Margaret Radclyffe Hall - Quell der Einsamkeit

  • Titel: Quell der Einsamkeit
    OT: The Well Of Lonelines
    Autorin: Margaret Radclyffe Hall
    Verlag: DaphneErschienen: 1991
    Seitenzahl: 608
    ISBN-10: 3891370113
    ISBN-13: 978-3891370117
    Preis: ab 4.39 EUR bei Amazon Markeplace


    Dieser Roman gilt als Klassiker der lesbischen Literatur.


    Dieses Buch beschreibt die Entwicklung des Mädchens Stephen Gordon vom Kleinkind hin zu einer erwachsenen Frau. Stephen wird im späten viktorianischen Zeitalter in eine Oberschichtenfamilie geboren. Da die Eltern immer davon ausgingen, dass das Kind ein Junge werden würde, hatten sie das Ungeborene bereits Stephen genannt. Als nun aber ein Mädchen geboren wurde, blieben sie bei dem Namen Stephen.
    Stephen merkte sich als kleines Mädchen das sie anders war. Sie hasste Kleider, wollte sich die Haare kurz schneiden und verliebte sich bereits mit sieben Jahren in die Magd Collins.
    Stephens Vater, Sir Phillip, versucht, seine Tochter mithilfe der Schriften von Karl Heinrich Ulrichs einem der ersten neuzeitlichen Autoren, die sich theoretisch mit dem Thema Homosexualität auseinandersetzten, zu verstehen. Ihre Mutter, Lady Anna, ist ihrer Tochter gegenüber distanziert und betrachtet sie als Schandfleck und unwürdigen, abscheulichen Nachkommen ihres Mannes. Im Alter von achtzehn Jahren freundet sich Stephen mit einem Kanadier, Martin Hallam, an. Seine später folgende Liebeserklärung an sie erfüllt sie aber nur mit Entsetzen. Im Winter desselben Jahres stirbt Sir Phillip durch einen umstürzenden Baum. In den letzten Augenblicken seines Lebens versucht er, seiner Frau zu erklären, dass Stephen homosexuell ist, stirbt aber, bevor er es vermitteln kann.
    Stephen fängt nun an, sich in männliche, maßgeschneiderte Kleidung zu hüllen. Mit einundzwanzig verliebt sie sich in Angela Crossby, die amerikanische Frau eines neuen Nachbarn. Angela sieht Stephen aber nur als ein „Mittel gegen die Langeweile“. Stephen erfährt, dass Angela eine Affäre mit einem anderen Mann hat. Da Angela fürchtet, von Stephen entlarvt zu werden, zeigt sie ihrem Mann einen Brief von ihr, der diesen an Lady Anna weiterleitet. Diese prangert Stephens Gebrauch des Wortes Liebe in dem Brief an und betrachtet ihr Verlangen als einen Ausdruck von mangelnder Disziplin und als ein fehlgeleitetes Empfinden. Stephen erwidert, sie habe Angela so sehr geliebt wie ihr Vater, Sir Phillip, ihre Mutter. Nach dem Streit begibt sich Stephen in das Studienzimmer ihres Vaters und öffnet ein verschlossenes Bücherregal, in welchem sie ein Buch von Richard Krafft-Ebing findet. Durch das Studium dieses Buches kommt sie zu der Schlussfolgerung, dass sie homosexuell orientiert ist. Zwecks besseren Verständnisses ist hier zu bedenken, dass Homosexualität damals ein weitgehend unerforschtes Gebiet war und Aufklärung über das Thema nicht üblich war. (Quelle: in Auszügen WIKIPEDIA)


    Soviel zum Inhalt dieses Buches.


    Das Buch wurde 1928 kurz nach seinem Erscheinen in einem aufsehenerregenden Prozeß „wegen Obszönität“ verboten, werden in dem Buch doch kompromisslos die Entwicklung einer Frau geschildert, die wegen ihrer Liebe zu Frauen von der Gesellschaft geächtet wurde.


    Vorausgeschickt sei dieses: Dieses ist KEIN Buch für Voyeure. Ganz im Gegenteil.
    Es ist ein Sittengemälde über die Verklemmtheit und Verlogenheit der damaligen Zeit. Keine Ahnung aber, ob es heute besser ist.


    Wie bereits eingangs erwähnt, gilt dieser Roman als Klassiker der lesbischen Literatur. Er zeigt wie wichtig es doch ist, jedem Menschen allein zu überlassen, wie ihre/seine sexuelle Orientierung aussehen soll. Nichts ist verwerflich an Homosexualität. Verwerflich ist lediglich der Umgang durch Moralaposten und Sittenpharisäer damit.


    Die Autorin schreibt sehr sensibel und einfühlsam, aber auch engagiert. Es ist ein klares Bekenntnis zur Homosexualität und zur lesbischen Liebe im Besonderen. Und wie die Autorin das anstellt ist schon beeindruckend.


    Interessant in diesem Zusammenhang vielleicht das: Die Autorin geisselt die Verlogenheit und Doppelmoral vergangener Zeiten, sie prangert an, dass Homosexualität quasi als Stigma gesehen wurde. Die bestehenden Klassenunterschiede aber, die werden nicht kritisiert, die werden akzeptiert und auch mit keiner Zeile hinterfragt. Es gibt sie eben, die Besitzenden und die Besitzlosen. Die dienenden Menschen haben in den oberen Schichten nichts zu suchen.


    Ein lesenswerter Roman, gerade auch unter dem Gesichtspunkt der Zeit in welcher er geschrieben wurde. 7. Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.