Niemals werd ich dich vergessen - Beverly & David Lewis

  • Wenn alles grau und trübselig aussieht, betrachte es als eine Chance. Jeder kann im Licht des Tages glauben, aber nur wenige harren unter dem drückenden Mantel der Dunkelheit aus. Vergiss nie: Der Glaube ist ein Licht, das man am besten in der Dunkelheit sehen kann. (Seite 60)


    428 Seiten, kartoniert
    Originaltitel: Child of Mine
    Aus dem Amerikanischen von Tabea Klaus
    Verlag: Verlag der Francke Buchhandlung GmbH, Marburg 2016
    ISBN-10: 3-86827-595-9
    ISBN-13: 978-3-86827-595-7



    Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)


    Es ist acht Jahre her, daß Kellys Baby entführt auf dem illegalen Adoptionsmarkt verkauft wurde. So lange sucht sie auch schon mit mehr oder weniger legalen Methoden nach dem verlorenen Kind.
    Als der von ihr engagierte Privatdetektiv eine weitere „Kandidatin“ präsentiert, schöpft sie Hoffnung - zu genau würde Nattie in das Profil passen. Sie nimmt Kontakt zu ihrem Adoptivvater auf - aber das verläuft ganz und gar nicht so, wie sie das geplant hatte. Ein gutes Ende der Suche scheint weiter entfernt zu sein als je zuvor.



    Über die Autoren


    Beverly Lewis wurde 1949 in Lancaster/PN geboren. Sie begann schon mit 9 Jahren zu schreiben, zu veröffentlichen allerdings erst, als ihre Kinder in der Schule waren. Sie hat mehr als 80 Bücher veröffentlicht, welche meist im Amish-Milieu spielen und die vielfach - auch ins Deutsche - übersetzt wurden.
    David Lewis ist ihr Ehemann, Literaturagent, Herausgeber.
    Sie leben in Colorado in den Ausläufern der Rocky Mountains.


    Informationen im Internet:
    - < Klick > - die Übersichtsseite zur Autorin bei christliche-literatur.com
    - < Klick > - der deutsche Wikipedia-Artikel zur Autorin
    - < Klick > - die Seite zum Buch beim Francke Verlag (incl. Leseprobe)



    Vorbemerkung


    Um Mißverständnisse zu vermeiden: Das ist ein christlich geprägter Roman; demgemäß gehören die Themen Religion, Beten und Glaube mit zum Buch.



    Meine Meinung


    Wenn ich den Autorennamen Beverly Lewis höre, denke ich automatisch an Amish-Romane. Um so verwunderter war ich, als ich die Inhaltsangabe zu diesem ihrem neuen Buch las. Da war von Amish gar keine Rede, sondern von einem Buch in der „ganz normalen Welt“. Sollte die Autorin ihr Genre gewechselt haben? Neugierig habe ich es denn auch gleich gelesen.


    Ganz konnte sie von ihrem Stammthema aber doch nicht lassen, denn Laura, das Kindermädchen, ist eine Amish. Erstaunt hat mich jedoch, daß die harten Seiten der Amish-Kultur thematisiert werden. Laura wurde wegen einer Sünde gebannt und lebt nun bei einem entfernten Verwandten, der einer recht moderaten Amish-Gemeinde angehört, weswegen sie auch Auto wie Handy besitzt. Einige Stellen im Buch könnte man durchaus als Kritik an den Amish verstehen. Über Laura hätte ich am Ende auch gerne noch etwas mehr erfahren, aber da sie nur eine Nebenfigur ist, war wohl nicht mehr Platz für sie vorhanden.


    Im Buch gibt es zwei Handlungsstränge, die immer mehr zusammenlaufen. Da ist zum Einen die Geschichte um Kelly Maines und ihr entführtes Baby, das sie seit rund acht Jahren, auch mit mehr oder weniger zweifelhaften, Methoden sucht. Diese Suche bestimmt ihr ganzes Denken und Leben und zieht sie immer weiter hinunter.


    Zum Anderen gibt es Jack und seine Adoptivtochter Nattie mit dem Kindermädchen Laura. Jack wird von seiner Schwester San gedrängt, endlich eine Frau bzw. Mutter für Nattie zu finden und macht erste zaghafte Versuche in diese Richtung.


    Die Figuren konnte ich mir gut vorstellen, ich fand sie mehr als ausreichend gezeichnet. Über Laura hätte ich, wie erwähnt, gerne noch etwas mehr erfahren, während San, Jacks Schwester, mir das ganze Buch hindurch etwas fremd blieb. Das liegt aber nicht an einer etwa unzureichenden Beschreibung, sondern an ihrer (zu) direkten, manchmal auch rücksichtslosen, Art. Nattie ist ein sehr aufgewecktes Kind, von der ich bisweilen das Gefühl hatte, daß sie entwicklungsmäßig älter ist als neun Jahre. Kelly macht im Verlauf des Buches eine recht große Entwicklung durch, die ich allerdings glaubwürdig und nachvollziehbar empfand. Bei den Erfahrungen, die sie macht, bleibt eine solche Entwicklung nicht aus.


