Eine Reise durch die Nacht
Verlag: Goldmann, 192 Seiten
Taschenbuch 2014 (Hardcover war von 2012)
Kurzbeschreibung:
Onkel Wanja sieht sein letztes Stündlein herannahen und er wünscht sich von seinem Neffen Wladimir nur noch eines: »Bevor ich sterbe, möchte ich noch einmal die Welt bereisen. Vielleicht nicht die ganze Welt, vielleicht nur Europa oder gar nur Deutschland. Und auch dort nur Berlin. Kurzum, schicke mir bitte eine Einladung.« Gesagt, getan. Als Onkel Wanja in Berlin eintrifft, machen sich die beiden zu Fuß auf den Weg zu Wladimir nach Hause. Es ist ein Spaziergang durch die nächtliche Stadt voller eigentümlicher Begegnungen und unvergesslicher Betrachtungen über das Leben. Was ist gut, was böse? Was bleibt irgendwann von uns? Warum leuchtet die Hose des Onkels im Dunkeln? Und wo gibt es eigentlich die besten Matjes?
Über den Autor:
Wladimir Kaminer wurde 1967 in Moskau geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Toningenieur für Theater und Rundfunk und studierte anschließend Dramaturgie am Moskauer Theaterinstitut. Seit 1990 lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin. Er veröffentlicht regelmäßig Texte in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften und organisiert Veranstaltungen wie seine mittlerweile international berühmte "Russendisko". Mit der gleichnamigen Erzählsammlung sowie zahlreichen weiteren Büchern avancierte er zu einem der beliebtesten und gefragtesten Autoren Deutschlands.
Mein Eindruck:
Dieses Buch habe ich zufällig bekommen und habe mich gefreut, nach längerer Zeit mal wieder Kaminer lesen zu können, den ich früher ziemlich amüsant fand.
Er hatte sich zuletzt jedoch zu sehr wiederholt und ich habe ihn daher nicht mehr sehr im Visier gehabt.
Bei diesem Buch hat sich Kaminer einen klaren Handlungsrahmen gesetzt; wodurch das Buch trotz vieler Episoden wie ein Roman wirkt.
Kaminer erwartet den Besuch seines Onkels aus Russland, der er zu sich nach Berlin eingeladen hat. Er holt ihn vom Berliner Hauptbahnhof ab und streift mit ihm durch die Stadt. Der Untertitel des Buches trifft es gut. Dabei gibt es viele Reflexionen über Russland, wie es früher und wie es heute ist und über Berlin und wie beide Seiten sich sehen. Kaminer baut viele Geschichten und Meinungen ein. Es geht dann sehr ins Geplauder mit wenig Tiefgang. Daher bleibt das Buch angesehen von einigen treffenden Beobachtungen und ironischen Bemerkungen doch harmlos. Ich war etwas enttäuscht, dass man Onkel Wanja, der wenig redet, eigentlich kaum kennenlernt. Selbst Zufallsbekanntschaften in Restaurants und Kneipen werden genauer vorgestellt als ausgerechnet die Titelfigur.
In der Summe kann man aber zufrieden sein, wenn man nicht mehr erwartet hat und sich von Kaminers Ausführungen gut unterhalten lässt. Ich war das auch weitgehend!
Man muss das Buch aber nicht gelesen haben. Kaminerunkundige sollten vielleicht zunächst zu seinen frühen Büchern greifen, als da wären Russendisko, Militärmusik, Schönhauser Allee.