Auf Null / Liebe wird aus Mut gemacht - Catharina Junk

  • Catharina Junk - Auf Null


    Gesund - aber nicht geheilt. Das ist Ninas Diagnose nach überstandener Leukämie. Für die Zwanzigjährige klingt das wie: Freu dich bloß nicht zu früh. Ohnehin hat die Krankheit alles verändert. Mit ihrer besten Freundin Bahar ist sie zerstritten, ihr Bruder ist strenggläubig geworden, und Nina würde eher einem Hütchenspieler vertrauen als ihrem eigenen Körper. Dann lernt Nina Erik kennen und ist schneller in ihn verliebt, als ihre Angst vor einem Rückfall es erlaubt. Aber wie soll Liebe funktionieren, wenn einem der Mut zum Leben fehlt?


    Meine Meinung:


    Ich wusste nicht genau, in welche Kategorie ich das Buch einordnen sollte. Ein Liebesroman? Nein, denn es ist viel mehr und im Mittelpunkt des Buchs stehen Fragen wie das Vertrauen in den eigenen Körper nach überstandener AML und nicht die Liebe...zumal sich diesem Thema, wie ich finde, anders angenähert wird als in einem klassischen Liebesroman...


    Ein Jugendroman? Irgendwo ja...Nina ist jung und kämpft gegen die Krankheit und die Sprache ist erfrischend.


    [...] Aber um das auch so zu empfinden, müsste ich meinem Körper gegenüber milder gestimmt sein. Tatsächlich nehme ich es ihm schwer übel, dass er mich kurz nach meinem zwanzigsten Geburtstag im Stich gelassen und diese Scheißkrankheit ausgebrütet hat. [...] Von wegen Selbstheilungskräfte und so. Ich hatte viel Zeit, über dieses Thema nachzudenken, und theoretisch ist mir klar, welche gute Idee dahintersteckt. Aber praktisch ist das nicht so einfach, wenn dein Körper mutierte Blutzellen produziert, die dich töten werden. Wie soll man mit so einem Körper sympathisieren und kooperieren? Für mich klingt das schwer nach einem Aufruf zum Stockholm-Syndrom.
    (Seite 17)


    Ich würde es jungen Leuten aber auch empfehlen, weil es sich auch mit Themen wie der ersten Liebe, der Suche nach der eigenen Identität oder dem "dazu stehen" in der Gesellschaft und auch mit Depressionen und Freundschaften beschäftigt...und natürlich mit Krebs.


    Man ist mit Nina in der Gegenwart nach der Entlassung dabei und erfährt anfangs in jedem zweiten Kapitel, wie die Diagnose gestellt wurde, wie alles begann...


    Mir gefällt der Erzählstil, ich habe ein paar Mal geprustet vor lachen und man hinterfragt sich und denkt, sollte ich jetzt hier loslachen bei dieser Thematik und genau das will das Buch glaube ich dabei erreichen...


    Was mir auch gefiel ist, dass man nicht von Anfang an mit
    a) einer fürchterlichen Angst und dem Gefühl "es geht sicher schlecht aus"
    oder
    b) einem ach was, wird sicher ein Happy End, da kann nix schiefgehen
    dabei ist...


    Genau genommen habe ich bei dem Buch gar nicht "zum Ende vorausgedacht", weil ich in den einzelnen Momenten drin war. Man hat auch traurige Szenen, aber genauso auch lustige und irgendwo unbedarft-romantische Szenen...


    Ein paar Szenen zu philosophischen (Körper-Seele-Eintracht) und christlich-religiösen Themen sind enthalten.


    Der Abschluss des Buchs ist trotz der Vielfalt von Emotionen im Buch so, dass ich mich nicht erst mühsam emotional lösen muss,


    Die Charaktere wirkten authentisch und unterm Strich passt am Ende einfach alles...das Cover...der Titel. Auf Null...alles auf Anfang...


    9 Punkte.

  • Meine Rezension
    Nina hat eine schwere Zeit hinter sich: fast ein Jahr hat sie gegen eine Leukämie angekämpft und so wie es aussieht, hat sie den Sieg davongetragen. Doch ist das auch wirklich so? Die lange Zeit im Krankenhaus ist nicht ohne Folgen geblieben: Freundschaften gingen kaputt und auch ihre Familie hat eine Wandlung durchgemacht. Und nun ist sie wieder zuhause, mit einer noch albernen Pudelfrisur und noch nicht so richtig wieder im Leben angekommen. Zu groß ist die Angst, die Krankheit könnte zurückkommen und diese Angst behindert Nina bei ihrem Start in das neue Leben ohne Leukämie.


