Bühlerhöhe - Brigitte Glaser

  • Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
    Verlag: List Hardcover (12. August 2016)
    ISBN-13: 978-3471351260
    Preis Gebundene Ausgabe: Euro 20.00
    Preis Kindle E-Book: Euro 16.99


    Autorin


    Geboren 1955 in Offenburg. 1974 Abitur in Achern. 1975-1980 Studium der Diplom-Sozialpädagogik in Freiburg. 1980 Wechsel nach Köln. Dort Arbeit in der offenen Jugendarbeit, im Medienbereich und in der Erwachsenbildung. 1996 erscheint mit „Kölsch für eine Leiche“ der erste Krimi, 2001-2008 „Tatort Veedel – Orlando & List ermitteln“ eine Kurzkrimi-Serie im Kölner Stadtanzeiger, 2003 mit „Leichenschmaus“, der erste Katharina-Schweitzer-Krimi, 2010 mit „Schreckschüsse“, das erste Jugendbuch, 2016 mit „Bühlerhöhe“ erster Roman.


    Kurzbeschreibung / Klappentext


    Rosa Silbermann wird 1952 mit einem geheimen Auftrag in das Nobelhotel Bühlerhöhe geschickt. Die in den 1930ern aus Köln nach Palästina emigrierte Jüdin arbeitet für den israelischen Geheimdienst. Ihre Gegenspielerin ist die misstrauische Hausdame Sophie Reisacher. Die musste 1945 das Elsass verlassen und sucht ihre Chance zum gesellschaftlichen Aufstieg. Beide haben erlebt, was es heißt, wenn ein ganzes Land neu beginnen will. Keine von ihnen vertraut der beschaulichen Landschaft des Schwarzwalds. Und beide wissen von einem geplanten Attentat auf Bundeskanzler Adenauer, wobei jede ihre eigenen Pläne verfolgt. Zwei Frauen in einer Männerwelt, in der es um Macht, Geschäfte und alte Seilschaften geht – und irgendwann um Leben und Tod.


    Meine Meinung


    Bei diesem Buch haben mich die interessante Kurzbeschreibung sowie das ungewöhnliche Umschlagbild, das mich latent an die ersten farbigen Heimatfilme erinnert, zum Lesen dieses Romans verführt. Im englischen und französischen Sprachraum gibt es unzählige Krimis die in den 1950er Jahren spielen aber in deutschsprachigen Gefilden scheint man diese kurze Ära für Spannungsromane eher zu meiden. Die Schriftstellerin Brigitte Glaser hat die zeitliche Lücke im Literaturbetrieb erkannt und baut eine anregende Agentengeschichte um ein luxuriöses Schlosshotel auf einem Bergsporn im Schwarzwald ganz in der Nähe von Baden-Baden.


    Es ist die kurze Zeitspanne nach dem 2. Weltkrieg noch bevor das Wirtschaftswunder in Deutschland beginnt. Die Bundesrepublik steht offiziell mit dem jungen Staat Israel in Verhandlungen betreffend dem Bundesentschädigungsgesetz. Es geht um finanzielle Wiedergutmachung des Staates für begangene Verbrechen während des Krieges. Dieses sich anbahnende Gesetz samt hohen Kosten ruft im politischen Spektrum unterschiedlichste Gruppierungen auf den Plan die diesem Vorhaben kritisch gegenüberstehen und es am liebsten verhindern möchten. Gefährlich sind radikale Extremisten jeglicher Couleur die auch vor Gewalt und Anschlägen nicht zurückschrecken.


    Der damalige Bundeskanzler Adenauer, ein Befürworter der Entschädigungszahlungen, verbrachte während seiner Regierungszeit seinen Urlaub öfters im noblem Hotel auf der badischen Bühlerhöhe. Der israelische Geheimdienst Mossad sorgt sich um des Kanzlers Sicherheit und schickt ein jüdisches Agentenpärchen, getarnt als Touristen, zum Schutze Adenauers auf die Bühlerhöhe. Rosa und Ari, der leider einige Tage verspätet eintrifft, sind die tragenden Hauptfiguren in dieser Geschichte. Im Hotel und somit im Dunstkreis des Kanzlers und seiner Entourage sind zufälligerweise noch andere geheimnisvolle Gäste einquartiert. Alle haben so das ein oder andere zu verbergen. Die überaus neugierige Hausdame Sophie Reisacher ist ganz in ihrem Element und sie steckt ihre Nase zu gerne in Angelegenheiten die sie eigentlich nichts angehen.


    Von der ersten Seite an ist mir der kultivierte Schreibstil von Brigitte Glaser aufgefallen. Da schreibt eine Autorin, die mit der Sprache umzugehen und sie stilsicher einzusetzen weiss. Für einen Spannungsroman, sofern es überhaupt einer sein soll, ist dieses gepflegte Erzählen höchst ungewöhnlich aber es passt zum noblen Ambiente. Der Einsteig in die Geschichte ist gelungen aber er ist mir eine Spur zu lang geraten. Es bleibt ungewöhnlich lange unspektakulär und es zieht sich bis Kanzler Adenauer eintrifft und endlich Dynamik und Leben in die etwas vor sich hin plätschernde Erzählung kommt. Davor geht es primär darum, wie die Personen untereinander agieren und versuchen den anderen zu durchschauen ohne zu viel von sich selbst preiszugeben. Jeder Angestellte des Hotels und jeder Gast hegt und pflegt seine rätselhafte Aura und verfolgt seine individuellen Vorhaben und Ziele.


    So viel sei vorab verraten: Bundeskanzler Adenauer selbst muss sich in diesem Roman mit einer kleinen Nebenrolle begnügen. Er ist zwar die weitaus bekannteste Figur und thematisch latent präsent tritt aber selbst kaum in Erscheinung. Es sind die bereits erwähnten Protagonisten die diesen feinen Roman mit den vielen kleinen Anspielungen tragen und zu einem vielschichtigen und bis zum Schluss stimmigen Grossen und Ganzen machen. Wertung: 8 Eulenpunkte


    Edit: Man kann darüber diskutieren in welches Genre dieser Roman gehört. Auf der Homepage des Verlags steht zu diesem Buch "Kriminalroman" und deshalb habe ich die Rezi in diese Kategorie eingestellt.

