Der Garten der Abendnebel - Twan Eng Tan

  • Ich habe jetzt erst angefangen mit Aufzeichnungen zu machen, daher kann ich nur spontan auf die Kapitel 1 bis 3 reagieren ;-)


    Erst mal habe ich eine Frage an diejenigen, die sich mit der Sprache oder den Gegebenheiten dort auskennen. Dieses "Ah" bei Ah Cheong, ist das ein Teil des Namens oder ein Titel oder sowas? Für mich klingt das wie eine Anrede.


    Ich finde es toll, dass Yun Ling für ihre Schwester diesen Garten anlegen lassen möchte, aber ich glaube, das ist nicht das, was Aritomo möchte. Er möchte, dass sie den Garten aus eigener Überzeugung anlegen lässt. Nicht nur als Erinnerung an ihre Schwester, sondern vielleicht auch um ihren Hass los zu werden. Er sagte ja, dass sie den Hass nicht die Überhand gewinnen lassen soll. Scheinbar hat er sofort gemerkt, dass sie ihm nicht traut und auch nicht trauen will. Daher bin ich sehr gespannt, wann sich das Blatt wendet und vor allem, warum sie auf einmal nach Yugiri zurück kehrt. In der Stelle am Buch gehört es ja noch ihm, wenn ich das richtig verstanden habe.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, mir ist gar nicht klar, was die Ermordung des High Commissioners jetzt so auslöst. Ich kenne mich in Geschichte (speziell auch in dem Gebiet) gar nicht aus und werde gleich erst mal googeln, ob ich etwas finde.

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Erst mal habe ich eine Frage an diejenigen, die sich mit der Sprache oder den Gegebenheiten dort auskennen. Dieses "Ah" bei Ah Cheong, ist das ein Teil des Namens oder ein Titel oder sowas? Für mich klingt das wie eine Anrede.


    Zuerst zeigt der Name, dass sein Träger chinesischer Herkunft ist. Ah ist kein eigenständiger Vorname, sondern ein Namensbestandteil, ähnlich wie kleiner Cheong oder dicker Cheong.

  • Oh, hier ist jetzt aber viel los, damit hatte ich gar nicht gerechnet.


    booklooker, ich habe gerade mal Kapitel 2 gelesen, du musst dich also keineswegs beeilen, das würde dem Buch wahrscheinlich auch nicht gerecht werden.


    Mir gefällt die Sprache sehr. Stellen wie die folgende zeigen, wie poetisch das Buch geschrieben ist:


    Eine Erinnerung zieht vorüber. Ich greife danach, als wollte ich ein Blatt fangen, das von einem hohen Ast herabschwebt. Ich muss sie mir schnappen - wer weiß, ob sie jemals wiederkommt. (S. 41)
    Hach, das mag ich. :-]


    Die Ausgangslage ist übrigens traurig. Es ist furchtbar zu wissen, dass man innerhalb weniger Monate keine Erinnerung mehr haben wird und sich nicht mehr verständigen kann. Besonders für die Richterin, für die Worte ein essentieller Teil ihres Lebens gewesen sind.

    SuB: 276


    :lesend
    Kaufman/Spooner - Their Fractured Light
    Joe Abercrombie - The Blade Itself

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  • Zitat

    Original von Schwarzes Schaf


    Die Ausgangslage ist übrigens traurig. Es ist furchtbar zu wissen, dass man innerhalb weniger Monate keine Erinnerung mehr haben wird und sich nicht mehr verständigen kann. Besonders für die Richterin, für die Worte ein essentieller Teil ihres Lebens gewesen sind.


    Ja, das finde ich auch ganz fürchterlich. Meine Oma hat ihre Demenz richtig mitbekommen und war deswegen sehr traurig. Sie hat immer gesagt, sie wüsste, dass sie viel vergisst und dass sie jetzt gar nicht genau wüsste, wer ich bin. Am Ende hat sie auch gar nicht mehr gesprochen. :-(

  • Zu den Namen:
    Es ist doch so, dass der erst genannte Name der Familienname ist. Also genau anders herum, als bei uns.


    Ah Cheong heißt also Cheong mit Vornamen und Ah mit Nachnamen.
    Seine Frau hieß ja Ah Foon, das passt also auch.


    Und die Richterin wird Teoh Yun Ling genannt, wobei Teoh ihr Familienname ist.

