'DIE WAHRHEIT' - Seiten 349 - Ende

  • Zitat

    Original von Findus
    Pech, ich habe gestern früh schon das Ende im anderen thread gepostet. Wie mach ich das jetzt???
    Hab mich gerade gewundert ob ich das Ende in den falschenTeil getan habe.


    Es ist nicht nur dir so ergangen.



    Ich kopiere mein Fazit jetzt hier rein:
    Der Fremde ist doch Philipp. Es war lange offen, bedingt durch das distanzierte Verhalten von ihm. Die Beweggründe sind nachvollziehbar. Da bist du sieben Jahre in Gefangenschaft und grübelst wer dir das eingebrockt hat. Innerhalb von 12 Stunden soll man wieder in sein altes Leben zurückkehren. Dann erkennt dich die eigene Frau nicht. Eine vertrackte Situation.
    Sarah hat ja schon vor dem Verschwinden abgeblockt, wenn Philipp die Sprache auf das Geschehen in der Nacht bringen wollte.
    Spannend bis zum Schluss und das Ende am Elbstrand war ein guter Abschluss und hoffentlich ein neuer Anfang für die beiden.


    Tote Hummeln unter Linden war neu für mich. Ich habe noch keine Hummeln gefunden, obwohl es sehr viele Linden gibt.



    Maikäfer:
    Maikäfer, es war die Mulde zwischen Schulter und Hals. Vielleicht sind ja beide geschrumpft :grin
    Sarah sah ja nichts Vertrautes an Philipp. Andere Essgewohnheiten etc.


    Der Überfall in Kolumbien erinnerte mich stark an die französische Geisel vor einigen Jahren. Passiere ja sehr oft.

  • Mein Eindruck von den vorherigen Abschnitten hat sich zum Ende hin nochmal deutlich verstärkt. Wie die Autorin erzählt gefällt mir sehr gut.


    Ich kann aber die Handlung und die Gefühle von Philipp und Sarah in mancher Hinsicht überhaupt nicht nachvollziehen und das hat mein Lesevergnügen doch deutlich beeinträchtigt.


    Was Philipp angeht, ist mir völlig klar, dass sieben Jahre Gefangenschaft einen Menschen nachhaltig verändern und beeinflussen. Er kann gar nicht mehr der Mann sein, als der er nach Südamerika gefahren ist.
    Aber diese seltsame Idee, anzunehmen, seine Entführung sei von irgendwem in Auftrag gegeben worden und dann auch noch von seiner Frau, das ist vielleicht in der Zeit der Gefangenschaft nachvollziehbar. Aber nachdem er freigekommen ist? Er hätte diverse Möglichkeiten gehabt, herauszufinden, was Sarah nach seinem Verschwinden unternommen hat. Durch eine ausführliche Befragung seines Vertrauten Johann. Nachforschungen in welche Richtung auch immer.
    Aber nein, er hat nichts besseres zu tun, als sich wie ein Irrsinniger aufzuführen, seinen angeblich so geliebten und gewollten Sohn noch mehr zu traumatisieren, seine Frau halb in den Wahnsinn zu treiben und dazu eine alte Schreckensgeschichte, die für ihn längst keinen Schrecken mehr hatte, zu benutzen um Sarah noch mehr zu erschrecken. Krank.


    Und Sarah, die ihm dann auch noch großmütig verzeiht. Solch einen Mann wollte ich nicht wiederhaben. Wer mir sowas antut, den möchte ich nur noch von hinten sehen. Ganz abgesehen von seinem Verhalten seinem Sohn gegenüber.


    Wobei Sarahs Verhalten ihrem Sohn gegenüber auch nicht wirklich nachvollziehbar ist. Ich meine, so würde ich nicht einmal meinen Hund behandeln, ihn - wenn auch in gute Hände - abzugeben, wenn es gerade nicht passt.

  • Das Hörbuch DIE WAHRHEIT erscheint bei Der Hörverlag und von denen gibt es ein sehenswertes Video mit einem Interview von knapp 10 Minuten mit Melanie Raabe.
    Falls ihr auch einmal hineinsehen wollt …
    Zu finden ist das Video unter dem Titel:


    Melanie Raabe, DIE WAHRHEIT (Interview mit der Autorin) -komplett-


    (Achtung, es gibt auch eine Kurzfassung)

  • Ich habe noch einen positiven Punkt gar nicht erwähnt:


    Der Titel. Ich mag es, wenn ein Buch nicht einfach irgendeinen Titel hat, sondern der auch noch etwas mit dem Inhalt zu tun hat.
    Und hier ist ja genau die Frage der Wahrheit das Hauptthema. Oder vielmehr, dass es eben unterschiedliche Wahrheiten gibt.

  • Das fand ich auch Rumpelstilzchen.