    Das Buch begleitet Nina durch die erste schwere Zeit nach dem Krankenhaus. Zutiefst verunsichert tappt sie von einem Fettnapf in den anderen. Nur nach und nach erschließen sich ihr die Veränderungen, die ihre Krankheit in ihrer Familie verursacht hat. Auch mit Erik macht sie zunächst einmal alles falsch aus Furcht vor dem Leben.


    Mir hat Ninas Geschichte sehr gut gefallen. Sie hat sehr gut beschrieben wie es ist, wenn man so eine schwere Krankheit durchmacht. Daß es eben nicht alleine "nur" die Krankheit ist, die einen verändert, sondern auch das ganze Drumherum. Wie einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird und man danach erst wieder einen Weg zu leben finden muß. Dabei schreibt die Autorin nie weinerlich, sondern sachlich, aber auch frisch und lebendig.


    Dabei fand ich den Buchtitel "Auf Null" sehr passend, denn die Krankheit drückt quasi den "Resetbutton" in Ninas Leben. Alles, was war ist vorbei. Alles, was noch kommen wird, liegt noch in der Ferne. Auch die Erzählweise hat mir gefallen: so wird immer in Rückblenden eine Zeit im Krankenhaus erzählt und dann in die Gegenwart zurückgesprungen.


    Ich habe Nina sehr gerne dabei begleitet, wieder ins Leben zurück zu finden und kann das Buch nur empfehlen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Eigentlich startet Nina nach ihrer Krebsbehandlung ja nicht "von Null". Ganz im Gegenteil trägt sie ein dickes Päckchen mit sich rum. Sie ist gerade mal 20 Jahre und die überraschende Diagnose einer solchen Krankheit hat ihr die Füße unter dem Boden weggezogen. Nichts ist mehr wie früher aber ein wirklicher Neustart will ihr erst mal nicht gelingen als sie als vorerst geheilt aus dem Krankenhaus entlassen wird, denn sie fürchtet sich davor, dass sie einen Rückfall erleiden könnte. Sie hat die Sicherheit und Leichtigkeit verloren und auch ihre Freundschaft mit Baharhat ein einen tiefen Riss. Ihren Eltern und Bruder Theo ergeht es ähnlich. Alle bewegen sich auf Zehenspitzen umeinander herum und durch ein neu geschenktes Leben, welches sie erst wieder annehmen müssen.


    Ziemlich schnell lernt Nina aber Erik kennen und verliebt sich Hals über Kopf und diese Liebe stellt sie bald vor die alles entscheidende Frage, ob sie wieder durchstarten kann und bereit ist für Glück und Liebe oder ob sie weiter in diesem Zustand des Wartens verharren soll.


    Der Autorin Catharina Junk gelingt aufsTrefflichste der Spagat zwischen der glaubhaften Beschreibung einer Leukämieerkrankung und deren wenig romantische Therapie und den Gedanken und Gefühlen einer jungen Frau, die nach dem Leben lechzt. Mit einer gehörigen Prise Humor und Situationskomik erzählt sie von der liebenswerten Nina, ihrer strickwütigen und aufopfernden Freundin Bahar, den unendlichen besorgten Eltern und dem Teenagerbruder Theo, der versucht seine Probleme und Nina's Erkrankung mit Gebeten zu bekämpfen. Und dann gibt es auch noch Erik, einen jungen Mann, der sich in ein pausbäckiges Mädchen mit wilder Krausfrisur verliebt und dessen Vater viel mehr kann als Autos reparieren und schlechte Laune verbreiten.


    Mehr will ich gar nicht erzählen, denn es macht einfach großen Spaß, dieses kluge und einfühlsame Buch selbst zu entdecken. Man kann damit weinen und lachen, schmunzeln und grübeln und ehrlich gesagt rechne ich schwer damit, dass diese tolle Geschichte bald als Fernsehfilm zu sehen ist. Das Format dazu hat sie allemal. Ich kann es nur sehr empfehlen.


    von mir gute 9 Punkte
    :wave

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Klappentext:
    "Vielleicht ja, vielleicht nein. Lasst euch überraschen." Gesund – aber nicht geheilt. Das ist Ninas Diagnose nach überstandener Leukämie. Für die Zwanzigjährige klingt das wie: Freu dich bloß nicht zu früh. Ohnehin hat die Krankheit alles verändert. Mit ihrer besten Freundin Bahar ist sie zerstritten, ihr Bruder ist streng gläubig geworden, und Nina würde eher einem Hütchenspieler vertrauen als ihrem eigenen Körper. Dann lernt Nina Erik kennen und ist schneller in ihn verliebt, als ihre Angst vor einem Rückfall es erlaubt. Aber wie soll Liebe funktionieren, wenn einem der Mut zum Leben fehlt? Ein mitreißender und lebensbejahender Debütroman.