  • Ich komme nur schwer rein in das Buch.
    Das ist auch der Grund, warum es noch ungelesen herum lag. Nic hatte mich damals damit angefixt, ich habs bestellt, angelesen und beiseite gelegt.
    Gerade in stressigen Zeiten brauche ich oft ein Buch, was mich direkt mitreißt, sonst fangen meine Gedanken zu wandern an.
    Bei diesem Buch muss ich mich auch sehr anstrengen am Ball zu bleiben, zumindest bis jetzt hat es mich noch nicht richtig gepackt. Es ist interessant, keine Frage, aber eben sehr ruhig, fast meditativ.
    Hinzu kommt, dass mich die Namen, die ganzen fremdsprachigen Einsprengsel, die Nationalitäten und der geschichtliche Zusammenhang etwas überfordern.
    Ich glaube, dass es mir hilft, gemeinsam mit euch zu lesen. Vielleicht bleibe ich dann eher am Ball, denn es interessiert mich schon.


    Ich habe erst mal nach Malaya, der Japanischen Eroberung im 2. Weltkrieg und der Transvaalischen Flagge gegoogelt, da habe ich keine Ahnung von.
    Wie gesagt finde ich auch die sprachlichen Einsprengsel schwierig. Afrikaans geht da noch, aber vieles kann ich gar nicht zuordnen. Am Anfang von Kapitel 5 sagt z.B. Emily "Aiyoh, we were so worried about you-lah". Die extra Endung -lah kam jetzt schon mehrfach vor, aber ich habe keinen Plan was das bedeutet. Ist das jetzt Chinesisch (Emily wurde als Chinesin eingeführt), oder Malayan? Wie gesagt, ich habe keinen Plan und fühle mich leicht überfordert :lache!

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

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  • Zitat

    Original von Schwarzes Schaf
    Zu den Namen:
    Es ist doch so, dass der erst genannte Name der Familienname ist. Also genau anders herum, als bei uns.


    Ah Cheong heißt also Cheong mit Vornamen und Ah mit Nachnamen.
    Seine Frau hieß ja Ah Foon, das passt also auch.


    Und die Richterin wird Teoh Yun Ling genannt, wobei Teoh ihr Familienname ist.


    Und irgendwo steht auch: Die Familie ist das wichtigste, daher kommt der Familienname zuerst.


    Wobei ich schon überlegt habe: Teoh Yun Lins Schwester heißt ja Yun Hong. Ob das Yun nur eine Bedeutungsähnlichkeit beinhaltet, oder auch irgendwie "Nachname" oder sowas ist.

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  • Zitat

    Original von Zimööönchen
    ...
    Wobei ich schon überlegt habe: Teoh Yun Lins Schwester heißt ja Yun Hong. Ob das Yun nur eine Bedeutungsähnlichkeit beinhaltet, oder auch irgendwie "Nachname" oder sowas ist.


    Yun ist der Generationenname. Alle Mädchen der Familie (= alle Cousinen) dieser Generation tragen ihn als mittleren Namen.

  • Vielleicht war Yun auch der Name des Vaters, in asiatischen oder östlichen Ländern gernell wird doch dem Namen des Vaters besondere Bedeutung zugemessen.
    Dann wäre Teoh Yun der Vater gewesen und seine Tochter hieß Teoh Yun Ling. Das ist jetzt aber nur geraten. :grin

  • In Kapitel 5 gehts dann erst los...
    Endlich ein wenig Hintergrundwissen bzgl. der ganzen Nationalitäten und Interessengruppen.


    "Orang" Cinesen - leben in Malaya, sind aber den Chinesen zugetan.
    "Straits" Chinesen - leben in Malaya, sind aber den Briten zugetan.
    Malays sind scheinbar die "Ureinwohner" der Gegend.
    Dann noch die Japaner.
    Die Engländer.
    Dann noch die Tamil, wie der Arbeiter in Aritomos Garten. (Sind die dann aus Tamil Nadu? Ist ja ein indischer Bundesstaat, kommt mir sonderbar vor.)
    Sowie in unserer Geschichte die Familie von Magnus aus Südafrika.


    Eine ganz schön brisante Mischung.

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  • Zitat

    Original von Buchdoktor


    Yun ist der Generationenname. Alle Mädchen der Familie (= alle Cousinen) dieser Generation tragen ihn als mittleren Namen.


    Super Info! Kennst du dich da genauer aus, oder hast du das damals beim Lesen recherchiert?

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

  • Zitat

    Original von Zimööönchen
    Super Info! Kennst du dich da genauer aus, oder hast du das damals beim Lesen recherchiert?


