Noah Hawley - Vor dem Fall

  • Englischer Originaltitel: Before the Fall


    Klappentext
    An einem nebligen Abend startet ein Privatjet zu einem Flug nach New York. Wenige Minuten später stürzt er in den Atlantik. Nur der Maler Scott Burroughs und der vierjährige JJ überleben inmitten der brennenden Trümmer. Und Scott gelingt das Unmögliche: Er schafft es, den Jungen an das weit entfernte Ufer zu retten. Während die Suchtrupps fieberhaft nach den Leichen und der Blackbox fahnden, greifen immer abstrusere Verschwörungstheorien um sich. Scott versucht verzweifelt, sich den Medien zu entziehen – und gerät dabei in eine Welt der Intrigen und Manipulationen, in der niemand vor dem brutalen Fall ins Nichts geschützt ist.




    Der Autor
    Noah Hawley wurde 1967 in New York geboren. Er ist Autor, Drehbuchschreiber und Produzent, und wurde für seine Arbeit bereits mit dem Emmy und dem Golden Globe ausgezeichnet. Unter anderem schrieb und produzierte er die erfolgreiche Serie "Bones – Die Knochenjägerin" und die TV-Adaption des Spielfilms "Fargo" der Coen-Brüder. Hawley lebt mit seiner Familie in Los Angeles und Austin, Texas.





    Ein Privatjet stürzt ab. Die Passagiere sind ein Ehepaar und seine beiden Kinder, ein befreundetes Paar und ein recht mittelloser Maler. Die Besatzung besteht aus Pilot und Copilot und einer Stewardess. Zudem war der Bodyguard des Ehepaares mit an Bord. Bei dem Absturz kommen alle ums Leben bis auf den Maler und der 4jährige Sohn des Ehepaares. Der Maler, Scott, bringt sich und das Kind auf unglaubliche Weise in einem enormen Kraftakt an Land. Er gilt als Held. Aber da er sich der Welt nicht stellen will in Interviews und Talkshows werden schon bald einige Leute misstrauisch. Was hat es auf sich mit ihm und seiner Anwesenheit an Bord? Er ist ein Niemand, aber an Bord starben ein wichtiger TV-Betreiber und ein Geschäftsmann, der eine Anklage wegen Geldwäscherei entgegen sah. Zwei so reiche, so einflussreiche Persönlichkeiten können doch nicht einfach einem Maschinenschaden oder menschlichem Versagen zum Opfer gefallen sein. Da muss doch mehr dahinter stecken. Und Scott malte in letzter Zeit Bilder von Katastrophen. Auch das kann kein Zufall sein, oder? Hatte er ein Verhältnis mit eines der Opfer? Hat er alles eingefädelt?


    „Vor dem Fall“ ist ein ungewöhnliches Buch. Es ist gut konzipiert und ausgeführt. Nach und nach lernen wir die Opfer der Katastrophe kennen. Wir erfahren so auch immer mehr über den Ablauf des Unglückstages. Aber wir sind auch „nach dem Fall“ dabei, bei Scott, der sein Leben nach dem Unglück wieder auf die Reihe zu bringen versucht. Er fühlt eine Verbindung zu dem Jungen, JJ, den er rettete. Und auch das Kind, traumatisiert wie es ist nach dem Verlust, fühlt sich in seiner Nähe am wohlsten. JJ lebt jetzt bei seiner Tante und ihrem Mann. Das Buch beleuchtet nach und nach jeden der Charaktere. Aber auch das Danach, die Suche nach der Ursache des Unglücks, werden bedacht. Schon bald schießen sich sowohl ein FBI-Agent als auch ein TV-Sprecher auf Scott ein. Seine Rolle in dieser Sache ist das größte Rätsel. Sehr schön zeigt der Autor dabei auf, wie sehr die Wahrheit von den Medien seziert und verdreht wird, um dem persönlichen Interesse und der Medienwirksamkeit zu entsprechen. Aber auch das FBI hat schon schnell eine vorgefertigte Meinung. Auch der extreme Reichtum der Opfer wird aufgezeigt. Die Auflösung ist dann erfrischend banal.


