'Die Nachtigall' - Seiten 097 - 193

  • Ich hab Urlaub. Und das Buch ist wirklich Klasse. Es flutscht nur so.


    Ich weiß ja nicht, was Vianne gedacht hat, wie das mit den deutschen Besatzern abläuft. Da war sie wohl etwas blauäugig und ihr ständiges "warten wir mal, wenn Antoine zurückkommt", war wenig hilfreich. Was dachte sie denn, was ihr Mann ändern könnte? Sie traut sich einfach nichts zu. Da ist Isabelle wirklich das genaue Gegenteil. Und sie schießt natürlich im jugendlichen Übermut schnell übers Ziel hinaus. Aber prinzipiell hat sie recht. Man muss etwas gegen die Nazis machen. Denn die drücken den Franzosen sofort ihren Willen auf und versuchen natürlich mit allen Mitteln zu verhindern, dass sich Gegenwehr bildet.


    Die Szene, als Isabelle sich die Haare abschneidet, war Kopfkino vom Feinsten. Ich habe gelesen, dass das Buch schon auf eine Verfilmung wartet. Ich sehe es schon vor mir. Außerdem habe ich erst letzthin den Film "Suite Francaise" gesehen. Dort geht es um einen deutschen Offizier, der bei zwei Frauen einquartiert wird und es entspinnt sich mit einer eine Liebesgeschichte. War ein toller Film aber der spukt mir jetzt immer im Hirn rum, wenn ich von Berg und Vianne lese und das ist natürlich hier Quatsch.


    Sehr interessant finde ich die Beschreibung des Widerstandes unter Führung von de Gaulle.


    Gut war auch, was die Nonne zu Vianne sagt, als diese ihr erzählt, dass sie Berg die Namensliste gegeben hat. Das Vianne genauer überlegen muss, was sie tut und dass sie deutlicher Stellung beziehen muss.


    Um Isabelle machen ich mir ziemliche Sorgen. Ich finde es zwar toll, dass sie die Blätter verteilt, aber das Risiko ist hoch und so ganz glaube ich, checkt sie die Gefahr nicht. Vor allem gefährdet sie auch ihre Schwester und Nichte, wenn sie das Material dort aufbewahrt.


    Leider ist Gaet noch nicht wieder aufgetaucht. Aber sie liebt ihn. Ich hoffe, er kommt demnächst wieder. :grin

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ist das alles beklemmend. Schon wenn ich solche Bücher lese, wird mir klar, dass wir hier in solchem Luxus schwelgen. Man sollte einige Menschen dazu verpflichten ebenfalls Bücher zu lesen, die im Krieg spielen. Dieses Buch bringt die Stimmung so gut rüber, dass ich meine dabei zu sein. Sehr gruselig.


    Ich frage mich, warum Vianne ist wie sie ist. Ist sie naiv oder nur ängstlich? Ich weiß, dass sie an ihre Tochter denken muss, aber als sie die Liste aufgeschrieben hat, hätte ihr doch dämmern müssen, was das auslösen kann. Allerdings finde ich Rachels Reaktion auf ihre Beichte großartig. Ich hätte sie womöglich in der Luft zerrissen. Wie schrecklich auch zu erfahren, dass die Ehemänner in Kriegsgefangenschaft sind. Das muss zermürbend sein, wenn man so lange nichts von dem Menschen hört, den man liebt und nicht mal weiß, ob er noch lebt, ob er tot ist oder ob er gerade leidet. Ich möchte sowas niemals erleben müssen.


    Isabelle ist großartig! Ich bewundere ihren Mut. Wobei ich mich aber auch wieder frage, ob sie die Gefahren nicht richtig einschätzt, ob ihr diese egal sind oder ob sie einfach nur was tun will. Ich schätze mal letzteres. Ich fand es übrigens sehr klug einen Bunker anzulegen und die Wertsachen in Sicherheit zu bringen.


    Kann mir einer kurz erklären, wofür die Verdunkelung gut ist? Die Ausgangssperre leuchtet mir ja noch ein, aber warum sollen sie das Licht auslassen und die Vorhänge zu ziehen? Hat das nur damit zu tun, den Menschen das Leben so schwer wie möglich zu machen?


