'Das Marillenmädchen' - Seiten 001 - 087


  • Ich finde es schon sehr interessant, wie unterschiedlich "Das Marillenmädchen" hier in der Leserunde ankommt und wie die Sprache empfunden wird.
    Ich habe jetzt diesen Vergleich mit "Der Nachtigall " nicht, weil ich dieses Buch noch nicht gelesen habe.
    Aber ich fand "Das Marillenmädchen" von den ersten Sätzen, die ich gelesen habe, total faszinierend und die Geschichte und die Sprache haben mich sehr bewegt. Ich habe die ganze Zeit über so eine melancholische Atmosphäre gespürt. Es ist schon ein wenig speziell vom Stil und der Erzählweise her aber für mich war es ein richtiges Leseerlebnis und ich habe mit den Hauptpersonen richtig mitfühlen und mitleiden können.

  • Ich habe "Die Nachtigall" nicht gelesen bn auch noch im ersten Abschnitt, verspüre aber eine ähnliche Haltung wie die anderen, dass es mich nicht packt und mir die Handlung, Figuren erstmal fremd bleiben. Mal sehen, wie es sich entwickelt.

  • Ich konnte gerade in der Mittagspause den ersten Abschnitt beenden.


    Bisher gefällt es mir richtig gut, auch wenn es eher ein ruhiges Buch ist. Die Sprache finde ich persönlich einfach nur wunderschön. Poetisch und melancholisch. Die Erzählweise transportiert eine ganz eigene Stimmung, die mich sehr berührt. Ich habe das Gefühl, alles bildlich vor mir zu sehen, den Marillenbaum mit der Bank, die Marmeladengläser, den Duft der Marillen in der Nase zu spüren.


    Zwar wird hier sehr viel zwischen den Zeiten und Personen gesprungen, aber bisher konnte ich noch problemlos folgen. Muss hier aber auch langsamer lesen, schon allein, um die Sprache und die Poesie zwischen den Zeilen zu genießen.


    Ich glaube auch, dass sich Polas Bruder der rechtsradikalen Szene angeschlossen hat, der Gedanke kam mir in dem Moment, als von seinem kahlen Kopf die Rede war.


    Und ob sich zwischen Pola und Rahel mehr als nur eine übliche Mädchenfreundschaft anbahnt? Ich würde vermuten, dass es sich bei Rahel um die Enkelin von Elisabetta handelt. Bestimmt wusste Pola, dass es sich bei Elisabetta um Rahels Großmutter handelt und hat sich bewusst bei ihr Unterschlupf gesucht. Aber aus welchem Grund? Ich bin wirklich gespannt, wie die Fäden hier zusammenhängen und freue mich schon jetzt auf heute Abend, dann geht es mit dem nächsten Abschnitt weiter.

  • Zitat

    Original von Susannah
    Dass die Schildkröte Hitler genannt wird, ist in meinen Augen rabenschwarzer Humor - soweit ich das aus anderen Büchern erfahren habe, passt das aber sehr gut zum typisch jiddischen Humor - ich denke da zum Beispiel an die Bertinis.


    Genauso habe ich das auch aufgefasst :-)



  • ich bin gespannt, bisher ist alles sehr undurchsichtig, ich komme nicht dahinter was die Autorin uns wirklich sagen will.

  • Zitat

    Original von Arietta



    ich bin gespannt, bisher ist alles sehr undurchsichtig, ich komme nicht dahinter was die Autorin uns wirklich sagen will.


    Bisher kann ich überhaupt nicht beurteilen, ob der Autorin überhaupt daran gelegen ist, eine Aussage zu treffen. Ob hinter einem Buch eine Aussage steckt oder nicht, ist für mich persönlich aber auch nicht so wichtig. Meiner Meinung nach besticht das Buch vordergründig durch diese wunderbare, poetisch-melancholische Sprache :heisseliebe


    Glücklicherweise sind ja die Geschmäcker sehr verschieden :-) :wave

  • Für mich ist das Buch von Anfang an sprachlich ansprechend. Ich mag das Geheimnisvolle der Geschichte, die sich nicht sofort entbirgt.
    Eigentlich sind es ja auch zwei Geschichten. Die von Elisabetta, die sich an die Kriegszeit, ihre Jugendzeit, zurückerinnert; und es ist die Geschichte von Pola und Rahel, die vermutlich in der Gegenwart verortet ist.


    Ich finde es einleuchtend, dass die Vergangenheit für Elisabetta so lebendig ist, da sie offenbar Verluste erlebt hat. Ihre Schwestern z.B. sind offenbar nur in ihren Gedanken anwesend.

  • Ich schätze den Stil der Autorin auch sehr, aber an einer Passage schießt sie meiner Meinung nach auch einmal sprachlich über das Ziel hinaus.


    S.27:
    Der Geruch von Springkraut liegt schwer in den Zweigen der Weiden,
    es knisterte und raschelte auf der Insel, und die Mädchen ließen die Luft zwischen sich flirren ...


    Da fragt man sich, wie sie das machen? :gruebel


  • Mir geht es da wie dem Maikaefer :wave
    Sowohl was das Buch selbst betrifft und dem auch mir fehlendem roten Faden, als auch dem Punkt mit dem Buch "Die Nachtigall".
    Ich finde zwar die Sprache schön, aber ich habe noch nicht ganz durchschaut, wohin das ganze führen soll.


    Vielleicht hilft es mir, den nächsten Abschnitt in Angriff zu nehmen. :wave


    :lesend

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • An einer Stelle zeigt der Roman gut, warum viele Juden damals trotz der großen Bedrohung das Land nicht verlassen haben, als es noch ging.