  • Zitat

    Original von Wolke
    Ihr Lieben,
    bei dieser Leserunde gibt es zu beachten.


    - In der Vorableserunde kann ganz normal über das Buch geschrieben werden, die Rezensionen erfolgen dann aber bitte erst zum ET am 12. August. :wave


    Daher würde ich vorschlagen, dass mit weiteren Texten bis Freitag gewartet wird. :wave

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • ?! Jetzt habt Ihr mich verwirrt - ich habe mein Buch (ebook) vorab erhalten und zwar nicht hier - und ich wurde gebeten, baldmöglichst zu rezensieren?! Ich hänge hier eigentlich nur unter diesem Thread, weil es ja noch sinnloser wäre, einen eigenen dafür anzufangen.


    Was wäre da jetzt Eure Meinung? Danke. Will hier nun auch niemand verärgern, sonst warte ich halt bis 12., ist ja überschaubar. Amazon geht auch ohnehin erst dann, solange man nicht irgendeinen Sonderstatus hat bzw. Sonderlink.

  • Von wem wurdest du denn gebeten? Wenn es eine "offizielle" Seite ist (Verlag, spezielle Vorablesen-Seiten ...) würde ich es auch so machen (also jetzt rezensieren). Oder steht in deiner Info, dass vorab nur auf bestimmten Seiten gepostet werden soll?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich weiß man sollte vor dem 12. nicht, nur bei uns spinnt das Internet und deshalb habe ich es heute am 11. schon eingestellt, denn ich dachte ein Tag macht nicht so viel aus als wenn es Wochen im Vorraus wären.




    Rosa Silbermann hat seit Jahren Deutschland nicht mehr besucht.
    Nun wird sie vom israelischen Geheimdienst im geheimen Auftrag auf die Bühlerhöhe im Schwarzwald geschickt um den Bundeskanzler Konrad Adenauer zu schützen.
    In der Hausdame Sophie Reisacher hat sie eine Gegenspielerin die mit allen Wassern gewaschen ist. Sophie musste ihre Heimatstadt Straßburg verlassen und sucht nach Anerkennung.
    Beide Frauen haben im Krieg alles verloren und sind doch völlig verschieden und doch eint sie eins die Geschehnisse auf der Bühlerhöhe.


    Von der Autorin Brigitte Glaser habe ich persönlich noch nichts gelesen gehabt bis ich diesen Roman in die Hand genommen habe.
    Der Klappentext hatte mich gleich neugierig gemacht und da ich die Bühlerhöhe wenigstens dem Namen nach kenne und dazu historische Romane sehr gerne lese war dies genau mein Buch.
    In den Roman bin ich recht leicht reingekommen, aber nach einiger Zeit hatte ich leichte Probleme alles den richtigen Personen zuzuordnen. Denn der Roman war auf drei Erzählstränge aufgebaut, zum einen war da Rosa dann gab es noch Die Hausdame der Bühlerhöhe Sophie Reisacher und dann noch den eine Angestellte eines anderen Hotels. Zwar gab es genug Absätze die auch alle einen Titel bzw. die Ortsangabe vorangestellt hatten, aber es war leider nie angegeben um welche Person es sich handelt und da dies nicht immer gleich ersichtlich war hat mich das doch etwas im Lesefluss behindert.
    Die Handlung ans ich war sehr gut aufgebaut, wobei die Geschichte bzw. der historische Teil so interessant erzählt war und man so einiges von der deutschen Geschichte erfahren hat was man so vielleicht noch gar nicht gewusst hat.
    Natürlich gab es auch einen Spannungsbogen welcher bis zum Schluss erhalten war und so konnte man sich als Leser sehr gut seine Gedanken machen wer wohl der Attentäter sein könnte. Zwar hatte ich die Figur schon etwas länger im Visier aber ich hätte mir als Täter auch jemand anderen vorstellen können.
    Mir hat auch die Mischung aus einem historischen Roman und einem Krimi gut gefallen, so wurden gleich zwei meiner Lieblingsgenres abgedeckt.
    Die vielen verschiedenen Figuren des Romans fand ich alle sehr detailliert beschrieben und so konnte man sie sich während des Lesens sehr gut vorstellen.
    Auch die Beschreibungen der Handlungsorte waren sehr detailgetreu und gerade auch wenn man die verschiedenen Orte kennt hat man schnell gemerkt, dass es an einigen Orten in Baden-Baden wirklich noch so ist wie damals.
    Im Anhang des Buches wurde auch einiges erklärt wie zur jüdischen Geschichte oder auch die Geschichte der Bühlerhöhe was ich recht interessant fand, auch wenn leider nicht alles von der Bühlerhöhe angegeben war, wie eben die ganzen Besitzerwechsel.
    Alles in allem habe ich sehr schöne Lesestunden mit dem Buch verbracht und deshalb vergebe ich sehr gerne die volle Punktzahl für das Buch.

  • Da es bei Amazon schon zu haben ist, gehe ich davon aus, dass man die Rezis jetzt schon posten kann, zumal morgen ja auch bereits der 12. August ist, der vorgegebene Erscheinungstermin.


    Die Autorin (Quelle: Buch)
    Brigitte Glaser, aufgewachsen am Rande des Schwarzwaldes , lebt und arbeitet seit über dreißig Jahren in Köln. Sie schreib Bücher für Jugendliche und Krimis für Erwachsene, u.a. ihre erfolgreiche Krimiserie um die Köchin Katharina Schweitzer.


