'Das Bildnis des Dorian Gray' - Kapitel 01 - 05

  • Hallo Geli, mehr gibt meine kommentierte englische Ausgabe leider auch nicht her. :rolleyes Ansonsten kann ich die aber empfehler. Der Anhang ist wirklich ziemlich umfangreich und sie enthält auch Original-Kritiken aus der damaligen Zeit, die einen guten Eindruck vermitteln, wie das Buch damals angekommen ist.


    lg Iris

  • So jetzt will ich auch mal ein wenig dazu schreiben. Ich habe vor ganz vielen Jahren mal das Theaterstück dazu gesehen, kann mich aber leider kaum noch daran erinnern. Schade.


    Vor allem finde ich, dass die beschriebenen Personen alle etwas sonderbar und auch m.M. nach ziemlich unsympatisch sind.


    • Ihr wisst auch noch nicht, wer von den Leuten jetzt homosexuell oder bi ist, oder? Habe ich nicht nur einfach überlesen, oder?


    Mal vom Vorwort abgesehen, finde ich, dass sich das Buch recht flüssig lesen lässt. Allerdings denke ich mir jetzt, dass ich es bestimmt geschafft hätte es im Original zu lesen. Na ja, vielleicht das nächste Mal.


    Es wird wirklich viel Wert gelegt auf Jugend, Aussehen,... . Das zieht einen ganz schön runter, wenn man selbst gerade so ein wenig in der Midlife Crisis steckt :cry


    So einige Sprüche (Geli73 hat ja viele davon aufgeführt) finde ich echt genial. Z.B. S. 60 SZ-Ausgabe "... die Menschen, die nur einmal im Leben lieben, sind in Wahrheit die Oberflächlichen..." Also auf zum Partnerwechsel, hi, hi.. Es würde sich echt lohnen, die interessantesten Sprüche zu exzerpieren und ins "Lebensnotizheft" aufzunehmen.


    Kann mir jemand sagen was folgender Satz heißt (S. 61 SZ):"... les grand-peres ont toujours tort."

  • Vorab: Ich bin begeistert. Ich kann wohl jetzt schon sagen, dass mich diese Geschichte entführt, entführt in eine vergangene Zeit und Welt. Im Moment könnte ich gar nicht die vielen Stellen aufzählen, an denen Wilde mich durch die Gewandtheit, mit der er mit Worten umgeht, verblüfft. :anbet


    Dorian Gray ist ein zauberhafter (so sagen alle, die ihm begegnen) junger Mann, schön noch dazu, und er ist sich zu Anfang seiner Wirkung auf die Menschen gar nicht so bewusst. Sein schwärmerischer Freund Basil, der Maler, der auch das Bild von ihm erschafft, welches noch von großer Bedeutung sein wird, stellt ihn Lord Henry vor, einem Lebemann und Zyniker, der Dorian und seiner Schönheit auch verfällt und ihn durch seine klugen Lebensphilisophien und Bemerkungen über das Leben und die kostbare Jugend und Ausschließlichkeit der Schönheit gründlich verdirbt und Dorian bewusst macht, wie er auf andere wirkt.
    Ich denke, dass D. nicht auf den Gedanken gekommen wäre, dass seine Schönheit und Jugend vergänglich sind, und er hätte wohl auch nie solche Bemerkungen gemacht wie (sinngemäß) "Sind Jugend und Schönheit vorbei, für was lohnt da noch das Leben?".
    D. beginnt zu bedauern, dass sein Porträt immer jung und schön bleiben wird, während seine Tage vorbeiziehen werden und irgendwann das Grab auf ihn wartet. Er stürzt sich ins Leben oder Scheinleben, während Lord Henry immer größeren Einfluss auf ihn gewinnt.


    Mir fehlt noch das 5. Kapitel, aber ich bin schon gespannt!


    Wilde unterbreitet uns so einiges an Gedanken über Frauen, Geist und Schönheit, Vergänglichkeit, und mich würde wirklich interessieren, ob das seine eigenen Ansichten waren. :gruebel
    Frauen kommen bisher ja nicht so gut weg. Sie sind entweder neurotisch und schwach(Lady Henry) oder oberflächlich. Mal sehen, was er noch zu bieten haben wird.