    Ich weiß noch nicht, was ich von Hauptmann Beck halten soll. Auf der einen Seite scheint er ja ab und an mal ein Auge zuzudrücken und ist mit der Situation auch nicht zufrieden, auf der anderen Seite hab ich das Gefühl, dass er falsch ist. Für ihn muss die Situation im Haus von Vianne ja auch total schrecklich sein. Er ist zwar höflich und Vianne ebenfalls, aber er weiß ja, dass er nicht erwünscht ist.


    Und schon wieder wird mir klar, wie wenig ich über die französische Geschichte weiß. Ich kenne Charles de Gaulle nur als Name und weiß, dass Dinge nach ihm benannt wurden, aber wer er ist, hat mir erst Wikipedia verraten. Hattet ihr solche Dinge im Geschichtsunterricht? Oder habe ich einfach nur nicht aufgepasst oder alles vergessen?


    Vichy kannte ich bisher nur als Kosmetikprodukt, nicht als eine Regierung. :rolleyes


    Und dass sie Angriffe auf England The Blitz genannt werden/wurden, wusste ich auch nicht.


    Bitte sagt mir, dass ich nicht blöd bin, sondern einfach nur vieles vergessen habe, was ich in der Schule mal gelernt habe :cry

  • Wir haben die Geschichte des Naziregimes aus deutscher Sicht gelernt. Das ist für Schulkinder schon genug.
    Ich habe erst im Lauf der Zeit gelernt, dass Geschichte sich natürlich auch anderswo abgespielt hat und andere Länder, andere Sichtweisen auf die Dinge bedeuten.


    Ehrlich gesagt ist mir aber erst so richtig klar geworen, was dieser unselige Krieg bedeutet hat und was er den Menschen angetan hat, als ich anfing, viel in Frankreich herumzureisen. Mich für die örtliche Geschichte zu interessieren. Wie grausam die Wehrmacht und die anderen Truppen vorgegangen sind.
    Ganze Dörfer wurden ausgelöscht wegen des Widerstands von Einzelnen.
    Es graust mich heute noch, wenn ich an solchen Stellen stehe.
    Und bin immer wieder dankbar, wenn ein tütteliger alter Mann oder eine alte Frau vorbeikommt und wir miteinander reden können, über die furchtbaren Dinge. Und welches Glück ich habe, im Frieden dorthin reisen zu dürfen.


    Die älteren unter uns dürften General de Gaulle noch gut in Erinnerung haben. Er ist nach dem Krieg lange genug Präsident gewesen.


    Aber zum Buch.


    Nein, ich bewundere Isabelle nicht. Ich verstehe, wie sie so geworden ist. Was für ein verlassenes, einsames Kind sie gewesen ist. Aber das ist sie heute nicht mehr. Sie ist erwachsen und sie benimmt sich gegenüber ihrer Schwester und deren Kind unverantwortlich.
    Wie kann sie ihrer Schwester vorwerfen, sich nicht um sie gekümmert zu haben? Immer noch. Wo Vianne jünger war als sie heute, als sie ebenfalls die Mutter verloren hat, vom Vater verlassen wurde.
    Nein, sie ist ein egozentrisches, unbedachtes Wesen. Sie hat keine Ahnung, worauf sie sich einlässt und wie viele Menschen sie in Gefahr bringt, wenn sie nicht lernt, sich zusammenzureißen.


    Vianne ist meiner Meinung nach noch viel mehr verletzt worden als Isabelle. Sie ist älter gewesen, als die Mutter gestorben ist. Sie hat viel deutlicher verstanden, dass der Vater sie ablehnt.
    Sie hat auch als Kind den ersten Krieg erlebt und seine schlimmen Auswirkungen.
    Ich kann ihr ihre Ängstlichkeit nicht übelnehmen.


    An der Stelle mit igendwelchen Listen und Nonnen bin ich noch nicht...

  • Ich bin beruhigt, dass du das alles erst gelernt hast, als du dich näher damit auseinander gesetzt hast.


