Katja Lange-Müller - Drehtür

  • Titel: Drehtür
    Autorin: Katja Lange-Müller
    Verlag: Kiepenheuer und Witsch
    Erschienen: August 2016
    Seitenzahl: 215
    ISBN-10: 3462049348
    ISBN-13: 978-3462049343
    Preis: 19.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Asta Arnold ist nach 22 Jahren im Dienst internationaler Hilfsorganisationen am Münchener Flughafen gestrandet. Von den Kollegen weggemobbt aus der Klinik in Nicaragua, wo sie zuletzt tätig war, steht sie neben einer Drehtür und raucht. Sie wollte eigentlich gar nicht zurück. Aber weil sich ihre Fehlleistungen häuften, bekam sie ein One-Way-Ticket geschenkt. Nun weiß sie nicht, wie es weitergehen soll. Einigermaßen wohl fühlt sie sich nur, wenn sie gebraucht wird. Und wer könnte sie, die ausgemusterte Krankenschwester, jetzt noch brauchen? Während Asta über sich nachdenkt, beobachtet sie ihre Umgebung - und meint, Menschen wiederzuerkennen, denen sie im Laufe ihres Lebens begegnet ist: den Koch der nordkoreanischen Botschaft, der eines Abends mit geschwollener Wange in einem Berliner Hauseingang hockte, ihre Kollegin Tamara, die ein glühender Fan von Tamara "Tania" Bunke war, ihren Exfreund Kurt, mit dem sie turbulente Wochen in einer tunesischen Ferienanlage verbrachte, einen amerikanischen Schauspieler, der einen Nazi-Arzt darstellte, und einige andere mehr. Mit jeder Zigarette taucht Asta tiefer in ihre Vergangenheit ein.


    Die Autorin:
    Katja Lange-Müller ist 1951 in Ostberlin geboren. Sie lernte Schriftsetzerin, arbeitete später als Hilfspflegerin auf psychiatrischen Stationen, lebte ein Jahr in der Mongolei und verließ die DDR 1984, fünf Jahre vor dem Mauerfall. 1986 erhielt sie den Ingeborg-Bachmann-Preis und 2008 den "LiteraTour Nord" sowie den "Gerty-Spies-Literaturpreis" der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. 1995 wurde sie mit dem Alfred-Döblin-Preis, 2013 mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet.


    Meine Meinung:
    Katja Lange-Müller ist eine Autorin die erzählen kann. Routiniert und mit einer ganz leisen Melancholie erzählt sie die Geschichte der Asta Arnold. Einer Frau, die merkt, das man sie nicht mehr braucht. Ihre Erinnerungen verwischen sich ein wenig mit jeder Zigarette, sie vermag nicht mehr zu unterscheiden, ob die Passanten die sie sieht, wirklich Personen aus ihrem Leben sind.
    Es ist ein ganz normales Leben was in diesem Roman vor dem Leser ausgebreitet wird.
    Ein Roman auch über unsere Gesellschaft, die ganz schnell bei der Hand ist, wenn es gilt, die vermeintlich unnütz gewordenen Mitsechziger auszusortieren und auf den Gesellschaftsmüll zu werden.
    Nur wird eben eines ganz schnell vergessen:
    DIE JUNGEN MENSCHEN VON HEUTE – SIND DIE ALTEN MENSCHEN VON MORGEN.
    Und ich freue mich jetzt schon auf eure entsetzten Gesichter, wenn euch das klar wird – und ihr dann auch irgendwann entsorgt werdet.
    Dieser Roman hat durchaus Tiefe und ist an manchen Stellen sogar tragisch-komisch. Aber es ist ein ganz besonderer Humor, den die Autorin hier „zelebriert“. Ein Humor, der in sich auch eine gewisse Traurigkeit trägt.
    Allerings – und das muss eben auch gesagt werden – wirkt dieses Buch, wirkt dieser Roman vielleicht doch ein klein wenig zu routiniert. Man merkt, dass Katja Lange-Müller schon sehr viele Bücher geschrieben hat – hier fehlt der eine oder andere Tropfen Herzblut.
    Sprachlich ist dieser Roman großartig.
    Trotzdem ein lesenswertes Buch, 7 Eulenpunkte für eine Alltagsgeschichte, die so gar nicht alltäglich ist – oder die vielleicht doch unglaublich alltäglich ist. Mag sich jede/jeder ihr/sein eigenes Urteil bilden.


    Edit: Fehlerberichtigung - ich Dummerchen.........

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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