Wolfsspinne - Horst Eckert

  • Wolfsspinne (Vincent Veih ermittelt, Band 3) - Horst Eckert


    ISBN-Nummer
    978-3-8052-5099-3


    Klappentext / Kurzbeschreibung des Buches
    Ein hochbrisanter Politthriller vor dem Hintergrund von Flüchtlingszuwanderung und Pegida, der die offizielle Version zum Thema NSU infrage stellt.
    Es ist niemals vorbei. Eisenach, 2011: Zwei Männer liegen tot in ihrem Wohnmobil. Sie waren Teil eines rechtsextremistischen Terror-Trios, das Deutschland Jahre lang unerkannt in Angst und Schrecken versetzt hat. Aber was passierte wirklich? Ein Mann hat den "Nationalistischen Untergrund" für den Verfassungsschutz beobachtet. Er kennt die Wahrheit. Doch er muss schweigen.
    Jahre später ermittelt der Düsseldorfer Hauptkommissar Vincent Veih im Mordfall der Promiwirtin Melli Franck. Die Spur führt ins Drogenmilieu. Aber als weitere Morde geschehen, stößt Vincent auf eine Fährte, die in die Vergangenheit weist: zur "Aktion Wolfsspinne", die eng mit dem NSU verknüpft ist…


    Angaben über den Autor
    Horst Eckert, 1959 in Weiden/Oberpfalz geboren, lebt seit 29 Jahren in Düsseldorf. Er studierte Politische Wissenschaft und arbeitete fünfzehn Jahre als Fernsehjournalist. 1995 erschien sein Debüt «Annas Erbe». Seine Romane gelten als «im besten Sinne komplexe Polizeithriller, die man nicht nur als spannenden Kriminalstoff lesen kann, sondern auch als einen Kommentar zur Zeit» (Deutschlandfunk). Sie sind in mehrere Sprachen übersetzt sowie preisgekrönt (u.a. Friedrich-Glauser-Preis für «Die Zwillingsfalle», Krimi-Blitz für «Schwarzer Schwan»). Bei Wunderlich erschienen bisher seine Politthriller «Schwarzlicht» und «Schattenboxer» um den Düsseldorfer Ermittler Vincent Che Veih.


    Eigene Meinung
    Der dritte Fall des Düsseldorfer Hauptkommissars Vincent Che Veih. Man muss die Vorgänger nicht kennen um diesen Roman zu verstehen. Von der ersten Seite an war ich mitten im Geschehen.
    Wolfsspinne ist ein aktueller, hochbrisanter und komplexer Polit-Thriller.
    Mehr als ein Roman über die NSU. Flüchtlingskrise, Pegida, die (Nicht)Zusammenarbeit sämtlicher deutschen Behörden bei der Bekämpfung von Drogenhandel und rechter Gewalt und die Immobilien bzw. Bankenkrise werden auf sehr unterhaltsame Weise thematisiert. Die einzelnen Charaktere gefielen mir sehr gut. Die verschieden menschlichen Abgründe, Zweifel, Trauer, Wut bis hin zur Verzweiflung sind alle sehr anschaulich dargestellt.
    Hochspannend und hochaktuell. Ein Roman der Realität und Fiktion vermischt. Ich stellte mir ständig die Frage: Was ist reales Zeitgeschehen und was ist Horst Eckerts Version, wie es gewesen sein könnte?
    Ein Roman der zum Nachdenken und Diskutieren anregt.
    Ich kann diesen Roman jedem empfehlen der sich für das aktuelle deutsche Zeitgeschehen interessiert. Es wird nichts geschönt, dies ist die brutale Realität.
    Dieses Buch beschäftigt mich noch lange nachdem ich es zu Ende gelesen habe.

  • 2011 werden in Eisenach 2 Mitglieder des NSU tot in ihrem Wohnmobil aufgefunden. Alles spricht für einen Selbstmord. Ein Undercover Agent des Thüringer Verfassungsschutzes weiß, was tatsächlich passiert ist. Die Aktion „Wolfsspinne“ hat begonnen.


    2015 wird Melli Franck, die Wirtin eines angesagten Restaurants in Düsseldorf, brutal ermordet.


    Vincent Che Veih hat es auch in seinem dritten Fall nicht einfach, denn jemand versucht ihm Knüppel zwischen die Beine zu werfen, damit er von den laufenden Ermittlungen abgezogen wird.
    Und dann gibt es da noch Ronny Vogt, Vincents Cousin 2. Grades, der gerade aus Thüringen ins Rheinland gezogen ist.


