'Das Bildnis des Dorian Gray' - Kapitel 01 - 05

  • Gestern habe ich mit dem Roman angefangen und bin noch nicht sehr weit gekommen. Aber mich hat schon gleich der schöne Schreibstil verzaubert, wie Oscar Wilde die Natur in dem Garten des Malers schildert. Da hört man förmlich die Vögel zwischern und spürt fast die Sonnenstrahlen auf der Haut (was man gerade heute recht gut brauchen kann :rolleyes )

  • Zitat

    Original von Klusi
    Gestern habe ich mit dem Roman angefangen und bin noch nicht sehr weit gekommen. Aber mich hat schon gleich der schöne Schreibstil verzaubert, wie Oscar Wilde die Natur in dem Garten des Malers schildert. Da hört man förmlich die Vögel zwischern und spürt fast die Sonnenstrahlen auf der Haut (was man gerade heute recht gut brauchen kann :rolleyes )


    Bei der Szene im Buch, die du beschreibst, ging es mir genau so.

  • Hallole!


    Gestern Abend habe ich mit dem Buch angefangen, heute zumindest das 5te Kapitel beendet (und den Anhang über O. Wilde gelesen)


    Das ist jetzt das zweite Buch von Oscar Wilde, das ich lese.
    Das Gespenst von Canterville habe ich vor Jahren mal gelesen, fand eine Verfilmung aber Klassen besser.
    (Im Film kommt nicht eine amerikanische Familie ins Schloß, sondern ein Trupp amerikanischer Soldaten im 2ten Weltkrieg)


    Mich packt das Bildnis sowas von gar nicht, ich weiß noch nicht, ob ich das Buch beende...


    Wenn es philosophisch wird, stellen sich mir die Nackenhaare auf.
    Zum Beispiel, als der "gesunde Menschenverstand" nur als verkappte Feigheit erklärt wird.
    Intelligenz und Schönheit schließen sich aus...


    Nee, das Buch ist überhaupt nicht meins! :rolleyes

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)


  • Hm, vielleicht hast du ein Klassiker-Problem :gruebel


    Ich kann vielen Aussagen auch nicht zustimmen, dazu gehören u. a. die über Geist und Schönheit, Frauen und Klugheit und darüber, dass nur die Jugend das Leben wert ist.
    Aber ich kann es trotzdem lesen, zulassen. Mich interessiert die Weltsicht des Autors, der Zeit oder auch nur die der Romanfigur.

  • Also, ich hab ja auch echte Anfangsschwierigkeiten gehabt, kann aber jedem nur empfehlen, dranzubleiben. Die ganze Geschichte wird wirklich noch gut und spannend und die poetischen Ausschweifungen, mit denen ich leider so gar nichts anfangen kann, halten sich in der zweiten Hälfe des Buches sehr in Grenzen. :-)


    Mir hats auf jeden Fall gefallen und ich habs nicht bereut, was zu Anfang noch meine Befürchtung war.

  • Zitat

    Original von Schlumpfinchen
    Also, ich hab ja auch echte Anfangsschwierigkeiten gehabt, kann aber jedem nur empfehlen, dranzubleiben. Die ganze Geschichte wird wirklich noch gut und spannend und die poetischen Ausschweifungen, mit denen ich leider so gar nichts anfangen kann, halten sich in der zweiten Hälfe des Buches sehr in Grenzen. :-)


    Mir hats auf jeden Fall gefallen und ich habs nicht bereut, was zu Anfang noch meine Befürchtung war.


    Ich weiß gar nicht, was ihr habt ;-) :grin
    Ich fand das Buch von Anfang an interessant, zumal mir so ungefähr vorher klar war, was ich zu erwarten hatte. Und ich genieße auch die Passagen, in denen fast ausschließlich philosophiert wird.

  • Zitat

    Original von Clare
    Ich weiß gar nicht, was ihr habt ;-) :grin
    Ich fand das Buch von Anfang an interessant, zumal mir so ungefähr vorher klar war, was ich zu erwarten hatte. Und ich genieße auch die Passagen, in denen fast ausschließlich philosophiert wird.


    Dito,dem kann ich nichts mehr hinzufügen,Clare :write ;-)


    Okay,ich hab vielleicht ein wenig Eingewöhnungszeit gebraucht, brauch ich aber bei englischen Büchern immer, von daher...