    Bezüglich Isabelle glaube ich, dass sie grundsätzlich ein anderer Mensch ist als Vianne. Selbst wenn ihr Leben nicht so verlaufen wäre wie es verlaufen ist, hätte sie sich den Deutschen widersetzt. Das liegt in ihrer Natur. Sie war ja schon direkt nach dem Tod der Mutter so, nicht erst nachdem der Vater sie abgegeben hat und Vianne sie ebenfalls wo anders hin geschickt hat. Vianne möchte lieber glauben, dass alles gut wird. Das merkt man meiner Meinung nach auch daran, dass sie dauernd gesagt hat, dass Antoine bestimmt bald wieder kommt. Ihre Freundin Rachel hat das nie gesagt. Vianne hat jetzt am Ende des 2. Abschnitts erst verstanden, dass sie auf sich allein gestellt ist.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen


    Nein, ich bewundere Isabelle nicht. Ich verstehe, wie sie so geworden ist. Was für ein verlassenes, einsames Kind sie gewesen ist. Aber das ist sie heute nicht mehr. Sie ist erwachsen und sie benimmt sich gegenüber ihrer Schwester und deren Kind unverantwortlich.
    Wie kann sie ihrer Schwester vorwerfen, sich nicht um sie gekümmert zu haben? Immer noch. Wo Vianne jünger war als sie heute, als sie ebenfalls die Mutter verloren hat, vom Vater verlassen wurde.
    Nein, sie ist ein egozentrisches, unbedachtes Wesen. Sie hat keine Ahnung, worauf sie sich einlässt und wie viele Menschen sie in Gefahr bringt, wenn sie nicht lernt, sich zusammenzureißen.


    So schlimm sehe ich Isabelle nicht. Sie ist für mich noch nicht erwachsen. Mit 19 ist man doch noch ziemlich unreif. Und so viel besser ist Vianne auch nicht. Auch sie bringt Menschen in Gefahr - siehe Rachel. Bei ihr ist es eher Feigheit. Aber beide müssen erst noch etwas übers Leben lernen. Und diese ganze Situation ist einfach einmalig und dass alle da Fehler begehen, kann ich mir vorstellen. Ich wüsste auch nicht, wie mutig ich wäre. Und ohne Menschen wie Isabelle hätte es wohl keine Restiance gegeben. Die tödliche Gefahr gehört halt dazu. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es hätte anders gehen sollen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich mag das Buch auch sehr und habe heute genüßlich den zweiten Abschnitt am See gelesen.
    Trotz des schönen Wetters kam eine total beklemmende Atmosphäre auf, sodass schon ein wenig surreal war.


    Um Isabel mache ich mir auch große Sorgen, was sie tut ist sehr gefährlich, auf der einen Seite sehr mutig aber auf der anderen auch sehr leichtsinnig, denn ich glaube nicht, dass sie ihr Handeln gut überlegt. Meiner Meinung nach müsste sie durch das was sie alles schon miterlebt hat verantwortungsvoller und einsichtiger sowie überlegter sein. Aber bei ihr sehe ich nur Wut, Empörung und Auflehung. Manchmal habe ich regelrecht das Gefühl sie will grundsätzlich das Gegenteil von dem was die anderen wollen.


    Vianne ist vielleicht ein klein wenig naiv, aber sie kann meiner Meinung nach die Situation besser einschätzen. Sie hat mit der Liste einen Fehler gemacht, aber rausbekommen hätten die Nazis die Namen mit oder ohne ihre Hilfe. Der größere Fehler war meiner Meinung nach der Besuch beim Hauptmann. Sie sollte von nun so wenig wie möglich die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sonst gerät sie ins Fadenkreuz.


    Der Hauptmann hat sehr menschlich Züge, was mir sehr gefällt, aber auch er hat seine Vorgaben und muss Befehle ausführen und ist somit ebenso ein Rädchen in diesem System. Ich bin gespannt wie er sich weiterentwickelt.


    Graet ist nicht mehr aufgetaucht, ich hoffe wir hören noch von ihm, denn wenn einer Isabel im Zaum halten kann, dann er.


    Morgen trete ich die Heimreise an und werde daher erst wieder übermorgen weiterlesen. Bis dahin :wave

  • Zitat

    Original von Eliza08



    Der Hauptmann hat sehr menschlich Züge, was mir sehr gefällt, aber auch er hat seine Vorgaben und muss Befehle ausführen und ist somit ebenso ein Rädchen in diesem System. Ich bin gespannt wie er sich weiterentwickelt.