    Die Autorin:
    Catharina Junk, 1973 in Bremen geboren, studierte Deutsche Sprache und Literatur, Psychologie und Volkskunde an der Universitat Hamburg. Sie arbeitete mehrere Jahre als Redakteurin für Fernsehserien und Reihen beim NDR und ist seit 2008 selbständige Drehbuchautorin für Film und Fernsehen. «Auf Null» ist ihr erster Roman. 2014 erhielt Catharina Junk für eine frühe Fassung von «Auf Null» den Hamburger Literaturförderpreis. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Hamburg.


    Meine Meinung:
    „Auf Null“ erzählt die Geschichte von Nina, die nach einer Krebserkrankung wieder zurück in ihr Leben finden muss. Verständlich, dass sie der neuen Situation noch nicht traut. Wird ihr Körper sich wieder gegen sie stellen, oder kann sie ab jetzt normal weiterleben?
    Mit viel Feingefühl und einer gehörigen Portion Sarkasmus erzählt die Autorin Catharina Junk, wie Nina sich ihren Ängsten und dem Leben stellt. Denn nach der Krankheit kann vor der Krankheit sein, oder vielleicht doch nicht?


    Natürlich ist auch Ninas Familie involviert, denn Krebs und die daraus resultierenden Folgen, der Verlauf der Krankheit, der Furcht vor den Schmerzen, dem eventuellen Tod geht auch an ihnen nicht spurlos vorbei. Und wer schon einmal gesehen hat, wie eine Chemotherapie abläuft, weiß, was der Patient alles bewältigen und aushalten muss. Zudem verliebt sich Nina noch in Erik, der ihr neuen Lebensmut gibt. Er ist ein toller Charakter, genauso wie sein Vater Knut.


    Catharina Junk hat es vollbracht, die Geschichte dramatisch, traurig, hoffnungsvoll, ironisch und mit einigem Humor zu schreiben. Bücher über Krebs sind nicht immer trostlos, sondern können auch lebensbejahend sein. Amüsant und mit beißendem Humor kommt Nina daher, und lässt sogleich den Leser in ihr Herz und in ihre Seele blicken. Denn dahinter verbergen sich nicht Sarkasmus und eine zur Schau gestellte Abgestumpftheit, sondern eine breite Gefühlspalette, die Nina durchläuft und gut verbirgt. Aber wer würde ihr das nach diesem Martyrium verdenken? So hält sie sich wach, das ist ihre Art, damit umzugehen. Einfach nur menschlich.


    Der Schreibstil ist locker-leicht und lässt die Seiten nur so fliegen.


    Ein Buch, das berührt und zeigt, dass es nie zu spät ist zum Kämpfen.


    9 Punkte.

  • Das Buch:


    Ein Roman über den Tod und das Leben - und über das Glück, lieben zu können

    Nie wieder Sonnenblumen von Van Gogh an den Wänden. Nie wieder Hähnchen Estragon. Nie wieder Krankenhaus: Nina darf zurück ins Leben stolpern. Aber sie würde eher einem Hütchenspieler vertrauen als ihrem eigenen Körper. Also lieber die Handbremse anziehen: keine Pläne machen, keinen Spaß haben, nicht verlieben. Schon gar nicht in Erik. Doch zum Leben braucht es Mut - und erst recht für die Liebe.


    Die Autorin:

    Catharina Junk, in Bremen geboren, studierte Deutsche Sprache und Literatur, Psychologie und Volkskunde an der Universität Hamburg. Sie arbeitete mehrere Jahre als Redakteurin für Fernsehserien und Reihen beim NDR und ist seit 2008 selbständige Drehbuchautorin für Film und Fernsehen. "Liebe wird aus Mut gemacht" (als Hardcover unter dem Titel "Auf Null" erschienen) ist ihr erster Roman. 2014 erhielt Catharina Junk für eine frühe Fassung von «Auf Null / Liebe wird aus Mut gemacht» den Hamburger Literaturförderpreis. Im Frühjahr 2018 erscheint ihr zweiter Roman "Bis zum Himmel und zurück". Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Hamburg.


    Meine Meinung:

    Ein ganz leises Buch, ein ganz sentimentales Buch, ein Buch über die Freundschaft über den Mut und die Angst.

    Ich bin ganz verliebt in dieses Buch, es hat ganz viele Leser verdient.

    Nina erzählt ihre Geschichte im Jetzt und im Damals und es wid auf keiner Seite langweilig. Sie erlebt und durchlebt ziemlich viel und ich finde die Autorin hat sich ganz wunderbar in eine krebskranke Jugendliche hineinversetzt. Am Ende flossen Tränen aber es wird nie ein ich brauche Selbstmitleid Buch.

    Ich vergebe die höchste Punktzahl und würde gern mehr von der Autorin lesen.