    Ich weiß auch immer noch nicht warum das Teil ewig auf dem SuB lag, dabei ist es so toll :-]

  • Naja, jeder ist halt anders. :-)


    Ich bin halt ein Leser, der zu seiner reinen Unterhaltung liest. Andere sehen und genießen die Kunst (kann ich das so sagen?), die sich in den Zeilen verbirgt.


    Nichts desto trotz bin ich froh, es trotzdem mal mit einem Klassiker versucht zu haben.


    Anfangs dachte ich noch "Zum Glück ist das Buch nicht so dick", aber dann las es sich auf einmal so interessant, dass es richtig Spaß gemacht hat.

  • Mittlerweile bin ich auch mit dem Abschnitt durch. Wie schon erwähnt, gefällt mir der Schreibstil insgesamt sehr gut. Nach diesen 5 Kapiteln habe ich mir auch schon eine erste Meinung über die verschiedenen Charaktere gebildet (kann durchaus sein, dass es sich in manchem Fall als Vorurteil herausstellt, das werden wir ja noch sehen) Lord Henry ist mir beispielsweise ganz und gar nicht sympathisch. Er scheint ein richtiger Snob zu sein. Den ziemlich naiven Dorian hat er gleich um den Finger gewickelt und bereits jetzt viel Einfluss über den jungen Mann erlangt. Das halte ich für bedenklich. :gruebel
    Basil scheint es ehrlich mit Dorian Gray zu meinen, aber er trifft ihn anscheinend nicht mehr so oft, seit das Bild fertig ist.
    Die Bekanntgabe seiner Verlobung kam mir etwas übereilt vor, und wie es aussieht, weiß Sibyl selbst noch nichts davon, sie kennt ja noch nicht einmal seinen Namen. Ihr Bruder sieht die Angelegenheit eher distanziert, mit einer kräftigen Portion Eifersucht. Bei ihm habe ich den Eindruck, dass er es ehrlich mit Sibyl meint, was man von der eigenen Mutter nicht unbedingt behaupten kann, sie wirkt irgendwie künstlich und gefühllos, so gar nicht wie eine liebende Mutter.
    Clare , die philosophischen Ergüsse sind eigentlich ganz typisch für die Zeit, in der die Geschichte spielt, finde ich. Die feine Gesellschaft hatte ja nichts besseres zu tun, als über Gott und die Welt zu diskutieren und mehr oder weniger tiefsinnige Weisheiten zu erdenken.
    Interessant finde ich Formulierungen wie hier, wo Wilde ein Gespräch zwischen Sibyl und ihrer Mutter schildert: "Dünnlippige Weisheit sprach zu ihr aus dem abgenutzten Stuhl heraus, mahnte zur Klugheit, redete aus jenem Buche der Feigheit, dessen Autor irreführt durch die Überschrift: Gesunder Menschenverstand".
    Zum nächsten Kapitel werde ich wohl erst morgen kommen, da ich parallel noch bei einer zweiten Leserunde mitmische. :wave


  • Ich denke auch, dass eine LR auch eine gute Gelegenheit sein kann, mal abseits der eigenen Pfade zu lesen.
    Ich fühle mich nur immer irgendwie verantwortlich, wenn sichbei den von mir moderierten LR jemand mit dem Buch nicht anfreunden kann. :wow :wave

  • Zitat

    Original von Klusi
    ... Lord Henry ist mir beispielsweise ganz und gar nicht sympathisch. Er scheint ein richtiger Snob zu sein. Den ziemlich naiven Dorian hat er gleich um den Finger gewickelt und bereits jetzt viel Einfluss über den jungen Mann erlangt. Das halte ich für bedenklich. :gruebel


    :write


    Zitat


    Basil scheint es ehrlich mit Dorian Gray zu meinen, aber er trifft ihn anscheinend nicht mehr so oft, seit das Bild fertig ist. ,


    Das hat vielleicht nicht so sehr mit dem Fertigstellen des Bildes zu tun, sondern eher mit Lord Henry.