    Vor allem als Philipp dann noch sagt, ich wollte die Wahrheit wissen. Oder so ähnlich. Mir stösst es auch immer auf, wenn Titel so textfremd daher kommen. Mehr als das Cover, das nehme ich nur oberflächlich wahr.


    Ganz schlimm sind da ja immer Übersetzungen.

  • Ach, wer hätte das gedacht. Ich finde die Auflösung toll, das Buch ist ja von Minute zu Minute spannender geworden.


    Die Veränderung Philipps ist so nachvollziehbar. Nur fehlt mir jetzt noch der Name, wem er das Versprechen gegeben hat und ob er es eingelöst hat. Oder hab ich da was überlesen??
    Mag sein, dass es dieser Vincent war, dessen Papiere er hatte.


    Vielleicht hat der ihm ja sogar die Flucht ermöglicht, oder wurden sie befreit??? Dann bräuchte er aber keine falschen Papiere.


    Hier mag ich sogar das Happy End. Dass Sarah so lange an die Elbe geht und auf ihn wartet bis sie Philipp trifft.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Findus, irgendwo zwischendrin hat Herr Palomar das schon angeprochen, ob es nicht doch Philipp sein könnte, der Fremde.


    Aber durch den Größenunterschied war klar, dass es nicht Philipp sein konnte.
    Auch konnte ich anfangs die kurzen Abschnitte des Fremden nicht mit denen von Philipp aus dem Jahr 2008 in Einklang bringen.
    Einen daraufgesetzt wurde, als ein älterer Mann, ein Nachbar, dem fremden sagte, er wäre nicht Philipp, den kenne er vor klein auf. Das fand ich glaubwürdig.


    So hat einen die Autorin mit unlauteren Mitteln auf die falsche Spur gebracht.


  • Mir blieben die beiden gefühlsmäßig auch fremd. Bei Sarah konnte ich manche Handlungen nicht nachvollziehen, paranoiaartig hetzt sie durch die Kapitel.


    Philipps Seite kann ich eher nachvollziehen. Siebe Jahre Gefangenschaft, womöglich Folter, das lässt einen an den Menschen zweifeln. Und er hat doch diesen Grimm engagiert, der Nachforschungen anstellt. Johann ist ja kaum erreichbar.


    Dass Sarah sich nach dem alten Philipp sehnt ist glaubwürdig und dass sie nach eine Spanne Zeit Kontakt sucht, Liebe ist bedingungslos, manchmal.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Wie am Ende der tödliche Autounfall aufgelöst wurde, empfand ich als konstruiert. Als ob die Autorin so vermeiden wollte, dass ihre Figuren den Leser als unsympathisch in Erinnerung bleiben.
    Aber ambivalent bleiben sie dennoch, finde ich.



    Ganz genau, es klebt eben doch kein Blut an Sarahs Händen. Was sie mir aber nicht sympathischer macht.


    Die Geschichte an sich ist gut, lässt zwischendurch nach, vor allem im 2. Abschnitt und zieht dann wieder an.


    Unglaubwürdig ist vor allem Philipp. Da ist er 7 Jahre von seiner Familie getrennt und mutet ihnen dann so einen Nervenkrieg zu??? Anstatt er sie in die Arme schließt und froh ist gesund wieder da zu sein?? Er hätte doch sicher die Möglichkeit gehabt den Verdacht zu prüfen, bevor er zurück fliegt.


    Wie Sarah reagiert, dass sie ihn nicht wieder erkennt, nehme ich ihr sogar ab. Vielleicht wehrt sie sich auch unbewusst dagegen, dass es ihr Mann ist??? Es wäre da unbedingt eine psychologische Betreuung für den Anfang nötig gewesen.


    Wie das tatsächlich abläuft, weiß ich natürlich nicht.

  • Am Besten die beiden machen in naher Zukunft eine gemeinsame Therapie,
    sonst werden die durch die Geschehnisse entstandenen Emotionen vermutlich irgendwann wieder an die Oberfläche kommen.




    Über das Gerhart Hauptmann-Zitat auf Seite 394 habe ich mich gewundert


    “Es gibt nichts so Grauenvolles wie die Fremdheit derer, die sich kennen.”


    Es ist sicher zutreffend. Aber gehen einen solche Zitate aus der Weltliteratur im Alltagsleben wirklich sofort durch den Kopf?
    Okay, Sarah sagt ja, sie hat Hauptmann mit ihren Deutschkurs gelesen.


    Aber doch bemerkenswert und Sarah ist eine ungewöhnliche Frau!


    Sehr gefallen hat mir dann am Ende, wie Sarah wieder ihr Bücherregalspiel spielt und “Alles ist erleuchtet” (von Jonathan Safran Foer, ein tolles Buch) herauszieht.