  • Für mich ist der Schreibstil schwer zu lesen. Ich merke, wie meine Augen bei den poetisch ausschweifenden Monologen und Gedankengängen unkonzentriert über die Zeilen fliegen und ich am Ende nicht weiß, was ich da gerade überhaupt gelesen habe. :brain


    Bis jetzt fand ich den Inhalt noch nicht wirklich mitreissend. Aber ich bleibe dran und box mich da durch. :boxer


    Joah, die Ansichten zu den Frauen sind wahrscheinlich zeitgemäß ("Frauen dienen lediglich dem dekorativen Zweck"), aber ich finde auch nicht, dass die Männer - aus heutiger Sicht - da besonders gut wegkommen. Der einzige männliche Mann, der mir da bisher begegnet ist, ist James. Und der ist erst 16. :chen

  • Ich habe gestern Abend erst das erste Kapitel gelesen, gleich werd ich mal weiterlesen, ich wollte aber trotzdem schonmal meinen ersten Eindruck posten ;-)


    Bereits im ersten Kapitel erfährt man viel über die Charaktere und ihre hervorstechenden Eigenschaften und man erahnt wie diese ihnen zum Verhängnis gereichen werden, wie z.B. in diesem Absatz: "Your rank and wealth,Harry; my brains, such as they are- my art, whatever it may be worth; Dorian Gray's good looks- we shall all suffer for what the gods have given us, suffer terribly." Diesen Satz fand ich recht eindringlich und angesichts der Story die noch kommt unglaublich treffend.


    Auch liebe ich Wildes Stil, diese unglaublich lebendigen, farbenfrohen Beschreibungen, dass man das Gefühl hat mit Henry und Basil im Garten zu sitzen, ebenso wie die immer wieder auftretenden Gedanken zu dem was diese Zeit bewegt hat: Politik, Schönheit, Reichtum...


    Ich muss allerdings zugeben,dass ich "The Picture of Dorian Gray" anspruchsvoller finde als die plays, ich muss mich ziemlich konzentrieren, dass mir nichts entgeht...Kann allerdings auch daran liegen, dass ich es nicht nur für die Leserunde lese sondern gleichzeitig auch für ein Seminar an der Uni und da noch auf andere Sachen achte als normal...

  • Mir steht noch Kapitel 5 bevor in diesem Abschnitt.


    Dies ist mein erstes Buch von Oscar Wilde und bis jetzt gefällt mir seine Art zu Schreiben, die ausschweifenden Beschreibungen und Gedankengänge sehr gut. Ich kann mir aber noch so gar nicht vorstellen, in welche Richtung das Buch noch gehen wird. (ist vielleicht gar nicht so übel, dass ich keine Details der Geschichte im Voraus wusste).
    Auf jeden Fall wird wohl Lord Henry noch eine wichtige Rolle spielen, der mir nicht sonderlich sympathisch ist.

  • So, ich habe den ersten Teil auch gelesen.
    Sprachlich gefällt es mir sehr gut, wenngleich ich mir auch immer mal wieder in Erinnerung rufen muss, dass das Buch aus dem 19. Jhd. stammt und man Schmalz damals noch anders zuordnete ;-)
    In einem Buch aus der heutigen Zeit würde ich beim ersten "scharlachroten Lippen, die wie Rosenblätter-Blah" wohl kichern und das Buch wieder weglegen. Ich bin tatsächlich kein Klassiker-Leser, wie man merkt :grin dafür liest es sich aber sehr angenehm.


    (Ich habe übrigens die Ausgabe mit dem Ben-Barnes-Filmbild darauf, die zwar nicht sehr klassisch ausschaut, aber die oft gelobte Übersetzung von Lachmann & Landauer aus dem Jahr 1907 beinhaltet.)


    Probleme, der Handlung zu folgen, hatte ich lediglich während der Szenen bei Lady Agatha. Zu viele Leute, die alle sehr ähnlich sprechen - ich konnte mir beim besten Willen sehr wenig unter all den Anwesenden vorstellen, dafür waren es zu viele auf einmal. Ich hoffe, die werden nicht mehr wichtig.


    Dorian - ach, naiver kleiner Junge, der du bist! Er ist mir ein wenig überzeichnet, gerade zu Anfang im Garten und nach dem Vollenden des Gemäldes. Er ist sehr eindimensional bisher.
    Dafür mag ich Lord Henry gerne. Ich finde ihn auch gar nicht zynisch. In meinen Augen ist er ein neugieriger, kluger, gut gelaunter Misanthrop, der sich gepflegt für etwas besseres hält und mit den Möglichkeiten spielt, die er hat (Manipulation z.B.).
    Ich mag den Kerl. :-]


    Besoders gut gefallen hat mir übrigens die Vorrede über die Kunst, eingerahmt zwischen:
    Der Künstler ist der Schöpfer schöner Dinge.
    Und:
    Alle Kunst ist völlig nutzlos.