    Clare , die philosophischen Ergüsse sind eigentlich ganz typisch für die Zeit, in der die Geschichte spielt, finde ich. ...[/quote]


    Genau, und wir alten Klassiker-Eulen lieben das! :knuddel1

  • Ich habe den ersten Abschnitt nun beendet und muß gestehen, daß ich einen wirklichen Zugang zu dem Buch noch nicht gefunden habe. Es ist mein erstes Buch von Oscar Wilde und sprachlich gefällt es mir recht gut ( bis auf die philosphischen Abschnitte, da tue ich mich sehr schwer ). Jedoch kann ich mich mit keiner der Personen anfreunden, mir sind sie fast alle unsympathisch. Dorian erscheint mir extrem naiv, bereits nach drei Sätzen eines ihm völlig fremden Menschen ist er ihm geradezu hörig. Das ging mir einfach viel zu schnell. Für Lord Henry ist Dorian nur ein Zeitvertreib, er möchte sehen, wie weit er ihn noch beeinflussen kann.


    Zitat

    Original von sollhaben
    Diese Reduzierung auf das Aussehen ist mir eigentlich schon fast zuwider, aber ich denke mal, darum wird es sich im Roman ganz drehen.


    Damit habe ich auch ein Problem. Die Kernaussage des Buches scheint es zu sein, daß nur Jugend und Schönheit im Leben zählen, das es sogar wichtiger als Intelligenz und Menschlichkeit ist. Ich glaube, Clare hat die Frage schon mal aufgeworfen, aber mich würde auch interessieren, ob das wirklich Wildes persönliche Meinung war ?


    Wie gesagt, bin ich bisher von dem Buch nicht richtig überzeugt. Und wenn ich nicht an der LR teilnehmen würde, hätte ich es vielleicht schon abgebrochen. Aber ich werde noch ein wenig weiterlesen und sehen, wohin die Reise geht .... :-]

  • Zitat

    Original von -Christine-
    [...]
    Damit habe ich auch ein Problem. Die Kernaussage des Buches scheint es zu sein, daß nur Jugend und Schönheit im Leben zählen, das es sogar wichtiger als Intelligenz und Menschlichkeit ist. Ich glaube, Clare hat die Frage schon mal aufgeworfen, aber mich würde auch interessieren, ob das wirklich Wildes persönliche Meinung war ?
    [...]


    Ich weiß nicht, ob es Wildes persönliche Meinung und Einstellung widerspiegelt, ich würde auf jeden Fall eher sagen, sein Umfeld. Er hatte ja zu Lebzeiten seinen Ruf als Dandy weg und auch, dass er viel mit dem Ästhetizismus am Hut hatte unterstreicht das, denn die Kernaussage des Ästhetizismus ist, kurz gesagt Schönheit oder Ästhetik ist das Einzige und Wichtigste.


    Genauso gut könnte es aber auch sein, dass er dieses Ideal der Schönheit kritisiert, in dem er mit dem Roman aufzeigt, welche Konsequenzen es haben kann :gruebel

  • Zitat

    Original von Camero


    Ich weiß nicht, ob es Wildes persönliche Meinung und Einstellung widerspiegelt, ich würde auf jeden Fall eher sagen, sein Umfeld. Er hatte ja zu Lebzeiten seinen Ruf als Dandy weg und auch, dass er viel mit dem Ästhetizismus am Hut hatte unterstreicht das, denn die Kernaussage des Ästhetizismus ist, kurz gesagt Schönheit oder Ästhetik ist das Einzige und Wichtigste.


    Genauso gut könnte es aber auch sein, dass er dieses Ideal der Schönheit kritisiert, in dem er mit dem Roman aufzeigt, welche Konsequenzen es haben kann :gruebel


    Ich habe mich gerade mal dazu belesen, aber die Meinungen dazu, ob Wilde ein Plädoyer für den Ästhetizismus halten wollte oder ihn kritisierte, gehen weit auseinander. Man kann es auch als Kritik dazu lesen, denn immerhin ist Lord Henry, der ja wohl ein starker Vertreter dieser Richtung ist, der Wegbereiter des Unglücks, wenn man das so sagen kann, in diesem Buch.
    Ich neige auch eher dazu, Wilde als Kritiker zu sehen. Immerhin war die Urfassung Gegenstand eines Unzuchtprozesses :yikes
    Schade, dass man diese Urfassung nicht lesen kann. Wäre schon interessant zu erfahren, was als so unerhört empfunden wurde in dieser Zeit. :gruebel