    Ich fürchte ja, dass Beck sich etwas verstellt und nicht so ein netter Kerl ist wie er vorgibt. :gruebel

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Mich hat die Haltung der Ordensschwester sehr beeindruckt. So stelle ich mir Mitmenschlichkeit vor. Und das ist auch sinnvoller Widerstand. Einige jüdische Kinder wurden in Ordensschulen versteckt und überlebten so die Naziherrschaft.
    Leider gab es da auch ganz andere Priester und Ordensangehörige.


    Vianne ist tatsächlich ein wenig naiv. Bisher hat sie immer gehofft, andere würden ihr Leben für sie richten. Gott, ihr Mann. Jetzt merkt sie, dass nur sie selbst für ihre Entscheidungen verantwortlich ist.
    Ich denke, sie hat aus dieser Situation viel gelernt und vermute, es wird ihr noch zugutekommen. Denn echten Schaden hat sie nicht angerichtet. Diese Informationen lagen entweder in der Stadtverwaltung ohnehin vor oder der "nette" Polizist hat sie ohnehin schon rausgerückt.
    Und sie hatte die Größe, ihr Versagen ihrer Freundin zu gestehen.


    Gegen Ende des Abschnitts wird sie schon erwähnt, die Frage, ob diese Form des Widerstands überhaupt sinnvoll ist. Für nutzlose Aktionen wird das Leben der Widerständler und des ganzen Dorfes gefährdet.
    Für mich sieht das sehr nach Aktionismus aus. Der Widerstand hat sich später auch gewandelt. Da hat man strategisch wichtige Brücken und Gebäude gesprengt, Attentate auf einzelne SS und Gestapo Leute verübt. Es gab auch zahlreiche Gruppen, die Juden versteckt und aus dem Land geschmuggelt haben.
    Allerdings mussten viele Menschen dafür bezahlen.


    edit: vergessen: nein, Beck ist sicher nicht der nette Mensch, der er zu sein vorgibt. Vermutlich ist er nicht richtig böse. Aber auch er weiß, dass in manchen Situationen Zuckerbrot wirksamer ist als die Peitsche.
    Und ganz ohne die Zivilbevölkerung wäre es auch nicht gegangen.


    Mir gefällt das Buch bisher sehr gut. Die schwierigen Entscheidungen, vor denen die Menschen standen, die Zwänge, die Angst, alles hat seinen Platz.

  • Die Ereignisse in der besetzten Zone, wie die Franzosen von den Deutschen gedemütigt werden wurde sehr gut dargestellt. Das passiert im eigenen Land. es hat Jahrzehnte gedauert bis das überwunden wurde, auch in anderen Ländern, die von den Deutschen besetzt waren.
    Isabell ist sehr mutig. Die Szene als sie ihre Haare abschneidet, toll.
    Vivianne schreibt die Liste und setzt ihre Freundin Rachel darauf. Hier habe ich sie nicht verstanden. Isabell ist gut informiert und weiß wie der Hase läuft.



    Beck wird zu oft als zu schöner Mann beschrieben. Ich hoffe mal, dass sich Vivianne nicht mit ihm einlässt.



    Es gibt ein Roman von Ken Follett: " Die Leopardin" spielt im Nordosten von Frankreich.
    Behandelt auch die Resistance.


    Charles de Gaulle und Adenauer haben die deutsch- französische Freundschaft beschlossen.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Mich hat die Haltung der Ordensschwester sehr beeindruckt. So stelle ich mir Mitmenschlichkeit vor. Und das ist auch sinnvoller Widerstand. Einige jüdische Kinder wurden in Ordensschulen versteckt und überlebten so die Naziherrschaft.
    ...


    Gegen Ende des Abschnitts wird sie schon erwähnt, die Frage, ob diese Form des Widerstands überhaupt sinnvoll ist. Für nutzlose Aktionen wird das Leben der Widerständler und des ganzen Dorfes gefährdet.
    Für mich sieht das sehr nach Aktionismus aus. Der Widerstand hat sich später auch gewandelt. Da hat man strategisch wichtige Brücken und Gebäude gesprengt, Attentate auf einzelne SS und Gestapo Leute verübt. Es gab auch zahlreiche Gruppen, die Juden versteckt und aus dem Land geschmuggelt haben.
    Allerdings mussten viele Menschen dafür bezahlen.