    Wie gewohnt verarbeitet Horst Eckert auch hier wieder aktuelle, politische Themen. Er verknüpft gekonnt Fiktion und Realität.


    Gleich zu Beginn werden mehrere Handlungsstränge, mit einer Vielzahl an Personen und Gruppierungen eröffnet. Wir haben es mit dem NSU, Drogenkriminalität, Wirtschaftskriminalität und dem Verfassungsschutz, sowie dessen Verquickung mit den Fällen, zu tun.
    Die Perspektivwechsel erfolgen schnell, was für zusätzliches Tempo sorgt.


    Wolfsspinne ist ein sehr komplexer Politthriller, der dem Leser einiges an Konzentration abverlangt.
    Mir war er ein bisschen zu komplex, irgendwann verlor ich den Faden und musste immer wieder zurückblättern, um die Personen und deren Zugehörigkeit zu den jeweiligen Gruppierungen wieder auf dem Schirm zu haben. Dadurch geriet der Mordfall an Melli Franck bei mir teilweise in Vergessenheit.
    Spannend war es auf jeden Fall, die Handlungsstränge führen zu einem schlüssigen Ende, die Polizeiarbeit wird authentisch dargestellt und der Schreibstil ist wie von dem Autor gewohnt, knapp und präzise.


    Gerne hätte ich, wie bei den Vorgängern auch, 10 Punkte gegeben, wegen der für meinen Geschmack etwas überfrachteten Handlung, bleiben noch gute 8 Punkte.



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  • Melli Franck, Wirtin eines Promilokals, wird bestialisch ermordet. Vincent Veih und sein Team ermitteln und stellen schnell fest, dass bereits die Frage nach dem Motiv nicht einfach ist. Mellis Lokal stand kurz vor der Pleite, die Wirtin hat nicht nur Drogen konsumiert, sondern womöglich auch selbst gedealt, ein Mitarbeiter war kurz vor der Tat gefeuert worden – doch die Art des Verbrechens deutet auch noch auf andere Motive hin.


    Vincent Veih hat private Probleme, die Teilnahme an einer Demonstration droht zu entgleiten, Vieles deutet darauf hin, als hätte er die gebotene Beamtenneutralität verletzt und in aller Öffentlichkeit Gewalt angewendet – seine Karriere steht auf dem Spiel und die Presse veröffentlicht Fotos.


    Ronny Vogt hat ganz andere Probleme. Nachdem er jahrelang für den Verfassungsschutz undercover im rechten Milieu unterwegs war, wird er nun auf vermeintliche Drogendealer angesetzt. Doch seiner Vergangenheit zu entkommen, ist nicht einfach – und da ist auch noch der gerade laufende NSU-Prozess, dessen Hauptangeklagte ihm nahe steht.


    Vincent Veih ermittelt bereits in seinem dritten Fall, für mich ist es jedoch der erste. Er ist ein sehr interessanter Ermittler, die Mutter, Brigitte Veih, ehemalige RAF-Terroristin, mittlerweile frei gelassen, ist nun als Künstlerin und in der Flüchtlingshilfe tätig, der Großvater, bei dem Vincent aufgewachsen ist, war nicht nur Nazi, sondern auch Täter im Dritten Reich, Vincents Vater hält Brigitte geheim, offenbar um ihren Sohn zu schonen – und trotz dieses nicht leichten Hintergrundes, wirkt Vincent sympathisch, integer und offen.


    Die Geschichte ist sehr komplex und wird aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt. Erst nach und nach verknüpfen sich die einzelnen Erzählstränge und ergeben erst im Laufe der Zeit ein zusammenhängendes Bild. Die Verknüpfungen sind teilweise überraschend, wirken auf mich aber durchgehend passend. Vor allem ist das Geschehen hochaktuell und sattelt auf reale Vorkommnisse auf. Der Autor liefert eigene und durchaus mögliche Erklärungen und bleibt nahe an der Realität. Seine Kritik an (manchen) Behörden, ihren Manipulationen und Klitterungen, und an der Presse ist groß, aber auch scheint Vieles möglich, ohne dass man gleich Verschwörungstheorien nachhängen müsste, an manchen Stellen möchte man lieber nicht wissen, wie nahe der Autor der Wahrheit gekommen ist. Insgesamt wird der Leser zum Nachdenken angeregt und das ist, schon wegen der brisanten Thematik, allemal gut.


