Originalttitel: Dear Daughter (2014)
Der Hörverlag, 2015, gekürzte Lesung, 1 mp3-CD, 7 Std., 15 Min.
Über den Inhalt:
Janie Jenkins wird im Alter von 16 Jahren für den Mord an ihrer prominenten Mutter für schuldig erklärt. Das Problem: Janie kann sich nicht daran erinnern, was in der Nacht des Mordes geschehen ist. Als sie zehn Jahre später das Gefängnis verlässt, macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit. Eine Spur führt sie in eine verschlafene Provinzstadt in South Dakota, wo sie Stück für Stück die überraschende Vergangenheit ihrer Mutter aufdeckt. Am Ende muss Janie sich entscheiden, ob sie weiter unter falscher Identität vor Presse, Polizei
und einem möglichen Mörder fliehen will – oder sich der Wahrheit stellt.
Über die Autorin:
Elizabeth Little ist in St. Louis geboren und aufgewachsen. Sie studierte an der Harvard University und veröffentlichte Artikel in der New York Times und dem Wall Street Journal. Nach zwei Sachbüchern wurde ihr Debütroman auf Anhieb ein Los-Angeles-Times-Bestseller. Elizabeth Little lebt mit ihrer Familie in Los Angeles.
Über die Sprecher:
Nora Tschirner, Jahrgang 1981, erhielt ihre erste Fernsehrolle 1997 in der ZDF-Serie "Achterbahn". Großen Bekanntheitsgrad erlangte sie jedoch als Moderatorin beim Musik-Sender MTV. Dort moderierte sie verschiedene Chartshows, News und die Sendung "Ulmens Auftrag". In der Verfilmung von Benjamin von Stuckrad-Barres Roman "Soloalbum" spielte Nora Tschirner 2003 ihre erste Hauptrolle. Zuletzt war Nora Tschirner neben Christian Ulmen in den Kinofilmen "FC Venus" (2006) und mit Til Schweiger in "Keinohrhasen" (2007) zu sehen.
Oliver Siebeck, geboren 1961, ist als Synchronsprecher aus verschiedenen Fernsehserien bekannt. Er lieh schon vielen Figuren in deutschen Fassungen seine Stimme: So spricht er in "Prison Break" (2007-2009) den Agenten Paul Kellerman, in "Alias - Die Agentin" (2003-2005) die Figur Eric Weiss und seit 2004 hört man ihn in "Two and a Half Men" als Dr. Melnick. Siebeck ist auch als Hörbuchsprecher beliebt.
Meine Meinung:
Janie Jenkins, vor 10 Jahren wegen des Mordes an ihrer Mutter, einer berühmten Societylady, verurteilt, wird mit 27 Jahren aus der Haft entlassen. Dem zuständigen Kriminallabor wurde eine fehlerhafte Beweisführung nachgewiesen und Janie kam somit frei. Sie hat nur sehr wenige Erinnerungen an die Nacht, in der ihre Mutter starb und versucht nun herauszufinden, was damals wirklich geschah und ob sie tatsächlich ihre Mutter umgebracht hat, wovon das Gericht, die Öffentlichkeit und vor allem die Presse bis heute überzeugt sind.
Immer häufiger treffe ich in letzter Zeit in Büchern auf Auszüge aus Wikipedia, auf Zeitungsartikel oder Kommentare aus Blogs oder Emails. So auch hier, sie sind den einzelnen Kapiteln vorangestellt.
Da die Geschichte komplett aus Janies Sicht erzählt wird, gibt es leider keine Chance, sich ein unvoreingenommenes Bild über die weiteren Personen im Roman zu machen, die alle recht blass bleiben. Das fand ich besonders im Hinblick auf Janies Mutter sehr schade. Janie selbst war mir von Anfang an extrem unsympathisch, sie bleibt unzugänglich, so dass ich die ganze Zeit auf ein Ende gewartet habe, dass meinen Erwartungen entspricht.
Auf der Suche nach der Vergangenheit ihrer Mutter landet Janie schließlich in einer Kleinstadt. Ich hatte etwas Schwierigkeiten beim Hören, die vielen Personen, auf die sie hier trifft, auseinanderzuhalten und in ihren Beziehungen zueinander richtig zuzuordnen, da sich kein rechtes Bild von ihnen in meinem Kopf einstellen wollte. Beim Lesen gibt es diese Schwierigkeit vielleicht nicht. Viele kleine Begebenheiten und viele Verdächtige geben der Geschichte einen gewissen Reiz. Leider gibt es auch einige Längen und so bleibt die Spannung für mich eher auf mittlerem Niveau. Nach und nach gelingt es Janie herauszufinden, in welchem Zusammenhang die Bewohner und ihre Mutter stehen und am Ende weiß man auch, was in der Todesnacht vor zehn Jahren geschah.
Die Ich-Erzählerin schreibt in einem Stil, der eher zu einer 16-jährigen passt als zu einer erwachsenen Frau. Schnodderig in dem Versuch, möglichst tough zu wirken, arrogant und überheblich. Und das bringt die Hörbuchsprecherin Nora Tschirner ausgesprochen gut rüber.
Oliver Siebeck liest die Zwischenabschnitte, unter anderem die Presseeinträge vor. Seine Stimme passt perfekt zu diesem Part und brachte zusätzliche Spannung ins Spiel.
Ich wurde dank der großartigen Nora Tschirner ganz gut unterhalten mit dieser ungewöhnlichen Geschichte, eher Familientragödie als Krimi, ein zweites Mal hören würde ich sie aber sicher nicht.