Ungekürzte Lesung
9:30 Stunden
Sprecherin: Kathleen McInerney
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Zum Inhalt
Kate Burkholder wird in diesem Fall von einer Dienststelle im Staat New York um Unterstützung gebeten. In einer sehr zurückgezogen lebenden amischen Gemeinde wurde ein 15-jähriges Mädchen tot aufgefunden und der Fall wirft bei den „englischen“ Behörden einige Fragen auf, zu denen die amische Bevölkerung schweigt. Kate wird gebeten, sich als Amische auszugeben und so vor Ort mehr Informationen zu sammeln.
John Tomasetti ist vehement gegen diesen Einsatz, nicht nur, weil Kate über keinerlei entsprechende Erfahrung verfügt, sondern auch weil sie praktisch von der Außenwelt abgeschnitten wäre, ohne moderne Möglichkeiten der Fortbewegung oder Kommunikation.
Als jedoch der Eindruck entsteht, dass Kinder, insbesondere Mädchen in dieser Gemeinde gefährdet sind, kann Kate nicht mehr ablehnen…
Zur Autorin (vom Verlag)
Linda Castillo wurde in Ohio geboren und arbeitete lange Jahre als Finanzmanagerin, bevor sie sich der Schriftstellerei zuwandte. Ihre Thriller, die in einer Amisch-Gemeinde in Ohio spielen, sind ein internationaler Erfolg.
Zur Sprecherin
Kathleen McInerney ist in den USA als Schauspielerin tätig, u.a. auf Bühnen in New York, sowie als Sprecherin von Radio-Hörspielen, Hörbüchern und Cartoons.
Meine Meinung
Endlich ist er da, der achte Fall um Kate Burkholder, in dem der Schauplatz nicht das bereits vertraute Painters Mill, sondern Roaring Springs im Staat New York ist.
Dort soll Kate eine sehr konservative und zurückgezogene Gemeinde von Swartzentruber Amischen infiltrieren soll. Somit wird sie sehr kurzfristig in ein Leben geworfen, das sie in ähnlicher Form vielleicht selbst geführt hätte, noch dazu aus ihrer vertrauten Umgebung in den eisigen Winter im abgelegenen Norden, in mehr als einer Hinsicht weit entfernt von Tomasetti.
Der Krimifall ist wie üblich überzeugend konstruiert. Eigentlich ging es um die tote 15-Jährige und mögliche Kindeswohlgefährdungen in dieser Gemeinschaft, in der jedoch nichts so ist, wie es oberflächlich zu sein scheint – mehr möchte ich nicht verraten. Am Ende war es vielleicht ein wenig schnell und zu dramatisch, da hätte ich Kate gerade in jener Situation etwas mehr Umsicht gewünscht und auch zugetraut. Wobei die Auslösung in sich sehr schlüssig ist und nachdenklich über die menschliche Natur macht.
Für mich viel interessanter und gelungener ist die Darstellung von Kates inneren Kämpfen. Das Leben als (Schein-)Amische weckt bei ihr viele Erinnerungen und macht ihr immer wieder bewusst, wie unterschiedlich menschliches Verhalten und die Werte ihrer beiden Welten sind. Auf der einen Seite fast völliger Verzicht auf moderne Technik, eine eng verwobene Gemeinde, insbesondere für Frauen starke Einschränkungen aber auch enge Freundschaften und eine intensiv gelebte Religiosität, auf der anderen Seite ihre Rolle als Chief of Police und das (unverheiratete) Leben an der Seite von Tomasetti, in der sie ihre Erfüllung sucht.
Ihr wird immer wieder bewusst, dass sie sich schon als Kind schwer in der Gemeinschaft und dem Alltagsleben der Amischen tat, würde aber heute wie damals gerne dazugehören können – gleichzeitig möchte sie jedoch ihre Möglichkeiten und Freiheiten bei den „Englischen“ nicht aufgeben, wo sie eher nach ihren Neigungen leben kann. Diese Zerrissenheit spielt eine wichtige Rolle und zieht die Leser bzw. Zuhörer meiner Meinung nach sehr tief in die Geschichte. Die erwachsene Kate sieht ihre Mutter in einem ganz anderen Blickwinkel und auch das Leben ihrer Schwester, lernt damals Geringgeschätztes neu zu beurteilen.
Auch der Fall um das 15-jährige Mädchen weckt Erinnerungen, denn es gibt nicht wenige Parallelen zu ihrer eigenen Jugend – „nur“, dass Kate Burkholder mit dem Leben davon kam.
Durch den veränderten Schauplatz spielen Kates Kollegen nur eine sehr kleine Rolle. Während ihre Beziehung zu Tomasetti in den vorausgegangenen Bänden immer etwas wackelig war, sind die Gefühle der beiden inzwischen deutlich gefestigt und die erzwungene Fernbeziehung stellt sie vor eine ganz neue Herausforderung.
Für diese Reihe kann ich mir keine andere Sprecherin als Kathleen McInerney vorstellen. Sie verkörpert einfühlsam die spröde Kate Burkholder, vermittelt die Atmosphäre jeder noch so unterschiedlichen Szene und versteht es, jeder Figur eine eigenen Stimme zu verleihen.
Fazit
Spannend, wieder mit zahlreichen eingeflochtenen Informationen über das Leben der verschiedenen Gruppierungen innerhalb der Amischen, sowie das Verhältnis von Amischen und „Englischen“, zeigt „Among the Wicked“ das Leben einer sehr strengen amischen Gemeinde von innen und führt Kate Burkholder einerseits zurück zu ihren Wurzeln, während sie andererseits weit entfernt von Heimat und Kollegen ein gefährliches Leben führt. Meiner Meinung nach einer der besten Bände der Serie.
Edit: ISBN getauscht
Edit: ISBN des dt. Hörbuchs eingefügt.