    .


    Die Nonnen fand ich auch toll und wie klug sie Vianne erklärt, was wichtig ist.


    Ich denke mal, dass Widerstand nie zwecklos ist. Auch wenn die Einzelaktionen wenig bringen oder nur zwei, drei Menschen retten... Es zählt doch auch, dass die anderen überhaupt aufmerksam werden und auf die Idee kommen, man könnte
    etwas ändern. Erst muss man die Leute wachrütteln - auch mit Verlusten wenn es sein muss. Und schließlich muss auch die Resitance erst lernen, welche Actionen was bringen. Später wird darauf ja eher wieder ein Bürgerkrieg. Umso mehr sich dem Widerstand anschließen, um so mehr kann man machen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


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  • Aber ob Leute wirklich durch Flugblätter aufgerüttelt werden? Die, die ohnehin zweifeln, möglicherweise. Aber diejenigen, die womöglich noch profitieren? Man darf sich nicht täuschen - es gab genügend Kollaborateure.


    Ich bin immer im Zweifel, welche "Verluste" ich in Kauf nehmen würde. Das eigene Leben mag man ja wohl einsetzen. Aber ob ich damit leben könnte, wenn die Bewohner ganzer Dörfer in ihrer Kirche eingesperrt und bei lebendigem Leibe verbrannt werden? Völlig Unbeteiligte alte Leute aus dem Haus gezerrt und erschossen werden?
    Das sind Fragen, die ich nicht beantworten kann.

  • Natürlich gibt es immer die Frage der Verhältnismäßigkeit. Aber ist die Alternative kein Widerstand besser? Oder wann dann Widerstand? Welche Kriterien müssen erfüllt sein? Widerstand birgt das Risiko immer in sich. Mein Kriterium wäre, dass die Rebellen sich bemühen, keine Unschuldigen mit in zu ziehen. Ganz verhindern konnten sie es sicher nicht.
    Am Anfang fand ich nicht so toll, als Isabelle die Flugblätter zuhause hatte. Aber gegen die Flugblätter an sich hatte ich nichts. Sippenhaft wäre wahrscheinlich gewesen. Aber wenn es keine Beweise gegeben hätte nicht zwingend. Mehr Sicherheit kann ich mir nicht vorstellen in einer Zeit, in der die Besatzer ja versucht haben mit allen Mitteln Widerstand zu unterbinden.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


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  • Zitat

    Original von Booklooker
    Ich finde Widerstand wichtig. Sie haben ihr Leben mehr riskiert als das Leben anderer. Und auf der Strecke wären eh genug Leute geblieben. Wie man es dreht, Leute wären eh gestorben.

    :write

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


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    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich meine nicht, dass man zuhause sitzen sollte und Däumchen drehen. Aber das, was man tut, muss das Risiko wert sein.
    Gefährdete Menschen zu verstecken, ihnen weiterzuhelfen, das ist ein Risiko wert.


    Habt ihr davon schon gehört: Oradour ?


    Das war das schlimmste aber bei weitem nicht das einzige Verbrechen, das die SS oder andere Truppen in Frankreich verübt haben.
    Seitdem ich solche Orte besucht habe, denke ich immer wieder darüber nach, welche Risiken man eingehen sollte. Denn es sind völlig Unbeteiligte gewesen, die da willkürlich ausgesucht worden sind.

  • Solche Massaker gab es mehr als eines. Aber nicht nur in diesem Krieg sondern in allen Kriegen. Die Frage ist, ob es "nur" wegen den Partisanen stattfand. Außerdem war in diesem Fall ja schon die Invasion im Gange und dass der Widerstand da aus seinen Verstecken kam und sich in offensiven Kämpfen zur Wehr setzte, finde ich selbstverständlich. Die Franzosen mussten den Alliierten doch helfen. Im eigenen Land.


    Kriegsverbrechen geschehen. Und man sollte die Schuld nicht beim Widerstand suchen - selbst wenn die Täter das als Anlass nahmen - sondern bei den Mördern.


    Und nochmal die Frage, wer entscheidet was das Risiko wert ist?

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


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    sondern daß er nicht tun muß,

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