  • Zitat

    Original von Mulle
    ...
    Dafür mag ich Lord Henry gerne. Ich finde ihn auch gar nicht zynisch. In meinen Augen ist er ein neugieriger, kluger, gut gelaunter Misanthrop, der sich gepflegt für etwas besseres hält und mit den Möglichkeiten spielt, die er hat (Manipulation z.B.).
    Ich mag den Kerl. :-]


    Ich mag ihn nicht, mag solche Menschen auch in unserer Zeit nicht, die immer ihre klugen Gedanken mit den Harmlosen und ihrer Meinung nach Ahnungslosen teilen müssen. Für mich ist Lord Henry selbstverliebt und arrogant, zugegebenermaßen aber auch Realist. Allerdings meint er, Dorian formen zu müssen, um die Gaben, die die Natur dem jungen Mann so reichlich ausgeschenkt hat, nicht vergeudet zu sehen. Wie gesagt, mir sind solche Mentoren-Typen ein Graus. :yikes


    Zitat

    Besoders gut gefallen hat mir übrigens die Vorrede über die Kunst, eingerahmt zwischen:
    Der Künstler ist der Schöpfer schöner Dinge.
    Und:
    Alle Kunst ist völlig nutzlos.


    Das Vorwort von Wilde gefällt mit auch, wobei auch dieses nicht frei von einem gewissen Zynismus ist.
    Wilde-typisch? :gruebel

  • Hab gestern auch angefangen und finde mich noch nicht so wahnsinnig gut zurecht. Es ist die Sprache, die mich noch ein wenig "verwirrt" - muss mich erst daran gewöhnen.


    Diese Reduzierung auf das Aussehen ist mir eigentlich schon fast zuwider, aber ich denke mal, darum wird es sich im Roman ganz drehen.


    Auch die Einstellung zur Ehe und zu Frauen birgt Zündstoff, für unsere heutigen Ansichten.


    Zu den Personen habe ich mir noch keine richtige Meinung gebildet.

    Who is Keyser Soze?


    (\__/)
    (o ,o)
    (>_<) <- This is Bunny.


    Copy Bunny into your signature to help him on his way to world domination.

  • Zitat

    Original von Mulle
    [...]


    Dorian - ach, naiver kleiner Junge, der du bist! Er ist mir ein wenig überzeichnet, gerade zu Anfang im Garten und nach dem Vollenden des Gemäldes. Er ist sehr eindimensional bisher.
    Dafür mag ich Lord Henry gerne. Ich finde ihn auch gar nicht zynisch. In meinen Augen ist er ein neugieriger, kluger, gut gelaunter Misanthrop, der sich gepflegt für etwas besseres hält und mit den Möglichkeiten spielt, die er hat (Manipulation z.B.).
    Ich mag den Kerl. :-]


    [...]


    Ich finde nicht unbedingt, dass Dorian überzeichnet ist, allerdings stimme ich dir zu, dass er naiv ist und vorallem auch leicht zu manipulieren- und das kann Lord Henry ja ganz hervorragend, er sagt ja selber (sinngemäß), dass jemand, der Einfluss auf andere ausübt denjenigen damit manipuliert. Tja, Dorian ist da ja ein ganz dankbares Opfer :rolleyes


    Ich bin übrigens froh, dass du Lord Henry auch magst, ich hab befürchtet, damit hier total allein auf weiter Flur zu sein :lache Ich finde den nämlich auf eine seltsame Art und Weise sehr unterhaltsam in seinen Gedanken und Einstellungen, die er Dorian "einflüstert" und wie er das rüberbringt; einen leichten Hauch von Arroganz kann man da nicht leugnen :grin Ich mag ja solche Typen in Büchern :lache
    Allerdings gebe ich auch zu, dass, würde er mir in Wirklichkeit begegnen, er besser nicht den Mund aufmachte mir gegenüber, denn da halte ich es wie Clare: solche "Mentor-Typen" sind meist ziemlich... nervtötend :grin

  • Das Schöne an Lord Henry ist ja, dass er soo schrecklich viel gar nicht sagt und doch viel erreicht. Er tritt nach außen nicht als Mentor-Typ auf. Wobei Mentoren ja meist etwas Gutes wollen und glauben, etwas Gutes zu tun - Lord Henry will aber einfach etwas Interessantes beobachten, das Resultat für Dorian ist ihm vollkommen egal. Er will Dorian nicht helfen, er will einfach nur mit ihm spielen.
    Und das ist mir tausendmal lieber, als Menschen, die glauben, andere formen zu müssen, weil es besser für die anderen wäre.


    Ob ich so jemandem begegnen wollen würde ... hm, ich glaube, dass solche Menschen wie Lord Henry in normaler Gesellschaft kaum auffallen würden. Mit Basil gemeinsam ist er ja recht normal. Man würde diesen Zug vermutlich kaum bemerken, solange man nicht das Opfer dessen ist wie Dorian (und dann merk man es erst recht nicht).
    Doch, ich glaube, das wäre ein Mensch mit dem ich gerne sprechen würde.