    Produktinformation
    • Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
    • Verlag: List Hardcover (12. August 2016)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3471351264
    • ISBN-13: 978-3471351260


    Attentat auf Bundeskanzler Adenauer
    Vier Wochen vor der Ankunft des Kanzlers auf Bühlerhöhe. Rosa wird in Omarim abgeholt, denn Oz Sharet will sie sprechen…
    Nur widerwillig geht Rosa auf Oz Forderung ein. Mit Tanger, hat er sie locken können….
    Rosa soll mit einem Mann, der sich als ihr Ehemann ausgeben wird, den Kanzler beschützen. Denn der Mossad traut den Beschützern des Kanzlers anscheinend nicht allzuviel zu…
    Doch als Rosa ihren ‚Mann‘ am Bahnhof abholen will, kommt er nicht, auch am nächsten Tag nicht…..
    So fährt Rosa allein zum Hotel Bühlerhöhe. Die Empfangsdame scheint ihr nicht so recht zu trauen. Sie glaubt ihr die Ausrede, ihr Mann sei in Paris aufgehalten worden, wohl nicht….
    Im Hotel Hundseck wird ein Mann vermisst. Er heißt Nourridine….
    Als der Kanzler kommt, ist Ari immer noch nicht da. So geht Rosa mit Staatsanwalt Brassel zu Adenauers Frühschoppen. Rosa hat von ihrer Schwester ein Telegramm bekommen in ihrer früheren Geheimschrift. Sie soll in Brühl auf dem Postamt ein Gespräch mit ihr führen. Rachel ist stocksauer auf Oz….
    Und an diesem Nachmittag kommt Ari…
    Der Wagen des Kanzlers hatte einen ‚Unfall‘, zum Glück saß er nicht drinnen…. Doch es bleibt nicht der einzige Anschlag auf Adenauer….
    Was will Oz von Rosa? Warum ausgerechnet sie? Nur weil sie sich dort auskennt? Wieso hat Oz Rosa mit Tange locken können? Wieso traut der Mossad den Kanzlerbeschützern nichts zu? Warum kommt Ari nicht? Weder am ersten noch am zweiten Tag? Warum ist die Empfangsdame so misstrauisch? Ist Ari wirklich aufgehalten worden? Wo ist Nourridine abgeblieben? Warum ist Rachel so sauer auf Oz? Wieso kommt Ari erst jetzt? War es wirklich ein Unfall, der den Kanzlerwagen ereilte? Was passiert noch? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.


    Meine Meinung
    Es ist das erste Buch, das ich von dieser Autorin gelesen habe. Es ließ sich leicht und flüssig lesen. Auch ist der Schreibstil der Autorin weitgehend unkompliziert, es stellten sich mir keine Fragen nach dem Sinn und Zweck von Wörtern oder gar ganzen Sätzen. Ich war auch recht schnell in der Geschichte drinnen. In den Kapitelüberschriften wird immer erwähnt, wo man sich gerade befindet. Die Autorin erzählt anschaulich wie Rosa vorgeht, denn sie muss ja eine Ausrede für die Abwesenheit ihres ‚Mannes‘ finden. Ich habe mich allerdings gewundert, dass es so lange gedauert hat, bis er glücklich da war. In die Protagonisten konnte ich mich gut hineinversetzen. Auch in Agnes und Walburg, die der Leser auch kennenlernen wird, wobei ich um die beiden etwas Angst hatte. Auf jeden Fall war das Buch spannend, auch wenn die Spannung nur ganz langsam stieg. Aber die Vorbereitungen vor dem Kanzlerbesuch gehörten natürlich auch dazu. Zum Glück saß Adenauer nicht im Auto, er ist gewandert. Aber der Chauffeur tat mir leid. Auch wenn das Buch ab und zu Längen aufwies, so hat es mit doch sehr gut gefallen. Und die Überraschung am Ende tat ein Übriges. Allerdings kann ich wegen der Längen nicht die volle Bewertungszahl geben.

  • In „Bühlerhöhe“ von Brigitte Glaser entführt uns die Autorin in die Zeit des Nachkriegsdeutschlands. Es ist 1952. Rosa Silbermann reist im Auftrag des israelischen Geheimdienstes in das Nobelhotel Bühlerhöhe. Ein Ort, den Rosa mit ihrer Vergangenheit verbindet. Das geteilte Adenauer Deutschland ist noch zerfressen von alten Nazi-Seilschaften. Sie traut dort niemandem und niemand traut Rosa. Schon gar nicht die Hausdame Reisacher, eine Elsässerin, die ein ganz eigenes Spiel spielt. Der Kanzler des bundesrepublikanischen Deutschlands reist an und nicht alle sind ihm wohlgesonnen. Doch wo bleibt Ari? Rosa sollte mit mit diesem menschlichem Windhund, als Ehepartner anreisen, aber es gibt keine Spur von dem umtriebigen Mossad Agenten.


    Es ist keine geringe Leistung, wie Brigitte Glaser die Menschen in ihrem Roman einführt und sie detailreich zeichnet. So kommt das Hotelleben sehr glaubhaft rüber und die sich entwickelnde Geschichte von unterschiedlichen Interessen im jungen Nachkriegsdeutschland schlägt Funken in höchste Kreise. Da begegnet man Geschäftsmännern, die eigentlich im Gefängnis hausen müssten und jungen weiblichen Angestellten, die gegen Ende des Krieges mehr durchgemacht haben, als es eine menschliche Seele verträgt. Überhaupt, die Frauen. Brigitte Glaser gibt ihnen Stimmen. Es ist ihr Erleben, dass diesen Roman prägt. Hausdame Reisacher wird mit großem Facettenreichtum, wie ein Gegenpol zur Fast-Idealistin Rosa, deren Familien- und Gefühlsleben außer Kontrolle geraten ist, seit sich die Deutschen über die Juden hermachten. Sprachlich bleibt die Autorin locker über bundesdeutschem Durchschnitt.


    Manchmal habe ich etwas den Faden verloren einfach weil mir manche Vorgänge zu ausführlich beschrieben wurden. Aber auf die gesamte Länge gesehen ist das einfach ein sehr lesenswertes Buch. Das dunkle des Schwarzwaldes passt so schön zu den verlorenen Seelen, der biederen Dunkel-deutschen, die das letzte Jahrhundert be- und entvölkert haben. Die geschichtlichen Ereignisse werden stimmig eingeflochten. Man hat fast Lust einmal den Ort des Geschehens aufzusuchen, nur nicht die Zeit. Bloß nicht! Von meiner Seite gibt es eine klare Empfehlung für den Roman. Beste Unterhaltung, keine Frage!

