Titel: Broken German
Autor: Tomer Gardi
Verlag: Literaturverlag Droschl
Erschienen: August 2016
Seitenzahl: 141
ISBN-10: 3854209797
ISBN-13: 978-3854209799
Preis: 19.00 EUR
Welch ein durchgeknallter Roman!
Aber – ist dieses Buch wirklich durchgeknallt? Oder ist es lediglich der erste Eindruck, der den Leser zu diesem Urteil kommen lässt?
Ja, denn dieses Buch ist alles - durchgeknallt ist es aber wohl eher nicht.
Eigentlich – so kann man es auch im Klappentext lesen – ist es ein ganz normaler Großstadtroman. Eigentlich! Wäre da nicht die Sprache, derer sich der Autor bedient.
Es ist die Sprache der Migranten, eine Sprache wo nur noch der Sprachenstamm „deutsch“ ist – es ist eine Sprache, die auch ihre eigene, ganz herbe Schönheit hat.
Da ist Radili der Erzähler, der sich nach einer bedrohlichen Situation ein Messer gekauft hat. Und irgendwann kehrt er als erwachsener Mensch in die Stadt zurück, wo er aufgewachsen ist. Seine neuen Freunde sind dem linksradikalen Lager zuzurechnen – und wollen aus den Erlebnissen von Radili einen Film machen.
Und so beginnt die Suche nach dem vermeintlich vergrabenen Messer.
Und immer findet man sich auch als Leser in immer neuen Situationen, die aber letztendlich alle miteinander verknüpft sind.
Dieser Roman ist ein Buch der Sprache, ein Buch über den Versuch von Toleranz auch in der Sprache. Es ist nicht leicht, dieses hier zu beschreiben.
Hier ein kleines Beispiel:
„Wenn Radili zuhause ist steckt er sein Messer im dritten Schublade unter seine Hosen und wenn er raus von zuhause geht steckt er das Messer im Schu oder im Stiffel.“
Es ist alles ein sprachlicher Wahnwitz, dabei aber unglaublich engagiert – auch wenn dieser Roman ganz sicher nicht unbedingt einfach zu lesen ist.
Tomer Gardi, der Autor, wurde 1976 im Kibbuz Dan in Galiläa geboren. Er studierte Literatur und Erziehungswissenschaft in Tel Aviv und in Berlin.
Ein sehr lesenswertes Buch, aber wohl nur für die Leser, die auch einfach mal literarische Grenzerfahrungen machen möchten. Für die ChickLit-Generation oder für die pseudo-historische Lesegemeinde wohl eher nicht geeignet. 7 Eulenpunkte für eine wirklich interessante Leseerfahrung.