Die Nachtigall - Kristin Hannah

  • Ich fand das Buch auch beeindruckend.
    Die beiden Schwestern Isabelle und Vianne sind so verschieden, haben aber doch einiges gemeinsam.


    Beide im Frankreich während der Besatzung der Nazis, müssen sie versuchen, damit klar zu kommen und zu überleben.


    Die eine agiert eher passiv, versucht sich der Lage anzupassen - die andere sehr aktiv, möchte auf jeden Fall gegen die Besatzer kämpfen.


    Besonders gefiel mir, daß beide Frauen im Laufe des Romans eine starke Entwicklung durchmachen.
    Beide sind sehr gut gezeichnet, man sieht und hört sie förmlich reden. Auch die weiteren Figuren sind hervorragend beschrieben, sei es im positiven, wie auch im negativen.
    Die Zeit, das Leid, das Entsetzen, die Grausamkeiten werden sehr gut und bildhaft dargestellt.
    Auch das Frankreich dieser Zeit wird gut herübergebracht. Man kann es förmlich vor sich sehen.


    Ich habe das Buch aus dem Grunde lesen wollen, da ich einen großen Faible für diese Zeit habe und sehr viel darüber lese.
    Allerdings eher biographischer Art, das war auch mit ein Grund, daß ich mich erst einmal an den doch sehr blumigen Schreibstil gewöhnen mußte. Normalerweise ist das nicht so sehr meins.
    Aber durch die stetig steigende Spannung legte sich das zum Glück im Laufe des Buches.
    Ein klein wenig zu gefühlsbetont gerieten nach meinem Geschmack einige Szenen und auch die Rahmenhandlung der späteren Jahre, so gut sie passte, war in einigen Punkten so, daß ich nicht zu 100% zufrieden war. Das mag daran liegen, daß das Buch nicht von einer Französin, sondern einer Amerikanerin geschrieben wurde, die öfter ja leider einen leichten Hang zu hohem Pathos haben.
    Mag auch sein, daß ich damit ein leichtes Problem habe.


    Nichtsdestotrotz - ein tolles Buch.
    Ich habe es fast ohne Unterbrechungen am Wochenende durchgelesen, da ich kaum unterbrechen mochte. Das spricht ja auf jeden Fall für das Buch.
    Auch wird es noch lange bei mir nachhallen, da bin ich mir sicher.



    Fazit
    Ein sehr spannender Roman, der die Zeit des besetzten Frankreichs in den Jahren 1940-1944 beschreibt. Anhand zweier Schwestern, die so verschieden, zugleich sich so ähnlich sind und beide versuchen, jede auf ihre Weise, mit dem Terror der Nazibesetzung klar zu kommen.
    Eine wunderbare Figurenbeschreibung zeichnet das Buch aus. Der Schreibstil ist zwar anfangs etwas gewöhnungsbedürftig für rein geschichtsinteressierte Leser, das gibt sich aber aufgrund der Spannung schnell.


    Ich kann das Buch nur sehr empfehlen.

  • Inhalt:


    1940 Frankreich unter der deutschen Besatzung: Vianne und Isabelle, zwei Schwestern aus der Nähe von Paris erleben die deutsche Besatzung im 2. Weltkrieg. Vianne ist die ältere der beiden, ein Familienmensch, die versucht so gut wie möglich zusammen mit ihrer Tochter das Leben ohne ihren Mann, der sich in Kriegsgefangenschaft befindet zu meistern. Isabelle, noch ungebunden und schon immer ein Freigeist, engagiert sich im französischen Widerstand und schmuggelt notgelandete ausländische Piloten über die Pyrenäen ins sichere Spanien. Zwei unterschiedliche Frauen in einer bewegten Zeit.