  • Die Bühlerhöhe im Schwarzwald nicht weit von Baden-Baden ist ein geschichtsträchtiger Schauplatz
    Die Hauptcharakteure sind Sophie Reisacher und Rosa Silbermann.
    Sophie ist Hausdame in der Bühlerhöhe, sie führt ein strenges Regiment in dem Nobelhotel und kommt nicht immer so freundlich weg.
    Rosa lebt im Kibbuz und wird als Agentin rekrutiert.
    Die Palästinenser haben erfahren, das auf Adenauer bei seinem Besuch ein Attentat geplant ist. Auf der Bühlerhöhe soll es um Wiedergutmachung, da sind viele dagegen, die Deutschen wie die Israelis.
    Das soll Rosa mit ihrem Partner verhindern. Sie war schon vor dem Krieg mit ihrem Großvater auf der Bühlerhöhe und kennt die Gegend. Vor dem Krieg emigrirte sie als 14jährige mit ihrer älteren Schwester Rachel nach Palästina und sie konnten so dem Holoqaust entkommen
    Bei diesem Roman gibt es viele Lebensschicksale zu bewältigen, die gerade in der Nachkriegszeit oft erschreckend waren.
    Besonders die jungen Bauerntöchter Agnes und ihre Schwester Walburg haben von den Schwarzen Teufeln schockierende Greuel erfahren müssen. Von denen hatte ich noch nichts gehört. Immer wieder gut, wenn man etwas dazu lernt.
    Alle Personen haben ihr eigenes Schicksal . Die Autorin versteht es alles gekonnt wieder zu geben,
    Der Roman wird fesselnd und realistisch erzählt. Ich konnte gut in diese Geschichte eintauchen.
    Gleich der erste Eindruck hat mich überzeugt und hielt bis zum Ende an.
    Die Landschaft um die Bühlerhöhe ist mir nahe gebracht worden, ich finde mich da jetzt schon gut zurecht, da würde ich gern mal hinfahren.
    Brigitte Glaser kann wunderbar schreiben.

  • Sie will den Auftrag nicht, Rosa Silbermann ist keine Agentin. Schießen hatte sie im Kibbuz gelernt, aber das ist auch schon alles. Nur der Druck der Gemeinschaft und die Loyalität gegenüber ihrer neuen Heimat lassen sie schließlich zustimmen. Und so läuft auch fast alles schief in Deutschland, wohin sie ihr Auftrag nun führt. Im Schwarzwald, Hotel Bühlerhöhe, wird Bundeskanzler Adenauer erwartet, um für ein paar Tage Urlaub zu machen. Der israelische Geheimdienst befürchtet einen Anschlag auf Adenauer, Rosa soll ihn zusammen mit Ari beschützen. Ari soll mit ihr in Deutschland zusammentreffen, die beiden sollen als Ehepaar auftreten. Rosa kennt Ari nicht, aber man sagt ihr, dass sie im Grunde nur die Frau an seiner Seite spielen muss, also kein großes Problem für sie. Der Mossad erwartet einen Anschlag jüdischer Fanatiker. Natürlich wird Adenauer auch von deutschen Sicherheitskräften beschützt, doch die erwarten eine mögliche Gefahr eher von linken Gruppen als von Juden. Rosa und Ari sollen besonders auf jüdische Attentäter achten. Doch die erste Panne beginnt schon bei der Anreise, denn Ari trifft nicht wie vorgesehen im Schwarzwald ein. Rosa, völlig unerfahren in Geheimdienstangelegenheiten, muss allein zurecht kommen. Das macht ihr zu schaffen, zumal Sophie, die Hausdame der Bühlerhöhe, ihr sehr misstrauisch begegnet. Rosa muss sich behaupten, auch gegenüber den deutschen Sicherheitsleuten. Sie hat einen schweren Weg vor sich, zumal sie in Deutschland mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird.
    Das Buch beschreibt die Geschichte von drei Frauen, die immer wieder an die Schrecken des vergangenen Krieges erinnert werden. Jede von ihnen hat ihre eigene Last zu tragen, und jede geht anders damit um. Ich fand das gut erzählt, sehr interessante Figuren und nachvollziehbare, streckenweise dramatische Entwicklungen. Ein gelungenes Buch, das bis zum Schluss spannend bleibt.

  • Eine sehr Aufregende Geschichte


    Inhaltsangabe:


    Rosa Silbermann wird 1952 mit einem geheimen Auftrag in das Nobelhotel
    Bühlerhöhe geschickt. Die in den 1930ern aus Köln nach Palästina
    emigrierte Jüdin arbeitet für den israelischen Geheimdienst. Ihre
    Gegenspielerin ist die misstrauische Hausdame Sophie Reisacher. Die
    musste 1945 das Elsass verlassen und sucht ihre Chance zum
    gesellschaftlichen Aufstieg. Beide haben erlebt, was es heißt, wenn ein
    ganzes Land neu beginnen will. Keine von ihnen vertraut der
    beschaulichen´Landschaft des Schwarzwalds. Und beide wissen von einem
    geplanten Attentat auf Bundeskanzler Adenauer, wobei jede ihre eigenen
    Pläne verfolgt. Zwei Frauen in einer Männerwelt, in der es um Macht,
    Geschäfte und alte Seilschaften geht – und irgendwann um Leben und Tod.




