Weinende Wasser - Karin Brynard

  • Originaltitel: Plaasmord (2009)
    Lübbe Audio 2016, bearbeitete Fassung, 8 CDs, 574 Minuten


    Auftakt zu einer Serie um den südafrikanischen Inspector Beeslaar


    Über den Inhalt:
    "Den großen Mann aus der großen Stadt" - so nennen seine neuen Kollegen Albertus Beeslaar. Der 2 Meter große Inspector hat sich erst vor Kurzem in den Norden Südafrikas versetzen lassen, in die staubtrockene Provinz Nordkap. Nach über 20 Jahren bei der Mordkommission in Johannesburg wünscht Beeslaar sich nichts mehr als einen ruhigen Posten auf dem Land. Doch ein furchtbares Verbrechen bringt ihn auch hier um den Schlaf: Auf einer Farm werden eine junge Frau und ihr Kind ermordet, ihre Leichen zudem seltsam drapiert. Beim Anblick des grausigen Tatorts ahnt der Inspector, dass dieser Fall ihn bis an seine Grenzen treiben wird.


    Über die Autorin:
    Seit Jahren arbeitet die Südafrikanerin Karin Brynard als Journalistin für die renommiertesten Zeitungen ihres Landes. 2009 erschien ihr Debütroman Weinende Wasser, der mit gleich zwei Literaturpreisen ausgezeichnet wurde und die Bestsellerlisten eroberte. Auch ihr zweiter Kriminalroman um Inspector Albertus Beeslaar erhielt mehrere Preise und wurde von der Presse euphorisch gefeiert. Die Autorin lebt in der Nähe von Kapstadt.


    Über den Sprecher:
    Achim Buch studierte an der Folkwang-Hochschule Essen und war u.a. am Schauspiel Frankfurt und am Schauspielhaus Hamburg engagiert. Inzwischen ist er als freier Schauspieler tätig, neben zahlreichen Gastspielen in Stuttgart, München und Berlin wirkt er in Serien wie Tatort oder Küstenwache mit. Wegen seiner tiefen, markanten Stimme ist Achim Buch als Hörbuchsprecher vor allem bei Krimifans beliebt.


    Meine Meinung:
    Inspector Albertus Beeslaar, gerade erst von Johannisburg in einen im Norden Südafrikas gelegenen Ort versetzt, muss den Mord an der jungen Farmbesitzerin Freddie und ihrer Adoptivtocher Claras aufklären. Wegen eines Familienstreits hatten Freddie und ihre Schwester Sora seit zwei Jahren keinen Kontakt mehr, nun wohnt Sora in Freddies Haus. Sie plagen Schuldgefühle und sie versucht verzweifelt, alles über das Leben ihrer Schwester in den letzten beiden Jahren herauszubekommen.
    Welche Rolle spielen die Konflikte zwischen den weißen Farmbesitzern und der schwarzen Bevölkerung? Haben die Farmmorde und Viehdiebstähle etwas mit dem Mord an Freddie zu tun?


    Südafrikanische Krimis haben ihre ganz eigene Stimmung und Atmosphäre. Wunderbar beschrieben wird das in den Büchern von Deon Meyer. Ich war neugierig, ob Karin Brynard ähnliches gelingen würde.
    Die Themen sind aktuell und politisch und der Autorin gelingt ein guter Einblick in das Leben und die Gesellschaft Südafrikas, in das Alltagsgeschehen und die soziale Situation der Menschen mit ihren noch längst nicht überwundenen Rassenproblemen. Mythen und Aberglauben sind lebendig geblieben und haben noch immer ihren Platz im sich nur langsam vollziehenden Wandel der Gesellschaft.


    Gewalt, Lügen, Misstrauen, Rassismus – langweilig ist dieser Krimi mit seinen verschiedenen
    Handlungssträngen wahrlich nicht, nur manchmal etwas zu ausführlich, mit kleinen Hängern zwischendurch, da passiert auch mal streckenweise nichts, was die Geschichte voranbringt und am Ende überschlagen sich dann die Ereignisse, wobei der Abschluss mich nicht ganz überzeugen konnte.


    Inspector Beeslaar, eigenbrötlerisch und aufbrausend, hat mit seinen eigenen Dämonen in Form von Panikattacken zu kämpfen. Über den Grund seiner Versetzung aus Johannisburg erfährt man im Laufe der Geschichte genaueres, was ihn sympathisch macht. Sicher hat er sehr viele gute Seiten, aber wie er sich in den offensichtlich falschen Verdächtigen verbeißt, das hat mich doch zusehends genervt.
    Es gibt viele Charektere in der Geschichte, zumeist wurden sie nur oberflächlich behandelt, hier hätte ich mir bei dem einen oder anderen mehr Tiefe gewünscht.


    Sehr ausdrucksstark gelesen wird das Hörbuch von Achim Buch, dessen tiefe Stimme perfekt zu der schweren, düsteren Atmosphäre passt. Die so fremdländisch klingenden südafrikanischen Namen und Orte spricht er souverän aus.


    Alles in allem ein Krimi mit leichten Schwächen im Spannungsaufbau und der Ausarbeitung der Charaktere, durchaus hörbar, aber Deon Meyer hat die Latte doch sehr hoch gehängt.

  • Deon Meyer habe ich noch nie gelesen (werde das aber schnellstens nachholen ...).


    "Weinende Wasser" hat mir jedenfalls sehr gefallen. Es ist manchmal ein bisschen behäbig und tritt auf der Stelle, andererseits habe ich aber sehr viel Neues daraus erfahren. Nachdem die Heldin in einem frühen Kapitel "Farmmorde" googelt, habe ich ein gleiches getan und bin auf einen sechsseitigen Artikel in der "Welt" gestoßen. Dem konnte ich genau die gleichen Infos entnehmen, die später in dem Buch noch folgten. Es sieht nicht so aus, als ob in den schönen Südafrika bald Ruhe einkehren wird ...


    Das Buch ist atmosphärisch dicht und bietet sympathische Hauptpersonen; der Inspector mit seinen kleinen Macken und Marotten ist sehr angenehm dargestellt - die Bemühungen um ein Gemüsebeet hinter dem Haus, die Panikattacken angesichts einer Riesenspinne im Bad, das ist sprechend und humorvoll erzählt. Die Ermittlung selbst verläuft wenig "straight" und tritt manchmal etwas in den Hintergrund; ein Spannungsroman ist das Buch nicht gerade, aber ich fand es recht gut und würde mich über eine Fortsetzung freuen.


    Grüße von Zefira