Ben in der Welt - Doris Lessing

  • Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
    Verlag: Hoffmann und Campe


    OT: Ben, in the world
    Aus dem Englischen von Lutz Kliche.


    Kurzbeschreibung:
    Ben Lovatt, der destruktive Junge aus „Das fünfte Kind“, ist erwachsen geworden. Doch er findet sich nicht zurecht in dieser Welt. Die Menschen bleiben ihm fremd, so wie er den anderen ein Fremder bleibt. Noch immer aggressiv und seinen Instinkten ausgeliefert, machen ihn seine Eigentümlichkeiten zu etwas provozierend Unbegreiflichem, zu einem ungeheuer einsamen Menschen und zum Spielball der Gesellschaft.


    Über die Autorin:
    Doris Lessing (1919-2013), im heutigen Iran geboren und auf einer Farm in Südrhodesien aufgewachsen, lebte seit 1949 in England. 1950 veröffentlichte sie dort ihren ersten Roman und wurde 1953 mit "Eine afrikanische Tragödie" bekannt. In Deutschland hatte sie ihren Durchbruch 1978 mit der Veröffentlichung von "Das goldene Notizbuch", das seitdem zu ihrem Hauptwerk gezählt wird. Ihr Werk umfasst Lyrik, Prosa und autobiografische Schriften. 2007 erhielt sie nach vielen anderen Auszeichnungen den Nobelpreis für Literatur.]


    Mein Eindruck:
    Ben in der Welt unterscheidet sich deutlich von seinem Vorgänger “Das fünfte Kind”. Das liegt meiner Auffassung nach vor allen daran, dass die prägende Erzählperspektive der Mutter diesmal fehlt. Ben wird nicht mehr ausschließlich als Bedrohung gezeigt sondern es wird deutlich, wie schwer es in der unbarmherzigen Gesellschaft für jemand ist, der anders ist.

    Es besitzt auch die Fortsetzung eine besondere Dichte und Atmosphäre.
    Ben steht im Mittelpunkt, er hat die Familie verlassen, ist inzwischen 18 und befindet sich in London. Seine Wut und Aggressionen sind weiterhin vorhanden, doch er hält sie unter Kontrolle. Er kommt aber nicht gut zurecht. Wegen seiner Benachteiligung wird er oft ausgenutzt, sogar bestohlen und um seinen Arbeitslohn betrogen. Nur eine alte Frau hilft ihm, indem sie ihn kurzfristig bei sich aufnimmt. Dann gibt es noch eine Prostituierte, die ihn mag, gerade wegen seinem anderssein.


    Doch dann wird er wieder ausgenutzt, sogar in großem Stil und mit kriminellen Absichten. Dieser Abschnitt nimmt fast den ganzen Mittelteil des Buches ein und überzeugt nicht so ganz.
    Immerhin wird mit Teresa spät im Buch noch einmal eine wichtige Figur eingeführt, die sich mit Ben anfreundet. Doch die Entwicklung zum Ende hin ist tragisch und lässt mich als Leser schließlich ratlos zurück.


    Ein düsteres Werk und ein pessimistisches Weltbild der Literaturnobelpreisträgern Doris Lessing, das im Schatten seines erfolgreichen Vorgängers “Das fünfte Lind” verbleibt.