    Meine Meinung zum Buch und Autorin:



    Brigitte Glaser hat einen hervorragenden Roman geschaffen mit Geschichtlichem Hintergrund, es geht um erster Linie um die Wiedergutmachungsgesetz der jungen Bundesrepublik, das in Israel teilweise nicht willkommen war und sehr umstritten waren. Besonders der Israelischen Extremistengruppen, war das ein Dorn im Auge . Das kommt hier deutlich zur Sprache. Das ganze spielt 1952 im Schwarzwald auf der Bühlerhöhe , in dem Nobelhotel das noch heute steht. Dort begegnen wir Rosa die, als Kind in Deutschland gelebt hat und mit ihrer Schwester Rachel als einzige den Holocaust überlebt hat, und mit ihr nach Israel floh, wo Rosa im Kibbuz arbeitete . Rosa, hat man dort auserkoren, als Agentin nach Deutschland zu Reisen um Adenauer vor einem geplanten Attentat zu schützen, das auf der Bühlerhöhe stattfinden soll, wo Bundeskanzler Konrad Adenauer seinen jährliche Urlaub verbringt nebst Frischzellenkur. Es läuft nicht alles so nach Plan, Ari ihr Partner der dort auf sie zu stoßen soll, kommt fiel später wie geplant. Da ist auch noch die Hausdame Sophie, die Rosa misstrauisch beäugt und nach spioniert, beide sind sich nicht grün. Sophie hütet auch noch ein dunkles Geheimnis und ist nur auf ihren Vorteil bedacht, kein umgänglicher Mensch, für mich. Auch Ari, scheint ein Geheimnis zu umgeben, er lässt sich so schnell nicht hinter die wahre Fassade schauen. Überhaupt läuft auf der Bühlerhöhe und der Umgebung so manches aus dem Ruder, von Mord Intrigen und Waffengeschäften, tut sich so einiges. Wir begegnen vielen Menschen, mit eigenartigem Charakter, die sich am Ende ganz anders entpuppen. Der Schein trügt, wenn man hinter die einzelnen Fassaden blickt. Ob, Rosa es gelingt den Anschlag zu verhindern, oder ob Sophie ihr auf die Schliche kommt das sie in Wahrheit eine Agentin ist, das sei in Frage gestellt und soll jeder selber heraus finden.



    Ich habe das Buch mit großer Begeisterung gelesen, ersten bin ich Jahrgang 1952, wo es spielt, und war schon öfters im Schwarzwald. Die ganze Geschichte hat mich sehr fasziniert, man konnte so richtig schön abtauchen und vergangenes Revue passieren lassen. Der Schreibstil der Autorin fand ich sehr klar, Wortgewaltig und mitreißend. Alles ist sehr Bildhaft und real geschildert, man sieht alles vor dem geistigen Auge ablaufen. Auch kann man sich sehr gut in die einzelnen Protagonisten hinein versetzen, erlebt die Schmerzhafte Erinnerungen von Rosa und auch einigen anderen Personen wie Agnes, die schlimmes erlebt hat. Die einzelnen Charaktere und Emotionen sind sehr gut heraus gearbeitet. Einfach ein sehr großer und packender Roman, einer Geschichte der sie ihre Stimme verliehen hat, ein Zeitzeugnis deutscher Geschichte.



    „ Ein Bildstarker , Facettenreicher und mitreißender Roman „


    :lesend Ich verleihe ihm die volle Punktzahl !

    „Lesen heißt durch fremde Hand träumen.“ (Fernando Pessoa)

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  • Rosa wird aus ihrem Kibbuz in Israel vom Geheimdienst nach Deutschland geschickt um ein geplantes Attentat auf Adenauer zu verhindern. Dieser will mit Israel ein Entschädigungsabkommen abschließen und das ausgerechnet auf der "Bühlerhöhe", ein Ort, an dem Rosa mit ihren Eltern und Großeltern die Sommerferien verbracht hat.
    Nun sind alle tot, ermordet von den Nazis, außer ihrer Schwester Rachel, die Israel wieder verlassen hat und in Tanger lebt.
    Schweren Herzens reist sie über Tanger in den Schwarzwald um sich dort mit einem anderen Agenten zu treffen.
    Dieser allerdings bleibt erstmal verschwunden, weshalb Rosa ganz auf sich alleine gestellt ist.


    Wie sich diese auf ungewöhnliche Weise, in einer wunderbaren Sprache erzählte Geschichte entwickelt, welche lebensgefährlichen Abenteuer Rosa zu bestehen hat, kann man in diesem atmosphärisch dichten Buch nachlesen.


    Brigitte Glaser lässt sich mit ihrer Erzählung Zeit. Sie lässt ihre Figuren, allen voran Sophie Reisacher, die alles bestimmende Hausdame auf der "Bühlerhöhe" deren Augen nichts entgeht, aber auch das Zimmermädchen Agnes oder Walburg, deren Schwester sehr lebendig werden und zieht den Leser in einen Strudel von Ereignissen, die zum Teil politisch zum Teil kriminellen Machenschaften geschuldet sind.
    Das Buch nimmt mit der Anzahl der Seiten immer mehr Fahrt auf, man fiebert mit Rosa und verabscheut Madame Reisacher oder ängstigt sich mit Agnes.
    Aber immer fragt man sich, wer ist der Mann im Hintergrund, der das Attentat ausführen soll? Glaser legt falsche Spuren aber ein Steinchen fügt sich zum andern bis am Ende, unter dramatischen Umständen, der Täter entlarvt wird.
    Ich empfehle jedem, das Buch zu lesen, denn es hebt sich wohltuend aus dem Einerlei der Romanliteratur ab.

  • Sehr empfehlenswerter Mix aus Heimat- und Zeitgeschichte, Spionageroman, Politthriller,...


    Der Plot ist genial: Der Mossad schickt eine völlig unerfahrene gebürtige Kölner Jüdin los in den Schwarzwald, um dort ein Attentat gegen Adenauer zu verhindern – die Verhandlungen um die sogenannten „Wiedergutmachungszahlungen“ sollen nicht gefährdet werden. Ihre Eignung besteht darin, am Urlaubsort des Kanzlers selbst die Ferien ihrer Kindheit verbracht zu haben und die Sprache derer zu sprechen, die außer ihrer Schwester ihre gesamte Familie ausgelöscht haben. Der Attentäter wird befürchtet in den Kreisen derjenigen Israelis, die das „Blutgeld“ ablehnen.