    Horst Eckert erzählt flüssig und spannend, schnell wird der Roman zum Pageturner. Man bangt und hofft mit den Protagonisten, ärgert und ekelt sich mit ihnen. Nicht für alle gibt es ein gutes Ende, auch das ist realistisch. Die Auflösung des Mordfalles ist nachvollziehbar, ebenso wie die anderen Entwicklungen. Die Charaktere sind durchweg gelungen ausgearbeitet und wirken authentisch. Sehr gut dargestellt sind z. B. die Nöte eines Undercover-Ermittlers, der sich dem observierten Milieu anpassen, oft gegen seine Überzeugungen handeln, womöglich sogar töten, muss, dabei immer Gefahr läuft, der Beeinflussung zu erliegen, und sich zusätzlich in ständiger Lebensgefahr befindet.


    Sehr gut haben mir Prolog und Epilog gefallen, denn hier erhält ein Opfer Stimme – und das passt sehr gut zum Anhang, in dem die Todesopfer rechter Gewalt in Deutschland seit dem 03.10.1990 aufgelistet werden: Mehrere Seiten lang!


    Mich hat der Roman sehr schnell gepackt, ich mag seine Komplexität und Aktualität und finde ihn ungeheuer spannend. Ganz sicher werde ich die beiden Vorgängerromane noch lesen und vergebe gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

  • Ich habe nur den ersten Band über Vincent Veih gelesen und kann nur sagen, dieses Buch hier ist um einiges besser.


    Vincent Veih muss hier nicht nur sich selbst verteidigen sondern noch den Mord an einer prominenten Kneipenwirtin aufklären.
    Der Fall weitet sich aus in Wirtschaft und Politik, Veih bekommt ziemlich dicke Knüppel zwischen die Beine geworfen, muss sich in den eigenen Reihen behaupten und wehren, bevor es zur nicht ganz zufriedenstellenden Klärung der Fälle kommt.


    Zufriedenstellend im Sinne der Gerechtigkeit, nicht für mich als Leser. Denn hier versteht es der Autor Fiktion und vermutlich traurige Wahrheit zu vermengen, dass man an Polizei, Verfassungsschutz und den zuständigen Politikern zweifeln muss.


    Das Thema der NSU-Morde, Befreiung und Ermordung von RAF- Mitgliedern und die Verstrickung mit mafiösen Banden, dass Vincent Veih hier erstmal Licht ins Dunkle bringen muss ist sehr dicht und spannend geschildert.


    Trotzdem bleibt die Hoffung für mich, dass nicht überall Politik und Polizei so korrupt ist, wie man hier glauben mag.


    Die Handlung ist vielschichtig und verzwickt, sehr viele Personen aus unterschiedlichen Kreisen, von denen jeder ihren Interessen verfolgt, werden zu einer komplexen Geschichte verwoben aus der der Leser am Ende atemlos auftaucht.


    Ein sehr guter, politisch ambitionierter Thriller im Gedenken an die NSU Opfer.


    9 Punkte

  • Nachdem ich die beiden Vorgänger-Bände um Vincent Che Veih gelesen hatte, erwartete ich Wolfsspinne schon mit Spannung.
    Und ich kann sagen, das meine hohen Erwartungen nicht enttäuscht wurden.
    Ich bin wirklich beeindruckt, wie geschickt Horst Eckert diesen Thriller aufgebaut hat, wie die Erkenntnisse und Vermutungen um die Hintergründe des NSU hier aufgezeigt werden, mit vielen Details, mit all den Verstrickungen zwischen Verfassungsschutz, Staatsschutz, LKA, Wirtschaftsunternehmern, Politikern. Da die Charaktere so gezeichnet sind und die Perspektivwechsel so gestaltet sind, dass ich an den wichtigen Figuren nahe genug dran war, fiel es mir nicht schwer, dem verwickelten Geschehen zu folgen, obwohl ich während des Lesens gerade in einer turbulenten Zeit steckte, die mir nur kurze tägliche Lesezeiten ermöglichte.
    Meiner Einschätzung nach ist das Maß an Korruption und Verflechtung, das in diesem Roman gezeigt wird, sehr nahe an der Realität und lässt uns einen Eindruck davon gewinnen, wie es sein kann, dass noch immer, nach all den Jahrzehnten seit Ende des 2. Weltkrieges Rechtsradikalismus und Nazitum nicht überwunden sind.


    Wie immer ist mir die Person Vincent Che Veih sympathisch gewesen und ich habe die neue Entwicklung seines Privatlebens gerne mitverfolgt.


