Ghostbusters (2016)

  • Gestern Abend, Berlin-Neukölln, Kino 7 des "Cineplex Neukölln", 19.30 Uhr. Wir schreiben den vierten Tag seit dem Kinostart von "Ghostbusters" (2016), der im Original übrigens "Ghostbusters: Answer the call" heißt, wie aber erst dem Nachspann zu entnehmen sein wird.


    Ganze vier Zuschauer sind im Saal, der ungefähr 400 Leute aufnehmen könnte.


    Okay, ich gehöre zu diesen Leuten, die damals jeden Dialog mitsprechen konnten ("Hier, Egon, dein Sputum!" oder "Wir sind vollgeschleimt worden." - "Großartig! Hebt etwas für mich auf!"). Irgendwo im Keller lagert das VHS-Tape mit der selbst angefertigten Kopie vom legal ausgeliehenen Video noch. Ich gehöre auch zu den Leuten, die nicht gerne über Teil 2 reden. Es war gut, dass es ihn gab, aber das war kein guter Film. Unter uns: Aus heutiger Sicht ist "Ghostbusters - Die Geisterjäger" (1984) natürlich auch kein besonders guter Film mehr. Aber damals war das bahnbrechend, nicht nur, was die Tricktechnik anbetraf. Das Trio Murry/Aykroyd/Ramis war einfach das Beste, was das amüsante Kino seinerzeit aufzubieten hatte. Eine Traumbesetzung. Der Film war ulkig, ironisch, sexy und ziemlich gut gemacht. Vor allem aber war er - für einen Hollywoodstreifen - originell. Das galt schon für die Fortsetzung leider nicht mehr.


    Und nun das hier. Ein Remake (!), produziert vom damaligen Regisseur Ivan Reitman, Dan Aykroyd ist einer der Co-Produzenten. Dan Aykroyd, Sigorney Weaver, Ernie Hudson und Annie Potts treten in kleinen Nebenrollen auf, Bill Murray sogar in einer etwas größeren, übrigens mit einer unfassbar schlechten deutschen Synchronstimme. Harold Ramis ist aus technischen Gründen nicht mehr dabei (2014 verstorben), Rick Moranis hat sich im Jahr 2009 aus dem Filmgeschäft zurückgezogen und einen Gastauftritt abgelehnt. Der Film wäre dadurch aber auch nicht besser geworden. Tatsächlich sind die Cameos eher peinlich.


    Regisseur Paul Feig hat zuvor Filme wie "Brautalarm" und "Oh je, du fröhliche" gemacht, außerdem zeichnete er für die amerikanische Version der britischen Erfolgsserie "The Office" verantwortlich, die hierzulande unter dem Titel "Stromberg" adaptiert wurde und Christoph Maria Herbst berühmt gemacht hat. Feig kennt sich mit Remakes also aus. Hier haben er und die Produzenten den Weg gewählt, möglichst große Nähe zu Original einzuhalten, aber doch an einigen Stellschrauben zu drehen, aber leider nicht kräftig genug. Der Film ähnelt der Vorlage vor allem optisch; es gibt sogar einige Einstellungen, die sich exakt gleichen, aber auch Farbgebung, Ausstattung, Kameraführung und Effekte sind nahezu identisch, nur ein bisschen aufgebläht. Den 3D-Effekt hätte man sich, von zwei, drei Szenen abgesehen, schenken können. Er wurde den Realszenen übrigens nachträglich beigebracht - sie sind zweidimensional gedreht worden.


    Am Anfang finde ich das ganze tatsächlich sympathisch. Kristen Wiig als ernsthafte Physikerin mit paranormaler Vergangenheit, die jetzt auf eine Festanstellung an der Columbia hofft, gefällt mir. Auch die Eröffnungsszene im Spukhaus ist witzig, gut gemacht, wenn auch vorhersehbar - allerdings gilt dieses Prädikat für den gesamten Film. Es gibt keine einzige überraschende Wendung, keinen besonders originellen Einfall, nichts dergleichen. Der Witz, insofern vorhanden, speist sich aus den vielen Anspielungen auf die Originale und die teilweise zotigen Dialoge, vor allem zwischen Kristen Wiig und Melissa McCarthy, die ich während der ersten zwanzig Minuten auch noch für eine gute Besetzung halte. Aber dann schleift es sich, wird immer bemühter, auch oder gerade weil viele Gags tief unter die Gürtellinie zielen (z.B. Vaginalfürze), aufgesetzt selbstironisch-sexistisch sind und sich in der Wiederholung abnutzen, etwa in Bezug auf die männliche Sekretärin (Chris Hemsworth), die über die Intelligenz schimmeliger Brotrinde verfügt, aber sehr gut aussieht. Das größte Problem jedoch ist die lahme, uninspirierte, bis ins Detail vorhersehbare Handlung, gegen die die überwiegend okaye Besetzung auch kaum ankommt. Wobei mir die Figur, die letztlich das technische Mastermind Egon Spengler ersetzen soll, nämlich Kate McKinnon, überhaupt nicht gefällt. Das ist überdreht, ohne jede Substanz, viel zu dicht am Slapstick. Wuschelige Haare und eine Spaßbrille reichen einfach nicht.


    Alles in allem ist der Film eine vorhersehbare Enttäuschung. Es fühlt sich an, als hätte man einfach vor der Idee kapituliert, sie aber trotzdem, koste es, was es wolle, umgesetzt. Herausgekommen ist eine Adaption, die zugleich eine Hommage sein soll, beides aber nicht schafft, weil schon die Idee, es zu versuchen, schlecht war. Für Fans der Originale ist es enttäuschend, weil die Anspielungen nicht funktionieren und der Rest bekannt ist (und selbst jetzt, 30 Jahre später, immer noch besser als die Nachahmung ist), für jüngere Kinogänger bietet sich ein lahmer Plot mit mäßigen Effekten und kaum verständlichen Witzen. Kein Wunder, dass da fast keiner im Kino sitzt, dass in den U.S. of A. in der zweiten Spielwoche die Zuschauerzahlen massiv eingebrochen sind. Dieser Film hat keine Zielgruppe, er hat absolut nichts zu bieten. Er ist - leider - völlig überflüssig. Verschenkte Lebenszeit. Schade.