    „Warten bedeutete, unnütze Zeit zu haben, und unnütze Zeit war ein gefährliches Pulver. Ein bisschen davon auf die gut verschlossene Kiste voll von Verlust, Schmerz und Erinnerung gestreut, und diese explodierte und ließ alles in Fetzen im Kopf herumschwirren. Das Vergessen war lebensnotwendig. Wer nicht vergessen konnte, wurde wahnsinnig. Sie war eine Meisterin im Vergessen. Nur so war das Leben auszuhalten.“ S. 27


    Wie bitte schafft es Autorin Brigitte Glaser, ein Buch zu schreiben, dass
    • sowohl Heimatgeschichte erzählt (Schwarzwald, besonders um Bühl)
    • als auch Zeitgeschichte (Adenauer und die Wiedergutmachungsverhandlungen bezüglich des Staates Israel, Leben im Kibbuz),
    • das Spionageroman und Politthriller ist (ich wusste nicht, dass es ein – reales - Attentat auf Adenauer durch Zionisten gegeben hatte, was verschwiegen wurde, um die Beziehungen zu Israel nicht zu gefährden, wofür ihm Ben Gurion dauerhaft dankbar war)
    • und noch dazu einen tiefen Einblick abliefert über Schuld, menschliche Beziehungen und Verdrängung?


    Das Buch entpuppte sich als absoluter Glücksgriff – ich liebe anspruchsvolle Romane, ich liebe spannende Literatur, ich nutze gerne Bücher, um mich einer Zeit, einem Land oder einer Gruppe zu nähern, hier finde ich einen der seltenen Fälle, die ALLES gleichzeitig können.


    Ich bin kaum jemals so vielen „red herrings“ hinterhergerannt, so viele Spuren legt die Autorin über praktisch die komplette Seitenzahl. Bei allem nutzt sie einen besonderen Stil: Es wird etwas erwähnt – und später, teils wirklich etliche Seiten später wird dieser Hinweis in einen Zusammenhang eingebettet. Ein Beispiel:
    „In Haifa waren Rachel und sie [Rosa Silbermann, die Protagonistin] vor fast zwanzig Jahren als Jugendliche angekommen.“ S. 8
    Später wird dann erklärt, dass Rachel sich kurz nach 1932 für die zionistische Idee begeistert hatte und mit ihrer jüngeren Schwester, auch angesichts der aufkommenden Probleme für Juden in Deutschland, mitnichten aus Spaß und Freude eingewandert war. Das ist noch ein mildes Beispiel, weil man sich diese Auflösung als naheliegend ja auch hätte denken können, doch ich werde ganz sicher hier nichts Weiteres verraten. Während mich oft in Büchern die sehr einfachen Beziehungen und Beweggründe stören, ist in diesem Buch fast alles und alle miteinander verwoben, was die Anzahl der red herrings ins Unermessliche steigen lässt, ohne dabei für mich aber undurchdringbar zu werden. Das Spannungsniveau bleibt einfach hoch, wie bei einem Thriller, weil man so aufmerksam bleiben muss. Da weiß jemand etwas, was einem anderen helfen könnte, erwähnt es aber nicht, um einem Dritten nicht zu schaden. Und über allem hängt die Vergangenheit. „So war das immer. Eine falsche Frage, ein falscher Satz, und alles Leichte und Fröhliche verschwand.
    ‚Welches Lager?‘, fragte Rosa leise.
    ‚Majdanek.‘“ S. 264


    Glaser schreibt sehr ausgewogen. Auch mit den besten Absichten können Menschen verletzt werden, so soll Rosa ein Attentat verhindern helfen, wird aber fragwürdig moralisch genötigt dazu und völlig unerfahren in eine gefährliche Situation geschoben. Kaum jemand ist einfach das, was er oder sie oberflächlich zu sein scheint. Dadurch ist Rosa bald verstrickt in ein „Gestrüpp aus Spekulation und Manipulation“. Dabei geht das Buch durchaus in die Tiefe, stellt die verschiedenen Lebensstile gegenüber: da sind die, für die jede Kritik an Israel einem Verrat gleichkommt, aber auch jene, die zurück nach Deutschland gehen, „weil ein judenfreies Deutschland einem Sieg über Hitler gleichgekommen wäre“. Da sind die Kriegsgewinnler, die Ewiggestrigen, aber auch jene, die heute noch von Albträumen geplagt werden, oder selbst Opfer der Befreier wurden, weil sie aus dem Volk der Täter stammten. Der Sicht Rosas gegenübergestellt wird die Sicht von Sophie Reisacher, Hausdame auf der Bühlerhöhe, auch hierdurch wird eine tiefere, ausgewogenere Sicht gezeigt, wird deutlich, dass persönlicher „Ballast“ und Ziele bei allen den klaren Blick hemmen können.


    Insgesamt definitiv fesselnd, informativ, schön zu lesen!


    Am Ende des Buches folgt ab Seite 337 ein Glossar – ich habe noch einiges mehr nachgeschlagen, und empfehle das je nach Wissensstand und Interesse auch durchaus – sowie weitere Quellenangaben.


    Das perfekte Buch "davor" oder "danach":


    Daphne du Maurier "Rebecca" (oder die tolle Hitchcock-Verfilmung)


    Leon Uris "Exodus" (als Film mit Paul Newman)

  • Was für eine tolle Geschichte, die sich auf meiner Jahresbestenliste 2016 ziemlich weit vorne ansiedelt.


    Bundeskanzler Konrad Adenauer möchte seinen Urlaub auf der Bühlerhöhe verbringen. Da von verschiedenen Seiten Morddrohungen existieren u. a. auch von einer israelischen Extremistengruppe, soll Rosa, die für den israelischen Geheimdienst arbeitet, den Bundeskanzler beschützen.
    Doch da gibt es noch die sehr ergeizige und misstrauische Hausdame Sophie Reisacher, die gesellschaftlich aufsteigen möchte und Rosa daher einige Steine in den Weg legt.
    Sie und von Droste, der Sicherheitschef des Kanzlers machen es Rosa alles andere als leicht, Herrn Adenauer immer im Blickfeld zu haben.


    Es ist enorm, was die Autorin aus der Geschichte gemacht hat.
    Alle Protagonisten sind sehr lebendig dargestellt und wir erfahren soviel aus deren früheren Leben.
    Rosa emigrierte in den dreißiger Jahren aus Köln nach Palästina. Auch Sophie mußte ihre Heimatstadt Straßburg verlassen und Agnes ein Zimmermädchen erlebte mit ihrer Schwester Waltrud ein traumatisches Erlebnis, dass deren ganzes Leben beeinflußt. Als dann auch noch jemand verschwindet, traut keiner mehr dem anderen.
    Die ganze Geschichte ist sehr flüssig geschrieben, sehr bildreich und durchgehend spannend, sodaß man das Buch kaum aus der Hand legen kann.



    Ich kannte die Autorin bis jetzt leider nicht, werde aber mit Sicherheit noch einige von ihren anderen Büchern lesen.


    Hier gibt es von mir die volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung.


    LG Märchenfee

  • Brigitte Glaser hat eine beeindruckend vielschichtige und sprachlich brillante Geschichte geschrieben.


    Die junge Bundesrepublik zu Beginn der 50er Jahre. Das Wirtschaftswunder nimmt langsam Fahrt auf, die meisten Menschen haben die Scherben des Krieges für sich zusammengekehrt und schauen wieder nach vorne. Gleichwohl sind sie geprägt von den Schrecken des Erlebten. Hier gilt das für Rosa Silbermann ebenso wie für Sophie Reisacher und die junge Schwarzwälderin Agnes, die auf der Bühlerhöhe in politische und geschäftliche Intrigen verstrickt und dabei mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert werden. Radikale Zionisten wollen das geplante Bundesentschädigungsgesetz torpedieren, andere nur die eigenen Schäfchen ins Trockene bringen. Denn auch die Wiederbewaffnung Deutschlands steht vor der Tür und die diesbezüglichen Geschäftemacher scharren bereits mit den Hufen.


    Ein spannender politisch-gesellschaftlicher Kontext, in dem die Autorin ihren Roman angesiedelt hat. Für mich hat sich die zeitgeschichtliche Atmosphäre absolut authentisch angefühlt. Einfühlsam schildert sie die Situation der vorgenannten Frauen, die, so verschieden sie auch scheinen, eines gemeinsam haben – es sind starke Frauen, die trotz einer traumatisierenden Vergangenheit ihr Leben in die Hand nehmen – eine jede auf ihre Weise.


    Obwohl sein Besuch auf der Bühlerhöhe den Dreh- und Angelpunkt bildet (s. Kapitelüberschriften), spielt Kanzler Adenauer nur eine kleine Nebenrolle.


    Das Buch ist dermaßen vielschichtig, dass es von denjeweiligen Lesern ganz verschieden wahrgenommen werden kann. Der eine sieht eher die Agentengeschichte, der andere vielleicht mehr den zeitgeschichtlich-gesellschaftlichen Aspekt. Bei mir sind es die Frauenfiguren und ihre sukzessive enthüllten Schicksale, die mich besonders berührt haben.


    Fazit:
    Ein großartiges Buch, das auf vielen Ebenen fesselt und mich ganz besonders durch seine kultivierte Sprache überzeugt hat.


    Bühlerhöhe war mein zweites Buch von Brigitte Glaser.
    Auch Krähensommer hat mir schon gut gefallen, nicht zuletzt durch die für ein Jugendbuch erstaunlich geschliffene Erzählweise.
    Mein Googeln hat ergeben, dass es von dieser Autorin noch viel zu entdecken gibt.
    Nach Bühlerhöhe erst recht. :-]

  • Deutschland 1952 - seit Kriegsende sind einige Jahre vergangen.


    Die Jüdin Rosa Silbermann ist zu Kriegszeiten mit ihrer Schwester aus dem faschistischen Deutschland nach Palästina geflohen. Geflohen aus einem Land, das ihre Familie auf dem Gewissen hat und das einmal ihre Heimat war, in das sie aber nie zurückkehren wollte.


    Rosa arbeitet nun seit Jahren aktiv am Aufbau des neu gegründeten Staates Israel mit und wird völlig überrumpelt mit einem Einsatz als Agentin zum Schutz des deutschen Bundeskanzlers Adenauer während seines Aufenthaltes im Schwarzwald. Der Auftrag wird für Rosa zu einer Reise in die eigenen Erinnerungen, die lange Jahre bewußt verdrängt worden waren und eigentlich auch keinen Raum mehr in ihrem Leben einnehmen sollten.


    Meine Meinung:
    Das Buch ist rein vom Genre her nicht ganz einfach einzuordnen. Es trägt sehr viel politisches und gesellschaftliches aber auch geschichtliches in sich.


    Als Leser lernt man eine ganze Reihe von Menschen kennen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Vor traumhafter Kulisse finden sich ehemalige Nazis, Emporkömmlinge und Aufsteiger, Kräfte der Alliierten aber auch einfache Bewohner des Schwarzwaldes ein.
    Durch Rosas eigene Geschichte erfährt man viel über die politischen Verhältnisse des Staates Israel und dessen schwierigen Aufbau aber auch über Judenverfolgung und -vernichtung im nationalsoz. Deutschland.


    Die Autorin schafft den Spagat zwischen der beginnenden Zeit des Wirtschaftswunders und den sehr authentisch geschilderten Kriegsschicksalen vieler Frauen, die als Erinnerungsfetzen bildreich eingeflochten werden. Keines dieser Schicksale lässt einen kalt, obwohl jede der Frauen völlig anders damit umgeht im Leben. Auch die gesellschaftliche Rolle der Frau im Jahr 1952 wird deutlich.


    Das Buch ist eine flüssig und spannend erzählte Geschichte, in einer wunderbaren Sprache geschrieben. Ein sehr lesenswertes Buch!

  • Mit dem Roman "Bühlerhöhe" hat Brigitte Glaser ein beeindruckendes und sehr lesenswertes Buch geschrieben.


    Der Autorin gelingt es nicht nur eine spannende und packende Geschichte über verschiedenen Frauen im Jahre 1952 zu erzählen. Sie schreibt auch in einer so wunderbaren und kultivierten Sprache, dass ich das Lesen wahnsinnig genossen habe.