    Mir hat gefallen, dass hier kein schlichter Thriller erzählt wird sondern das viel mehr in die Tiefe gegangen wird. Das, was passiert ist und zu dem Unglück führte, bleibt bis kurz vor Schluss ein Rätsel und erhält die Spannung. Jede Figur hat ein eigenes Leben, ein Schicksal. Jede Figurenbeschreibung hat enorme Tiefe. Zudem kann man Scott und JJ folgen, wie sie mit dem erlittenen Trauma umgehen. Dadurch, dass zwei einflussreiche Persönlichkeiten bei dem Unglück starben, ist ein großes Medieninteresse vorhanden. Die Spekulationen und Verschwörungstheorien schießen ins uferlose. Das Ende hat mir sehr gut gefallen. Es gab nicht die große Enthüllung oder einen Twist. Aber eine solide Erklärung. Banal wie das Leben eben manchmal einfach ist.


    „Vor dem Fall“ ist ein gut durchkonzipiertes Buch mit einer ungewöhnlichen Story, die stringent und schonungslos erzählt wird.

    “Wer kleine Kinder und Hunde nicht mag, kann kein schlechter Mensch sein



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  • Vor dem Fall - Noah Hawley


    Gebundenes Buch , 448 Seiten
    Goldmann, 2016
    Aus dem Amerikanischen von Rainer Schmidt
    Originaltitel: Before The Fall


    Rückseite:
    Das Schicksal eines Mannes, der durch ein tragisches Unglück in eine Welt am Abgrund katapultiert wird.


    Ein atemberaubendes und gnadenloses Spiel von Geld und Macht, von Liebe und Verrat in unserer modernen Gesellschaft.


    Über den Autor:
    Noah Hawley wurde 1967 in New York geboren. Er arbeitete in einem Rechtshilfeverein für missbrauchte und verwahrloste Jugendliche, zog nach San Francisco und wurde Mitglied des San Francisco Writer’s Grotto. Heute arbeitet Hawley als Film- und Fernsehproduzent sowie als Drehbuchautor und hat vier Romane veröffentlicht. Er schrieb und produzierte die erfolgreiche TV-Serie Bones; er konzipierte und führte Regie bei den TV-Shows The Unusuals und My Generation.


    Über den Übersetzer:
    Rainer Schmidt, geboren 1951 in Mülheim/Ruhr, lebt als Übersetzer aus dem Englischen in Hamburg und Essen. Unter anderem übertrug er Romane von Frederick Forsyth, Mo Hayder, Justin Cronin und Donna Tartt ins Deutsche.


    Mein Eindruck:
    Vor dem Fall ist ein Buch mit Thrillerelementen, setzt sich aber doch in erster Linie mit gesellschaftlichen Themen auseinander.


    Dass der Autor ein guter Drehbuchautor ist, glaube ich sofort, denn er kann spannende Passagen packend in Szene setzen. Das fällt schon am Anfang auf, als die beiden Überlebenden eines Flugzeugabsturz schwimmend im Meer um ihr Leben kämpfen. Es ist der Maler Scott Borroughs, der den 4jährigen JJ retten kann, da er ein guter Schwimmer ist.


    Auch die danach einsetzenden Erzählweisen, z.B. mit Rückblicken, wirken filmisch inszeniert.
    Mit der Zeit sehe ich das skeptisch, weil dann schließlich auch gleich der Film hätte entstehen können.


    Die Gestaltung des Plots und der Dialoge hat der Autor gut im Griff.
    Auch finde ich es glaubhaft, dass die Überlebenden nach dem Geschehen nicht so einfach wieder zu sich finden. Ich musste da an den Film Fearless mit Jeff Bridges denken, der diese Schwierigkeit auch thematisierte.
    Ein junger Jeff Bridges wäre ein guter Darsteller für die Rolle des Scott Borroughs gewesen. Diese Hauptfigur trägt den Roman. Die Nebenfiguren überzeugen mich teilweise weniger.
    So ganz überzeugt hat mich der Roman nicht., Aber es gibt viele gelungene Passagen und die Themen sind wichtig, daher halte ich das Buch für lesenswert.