  • Zitat

    Original von Mulle
    ... - Lord Henry will aber einfach etwas Interessantes beobachten, das Resultat für Dorian ist ihm vollkommen egal. Er will Dorian nicht helfen, er will einfach nur mit ihm spielen.
    Und das ist mir tausendmal lieber, als Menschen, die glauben, andere formen zu müssen, weil es besser für die anderen wäre.


    Das mit dem spielen sehe ich auch so. Wozu gibt er aber seine Ansichten pausenlos von sich, wenn Dorian nicht formen will :gruebel Reine Selbstverliebtheit, vielleicht auch ein Teil Langeweile des Luxuslebens :gruebel

  • Zitat

    Original von Clare


    Das mit dem spielen sehe ich auch so. Wozu gibt er aber seine Ansichten pausenlos von sich, wenn Dorian nicht formen will :gruebel Reine Selbstverliebtheit, vielleicht auch ein Teil Langeweile des Luxuslebens :gruebel


    Doch doch, dass er ihn formen will, sehe ich auch so. Aber ein "Mentor" ist in meinem Augen jemand, der einen anderen unterstützt oder gar formt, um ihm zu helfen. Aus gutem Willen heraus, weil er glaubt, dem anderen damit etwas Gutes zu tun.
    Lord Henry will das bloß tun, um zu sehen, was Spannendes passiert.
    Langeweile ist das ganz bestimmt.


    @ Faraday: Das ist befremdlich, oder? Aber in der damaligen Zeit, in der arrangierte Ehen eher üblich als die Ausnahme waren, und sich die Eheleute oft nicht einmal gesehen haben, bis es zur Verlobung kam, war ihre Ansicht soo naiv nun auch wieder nicht. Sie ist ja auch noch sehr, sehr jung und mit Aufklärung war es gerade für Frauen nicht soweit hin.
    Ich fand Dorian in dem Kapitel mal wieder viel naiver, denn der *sollte* es ein klein wenig besser wissen :hau

  • tja, was soll ich sagen - das Buch ist ein Klassiker.
    Die Schreibweise, die Sprache, die langen Aussagen und die
    "schnulzigen" Beschreibungen sind eben Zeichen dieser Epoche.


    Es fällt mir aber auch schwer, es weiter zu lesen.
    Da ich aber hoffe, dass es doch etwas interessanter wird und ich wissen will, was mit Dorian Gray noch geschieht, werde ich nicht aufgeben.
    Er wirkt etwas naiv, genauso wie seine Sibyl. Ich glaube nicht, dass damals
    die jungen Leute bei der Erziehung so waren. James ist da etwas aus anderem Holz geschnitzt. Zumindest wirkt er so, als ob er weiter und realistischer in die Zukunft denkt als die beiden anderen.
    Sir Henry ist so, weil er viel Zeit hat zum philosophieren. Ein typischer Adliger, mit etwas Intelligenz und Arroganz genug um sich über das Menschsein Gedanken machen zu können.
    Aber das sind alles nur meine ersten Eindrücke der Charaktere.......mal sehen, wie sie sich noch entwickeln.
    Ich geh jetzt zum 6 Kapitel über....... :gruebel

  • Zitat

    Original von Broken
    ...
    Da ich aber hoffe, dass es doch etwas interessanter wird und ich wissen will, was mit Dorian Gray noch geschieht, werde ich nicht aufgeben.
    Er wirkt etwas naiv, genauso wie seine Sibyl. Ich glaube nicht, dass damals die jungen Leute bei der Erziehung so waren. ...


    Wie meinst du das?


    Dorian wurde in gutem Hause erzogen, musste sich nie um etwas sorgen, sich um nichts kümmern, war immer von wohlmeinenden Erwachsenen und Dienern und Dienern umgeben. Wenn dann noch die entsprechenden charakterlichen Voraussetzungen da sind, dann kann kaum mehr als ein unreflektierter, etwas naiver Bursche herauskommen.

  • hm, das mag sein.
    Aber damals wurden die Reichen und Adligen so erzogen um das Geld und Gut später zu verwalten. Sie waren vielleicht egoistisch und egozentrisch aber nicht naiv.
    Vermute ich zumindest, ich kenne das Leben zu dieser Zeit ja nur aus Büchern. Sie hielten sich vielleicht Mätressen aber verlobten sich nicht mit Schauspielerinnen. Das gabs doch nur in den Romanen. Und die armen jungen Leute waren sowieso meist nicht naiv, die hatten für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.


    Aber, du hast Recht, es ist ja nur ein Roman und in diesem Buch sind diese jungen Leute noch sehr naiv und auch so erzogen. Mal sehen, wie es weitergeht, bin doch jetzt durch deine Frage motiviert, schnell weiter zu lesen. :lesend