    S.44/45: Elisabettas Mutter will Haus und Heimat nicht aufgeben und der Vater fühlt sich verpflichtet, als Arzt seine Patienten im Krankenhaus nicht in Stich zu lassen. Vermutlich dachte er auch, dass seine Position als Arzt ihm Sicherheit gibt. Fatal.

    Die Schildkröte symbolisiert auch so eine Hoffnung, dass die schlimme Situation in absehbarer Zeit vorübergehen würde,
    Elisabettas Vater sagt entsprechend über die Schildkröte: „Er wird noch da sein, wenn alles vorbei ist.
    Da wird er immer noch jung sein.“


    Diese Haltung hat in belletristischen Romanen kaum ein Autor mit so wenig Worten so gut beschrieben.

  • Ja, das hat mich auch enorm beeindruckt. Wie sehr die Menschen an ihrer Heimat, ihrem bisherigen Leben gehangen haben - und dass man sich vielleicht auch einfach nicht vorstellen konnte, wie schlimm es werden wird.


    Herr Palomar bringt es eigentlich auf den Punkt - die Autorin braucht nur wenig Worte, um etwas ganz Besonderes mitzuteilen und zu erzählen.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)



  • Wer gibt schon freiwillig sein Haus und seine Heimat auf mit der man verwurzelt ist. Ich glaube viele hatten auch Hoffnung das der Spuck bald beendet ist. Der Vater fühlte sich vielleicht sicher, da er ein guter Arzt war und gebraucht wurde. Vielleicht waren alle zu blauäugig.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Für mich ist das Buch von Anfang an sprachlich ansprechend. Ich mag das Geheimnisvolle der Geschichte, die sich nicht sofort entbirgt.
    Eigentlich sind es ja auch zwei Geschichten. Die von Elisabetta, die sich an die Kriegszeit, ihre Jugendzeit, zurückerinnert; und es ist die Geschichte von Pola und Rahel, die vermutlich in der Gegenwart verortet ist.


    Ich finde es einleuchtend, dass die Vergangenheit für Elisabetta so lebendig ist, da sie offenbar Verluste erlebt hat. Ihre Schwestern z.B. sind offenbar nur in ihren Gedanken anwesend.


    Da bin ich mir nicht so ganz sicher, Jahreszahlen wären hilfreich bei den Sprüngen. Ich dachte ja, die alte Frau ist Gegenwart mit der Deutschen und der Russin, die im Dach wohnen und nebenbei versinkt sie in ihren Erinnerungen. Ihre Schwestern sind für sie präsent, irgendwie mystisch das Ganze, aber sowas liest man ja öfter in Büchern.


    Wann genau Pola und Rahel agieren, könnte auch viel früher sein. Einzelne Passagen gefallen mir ganz gut vielleicht muss sich das erst etwas entwirren. Die Autorin weiß natürlich wer wann wo ist, nur der Leser bleibt im Ungewissen.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar

    Die Schildkröte symbolisiert auch so eine Hoffnung, dass die schlimme Situation in absehbarer Zeit vorübergehen würde,
    Elisabettas Vater sagt entsprechend über die Schildkröte: „Er wird noch da sein, wenn alles vorbei ist. Da wird er immer noch jung sein.“


    Diese Haltung hat in belletristischen Romanen kaum ein Autor mit so wenig Worten so gut beschrieben.



    Diesen Satz fand ich auch sehr schön. Mehr muss man an dieser Stelle gar nicht beschreiben....

  • Zitat

    Original von Findus


    Wann genau Pola und Rahel agieren, könnte auch viel früher sein. Einzelne Passagen gefallen mir ganz gut vielleicht muss sich das erst etwas entwirren.


    "Viel früher" denke ich nicht...
    Wenn Pola Baletttänzerin ist, dann ist sie höchstens 40, dann ists normalerweise vorbei mit der Tanzkarriere. Und bei Elisabetta klingt es nicht so, als hätte sie eine 40-Jährige zur Untermiete, sondern eher eine Frau Anfang oder Mitte 20.
    Und meiner Einschätzung nach könnten sich Rahel und Pola so im Alter zwischen 14 und 16 kennengelernt haben... Also so 5-10 Jahre vor der Jetzt-Zeit im Buch...

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Zimööönchen ()

  • Zitat

    Original von Zimööönchen


    "Viel früher" denke ich nicht...
    Wenn Pola Baletttänzerin ist, dann ist sie höchstens 40, dann ists normalerweise vorbei mit der Tanzkarriere. Und bei Elisabetta klingt es nicht so, als hätte sie eine 40-Jährige zur Untermiete, sondern eher eine Frau Anfang oder Mitte 20.
    Und meiner Einschätzung nach könnten sich Rahel und Pola so im Alter zwischen 14 und 16 kennengelernt haben... Also so 5-10 Jahre vor der Jetzt-Zeit im Buch...



    ich würde auch so um die zwanzig tippen, mit 40 wäre sie zu alt für eine Karriere, da gebe ich dir recht

  • Zitat

    Original von Zimööönchen


    "Viel früher" denke ich nicht...
    Wenn Pola Baletttänzerin ist, dann ist sie höchstens 40, dann ists normalerweise vorbei mit der Tanzkarriere. Und bei Elisabetta klingt es nicht so, als hätte sie eine 40-Jährige zur Untermiete, sondern eher eine Frau Anfang oder Mitte 20.
    Und meiner Einschätzung nach könnten sich Rahel und Pola so im Alter zwischen 14 und 16 kennengelernt haben... Also so 5-10 Jahre vor der Jetzt-Zeit im Buch...


    Es könnte ja sein, dass es 2 Tänzerinnen gibt, den Namen der Untermieterin haben wir den erfahren???