  • Zitat

    Original von Clare
    [...]
    Ich neige auch eher dazu, Wilde als Kritiker zu sehen. Immerhin war die Urfassung Gegenstand eines Unzuchtprozesses :yikes
    Schade, dass man diese Urfassung nicht lesen kann. Wäre schon interessant zu erfahren, was als so unerhört empfunden wurde in dieser Zeit. :gruebel


    Ich hab das jetzt nicht nochmal nachgelesen,daher korrigier mich, wenn ich hier Mist erzähle, aber war es nicht als Art "Beweis" in Wildes eigenem Unzuchtprozess gesehen worden, der mit Wildes Zuchthausstrafe endete? Dann glaube ich, war es vorallem die versteckten homoerotischen Anspielungen, die man darin zu finden glaubte und das allgemein amoralische Verhalten Dorians, die zu der Zeit mehr als unerhört empfunden wurden :gruebel

  • Im Gegensatz zu euch bin ich kein Wilde Experte :anbet, aber bisher ist in dem Buch eine unterschwellige Homosexualität auf jeden Fall zu spüren. Ich kann es zwar nicht an konkreten Äußerungen festmachen .... War Wilde denn homosexuell ? Wie sind denn seine anderen Bücher ? Ich sehe schon, ich muß mich doch mal näher mit ihm beschäftigen. :gruebel

  • Zitat

    Original von Camero
    Ich hab das jetzt nicht nochmal nachgelesen,daher korrigier mich, wenn ich hier Mist erzähle, aber war es nicht als Art "Beweis" in Wildes eigenem Unzuchtprozess gesehen worden, der mit Wildes Zuchthausstrafe endete? Dann glaube ich, war es vorallem die versteckten homoerotischen Anspielungen, die man darin zu finden glaubte und das allgemein amoralische Verhalten Dorians, die zu der Zeit mehr als unerhört empfunden wurden :gruebel


    Auch@christine
    Stimmt, der Roman spielte auch eine Rolle im Prozess gegen Wilde, der mit seiner offenen Homosexualität die Grenzen der damaligen Zurückhaltung und Moral immer wieder überschritt.
    Unser LR-Buch durchzieht auch ein Hauch von Homosexualität.
    Für mich nicht nur Dorian-Lord Henry, sondern vor allem auch Dorian-Basil.
    Obwohl nichts offen ausgesprochen wird, außer dass von viel Liebe und Bewunderung die Rede ist.
    Basil himmelt Dorian regelrecht an.
    Die Männer in diesem Buch haben schon eine besondere Beziehung zueinander!

  • Mit diesem Abschnitt bin ich eigentlich schon eine Weile fertig, aber dadruch dass ich weg war bin ich nicht dazu gekommen was reinzuschreiben, aber jetzt... :-)


    Wir lernen zu Anfang die drei Hauptpersonen kennen, die alle sehr unterschiedlich sind. Basil scheint der Gutmütige zu sein, Lord Hanry der Oberflächliche und Dorian Gray der naive und leicht beeinflussbare Schönling.


    Basil stellt Dorian (seine Muse, für den, wie ich es herauslesen kann, gewisse Gefühle hegt) Lord Hanry vor, der sofort an Dorian interessiert ist und ihn als eine Art Projekt ansieht, da er meint diesen beeinflussen zu können, was, wie wir später mitbekommen auch klappt. Basil fertigt ein Bildnis von Dorian an, dass er ihm dann auch schenkt. Dieses wird später von großer Bedeutung sein, wie wir alle wissen.
    Dorian lernt die junge Schauspielerin Sibyl Vane kennen, in die er sich gleich "verliebt" und am Ende dieses Abschnittes auch mit ihr verlobt ist.


    Sibyls Bruder James ist die einzige Person die mir in diesem Abschnitt positiv aufgefallen ist und ich hoffe dass er später noch einmal vorkommen wird. Eine weitere Sache die mir aufgefallen ist ist, dass die Frauen (die als das "dekorative Geschlecht" bezeichnet werden) in diesem Buch sehr im Hintergrund mitspielen und eher die Beziehungen zwischen Männern hervorgehoben und behandelt werden. Kann das daran liegen, dass Oscar Wilde homosexuell war?