    Meine Meinung:


    Dieses Buch erzählt eine sehr bewegende Geschichte aus einer Zeit von Gewalt und Verfolgung. Isabelle, die schon mehrerer Schulen verwiesen wurde, das sie sich nicht an die Regeln anpassen konnte, wird in dieser Extremsituation zu einer Heldin des Widerstands, die gegen die Besatzung nicht abfinden kann und auch hier wieder gegen die Strukturen aufbegehrt. Hier kann sie ihre Stärken ausspielen und lernt auch viele Menschen, zu denen sie bisher ein getrübtes Verhältnis hatte von einer anderen Seite kennen. Sogar Vianne, die sich bisher ihrem Leben in der Familie und ihrem Beruf als Lehrerin gewidmet hat, wird durch die Verfolgung ihrer besten Freundin durch die Nazis aufgeweckt und findet ihren Weg im Kampf gegen die Deutschen.


    Sehr eindrücklich sind auch die Beschreibungen Alltagslebens unter der Besatzung, die Sorge um das tägliche Brot, die Sorge um die verschwundenen Männer, Einquartierungen zum Teil sehr brutaler Offiziere, die Szenen der Verfolgung und Erschießungen von Nachbarn und Freunden, die tägliche Gefahr selber zu den Verfolgten zu gehören und das Überleben in den Lagern der Deutschen. Mich hat das Buch sehr bewegt, greift es doch ein schon viel behandeltes Thema von neuem auf und schafft daraus eine sehr dichte, gefühlsgeladenen Geschichte, die nichts entbehrt: Liebe, Heldentum, Angst, Freundschaft, Niedertracht…….. . Das Buch ist fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite und es ist schwer dieses Buch aus der Hand zu legen.


    Ein absolut lesenswertes Buch, das ein eindringliches Bild eines traurigen Kapitels französisch-deutscher Geschichte zeichnet. Für mich eine absolute Empfehlung.

  • Ich gestehe, ich habe das Buch abgebrochen. Nachdem ich eine (doch recht) ausführliche Begründung im dazugehörigen Wanderbuch-Thread gepostet habe, meinte Lumos, ich soll sie hier rüberkopieren, damit sie erhalten bleibt. Gut, Lumos, auf deine Verantwortung! :lache ;-)



    Normalerweise lese ich Frauen-Romane nicht gerne, ich mag keine Liebesromane, wo alles romantisch verklärt wird, sondern eher, wenn schon Frauenromane, solche mit starken Frauen. Außerdem hatte mich das Thema Frankreich im 2. Weltkrieg interessiert. Ich weiß generell viel über das Thema Weltkrieg und die Zeit damals, aber so richtig viel wusste ich noch nicht über die französische Seite. Daher dachte ich, das Buch hört sich interessant an.


    Aber woran ich mich dann gestört habe, war der Schreibstil und die handelnden Personen. Der Schreibstil war furchtbar kitschig und alles wirkte so übertrieben. Die Personen waren mir fast durch die Bank unsympathisch, am meisten ging mir Isabelle mit ihrer Art auf die Nerven. Das ist ein bisschen schwer in Worte zu fassen, aber alles erschien mir so holprig, nicht so richtig "rund". Ich hoffe, es ist verständlich! Das war mir auch schon sehr früh im Buch aufgefallen und dachte daher, das wird sich wohl bis zum Ende so fortsetzen.


    Normalerweise breche ich Bücher nicht einfach ab, bis Seite 100 gebe ich jedem Buch eine Chance. Hier habe ich bis Seite 137 ausgehalten und hatte dann überhaupt keine Lust mehr, mir noch weitere 470 Seiten anzutun. Ich hatte auch gelesen, das manche ein bisschen länger gebraucht haben, um reinzukommen, aber ich war dann schon sehr genervt von dem Buch und wollte mich dann nicht mehr weiterquälen.

  • Im Rahmen der Leserunde bekam ich die Gelegenheit den neuen Roman von Kristin Hannah zum Erscheinungstermin lesen zu dürfen. Für diese tolle Möglichkeit danke ich sehr dem Verlag und ich habe mich sehr auf die Leserunde gefreut.