    Ein gelungener, spannender und hochinformativer politischer Thriller.
    9/10 Punkten

  • Nach Schwarzlicht und Schattenboxer verstrickt Horst Eckert seinen unbequemen Kommissar erneut in komplexe Ermittlungen. Auch in Wolfsspinne greift er aktuelle und brisante Themen auf. Unter anderem die Verstrickungen des Verfassungsschutzes mit dem NSU sowie den Rechtsradikalismus mit seiner zunehmenden Ausländerfeindlichkeit, die problematische Situation von V-Männern und nicht zuletzt die Neigung von Polizei und Behörden, den Rechtsradikalismus zu tolerieren und zu beschönigen.


    Vincent Che Veih ringt nicht nur um die Auflösung eines Mordes, sondern muss auch um seine Position bei der Kripo kämpfen. Den karriereorientierten Vorgesetzten ist er immer wieder ein Dorn im Auge und man schreckt an höherer Stelle auch nicht vor Intrigen zurück um ihn los zu werden.


    Die Handlung von Wolfsspinne spielt sich auf zwei relativ nah beieinander liegenden Zeitebenen ab und ist gewohnt vielschichtig. Gut recherchierte Fakten, aktuelle Bezüge und Fiktion werden hier genial verknüpft. So bin ich es schon von Schwarzlicht und Schattenboxer gewohnt gewesen, doch diese beiden Vorgänger werden noch getoppt. Und ich finde es jedes Mal aufs Neue bemerkenswert, wie der Autor keinen der zahlreichen Fäden verliert und am Schluss alle schlüssig verknüpft.


    Der knappe, aber eloquente Erzählstil mit den schnellen Szenenwechseln sorgt für Tempo und Spannung bis zu einem Ende, das die Realität nur zu genau widerspiegelt und absolut authentisch wirkt. Das macht für mich einen wirklich guten Politthriller aus. Dieses mit leichtem Unwohlsein gepaarte Gefühl, genauso könnte es in der Realität laufen oder gelaufen sein.


    Besonders überzeugend finde ich auch hier wieder die glaubhaften Dialoge, die niemals gekünstelt oder aufgesetzt wirken. Ab und zu eine Prise Ironie und Humor runden den angenehmen Erzählstil perfekt ab.

  • Der von mir geschätzte Schriftsteller Horst Eckert hält mit dem 3. Fall rund um den Düsseldorfer Kommissar Vincent Che Veih das ein, was andere Thriller auf der Buchrückseite vollmundig versprechen aber inhaltlich nicht einlösen: Ein Politthriller der Extraklasse mit Bezug zum aktuellen deutschen Inlandsgeschehen. Die Handlung dreht sich, nebst dem Kriminalfall den es aufzuklären gilt, um die Mordserie die der Nationalsozialistischen Untergrund während mehr als einer Dekade verübt hat. Der Prozess um eines der bekanntesten Mitglieder, Beate Zschäpe, dauert seit nunmehr 3 Jahren an und ein Ende scheint nicht in Sicht zu sein.


    Die Geschichte beginnt mit einem brutalen Mord an der Inhaberin eines hippen Promi-Restaurants. Die Ermittlungen führen rasch ins Drogenmilieu und von dort in die rechtsextreme Szene. Ein Handlungsstrang in der Vergangenheit beschäftigt sich mit der heimlichen Hauptfigur des Romans: Ronny. Ein V-Mann des Verfassungsschutzes der in das Umfeld der Nazis eingeschleust wird und zur tragischen Figur des Romans wird. Mit anderen Namen versehen tauchen dort auch die aus den Nachrichten bekannten Uwe Mundlos und Uwe Böhnhard auf. Beides NSU Mitglieder die 2011 erschossen aufgefunden wurden.


    Ich wusste vor der Lektüre wenig, sehr wenig über die sogenannten NSU Morde. Ich dachte, ich könne dieses Buch auch ohne diese Kenntnisse lesen aber dann musste ich lernen, dass es ratsam ist, sich zumindest ein oberflächliches Wissen im Internet anzulesen. Was ich in aller Kürze gelesen habe, lässt Teile des deutschen Verfassungsschutz ziemlich, wie soll ich es am besten nennen, als dunkle Macht jenseits der Gesetze da stehen. Da man nicht weiss, was vor ein paar Jahren für Sauereien geschehen sind, und offensichtlich belastende Dokument (absichtlich?) vernichtet wurden, öffnet dies wilden Spekulationen und Verschwörungstheorien Tür und Tor.