    Ich glaube, dass ich das aus den Romanen Pearl S. Bucks gelernt habe. Hierarchien sind ja in der chinesischen Kultur wichtig und dafür musste man die exakte Position eines Familienmitglieds wissen.


    Ich vermute, dass der familiäre Namensbestandteil Ah auch eine Positionsbestimmung ist. Ein Diener, der lange schon im Haushalt lebt und darum eine besondere Vertrauensposition hat. Ich kann mich aber leider nicht mehr erinnern, ob das hier wirklich so ist oder ob es "Ah" auch als normalen Namensteil gibt.


  • Vielleicht kann ich dir mit ein paar Erklärungen helfen. :wave


    In Malaysia (damals Malaya) leben und lebten hauptsächlich drei große Bevölkerungsgruppen, die heutzutage alle Malaysische Staatsbürger sind.


    Erstens die Malaien, die schon ewig auf der nach ihnen benannten Halbinsel siedeln und heutzutage etwa 65 % der Bevölkerung ausmachen.


    Dann die Chinesen, die in unterschiedlichen Einwanderungswellen ins Land kamen. Zum Teil seit Jahrhunderten leben die sogenannten "Straits Chinese" in Malaysia, die als Händler ins Land kamen und sich deshalb an den gängigen Handelsplätzen niederließen - Penang, Melaka und Singapur, den sogenannten "Straits Settlements", nach ihrer Lage an der Straße von Malacca benannt. Da diese Städte englisch dominiert waren, sind diese Chinesen von westlicher Kultur beeinflusst, insofern den Engländern bis zu einem gewissen Grad zugetan. Diese Chinesen sind oft wohlhabend und sehr gebildet.


    Die zweite Chinesische Einwanderungswelle kam erst wesentlich später, überwiegend arm und ungebildet, um für die Engländer auf den Kautschukplantagen und in den Zinnminen zu arbeiten. Diese Leute hatten keinerlei Beziehung zu den Engländern und hielten sich auch von den Malaien so fern wie eben möglich. Sie haben ihre Kultur einfach importiert und lebten größtenteils weiter wie in China. "Orang Cina" bedeutet übrigens "Mensch China", also Chinese.


    Die Tamilen stammen ganz allgemein aus Südindien, nicht nur einem einzigen Staat, und wurden für die Arbeit auf den Kautschukplantagen ins Land gebracht. Sie sind noch heute im Schnitt die ärmste und ungebildetste Gruppe. Die vielen indischen Rechtsanwälte und Ärzte im Land sind größtenteil keine Tamilen.


    Die Engländer wurden in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, zum Teil gegen ihren Willen, immer tiefer in die innenpolitischen Probleme auf der Halbinsel hineingezogen, nicht zuletzt, um ihre wirtschaftlichen Interessen zu fördern. Malaya war offiziell nie eine Kolonie der Engländer, dennoch war ihr Einfluss in den unterschiedlichen Staaten immens. Die Straits Settelment allerdings unterstanden direkt Britischer Verwaltung.


    Tja, und die Japaner sind während des Krieges eingefallen und haben das Land einige Jahre lang besetzt. Ihre Herrschaft war brutal und verhasst, ihr fielen Hunderttausende, überwiegend Chinesen zum Opfer, die ermordet, verschleppt oder als Sexsklavinnen für die Armee missbraucht wurden. Ein sehr trauriges Kapitel in der Geschichte Malaysias.


    Das war jetzt hoffentlich nicht zu wirr, aber um diese Uhrzeit, gerade von der Arbeit gekommen, kriege ich es nicht klarer hin.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von Zimööönchen
    Am Anfang von Kapitel 5 sagt z.B. Emily "Aiyoh, we were so worried about you-lah". Die extra Endung -lah kam jetzt schon mehrfach vor, aber ich habe keinen Plan was das bedeutet. Ist das jetzt Chinesisch (Emily wurde als Chinesin eingeführt), oder Malayan? Wie gesagt, ich habe keinen Plan und fühle mich leicht überfordert :lache!


    Ayoh oder Ayah stammt aus dem Chinesischen und bedeutet so viel wie "Ach je" oder Ähnliches, neudeutsch vielleicht "Oh Mann".


    Der Anhang "lah" dient zur Betonung im Sinne des norddeutschen "ne" oder süddeutschen "gell" und wird in Malaysia und Singapur vor allem von den Chinesen inflationär gebraucht.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann