr zu Rahel hingezogen zu fühlen und Ja, ich habe das Gefühl seine Mutter wird bei der Verhaftung der Familie ihre Finger mit im Spiel haben.


    Wäre ja schlimm, würde man die vergessen :-(





  • Da hatte ich auch Gänsehaut, im Geiste hörte ich sie singen, sie ließ sich nicht brechen, singend ging sie in den Tod. Ich darf darüber nicht nachdenken. Warum ließ die übrige Welt so etwas zu Frage ich mich, es gab doch genug Geheimdienste. Man hätte vielleicht alledem ein Ende bereiten können.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Wenn man ein Buch mit diesem tragischen Thema liest und gleichzeitig im Fernsehen hört, das ein Afd-Spitzenkandidat ohne jeden Skrupel Hakenkreuze und KZ-Geld verkauft, bekommt man so eine Wut!


    Die bekomme ich auch ohne das Buch zu lesen.

  • Mir gefällt das Buch weiterhin richtig gut.


    Ich hatte es auch so verstanden, dass Franz dachte, er hätte im dunklen Keller Rahel geküsst. Seine anschließende Reaktion hat meine Vermutung nur bestärkt.


    Polas Freundin Rahel ist also tatsächlich Elisabettas Enkelin. Ich habe den bösen Verdacht, dass Rahel etwas Schlimmes zugestoßen sein muss, da von ihr in der Gegenwart keine Rede mehr ist und auch Pola einen traurigen Eindruck auf mich macht. Schön, dass Pola und Elisabetta sich langsam annähern. Der tragische Verlust geliebter Menschen scheint die beiden Frauen miteinander zu verbinden. Ich kann mir gut vorstellen, dass Polas Bruder, Götz und deren rechtsradikale Verbündete damit zu tun haben. Adel verfolgt und beobachtet Pola, ihr ist es unangenehm, mit Rahel von ihrem Bruder gesehen zu werden. Bestimmt haben sie nicht tatenlos dabei zugesehen, dass Pola soviel Zeit mit einem Judenmädchen verbringt :fetch :fetch :fetch


    Auf Seite 147 wird die Alkoholsucht von Polas Vater verdeutlicht:
    "Und dann die Polizei, der Krankenwagen, der ihren Vater mitgenommen hatte, Mutter, die das Haus aufräumte, mit zugezogenen Vorhängen, damit die Nachbarn es nicht sehen konnten. Nachs waren sie zum Flaschencontainer gefahren, weit weg, bis raus nach Feldmoching, damit sie ja nur niemand erkannte."


    Aber warum hat Pola nicht einfach versucht, bei Rahel und Ihrer Familie Zuflucht zu finden? So herzlich und liebevoll, wie sie von Rahels Eltern angenommen wurde, wäre diese Möglichkeit doch die bessere Option gewesen...


    Die Szene, in der Rahel von Dachau "erzählt", ist mir ziemlich nahe gegangen. Ich war auch mal dort, das Erlebnis war so wahnsinnig bedrückend, erschütternd und unvorstellbar. Der Besuch hat mich noch tagelang beschäftigt. Den Schotterplatz, von dem auf S. 140 die Rede war, hatte ich wieder bildlich vor Augen, im strahlenden Sonnenschein, der so krass im Gegensatz zu den damaligen Ereignissen stand....

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Ich denke, dass Elisabetta diese Szenen aus nachträglichen Berichten Überlebender über die Ankunft in KZs schließt und zusammen mit den Persönlichkeiten ihrer Schwestern heraus diese Details treffend imaginiert.


    :write
    Das war auch mein Gedanke. Durch die Liebe zu ihren Schwestern, Erzählungen von Überlebenden und aus den Medien hat sich Elisabetta ihr eigenes Bild von den Geschehnissen gemacht und in imaginären Gesprächen mit ihren Schwestern aufgearbeitet. Ich kann mir gut vorstellen, dass man bei derart traumatischen Erlebnissen Realität und Vorstellung miteinander vermischt, um sich so ein geschlossenes Bild zu machen.

  • Ich glaube Elisabetta flüchtet sich in ihre Erinnerungen, da sind ihre Schwestern lebendig.
    Sie existieren für sie, sie kann sich mit Ihnen unterhalten. Es sind ihre verlustängsten, die sie durchlebt seit sie 10 Jahre alt war. Ich frage mich nur wie konnte sie sich nur solange durchschlagen ohne aufzufallen.

  • Zitat

    Original von Rouge


    Das Tor wurde gestohlen ? Echt ? :wow
    Wer macht denn so was! Was gibt es nur für gestörte Leute!
    Ich habe das gar nicht mitbekommen. Ich wohne ja in der Nähe von Dachau und fahre auch öfter dort vorbei. Aber das ist dann irgendwie an mir vorbei gegangen.


    Ja das Tor wurde gestohlen, man geht von einem rechtsextremen Hintergrund aus, hat aber keine konkreten Hinweise. Kurz vor dem 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau wurde die Nachbildung des Tores fertig und eingesetzt, das Orginal blieb verschwunden. Jetzt wird das Gelände engmaschiger überwacht heißt es.


