Originaltitel: Irmão Lobo
Klappentext:
Der Sommer, in dem alles außer Kontrolle gerät.
"Bis heute kann ich mich kaum noch daran erinnern, was sie mir später über die Nacht am Stausee erzählten: Die Ankunft der Feuerwehrleute, mein Bruder, wie er im Krankenhaus an meinem Bett saß, Mutter, die mir erklärte, dass ich jetzt stark sein müsste ..."
Ein Roman, der berührt und mit leisen Tönen laut nachhallt.
Über die Autorin:
Carla Maia de Almeida wurde 1969 in Matosinhos, Portugal, geboren. Sie ist Journalistin, Autorin und Übersetzerin und schreibt u. a. für die Fachzeitschrift für Kinder- und Jugendliteratur "LER". Carla Maia de Almeida lebt in Portugal.
Meine Eindrücke:
Was geschieht, wenn die Jäger des Gelben Metalls immer mehr Territorium beanspruchen? Der Stamm von Schwarzer Elch wird in entlegenere Gefilde abgedrängt und muss sich mit immer weniger Platz zufrieden geben.
Der Stamm, das sind Bolota, acht Jahre alt, ihr Vater Schwarzer Elch, ihre Mutter Celeste, der große Bruder, genannt das Fossil, und die ältere Schwester Miss Kitty. Und natürlich Malik, der Husky, das Wolfstotem, das den Stamm zusammenhält - zumindest bis zu dem Tag, an dem Schwarzer Elch ihn für immer fortbringt, weil er sich angeblich in der neuen-alten Wohnung nicht einleben kann. Bolotas Sehnsucht nach Malik und seinen besonderen Augen bleibt.
Schwarzer Elch hat seine Arbeit verloren. Er verwandelt sich immer häufiger in den Mann aus Eis. Celeste tut mit ihren drei Jobs, was sie kann, doch die Familie häuft Schulden an, muss ihr Haus aufgeben und in immer kleinere neue-alte Wohnungen ziehen. Jedes Familienmitglied hat seine eigene Überlebensstrategie. Celeste arbeitet, das Fossil schließt sich in seinem Zimmer ein, Miss Kitty wird Vegetarierin, Schwarzer Elch träumt. Bolota vertraut als Einzige noch dem Häuptling und folgt ihm auf eine Expedition, die alles verändert. Sie ist zu klein, um zu begreifen und in Worte zu fassen, was wirklich vor sich geht. Das Verstehen beginnt Jahre später.
Kapitel aus der Sicht der fünfzehnjährigen Bolota wechseln sich mit Kapiteln aus dem Blickwinkel der Achtjährigen ab. Die Tragik des wirtschaftlichen Abstiegs, der so oder ähnlich vielen Familien widerfahren kann, und jener Expedition, auf welcher der Vater einmal nicht nur an sich denkt, entfaltet sich auf farblich voneinander abgehobenen Seiten und in passenden Illustrationen.
Die außergewöhnliche Erzählweise liegt vielleicht nicht allen LeserInnen; wer sich darauf einlässt und die erzählten und illustrierten Bilder auf sich wirken lässt, wird mit einer besonderen Geschichte belohnt.
9 von 10 Punkten