    Der Name der Autorin war mir seit Jahren ein Begriff, doch dachte ich bis letztes Jahr, dass ihre Bücher Liebes- und Unterhaltungsromane sind, wie es viele auf dem Markt gibt. Durch Zufall griff ich letztes Jahr im Hotelbücherregal zu „Wie ein Stern in der Nacht“ und das Buch gefiel mir richtig gut. Daher habe ich, zurück aus dem Urlaub, gleich noch das Lesen von „Immer für Dich da“ – des dazugehörigen Buches nachgeholt. Weiterhin gefiel mir ihr Schreibstil und ihre Erzählweise, so dass ich dann auch beide Bücher in unsere Bibliothek aufnahm. Mit dem Buch „Ein Garten im Winter“ überraschte sie mich erneut, da ich während des Lesens der Vergangenheitserzählung einiges interessante aus den Kriegswirren in Russland quasi nebenbei erfuhr. Dies zeigte mir, dass ihre Bücher für mich keine Chick-Lits sind, sondern sich positiv hervorheben. Die manchmal etwas kitschigen Cover hatten mich aber lange Zeit anderes vermuten lassen und Kristin Hannah einer falschen Schublade zugeordnet.


    Das Leserundenbuch hat ein chices, zurückhaltendes und auch edles Cover, was mir sehr gut gefällt. Eigentlich viel zu schade, dass ich es trotzdem während des Lesens durch eine Stoffbuchhülle schützte und so nicht zwischendurch ansehen konnte. Auch, dass dieser Roman als Hardcover veröffentlicht wurde, gibt ihm von Verlagsseite eine andere Wertschätzung und sicher wird man dadurch auch manch neue Leserin auf die Autorin aufmerksam machen.


    Mir hat der neue Roman von der ersten Seite an sehr gut gefallen und interessiert habe ich gern weitergelesen. Trotzdem habe ich aber auch empfunden, dieses Buch nicht einfach lesend durchzuhetzen, sondern auch mal Lesepausen zu machen und mich mal länger mit einer Geschichte zu beschäftigen.


    Isabelle mochte ich zu Beginn der Geschichte nicht, brachte sie ihre Familie sehr in Gefahr und wirkte ihr Handeln unbedacht. Vianne steckte ich in die Schublade der Soldatenfrau, die auf seine Rückkehr wartet und den Krieg und die Besetzung durch die Deutschen widerstandslos durchsteht. Wie ich einem Leseabschnitt auch schrieb, stellte ich mir aber auch die Frage, wie ich wohl handeln würde und welches Bild ich abgeben würde. Durch den Roman musste ich mich auch mal wieder damit beschäftigen, wie das Leben des französischen Volkes durch den Krieg und die Besetzung beeinträchtigt wurde. Obwohl es ein Weltkrieg war und Deutschland ihn verursacht hat, hat man einfach häufig, weil es so viele in der Zeit spielende Bücher gibt, die Sicht und die Auseinandersetzung mit dem Geschehenen in der Betrachtung auf die deutsche Bevölkerung beschränkt. Ich hatte natürlich auch schon andere Bücher gelesen, die im Ausland und auch in Frankreich während des 2. WK spielten. In „Die Nachtigall“ wird vieles sehr stark verdeutlicht und z. B. das sehr ausführliche Kapitel, welches die erste Flucht über die Pyrenäen beschreibt, fand ich sehr stark und auch von der Länge genau richtig.
    Ich kann an dem Roman nicht herumkritisieren, einzig, dass ich gern eine Erklärung bekommen hätte,

    Mir ist schon klar, dass dies das Heimatland der Autorin ist und dies ein Grund sein kann.


    Eine Verfilmung wird vorbereitet, wie bei jedem Buch bin ich der Meinung dies nicht zu benötigen und jetzt, relativ frisch nach Beendigung des Buches, ohnehin. Jeder hat doch während des Lesens sein privates Kopfkino.