    Einige Fragen haben sich in diesem Abschnitt für mich geklärt, meine Vermutung dass die Pola-Rahel die Enkelin von Elisabeta sein muss zum Beispiel.


    Die Szene auf dem Platz im KZ habe ich bildlich vor Augen, waren wir als Schüler doch alle mit ca. 13, 14 Jahren (so in etwa im Firmlingsalter) alle zum ersten mal dort.

  • Zitat

    Original von Miss Booknerd


    Aber warum hat Pola nicht einfach versucht, bei Rahel und Ihrer Familie Zuflucht zu finden? So herzlich und liebevoll, wie sie von Rahels Eltern angenommen wurde, wäre diese Möglichkeit doch die bessere Option gewesen...


    Dieser Gedanke ist mir auch gekommen. Ich glaube auch, dass Rahels Familie Pola gerne aufgenommen hätte.
    Aber es gibt ja noch das Problem mit Polas Bruder Adel und ihrem Freund Götz. Die beiden hätten es bestimmt nicht einfach so zugelassen, wenn Pola bei den Juden Unterschlupf sucht. Pola versucht ja ihre Freundschaft zu Rahel vor Adel zu verheimlichen.

  • Einiges hat sich hier geklärt, Pola ist das deutsche Mädchen und Rahel tatsächlich Elisabettas Enkelin. Den Abschnitt, in dem Rahel vom KZ erzählt, fand ich sehr berührend, die Parallele zwischen dem Tanzstück und der tatsächlichen Situation, in der sich die Mädchen befinden (Liebesgeschichte, verfeindete Familien) etwas zu bemüht, überfrachtend. Die Sprache ist noch immer märchenhaft-poetisch, es sind wieder einige sehr schöne Sätze in diesem Abschnitt. Schönes Buch!


    Edit: Was den Kuss angeht, bin ich sicher, dass Franz wusste, wen er küsste. Elisabetta saß doch neben ihm, nicht Rahel. Bei Rahel hätte er sich das außerdem nie getraut, und sie hätte den Kuss wohl auch nicht zugelassen. Aber im Dunkeln konnte er sich vorstellen, dass es Rahel wäre, und das hat Elisabetta wohl auch gemeint, als sie erzählte, er hätte an Rahel gedacht beim Kuss.

  • Zitat

    Original von Rouge


    Dieser Gedanke ist mir auch gekommen. Ich glaube auch, dass Rahels Familie Pola gerne aufgenommen hätte.
    Aber es gibt ja noch das Problem mit Polas Bruder Adel und ihrem Freund Götz. Die beiden hätten es bestimmt nicht einfach so zugelassen, wenn Pola bei den Juden Unterschlupf sucht. Pola versucht ja ihre Freundschaft zu Rahel vor Adel zu verheimlichen.


    Ich glaube auch nicht, dass Adèl und Götz sonderlich begeistert davon gewesen wären. Pola versucht ja so schon ihre Freundschaft mit Rahel zu verheimlichen. Wahrscheinlich hat sie Angst davor, was mit ihr bzw. Rahels Familie passieren könnte, wenn die beiden davon wüssten. Darum bezweifle ich, dass Pola das Risiko eingehen würde, die Familie um Aufnahme zu bitten, auch wenn diese bestimmt nicht nein sagen würden.

    :lesend Jay Kristoff; Nevernight - Die Rache

    :lesend Laura Imai Messina; Die Telefonzelle am Ende der Welt (eBook)

    :lesend Rebecca Gablé; Teufelskrone (Hörbuch: Detlef Bierstedt)

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Die Sprache ist noch immer märchenhaft-poetisch, es sind wieder einige sehr schöne Sätze in diesem Abschnitt.


    Die Sprache des Buches fand ich auch sehr schön. Immer mal wieder gibt es so ein paar Sätze, die man immer wieder lesen kann und die mit nur wenigen Worten unglaubliche Bilder entstehen lassen können. Schon im ersten Abschnitt konnte mich die Sprache sehr begeistern, auch wenn der Roman sonst leider nicht ganz so der meine war.

    :lesend Jay Kristoff; Nevernight - Die Rache

    :lesend Laura Imai Messina; Die Telefonzelle am Ende der Welt (eBook)

    :lesend Rebecca Gablé; Teufelskrone (Hörbuch: Detlef Bierstedt)

  • Ich weiß auch nicht, so ganz schafft es das Buch mich nicht zu überzeugen wobei es mir aber gefällt nur ganz holt es mich nicht ab.
    Rahel könnte die Enkelin von Elisabetta sein dies hat sich meiner Meinung nach verdichtet und Pola ist durch ihren Bruder Adél mit der rechten Szene verbunden und ja sie hat nun ein Problem denn einerseits ist sie mit einem jüdischen Mädchen befreundet und ja sie weiß auch nicht wie sie diese Freundschaft beenden soll. Für mich steckt sie in einem großen Zwiespalt.


    Elisabetta lebt in der realen Welt aber auch in einer Traumwelt in der sie mit ihren Schwestern die den Krieg nicht überlebt haben redet und ja auch den Alltag mit ihnen teilt.


    Ich lasse mich jetzt mal vom letzten Abschnitt überraschen und schaue wie mir dann das Buch gefallen hat.