    Knapp die Hälfte des Buches laufen beide Geschichten parallel, bis endlich die auf dem Buchrückentext erwähnte Entwicklung einsetzt. Diesen „Vorspann“ fand ich etwas (zu) lang, auch wenn so die Figuren sehr ausführlich eingeführt werden konnten. Recht bald wird dem Leser klar, daß es im Weiteren nicht ohne Probleme vonstatten gehen wird, denn als Kelly auf Jack trifft, läuft es völlig anders, als sie es geplant hatte.


    Es entwickelt sich eine Beziehung, von der man sich als Leser wohl wünscht, daß sie zum Erfolg führen möge. Das Verhalten der beiden fand ich nachvollziehbar und in sich schlüssig, auch wenn man als Leser natürlich sieht, auf welche Bahn das gerät und sich fragt, wie die Autorin das immer größer werdende Knäuel am Ende auflösen will. Hierin liegt dann meiner Meinung nach auch eine der Stärken des Buches, das mehr ist als nur ein bloßer Unterhaltungsroman. Je weiter die Handlung voran schreitet, um so deutlicher wird, daß manche Dinge nicht mit Gewalt zu zwingen sind. Inneren Frieden kann man nicht kaufen; über Jahre Groll verinnerlichen und pflegen macht das leben auch nicht gerade leichter. Die Vergangenheit loslassen können, Ballast abwerfen, Menschen verzeihen führen zu einer klareren Sicht, innerer Ruhe und Frieden und eröffnen schließlich die Möglichkeit zu einem besseren, wenn nicht gar neuen Leben.


    Nicht nur die Figuren, auch dem Leser blühen im Verlauf der 428 Seiten einige Überraschungen. Am Ende sind dann alle Geheimnisse gelüftet und die offenen Fäden verknüpft, so daß ich das Buch zufrieden zugeklappt habe; an die Figuren und wie es ihnen wohl weiter ergehen wird jedoch sicherlich noch eine ganze Zeitlang denken werde.



    Mein Fazit


    Eine gut geschriebene und lesenswerte Geschichte, in der die Amish nur am Rande auftauchen und Themen wie Vergebung, Loslassen, Neu beginnen eine Rolle spielen.


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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Child of Mine - Beverly & Davis Lewis


    Hier noch die amerikanische Originalausgabe.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • „Ich habe meine Hoffnung in der Erde vergraben, dachte Kelly. Und eines Tages wird daraus ein großer Baum wachsen.“
    Bereits seit acht Jahren ist Kelly Maines auf der Suche nach ihrer kleinen Tochter, die als Baby entführt wurde. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als dass sie endlich Erfolg hat und ist bereit, für die Suche weite Reisen auf sich zu nehmen. Nach gründlicher Recherche führen ihre Spuren zu einem achtjährigen Mädchen, der kleine Nattie Livingston, die bei ihrem Adoptivvater Jack lebt. Kelly knüpft beruflichen Kontakt zu Jack und lernt durch ihn Nattie bald persönlich kennen. Je enger die Beziehung wird, desto mehr schließt sie Nattie und Jack in ihr Herz. Doch kann Kelly beweisen, dass Nattie ihre Tochter ist?
    Das Buch lässt sich leicht und unkompliziert lesen. Trotzdem habe ich anfangs ein wenig gebraucht, um in den Roman reinzukommen. Grund dafür war der Handlungsverlauf, der sehr langsam in Gang kommt und das Buch ersteinmal den Alltag und die verschiedenen Probleme von den Hauptcharakteren erzählt. Der Buchrücken verrät schon einiges und es dauert über 200 Seiten, bis sich Kelly und Nattie kennenlernen. Dadurch war ich anfangs sehr ungeduldig. Je länger ich gelesen habe, desto mehr habe ich den entspannten Schreibstil genossen und konnte Kelly gut kennenlernen. Hier ist der Weg das Ziel. Da das Buch von Anfang an abwechselnd von Jack und Kelly erzählt, waren mir auch Jack und Nattie vertraut, bevor es zum Kontakt zwischen den beiden kam.
    Die Haupt- und Nebencharaktere sind interessant gestrickt. Kelly erlebt, unter anderem durch ihren Glauben an Gott, eine authentisch dargestellte Wandlung. Eine große Nebenrolle spielt Laura, das amische Kindermädchen von Nattie. Über die amische Kultur erfährt der Leser, anders als in manch anderem Buch von Beverly Lewis, kaum etwas. Nicht zuletzt hat mich das Buch auch wegen verschiedener überraschender Handlungsverläufe begeistert, mit denen ich wirklich nicht gerechnet hätte.
    Insgesamt ein schöner Roman über das Suchen, Hoffen, Vertrauen und Kämpfen, den ich sehr gerne gelesen habe.