    Weil mir „Die Nachtigall“ sehr gut gefallen hat, habe ich nun auch schon einigen von dem Roman erzählt und auch neugierig gemacht. Das Buch bekommt auf alle Fälle erst einmal einen Platz in meinem Bücherregal.


    edit=Spoiler gesetzt, nach Hinweis von Johanna. :wave

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Gucci ()

  • Es war mein erstes Buch von der Autorin und ich hatte auch eine Weile überlegt ob das Buch überhaut etwas für mich sein könnte, da ich aus dieser Zeit kaum Bücher lese. Ich habe es nicht bereut.


    Die Geschichte wird aus der Sicht beider Schwestern erzählt die nach dem Einmarsch der Deutschen in Frankreich unterschiedliche Wege gehen.

    Mit hat der Schreibstil gut gefallen, es war zwar emotional aber nicht kitschig und hat teilweise sogar etwas distanziert manche Sachverhalte geschildert. Ich fand es auch gut dass die Deutschen nicht insgesamt verteufelt wurden. Das Alltagsleben in einer besetzen Stadt fand ich ganz gut geschildert. Auch wie der Widerstand funktionierte ist durch die Erzählung gut nachvollziehbar. Das Buch ist flüssig geschrieben so dass man es eigentlich wenn man einmal angefangen hat gar nicht mehr weg legen möchte.
    Der Schluss des Buches ist sehr gelungen und macht die Geschichte wirklich rund und auch glaubwürdig. Er ist nicht überzogen oder das Ende aus der Luft gegriffen wie ich es schon öfter erlebt habe.

    e0354.gif


    c0624.gif Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg--Jenny Colgan

    Chroniken von Deverry 2 --Katharine Kerr
    Drachenelfen , die Windgängerin -- Bernhard Hennen

  • Von der Autorin Kristin Hannah hatte ich vor der Ankündigung zur Leserunde hier in diesem Forum noch nichts gehört. Die Kurzbeschreibung zu "Die Nachtigall" gefiel mir aber so gut, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Kristin Hannah führt uns in die dunklen europäischen Jahre 1939 bis 1945 und dort vor allem nach Paris und in den von den Nazis besetzten Teil Frankreichs. Selbst wenn man in Geschichtsbüchern oder Wikipediaeinträgen hierzu bereits mal etwas gelesen haben sollte oder über Filme etwas über die damaligen Ereignisse gesehen haben sollte, so richtig einprägend wird dies erst durch ein gutes und empathisches Buch.


    Mir hat die Nachtigall sehr gut gefallen. Ich empfand es nicht als zu empathisch, sondern als gerade richtig, um die Sorgen und Nöte der französischen Bevölkerung mitempfinden zu können. Ich habe nun die Personen, die Häuser, die Dörfer mit ihren Marktplätzen richtig plastisch vor Augen. Auch die vielen Personen wurden für mich lebendig und authentisch. Nebenbei sind viele reale historische Ereignisse verarbeitet, die mich mehrmals dazu motivierten, weitere Recherchen bei Wikipedia vorzunehmen und diese Ereignisse noch im Detail nachzulesen. Für mich war es ein rundherum gutes Buch, mit denen ich mein historisches Wissen über die Kriegsjahre sogar noch ein wenig anreichern konnte.


    10 Punkte vergebe ich.

  • Zitat

    Original von Gucci
    Der Name der Autorin war mir seit Jahren ein Begriff, doch dachte ich bis letztes Jahr, dass ihre Bücher Liebes- und Unterhaltungsromane sind, wie es viele auf dem Markt gibt. Durch Zufall griff ich letztes Jahr im Hotelbücherregal zu „Wie ein Stern in der Nacht“ und das Buch gefiel mir richtig gut. Daher habe ich, zurück aus dem Urlaub, gleich noch das Lesen von „Immer für Dich da“ – des dazugehörigen Buches nachgeholt. Weiterhin gefiel mir ihr Schreibstil und ihre Erzählweise, so dass ich dann auch beide Bücher in unsere Bibliothek aufnahm. Mit dem Buch „Ein Garten im Winter“ überraschte sie mich erneut, da ich während des Lesens der Vergangenheitserzählung einiges interessante aus den Kriegswirren in Russland quasi nebenbei erfuhr. Dies zeigte mir, dass ihre Bücher für mich keine Chick-Lits sind, sondern sich positiv hervorheben. Die manchmal etwas kitschigen Cover hatten mich aber lange Zeit anderes vermuten lassen und Kristin Hannah einer falschen Schublade zugeordnet.


    Das ging mir ganz genauso. Für mich war Kristin Hannah immer Chick-Lit...keine Ahnung warum. Irgendwann hab ich dann "Ein Garten im Winter" in einer Buchhandlung gesehen und ich bin ein paar Mal an dem Buch vorbeigegangen, hab es immer wieder in die Hand genommen, weil mir das Cover so gut gefallen hat. Letztendlich hab ich das Buch gekauft und war total begeistert von der Geschichte. Ich hab dann auch noch "Zwischen uns das Meer" und "Wie ein Stern in der Nacht" gelesen, fand ich beide auch sehr gut....und jetzt werde ich mal in der Buchhandlung anrufen und mir "Die Nachtigall" bestellen... :-)

    Liebe Grüße
    Sabine


    Ich :lesend"Talberg 1935" von Max Korn

    Ich höre "Mein Leben in deinem" von Jojo Moyes

    SuB: 163

  • Zitat

    Original von xexos


    Das Du hier aber auch als Wanderbuch lesen könntest: Die Nachtigall - Kristin Hannah - Leserundenexemplar


    Ja, ich weiß. Hatte ich auch kurz darüber nachgedacht, aber das setzt mich dann irgendwie unter Druck, das Buch gleich und zügig lesen zu müssen, deshalb hab ich's heute nachmittag bestellt. Aber danke für den Hinweis :-)

    Liebe Grüße
    Sabine


    Ich :lesend"Talberg 1935" von Max Korn

    Ich höre "Mein Leben in deinem" von Jojo Moyes

    SuB: 163

  • Der Anfang hätte kompakter sein können und in der ersten Hälfte des Romans sind mir kleine sprachliche und erzählerische Ungereimtheiten aufgefallen. Aber das sind Peanuts.


    Insgesamt ist es ein sehr gutes Buch: Authentische Figuren, in die man sich gut hineinfühlen kann, erzählen eine aufwühlende Geschichte über Frauen, die in den Zeiten des Krieges zu Heldinnen geworden sind, die man heute vergessen hat. Nicht zuletzt deshalb, weil sie sich selbst nicht mehr erinnern wollten an die unvorstellbaren Grausamkeiten während der deutschen Besatzungszeit in Frankreich.


    Ich habe auf jeder Seite mitgelitten und ein Buch gelesen, das ich wärmstens empfehlen kann: Wider das Vergessen!

  • Anfänglich war ich etwas skeptisch, handelt es sich bei dem Buch um eine Geschichte zu Zeiten des 2.Weltkriegs. Habe ich doch schon so viel gelesen über diese Zeit, aber meine Zweifel wurden schnell ausgeräumt. Gleich tauchte ich ein in das Schicksal so vieler Frauen zu dieser Zeit, erlebte mit wie sie zurechtkommen mussten. Das Leben zweier ungleicher Schwestern machte das Buch so interessant, die eine eher folgsam, die andere rebellisch. Beide sind mir ans Herz gewachsen. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, ich fand es unheimlich spannend und die Einschübe aus der Gegenwart ließen die Geschichte noch realistischer erschein.



    10 Punkte und 100%ige Leseempfehlung, zumindest für Frauen und die, die Frauengeschichten mögen.

  • Vianne und Isabelle sind Schwestern, aber unterschiedlich wie Tag und Nacht. Nachdem die Mutter gestorben ist, werden sie vom Vater, der dem Alkohol verfallen ist, zu Fremden gebracht und dann weitestgehend ignoriert.
    Vianne, eine ruhige und stille junge Frau heiratet ihre Jugendliebe Antoine und wird früh Mutter.
    Isabelle, ihre jüngere Schwester, ist ein Hitzkopf und eine Rebellin, die aus mehreren Schulen abhaut oder rausgeworfen wird.
    Als die Nazis in Frankreich einmarschieren reagieren die beiden ganz unterschiedlich auf die neue Situation.
    Während sich Vianne, nicht zuletzt aus Rücksicht auf ihre Tochter Sophie, versucht zu arrangieren, beschließt Isabelle gegen die Deutschen im Widerstand zu kämpfen.
    Für Vianne, deren Ehemann an der Front ist, wird der Alltag immer schwieriger. Die Lebensmittel werden immer knapper. Als ihre jüdische Freundin Rachel von der Polizei abgeholt wird, erfährt sie quasi am eigenen Leib was Kollaboration bedeutet. Der bei ihr einquartierte deutsche Offizier macht ihr Leben nicht gerade leichter und zur Schwester Isabelle hat sie keinen Kontakt mehr.
    Isabelle flieht zu Fuß aus Paris, erfährt was Hunger und Todesangst ist - und verliebt sich! Sie schließt sich einer Widerstandsgruppe an und gemeinsam versuchen sie abgeschossene oder geflohene amerikanische und britische Piloten aus dem besetzten Vichy-Frankreich nach Spanien zu schmuggeln und riskieren dabei täglich ihr Leben. Werden die Schwestern, deren Verhältnis zueinander eher schwierig ist, wieder zueinander finden?


    Während des Lesens habe ich mich immer wieder gefragt: Was hätte ich getan? Wie hätte ich reagiert?
    Wer stand mir näher?
    Vianne, die nicht nur an sich, sondern immer auch an Sophie (und dann auch an Rachels Sohn Ari) denken musste bei allem was sie tat. Die trotz ihrer Angst und ihrer Verantwortung einen Weg gefunden hat anderen zu helfen und Leben zu retten?
    Isabelle, die leidenschaftliche, mutige Kämpferin mit einem Herz aus Gold? Die jeden Tag im Kampf gegen Ungerechtigkeit ihr Leben für Fremde riskiert, weil es eben richtig ist?
    Beide, unterschiedlich wie Sonne und Mond, habe ich ins Herz geschlossen. Ich habe mit ihnen gelebt, geliebt, gekämpft und gehofft.
    Der Schreibstil von Kristin Hannah ist phänomenal - die Geschichte hat mich von Anfang an begeistert und emotional sehr bewegt.


    "Die Nachtigall" war für mich das Lese-Highlight des Jahres 2016!

  • So, lange ist es her, aber hier auch noch meine abschließende Meinung:


    Die Geschichte der beiden Schwestern Rossignol hat es in sich! Emotionen, Spannung und Herzschmerz pur: Da treffen wir zwei Schwestern in Kriegszeiten; die eine bemüht sich ihre Familie durchzubringen ohne aufzufallen, die andere kämpft mutig gegen die Besatzung an und begibt sich dabei in große Gefahrt.
    Beim Lesen des Buches wandern wir über die schneebedeckten Pyrenäen, erleben die Schreckensherrschaft der Deutschem im besetzten Frankreich, den Grauen der Arbeitslager, aber auch große Liebe und Hingabe.


    Ein Buch voller Emotionen. Für mich war das Thema "2. Weltkrieg aus Sicht der Franzosen" nicht ganz neu, aber hatte ich mich bisher eher sachlich damit beschäftigt, so bietet ein Roman natürlich nochmal einen anderen Ansatzpunkt. Durch die Verbundenheit mit den Figuren im Buch zieht es den Leser emotional ins Thema. Dabei ist aber zu beachten, dass natürlich der Autor hier die Kontrolle hat und über die (erfundene) Geschichte geschickt steuern kann.
    Diese emotionale "Kontrolle" ist mir in diesem Buch schon stark aufgefallen. Ich fand es zum Teil etwas zu schmalzig, wenig objektiv und sehr emotionsgeladen.


    Es konnte mich unterhalten, war sehr gut zu lesen und hat mich in seinen Bann gezogen, aber dennoch strotzt es vor Klischees und die Handlung war für mich sehr vorhersehbar.
    Mir fällt da das Wort "pathetisch" ein, dass es für mich ganz gut beschreibt: Etwas übertrieben, etwas schmalzig, etwas "Zu viel".
    Es ist ein "Frauenroman" und kein historischer Roman, und für mich ist herauszustellen, dass er dabei mehr Emotionen als Fakten bietet.


    Gerade das Ende, das viele als runden Abschluss sahen, war für mich nochmal ein "Haudrauf", der meinen Gesamteindruck des klischeehaften Frauenromans nochmal bestätigt hat.


    Da es mich trotzdem gut unterhalten hat, bekommt es von mir gute 7 Punkte.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

  • Ich lese dieses Buch grade und bin wirklich beeindruckt. Ich glaube das könnte schon eines meiner Jahreshighlights werden. Ich hatte etwas Schwierigkeiten reinzukommen. Ich bin mit den einzelnen Charakteren nicht so gut klar gekommen. Vianne war mir zu übervorsichtig und Isabelle zu draufgängerisch, aber inzwischen haben wir uns angefreundet. Ca. 200 Seiten habe ich noch vor mir. Ich bin sehr gespannt.

  • Heute Abend habe ich dieses Buch ausgelesen und war so aufgewühlt, dass ich mich seit langer Zeit mal wieder an mein Klavier gesetzt habe, um die ganzen Gefühle irgendwie herauszulassen. Da denkt man, man wüsste bestimmt das meiste über die Zeit des 2. Weltkriegs und hätte doch schon sooo viele Bücher darüber gelesen... Hier aber haben sich für mich noch einmal völlig neue Perspektiven und Ereignisse offenbart - vor allem der Mut von so vielen Menschen, die in einer Zeit der unermesslichen Grausamkeit trotz persönlicher Bedrohungen und Verletzungen ihre Menschlichkeit nicht verloren haben, wovor ich noch einmal tiefen Respekt lernen durfte.

    Die Emotionalität des Romans hat mich überhaupt nicht gestört; die ambivalente Schwesternbeziehung (und die Vater-Tochter-Beziehungen) fand ich faszinierend und herzzerreißend; ich habe um die vielen verlorenen Leben geweint und war dankbar für die geretteten. Und meine eigenen Kinder habe ich im Schlaf betrachtet und gedacht, dass ich doch sehr dankbar sein kann für mein glückliches, behütetes Leben mit seinen vergleichsweise kleinen Problemchen... Keine Ahnung, wie ich mich in Isabelles oder Viannes Lage verhalten hätte.

    Ja, es gab ein paar Unstimmigkeiten im Roman, aber die finde ich angesichts seiner Gesamtwirkung auf mich jetzt nicht so wichtig. Auf jeden Fall wird er eins meiner Lesehighlights des Jahres sein, denn er hat mich sehr bewegt, zum Nachdenken und zum Dankbarsein gebracht - für Menschen wie Vianne und Isabelle, aber auch für die Friedenszeiten, die wir hierzulande schon so lange genießen, dass bereits mehrere Generationen gar nicht mehr wissen, wie Krieg sich anfühlt. Kristin Hannahs Roman hat mir noch einmal deutlich vor Augen geführt, wie sehr es sich lohnt, sich dafür einzusetzen, dass das so bleiben möge.

  • Ich habe es gerade im Urlaub beendet. Es ist sicherlich eins der besten Bücher dieses Jahres und wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen. Beim Lesen saß ich meist mitten unter Franzosen und es war schon mitunter etwas bedrückend. Ich werde diese Rezi noch ergänzen, wenn ich wieder zuhause bin und nicht am Handy tippe.