Petra Oelker - Emmas Reise

  • Broschiert: 448 Seiten
    Verlag: Rowohlt Verlag Taschenbuch
    erschienen am 26. August 2016


    zur Autorin: (Quelle: Rowohlt-Verlag)
    Petra Oelker, geboren 1947, arbeitete als Journalistin und Autorin von Sachbüchern und Biographien. Mit «Tod am Zollhaus» schrieb sie den ersten ihrer erfolgreichen historischen Kriminalromane um die Komödiantin Rosina, neun weitere folgten. Zu ihren in der Gegenwart angesiedelten Romanen gehören «Der Klosterwald» «Die kleine Madonna» und «Tod auf dem Jakobsweg». Zuletzt begeisterte sie mit zwei Romanen, die in der Kaiserzeit angesiedelt sind: «Ein Garten mit Elbblick» sowie «Das klare Sommerlicht des Nordens».


    zum Inhalt:
    Die fast 18jährige Emma van Haaren bekommt aus den fernen Niederlanden einen Brief. Ihre Großmutter, zu der sie nie Kontakt hatte, möchte sie kennenlernen. Die wohlhabende alte Dame hat die Familie ihres Sohnes nie akzeptiert. Inzwischen ist Emmas Vater seit zehn Jahren tot und die Mutter erneut verheiratet. Der Stiefvater, ein einflussreicher Kaufmann aus Hamburg, hat auch bereits einen Ehemann für Emma ins Auge gefasst. Aus diesem Grund und auch aus Neugier beschließt sie, der Bitte ihrer Großmutter nachzukommen und macht sich im Spätsommer 1650 auf den Weg.


    meine Meinung:
    Petra Oelker beschreibt auch in diesem Roman ein authentisch klingendes Abenteuer, wie es sich im 17. Jahrhundert auf den Straßen des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation hätte abspielen können. Nur kurze Zeit nach dem 30jährigen Krieg hielten sich in der Gegend zwischen Hamburg und Amsterdam noch viele Söldner auf, die den Weg in die Heimat noch nicht gefunden hatten. Für eine junge Frau war es dementsprechend gefährlich. Emma wählt zunächst die übliche Kutsche als Fortbewegungsmittel, muss aber bald als Emmet verkleidet die Reisegruppe wechseln. Hier bekommt der Roman eine spannende Wendung, da eben diese Reise schneller zu Ende ist, als alle gedacht haben. Emmet und der Sohn des Mitreisenden flüchten während eines Überfalls in den Wald und stellen schnell fest, dass es die Räuber auf den jungen Valentin abgesehen haben. Offenbar scheint seine Jacke etwas Wertvolles zu verbergen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, wobei nicht immer klar ist, wem die beiden trauen können und wem nicht.


    Die Autorin lässt auch in diesem Buch wieder die Leser in eine andere Zeit eintauchen. Wie schon in der Serie um die Komödiantin Rosina und einigen anderen historischen Romanen entstehen Bilder der vergangenen Zeit vor dem inneren Auge. Die nächtlichen Geräusche im Wald sind zwischen den Zeilen nahezu hörbar, ebenso wie der feuchtkalte Frühnebel über den Wiesen im Teufelsmoor spürbar ist. Gespickt wird die Reise mit historischen Begebenheiten rund um die Zeit. Es wird der Zusammenhang von Politik, Handel und gesellschaftlichen Usus deutlich. Die Flüchtenden schlendern über einen typischen Markt, begegnen Reitposten und beschreiben wie nebenbei die seinerzeit vorherrschende Mode. Mit dem Komödianten Tacitus kommt hier ein netter Bezug zu den vorherigen Veröffentlichungen dazu.


    Das Buch vereint alles, was eine literarische Reise in die Vergangenheit benötigt. Die detailliert ausgearbeiteten Charaktere verfolgen ein Ziel, das andere verhindern werden wollen. Diese Mischung ergibt Spannung und lässt Empathie für die Figuren aufbauen. Fiktion und historische Fakten passen hier zueinander und werden durch einen angenehm zu lesenden Schreibstil abgerundet. Die Kulisse des noch unter den Kriegswirren leidenden Landes erscheint ein bisschen trostlos und vermittelt zusätzlich die Unbequemlichkeit der Reise. Im Nachwort werden die Umstände des Westfälischen Friedens und dem Krieg zwischen den Niederlande und Spanien erläutert. Die Gewissheit, dass die Reise jederzeit zu Ende sein kann, wirkt sich positiv auf die Vorhersehbarkeit aus. Die Geschichte bleibt so bis zum Schluss spannend und bekommt von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung.