'Eichmann in Jerusalem' - Seiten 134 - 201

Es geht letztlich um Rassismus und Unmenschlichkeit in allen Ausprägungen. Es betrifft ja außer den Juden auch viele andere Menschen. Roma, Sinti, Dunkelhäutige, fremde Sprachen sprechende, Menschen mit Behinderungen.

Da passt immer wieder Hannah Arendts Schlusssatz in diesem Buch, ihr Wort an den Angeklagten Eichmann, dass ich an dieser Stelle einfach mal vorausnehme:

Zitat

...So bleibt also nur übrig, daß Sie eine Politik gefördert und mitverwirklicht haben, in der sich der Wille kundtat, die Erde nicht mit dem jüdischen Volk und einer Reihe anderer Volksgruppen zu teilen, als ob Sie und Ihre Vorgesetzten das Recht gehabt hätten, zu entscheiden, wer die Erde bewohnen soll und wer nicht. Keinem Angehörigen des Menschengeschlechts kann zugemutet werden, mit denen, die solches wollen und in die Tat umsetzen, die Erde zusammen zu bewohnen. Dies ist der Grund, der einzige Grund, daß Sie sterben müssen.

Insgesamt ist dieser Abschnitt schwer verdaulich.

Das Thema "Sprachregelung" zeigt, wie perfide das System war. Wörter wie "Endlösung" und "Gnadentod" (hier kam mir jedesmal das Wort "Gnadenbrot" in den Sinn) verdrehten die Wahrheit.
Habe ich Hannah Arendt richtig verstanden, dass diese "Sprachregelung" die Menschen (auch Eichmann) und ihr Gewissen so sehr beeinflusste, dass sie die Realitäten nicht mehr sahen? (Ende VI. Kap., S. 198)

Hannah Arendt äußert sich kritisch über den Widerstand, speziell über die Gruppe des 20. Juli. Der Massenmord an den Juden scheint ja, zumindest für einige, nicht deren größtes Problem gewesen zu sein, vielmehr die Ehre der Armee und ein ehrenvoller Friede.

Ich frage mich, wie Deutschland ausgesehen hätte, wenn Hitler früher, vor dem Beginn der Massenvernichtung, beseitigt und ein Frieden geschlossen worden wäre. Der Antisemitismus wäre damit ja nicht verschwunden gewesen. Hätte es dann ein Apartheidssystem gegeben, mit Homelands und Rassentrennung? Ich vermute, das hätte große Zustimmung gefunden.