An einem Tag wie jeder andere - Joseph Hayes

  • Goldmann, 319 Seiten


    OT: The desperate hours
    Übersetzt von Maria von Schweinitz


    Kurzbeschreibung:
    An einem Tag wie jeder andere bricht über das Ehepaar Hilliard und seine beiden Kinder ein Albtraum herein. Drei aus dem Zuchthaus entflohene Sträflinge dringen in die Villa der Hilliards am Stadtrand von Indianapolis ein, nehmen die Bewohner als Geiseln und zwingen sie, ihr Leben so weiterzuführen, als sei nichts geschehen. Doch dann schöpft die Polizei schließlich trotzdem Verdacht. Als sie das Haus der Hilliards umstellt, scheint für die Familie jede Rettung zu spät zu sein...


    Über den Autor:
    Joseph Hayes (1918 – 2006) war der Altmeister des psychologischen Thrillers.
    Bekannte Romane von ihm sind: Sonntag bis Mittwoch, Zwei auf der Flucht, Eine lange, dunkle Nacht, Morgen ist es zu spät, Bongo Bongo Bongo, Sekunde der Wahrheit, An einem Abend im Herbst u.a.


    Über die Übersetzerin:
    Maria von Schweinitz, geboren 1889, übersetzte z.B. auch Joseph Conrad. Sie starb 1968.


    Mein Eindruck:
    Dieser Psychothriller von 1954 ist bekannt durch seine Verfilmung mit Humphrey Bogart. Für Bogart war es ein Spätwerk, dadurch gingen einige Motive im Film verloren, die im Roman wichtig sind, z.B. der Generationskonflikt. Das war auch in den fünfziger Jahren ein Thema, man denke nur an "Denn sie wussten nicht was sie tun" mit James Dean.
    (Später wurde "An einem Tage wie jeder andere" noch einmal mit Anthony Hopkins und Micky Rourke verfilmt, aber das war ein Flop in jeder Hinsicht.)


    Zur Handlung: Der Gangster Griffin ist zusammen mit seinem jüngeren Bruder und einem gewalttätigen weiteren Gefangenen aus dem Zuchthaus geflohen. Sie verstecken sich in einem Haus einer bürgerlichen Familie, die sie als Geiseln nehmen.


    Der Kriminalroman hat Züge eines Theaterstückes, da viele Passagen innerhalb des Hauses stattfinden.
    Die Bedrohung des Heims und der Familie ist eine Horrorvorstellung, für den Leser eine nicht unrealistische Situation, die man nachvollziehen kann.


    Ich habe das Buch bereits mehrmals gelesen und finde es so gelungen, weil viele Details so ausführlich und zwingend beschrieben sind. Es stimmen auch die Kleinigkeiten, zum Beispiel die Beschreibungen der Personen bis hin zu den Nebenfiguren.


    Ja, der Roman ist ziemlich altmodisch und hat kaum etwas gemein mit modernen Psychothrillern.
    Es ist vor allen ein psychologischer Zweikampf zwischen Griffin und dem Familienvater Hilliard. So packend habe ich das sonst sehr selten gelesen. Deswegen ist der Roman für mich zum Teil mehr als ein Thriller. Es ist auch ein Zweikampf zwischen Wertesystemen.

  • Ich meine ich habe das Buch auch gelesen, Jahre her allerdings an den Film kann ich mich nicht so gut erinnern.


    Aber es bringt einen schon an die Grenzen, da es sehr intensiv geschrieben ist, man fällt regelrecht in die angespannte Atmosphäre in der Familie mit rein, spürt deren Gefühle fast körperlich.

  • Ich stimme Euch zu!
    Den Film habe ich im Laufe der Jahre im TV bereits mehrmals gesehen - Ernest Borgnine war m. M. n. der das Brüderpaar begleitende dritte Bösewicht - und das Buch als Readers Digest-Ausgabe gelesen.
    Ich habe einzelne Szenen sofort wieder vor Augen und bekomme in Gedanken daran eine Gänsehaut! :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Bei dem Film von 1955 war mal im Gespräch, dass Spencer Tracy und möglicherweise sogar Katharine Hepburn die Rollen des Ehepaars Hilliard an der Seite von Bogart spielen sollten.
    Leider sind sie vor Drehbeginn ausgestiegen. Schade! Das wäre eine Besetzung gewesen!!

  • Du, ich weiß gar nicht, ob diese Beiden, die ich im Übrigen sehr schätze, wirklich gerade in diesem Film so gute Wirkung erzielt hätten wie die tatsächlich genommenen Schauspieler.
    Vom Können her hab ich da keine Bedenken, aber ich glaube, dieser da so grandios über sich hinaus wachsende 0/815-Papa ließ das Ganze noch etwas bedrohlicher erscheinen, weil man sich als Otto/Ottilie Normalverbraucher noch deutlicher mit ihm identifizieren kann :gruebel :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Zitat

    Original von maikaefer
    Du, ich weiß gar nicht, ob diese Beiden, die ich im Übrigen sehr schätze, wirklich gerade in diesem Film so gute Wirkung erzielt hätten wie die tatsächlich genommenen Schauspieler.


    Die waren ja tatsächlich auch sehr gut!


    In der Theaterfassung hatte Paul Newman die Rolle von Bogey gespielt.
    Newman war aber damals noch nicht so bekannt, so spielte Bogart lieber selbst. Vom Alter her hätte er für die Rolle besser gepasst. Aber Bogart war natürlich sehr gut.


    Joseph Hayes hat übrigens auch das Drehbuch geschrieben, deswegen sind Film und Buch tatsächlich weitgehend übereinstimmend.