Moonfleet - John Meade Falkner

  • Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
    Verlag: Liebeskind; Auflage: 1 (22. Februar 2016)
    ISBN-13: 978-3954380596
    Originaltitel: Monofleet
    Preis Gebundene Ausgabe: Euro 24.00
    Preis Kindle E-Bok: Euro 16.99


    Autor


    John Meade Falkner wurde 1858 in der Grafschaft Wiltshire geboren. Nach dem Studium in Oxford arbeitete er zunächst als Lehrer an der altehrwürdigen Derby School. Er unternahm ausgedehnte Reisen durch Europa und fand anschließend in Newcastle Anstellung als Privatlehrer im Hause eines vermögenden Waffenfabrikanten. Später trat er in das Unternehmen ein, dessen Leitung er im Jahre 1915 übernahm. Nachdem sich Falkner 1926 aus dem Geschäft zurückgezogen hatte, wurde er Honorarprofessor für Paläografie an der Universität von Durham. Ferner ernannte man ihn zum Bibliothekar des Dekans und des Domkapitels. Zeit seines Lebens veröffentlichte Falkner drei Romane, mehrere Reiseführer sowie eine komprimierte Geschichte der Grafschaft Oxfordshire. Er starb 1932. Sein Andenken wird von der John Meade Falkner Society in Ehren gehalten.


    Kurzbeschreibung / Klappentext


    Der fünfzehnjährige Waisenjunge John Trenchard wächst in einem Schmugglernest namens Moonfleet auf. Die Leute im Dorf erzählen sich, dass der Kirchhof vom Geist des berüchtigten Colonel Mohune heimgesucht wird, der dort vor seinem Tod einen Schatz versteckt hat. Durch Zufall entdeckt John Trenchard die Familiengruft der Mohunes, die auch Schmugglern als Versteck dient. Im Sarg des Colonels findet er ein Amulett mit einem rätselhaften Pergament, von dem er sich Aufschluss über den Verbleib des Schatzes erhofft. Jedoch kann er sich nicht allein aus der Gruft befreien und wird erst nach Tagen von Schmugglern gerettet. Elzevir Block, ihr Anführer, nimmt den jungen Trenchard unter seine Fittiche. Als die beiden in einen Hinterhalt geraten, können sie nur mit Mühe vor den Soldaten der Krone fliehen. Schwer verletzt wird John Trenchard von Elzevir in ein geheimes Versteck gebracht. Nachdem der Junge wieder bei Kräften ist, macht er sich zusammen mit Elzevir auf, den Schatz zu heben. Aber ihr tollkühner Plan birgt manche Gefahr, und mehr als einmal setzen sie dabei ihr Leben aufs Spiel …


    Meine Meinung


    Die Geschichte von "Monofleet" soll gemäss Information auf der Liebeskind-Verlagsseite in England deutlich bekannter sein als in deutschen Sprachgefilden, in der sie quasi unbekannt ist. Die Originalerzählung aus dem Jahre 1898 wurde bereits einmal auf Deutsch übersetzt und erschien vor etwas mehr als 20 Jahren im Fischer Verlag. Dieses Ausgabe ist aber im besten Fall nur noch antiquarisch erhältlich. Im Liebeskind Verlag ist in diesem Frühjahr eine Neuübersetzung von Michael Kleeberg erschienen. Bevor ich auf den Inhalt zu sprechen komme, möchte ich die Aura beschreiben die von dieser Geschichte ausgeht. Dem Übersetzer Kleeberg gelingt der schwierige Spagat, die Stimmung des vor knapp 120 Jahren erschienen Romans und den Erzählduktus von J. Meade Falkner beizubehalten aber es in Deutscher Sprache so zu formulieren und zu schreiben, dass es flüssig zu lesen ist. Dieses Buch ist ein Klassiker, keine Frage, und in jedem Kapitel fühlt man dieses Fluidum das Klassikern umweht und gleichzeitig lässt sich die Geschichte mühelos lesen und ist leicht verständlich. Das Werk richtet sich somit an eine universelle Leserschaft zwischen 15 bis 99 Jahre.


    Inhaltlich spielt die Handlung in Jahre 1757 und der Roman hat zwei Hauptfiguren die die Geschichte von Anfang bis zum Schluss prägen. Da ist zum einen der 15-jährige Waisenjunge John Trenchard, der bei seiner Tante lebt, und zum anderen Elzevir Block dem Wirt des Gasthauses mit dem ungewöhnlichen Namen "Why Not?" den ich altersmässig auf Mitte Vierzig schätzen würde. Elzevir hat soeben seinen Sohn David verloren und es erstaunt wenig, dass John und Elzevir rasch zueinander finden. Das unbedeutende Dörfchen an der südenglischen Küste verdankt seinen Namen Moonfleet nicht etwa dem Himmelskörper Mond sondern der sagenumwobenen Mohune Sippe die vor vielen Dekaden über das Gebiet geherrscht hat. Nach einem Sturm samt Hochwasser entdeckt John auf einem Grab einen Geheimgang der schnurstracks zur Familiengruft der Mohunes unter der Kirche führt. In der nächsten Nacht erkundet er diesen Gang und nebst morschen Särgen entdeckt er ein illegales Schnapslager. Da die Schmugglerbande kurz darauf auch in den geheimen Raum kommt, muss sich John auf- und neben den Särgen und den Toten verstecken. Auf gruslige Art entdeckt er ein Amulett, dessen Inhalt im Verlauf der Geschichte zunehmend an Bedeutung gewinnt.


    Das ist der spektakuläre Anfang und nicht das einzige Abenteuer das John und Elzevir erleben. Mehr als ein paar weitere Andeutungen darf ich in dieser Rezi nicht verraten. Es kommt soweit, dass Elzevir sein Schankhaus verliert und wegen eines tragischen Zwischenfalls Moonfleet zusammen mit John fluchtartig verlassen muss und sogar Steckbrieflich gesucht wird. John erleidet eine Verletzung, welche er in einer versteckten Höhle an den Klippen auskuriert. Er hat Zeit zum Nachdenken und da wird ihm die Bedeutung des Amuletts klar. Ist die Legende um einen verfluchten Diamanten, den Colonel Mohune einst besessen haben soll, etwa gar kein Ammenmärchen? Besitzt sie womöglich einen wahren Kern? John und Elzevir machen sich auf den Weg Richtung Carisbrook Castle ...


    Würde ein versierter Schriftsteller diese Geschichte in der heutigen Zeit niederschreiben würde er sie gewiss mit weiteren dramatischen Details anreichern. Aber dadurch würde sie einen Teil ihres klassischen Charmes verlieren und würde womöglich beliebig. Die Geschichte wurde vor knapp 120 Jahren geschrieben und das darf man als Leser ruhig merken. Die Faszination die von diesem Klassiker ausgeht ist nicht nur die altertümlich angehauchte Dramatik sondern auch wie die Ereignisse den 15-jährigen Buben John Trenchard prägen und nach und nach einen Mann aus ihm machen.


    Der Liebeskind Verlag hat den Preis recht hoch angesetzt, aber man kriegt dafür ein hochwertig gefertigtes Hardcover-Buch. Ab und zu kann man sich als begeisterter Leser ein solches Buch gönnen oder es sich schenken lassen. Schliesslich ist ja bald Weihnachten ... Wertung: 8 Eulenpunkte