    Die Handlung wird aus der Sicht von verschiedenen Personen erzählt. Im Mittelpunkt stehen dabei drei Frauen die nicht unterschiedlicher sein könnten.
    Rosa ist eine israelische Mossad-Agentin, die für ihren ersten Auftrag in den Schwarzwald geschickt wird, um ein Attentat auf Adenauer zu vereiteln. Ihre Gegenspielerin ist die misstrauische Hausdame des Hotels Sophie Reisacher, die in Rosa sofort verdächtigt, etwas im Schilde zu führen. Und dann gibt es noch das etwas naive Zimmermädchen Agnes, die durch die Ereignisse des Krieges stark traumatisiert ist und nun von einem Abenteuer in das nächste stolpert.


    Dabei lässt sich die Autorin erst mal viel Zeit um die einzelnen Personen langsam und detailliert einzuführen. Aber nicht nur die handelnden Figuren, sondern auch die Schauplätze werden so bildhaft und anschaulich beschrieben, dass alles sehr lebendig wirkt und ich am liebsten meine Koffer gepackt hätte, um einmal in dem noblen Hotel Bühlerhöhe zu wohnen.
    Das Attentat auf Adenauer spielt in dem Buch nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger sind die einzelnen Schicksale der Frauen und wie sie es schaffen damit umzugehen.


    Für mich war "Bühlerhöhe" das erste Buch dieser Autorin, welches ich gelesen habe, und es hat mich sehr begeistert. Es ist flüssig und angenehm zu lesen, trotzdem braucht man seine Zeit und volle Konzentration für dieses Buch, es lässt sich nicht mal schnell nebenher lesen.
    Sehr gefallen hat mir auch der Anhang mit Erklärungen zur deutschen und israelischen Geschichte und zu speziellen Ausdrücken.
    Für mich wird "Bühlerhöhe" bestimmt nicht das letzte Buch dieser Autorin gewesen sein.
    Ich vergebe für diesen tollen Roman gute 9 Eulenpunkte.

  • Drei Frauen im Jahre 1952 - Drei Schicksale die unterschiedlicher nicht sein können.


    Dieser spannende Roman von Brigitte Glaser erzählt die Geschichte dreier Frauen, die sich in dem damaligen Nobelhotel Bühlerhöhe begegnen und unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Jüdin Rosa Silbermann kommt als verdeckte Agentin in das Hotel, um einen geplanten Anschlag auf Bundeskanzler Adenauer zu verhindern. Währenddessen versucht die Hausdame Sophie Reisacher ihr Glück in der Liebe zu finden und das Hausmädchen Agnes des nahegelegenen Hotels Hundseck will doch eigentlich nur ihre Ruhe haben, gerät jedoch immer tiefer in den Strudel der Ereignisse.


    Ich finde mit diesem Buch hat uns Brigitte Glaser einen ungemein vielschichtigen Roman geliefert. Auf der einen Seite kann man ihn als Roman über die Schicksale dreier Frauen auffassen, sicherlich ist er auch eine Hommage an das ehemalige Nobelhotel, das zur Zeit leider geschlossen ist, nicht zu letzt ist es auch ein Spionage-Thriller, der mit einigen unerwarteten Wendungen aufwarten kann.
    Gefallen hat mir vor allem auch, dass man viel über Rosas Vergangenheit erfahren hat. So habe ich viel über die Kibbuz gelernt und auch Tanger hat man so kennen lernen dürfen. Die drei Hauptpersonen wurden so alle sehr gut eingeführt, sodass man ihre Motive in der Gegenwart sehr gut nachvollziehen konnte. Gerade diese ausführliche Einführung der Personen ist es, die für mich diesen Roman so vielschichtig macht, auch wenn dadurch das durch den Klappentext bereits angekündigte Attentat auf Konrad Adenauer etwas in den Hintergrund tritt. Für mich ist dieses Attentat eher der Grund dafür, dass diese drei Frauen einander begegnen und ich finde es hier sehr geschickt eingefügt.


    Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich konnte es insbesondere in der zweiten Hälfte kaum aus den Händen legen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung, vor allem auch da der Roman nicht nur von der Handlung her überzeugen konnte, sondern auch sprachlich einfach ein Genuss war.

    :lesend Jay Kristoff; Nevernight - Die Rache

    :lesend Laura Imai Messina; Die Telefonzelle am Ende der Welt (eBook)

    :lesend Rebecca Gablé; Teufelskrone (Hörbuch: Detlef Bierstedt)

  • Rosa Silbermann (Jüdin) hat ihre Kindheit im Schwarzwald verbracht. Sie kennt die Gegend wie ihre Westentasche. Vor dem Holocaust musste sie von Deutschland nach Israel in den Kibbuz fliehen. Ihre neue Heimat, in der sie sich sehr wohl fühlt. Überraschend wird sie 1952 als Agentin auf die Bühlerhöhe, ein Nobelhotel, geschickt. Dort arbeitet die Hausdame Sophie von Reisacher. Sie musste 1945 das Elsass verlassen und hofft bis heute noch auf einen gesellschaftlichen Aufstieg. Beide Frauen wissen von einem geplanten Attentat auf den Bundeskanzler Adenauer, der sich als Gast auf der Bühlerhöhe ankündigt. Jede verfolgt einen anderen Plan.


    Trotz der vielen Handlungsstränge las sich das Buch flüssig. Ich wollte immer wissen wie es weiter geht. Die Orte und Personen waren so bildhaft beschrieben, dass ich mich gleich ins Jahr 1952 hineinversetzt fühlte. Die Gedankengänge der einzelnen Personen nach dem Krieg fand ich sehr interessant. Die Erzählungen über die verschiedenen Kriegsschicksale haben mich sehr berührt.


    Nebenbei habe ich u. a. einiges über die Anfänge Israels, den Kibbuz, über Tanger sowie über das Wiedergutmachungsgesetz gelernt.

    Das Attentat auf Adenauer hat in dem Buch nur eine Nebenrolle. Was mich persönlich jetzt nicht gestört hat.


    Das Ende fand ich sehr gut. Obwohl ein paar kleine lose Fädchen übrig blieben.



    Eine spannende Geschichte über die Zeit des deutschen Wirtschaftswunder fabelhaft geschrieben. Ich vergebe 10 Punkte.