ACHTUNG: Diese Rezension bezieht sich auf die auf knapp 15 Stunden dauernde Hörbuchausgabe [in Abgrenzung zum Hörspiel]!
Kurzbeschreibung:
England 1064. Der unbeschwerten Kindheit des jungen Cædmon of Helmsby wird ein jähes Ende gesetzt: Ein Piratenpfeil verletzt ihn so schwer, dass er zum Krüppel wird. Sein Vater schickt ihn als Übersetzer in die normannische Heimat seiner Mutter. Zwei Jahre später kehrt Cædmon mit Herzog William und dessen Erobererheer zurück. Aber nach der Schlacht von Hastings und Williams Krönung gerät Cædmon in eine Schlüsselposition, die er niemals wollte: Er wird zum Mittler zwischen Eroberern und Besiegten, ohne je zu wissen, wo er selbst steht...
Über die Autorin:
Rebecca Gablé, Jahrgang 1964, studierte Anglistik und Germanistik mit Schwerpunkt mittelalterliche Literatur in Düsseldorf, wo sie anschließend ein Jahr als Dozentin für altenglische Literatur tätig war. Heute arbeitet sie als freie Autorin. Ihr erster Roman "Jagdfieber" wurde 1996 für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. 1997 gelang mit ihrem ersten historischen Roman "Das Lächeln der Fortuna" der Durchbruch. Seither folgten 8 weitere historische Romane und ein Sachbuch, die alle SPIEGEL-Bestseller wurden. Für ihren Roman "Die Hüter der Rose" erhielt sie 2006 den Sir-Walter-Scott-Preis. Rebecca Gablé lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca.
Über den Sprecher:
Detlef Bierstedt, der "nebenbei" noch Schauspieler und Synchronsprecher (und unter anderem die deutsche Stimme von George Clooney und Bill Pullman) ist, weiß Wikipedia einiges zu berichten.
Meine Meinung:
Rebecca Gablé hat diese seltene Gabe, mit Leichtigkeit große Geschichten zu erzählen, in denen man sich sofort verfängt, in die man eintaucht und in denen man mitliebt, mitleidet und mitfiebert. Und ganz nebenbei lernt man noch unglaublich viel über historische Ereignisse, die man sonst nur aus den Geschichtsbüchern kennt. Wer weiß schon ganz genau, warum es die Schlacht von Hastings überhaupt gab oder wie der berühmte Teppich von Bayeux entstanden ist? Leser von "Das zweite Königreich" kennen zumindest eine (durchaus glaubwürdige) Antwortoption, denn in diesem Roman steht William I., bekannt als William, der Eroberer (auch: William, der Bastard) im Mittelpunkt des Geschehens. Die Eroberung Englands durch den/die Normannen und die folgenden Herrschaftsjahre von William erlebt der Hörer durch die Augen und Ohren des jungen Cædmon of Helmsby, den das Schicksal in den engsten Kreis des ersten anglo-normannischen Königs treibt. Doch auch - oder gerade - dort ist es nicht weniger gefährlich als auf den Ländereien seines Vaters.
Dank der - wie immer - von der ersten Seite an spannend und mit viel Liebe zum Detail und ihren Figuren erzählten Geschichte wird das Leben im 11. Jahrhundert vor den geistigen Augen und Ohren des Hörers lebendig. Orte, Menschen, Ereignisse sind so authentisch beschrieben, dass man die Orte förmlich vor sich sieht, die Menschen schnell ins Herz schließt (oder fürchtet) und mit angehaltenem Atem die Ereignisse verfolgt, die Geschichte geschrieben und damit das Schicksal von unzähligen Menschen beeinflusst haben. Durch die geschickte Verwebung von fiktiven und historischen Figuren wird die Vergangenheit greifbarer und somit auch be-greifbarer. So macht Geschichte Spaß!
Detlef Bierstedt ist für meinen Geschmack noch immer die perfekte Besetzung für Rebecca Gablés Romane - er haucht allen Figuren Leben ein und macht die Geschichte zu einem unvergesslichen Hörvergnügen.
Natürlich die volle Punktzahl von mir!