    Horst Eckert hat sich über diesen Fall seine Gedanken gemacht und spinnt eine mögliche Theorie was sich vor ein paar Jahren in Eisenach ereignet haben könnte. Meiner Meinung nach schreibt er ordentlich Zündstoff in seine Zeilen und kritisiert Polizeibehörden und den deutschen Verfassungsschutz recht heftig. Aber seine These über die Geschehnisse der Vergangenheit sind Fiktion und ob die Wahrheit je ans Licht dringt, darf zumindest stark angezweifelt werden.


    Ein fiktiver Kriminalfall um einen Mord den es aufzulösen gilt, das heikle Privatleben von Vincent Veih und der komplizierte Fall um den realen Fall der NSU Vergangenheit. Der Autor packt wie schon bei den beiden Vorgängern viel in diese Geschichten und er hat sich hohe Ziele gesteckt und meiner Meinung nach erreicht diese mit diesem Buch. Vor allem weil er den kniffligen realen Fall so darstellen kann, dass man ihn als mitdenkender Leser verstehen kann. Dies führt zwar zu einem deutlich langsameren Lesetempo als bei anderen Thrillern aber die Befriedigung nach den zuklappen des Buches und das Fazit zu ziehen, die Freizeit in das Lesen eines sehr guten Politthrillers investiert zu haben ist unbezahlbar. Wertung: 9 Eulenpunkte

  • Der vorliegende dritte Band mit Vincent Che Veih spielt auf zwei Zeitebenen.


    Die erste behandelt einen Banküberfall in Eisenach im Jahr 2011, den NSU-Morden und den Beginn der Aktion Wolfsspinne. Zur Erläuterung: Die Wolfsspinne ist ein gnadenloser Jäger, Meister der Tarnung und schlägt blitzschnell zu.


    Im Jahr 2015 beginnt der zweite Strang mit der brutalen Ermordung der Restaurantbesitzerin Melli Franck, hier ermitteln Vincent Veih und sein Team. Mellis finanzielle Lage war mehr als angespannt, sie war drogensüchtig und so führen die Ermittlungen zuerst in diese Richtung. Vincent Veih hat es gerade sehr schwer, denn er wurde bei einer Demo unschuldig mit in Handgreiflichkeiten verwickelt. Nun spitzt sich die Lage für ihn zu, seine berufliche Karriere ist in Gefahr und er muß unbedingt versuchen, seine Unschuld zu beweisen. Auch in diesem Buch ist seine Mutter Brigitte, die ehemalige RAF-Terroristin, mit von der Partie und Vincent stellt ihr immer wieder die Frage nach seinem Vater. Mehr Details möchte ich nicht verraten.



    Der Autor hat hier einen politisch brisanten Thriller vom Feinsten abgeliefert und nichts ausgelassen. So wurden die NSU-Morde, Pegida, Flüchtlinge, Verfassungsschutz, Drogenhandel und Immobilienspekulationen mit einbezogen, wobei sich Realität und Fiktion gekonnt vermischen. Als Leser muß man konzentriert dabei bleiben, damit man den Überblick bei dem komplexen Plot nicht verliert, wobei die eigentliche Mordermittlung Melli Franck nicht immer im Fokus steht. Der Schreibstil ist gewohnt packend, flüssig und auf das Wesentliche beschränkt. Das fiktive Ende ist schlüssig und ich bin bei einen Thriller damit auch einverstanden.


    Für mich wieder ein echter Pageturner und 9 Eulenpunkte!

  • Zitat

    Original von Horst Eckert
    Ich bedanke mich für eure tollen Rezensionen. Der Haken ist nur, dass damit die Latte für Vincents vierten Fall ziemlich hoch liegt ... ;-)
    Herzliche Grüße, habt ein schönes Wochenende!
    Und vielleicht sieht man sich mal bei einer Lesung: http://www.horsteckert.de/termine.html


    Leider nichts in meiner Gegend dabei. Wäre gerne gekommen

  • Meine Meinung
    Mein erster Politthriller und ich habe festgestellt, daß das Thema in einen Thriller verpackt wurde, der sehr gut recherchiert und packend zu lesen ist. Die verschiedenen Handlungsstränge sind übersichtlich und nähern sich logischerweise immer mehr an.
    Extrem berührend fand ich den Prolog, den Epilog und den Anhang. Im Prolog und Epilog kommt ein Kind eines der NSU-Opfers zu Wort und das berührt sehr, wie die Familie ihr "normales Leben" verliert und sehen muss wie sie weiter klarkommen, wie sehr der Vater vermisst wird. Der Anhang, der über 10 Seiten geht, führt uns nochmal namentlich alle Todesopfer rechter Gewalt vor Augen seit 1999. Diese extrem lange Liste hat mich echt geschockt.
    Horst Eckert schafft es die ganzen, immer noch aktuelle Themen, interessant zu beschreiben und in einer Story unterzubekommen, ohne das es beim Lesen gezwungen und überlastet wirkt.
    Als Charakter hat mir Ronny Vogt sehr gut gefallen, als Undercovermann, der bei der NSU-Truppe eingeschleust wurde und sich ihnen anpassen musste, um nicht aufzufliegen. Er ging über seine persönlichen Grenzen, er musste morden und seine Gedanken auf "rechts" drehen um in der Gruppe angesehen zu sein und vor allem um nicht aufzufallen.
    Beim Lesen der Geschichte verwendet Eckert zwar andere Namen für die NSU-Terror-Zelle, aber man weiß sofort wer eigentlich damit in echt gemeint ist.
    Tja und wer weiß wie es nun eigentlich wirklich war? Haben uns Geheimdienst und Verfassungsschutz die Wahrheit gesagt? Ich glaube das wir Bürger gar nicht alles wissen sollen und auch niemals wissen werden.
    Ein Buch welches mich, aufgrund des brisanten Themas fesseln konnte, aber mich nicht zum Fan dieses Genres *Politthriller* machen wird.

  • Schwarzlicht und Schattenboxer sind die ersten beiden Bücher, Wolfsspinne ist nun Band 3 der Reihe um Vincent Che Veih. Veih ist Kriminalkommissar in Düsseldorf, der in den drei Büchern nicht nur mit den Wirren und Intrigen einer Polizeibehörde klarkommen muss, sondern in diesem Buch auch noch einen Fall klären muss, der einen starken Bezug zum NSU-Skandal in Deutschland aufweist. Eckert greift hierfür viele Zweifelsfälle und Ungereimtheiten der NSU-Morde auf und schmiedet hier herum einen sehr interessanten und spannenden Kriminalroman.


    Auf den ersten Blick könnte das Buch mit den angesprochenen Themen etwas überfrachtet wirken. Neben der NSU wird auch der Umgang mit RAF-Tätern, Banken- und Wirtschaftsskandale, Pegida, die rechtsradikale Szene in Deutschland, die Flüchtlingsproblematik, der Verfassungsschutz, Drogenhandel und einiges mehr eingewoben. Allerdings erfolgt dies recht geschickt und ist letztlich ungemein lehrreich. Ich ziehe diese Art von Thrillern mit politischem Hintergrund gerne den abertausenden Büchern über Sexualdelikte und Serienkillern vor.


    Von mir gibt es für die Wolfsspinne daher volle 10 Punkte.

  • Die Politthriller von Horst Eckert sind für mich immer etwas Besonderes. Man kann sie nicht mal eben nebenbei lesen, sondern muss sich voll drauf konzentrieren und einlassen, schon wegen der Komplexität ihrer Handlung und ihrem Bezug zur Realität.
    Der dritte Teil der Serie um den Düsseldorfer Hauptkommissar Vincent Veih hat mich genauso beeindruckt wie die beiden Vorgänger. Der Autor verbindet auch hier zwei unwiderstehliche Dinge miteinander:


    Er schafft einen Plot, der eine reale Begebenheit voller politischer Brisanz als Grundlage hat und bei dem ich mich die ganze Zeit fragte, wie viel davon fiktiv ist und wie viel der Realität entspricht oder ihr doch sehr nahe kommt. Dazu gibt es als Protagonisten den durch seinen privaten Hintergrund äußerst ungewöhnlichen und in der Thrillerlandschaft wohl einzigartigen Hauptkommissar Vincent Veih.


    Eckert erzählt temporeich und extrem spannend, verliert nie den Überblick bei seiner brandaktuellen, dabei verzwickten Geschichte. Sehr gut gefällt mir, dass der sympathische Vincent Veih sich selbst treu bleibt, trotz aller Widrigkeiten, die sich ihm hier in den Weg stellen. Das Ende ist unbequem, passt aber hervorragend und ließ mich das Buch mit dem Gefühl zuklappen, einen rundherum gelungenen Politthriller gelesen zu haben.


    10 Punkte vergebe ich hierfür gern.