Hier kann zu den Seiten 77 - 150 (Kapitel 5 - 10) geschrieben werden.
'Stadt der Diebe' - Seiten 077 - 150
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Angekommen bin ich auf Seite 97, nachdem die beiden den Kannibalen entkommen sind. Unvorstellbar.
Ich wundere mich über Kolja. Ob er der ist, der er zu sein vorgibt. Wenn bei Lew schon alle Alarmglocken angingen und er das Haus gar nicht erst betreten wollte, hätte es bei ihm noch viel deutlicher sein müssen.
Welche Fähigkeiten hat er, sich auf eine solche Situation einzulassen? -
Ja, Kolja irritiert mich auch ziemlich. So sorglos zu agieren in einer Zeit, in der der Tod quasi an jeder Ecke auf einen lauert. Das ist ja nicht erst beim Kannibalen so, seine Sorglosigkeit zeigt sich ja auch schon im Gefängnis, obwohl eine Hinrichtung am nächsten Morgen durchaus wahrscheinlich war.
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Ich bin gespannt, was sich beim weiteren Lesen noch ergibt. Vielleicht steckt mehr in ihm, als er so zeigt.
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Dramaturgisch ist das halt erforderlich. Es wäre ja furchtbar, wenn er auch so ein Feigling wie Lew wäre. Bisher klappt ja auch alles bei ihm, so dass er keinen Grund für Selbstzweifel hat. Und nun geht's durch die feindlichen Linien nach Mga, ich bin gespannt.
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Hier im zweiten Abschnitt las sich das mit "Stadt der Diebe und Parasiten" (Seite 136 oben) so, als sei das ein Nazibegriff gewesen und keine zynische Bezeichnung für Lew und Kolja.
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xexos, vielleicht ist es tatsächlich als Zitat gedacht und hätte dann einen ganz anderen Sinn.
Ich empfinde Lew nicht als Feigling. Im Gegenteil, er ist überhaupt erst in die Fänge der Soldaten geraten, weil er seiner Freundin geholfen hat. Das war sehr mutig. Er ist vorsichtig und hat nicht Koljas Selbstvertrauen. Aber es kann ja nicht nur solche mit großer Klappe geben.
Wobei bei Kolja doch einiges hinter der großen Klappe zu stecken scheint. -
Zitat
Original von Rumpelstilzchen
xexos, vielleicht ist es tatsächlich als Zitat gedacht und hätte dann einen ganz anderen Sinn.Das hatte ich ja im ersten Abschnitt schon vermutet. Tja, ich bin mir immer noch nicht so sicher, ob Lew und Kolja tatsächlich das sind, was uns weis gemacht wird. Lew ist kein Feigling, obwohl er sich nicht alles traut und Kolja kommt mir zu naiv vor. Entweder hat der wirklich ein enormes Selbstbewusstsein oder er setzt alles auf eine Karte. Als wenn er denken würde, ob er jetzt von ner Bombe getroffen wird oder von irgendwem ermordet wird, wäre auch egal. Manche Menschen sind einfach sorgloser als andere. Ich würde wohl in der belagerten Stadt niemals vor die Tür gehen. Ich hätte wohl viel zu viel Angst vor den zahlreichen Gefahren, obwohl ich eigentlich nicht sehr ängstlich bin.
Ich glaube sogar, dass es Kannibalen gab. Wenn man nichts mehr zu Essen hat, wird man erfinderisch. In unserem täglichen Überfluss kann man sich gar nicht vorstellen, dass es heute noch Menschen gibt, die tagelang hungern müssen, weil sie nicht an Nahrung kommen. Vielleicht ist es ganz gut, dass ich das Buch jetzt lese, weil ich ja immer Angst habe zu verhungern...
Dass Lews Wohnhaus getroffen wurde, hat mich sehr berührt. Ich habe mir in dem Moment vorgestellt, dass ich in der Situation bin. Abgesehen von den Menschen (und in meinem Fall auch Tieren) im Haus hat man ja auch noch Dinge, die einem was bedeuten. Aber diese Wahrnehmung verschiebt sich wohl im Krieg.
Das Goldstück durfte am Ende doch noch als Suppe herhalten. Da hat es wenigstens Verwendung gehabt. Habt ihr eine Ahnung, wie die Preise damals waren? Ich kann mit den, Preisangaben überhaupt nichts anfangen. Dass es sehr teuer ist, ist mir klar, aber ich kann keinen Bezug zu unserem heutigen Geld nehmen um zu wissen, ob es Wucher ist oder noch schlimmer.
Das Buch fesselt mich sehr. Das hätte ich vorher nicht erwartet. Und die Entscheidung es zu lesen statt zu hören, war glaub ich auch richtig.
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Innerhalb von Leningrad war Geld vermutlich ziemlich wertlos. Wo es nix zu essen gibt, wird schnell klar, was wirklich wertvoll ist.
Das war in Deutschland nach dem Krieg ja ähnlich (oder in den letzten Kriegswochen). Für das Familiensilber kriegte man ein paar Kartoffeln. -
Das erklärt mir trotzdem noch nicht, wie viel 300 Rubel wert sind, wenn man ein Huhn bzw. einen Hahn dafür kauft Ich bin doch Buchhalter.... Die Frage musst du jetzt verstehen
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Zitat
Original von Rumpelstilzchen
xexos, vielleicht ist es tatsächlich als Zitat gedacht und hätte dann einen ganz anderen Sinn.Ich empfinde Lew nicht als Feigling. Im Gegenteil, er ist überhaupt erst in die Fänge der Soldaten geraten, weil er seiner Freundin geholfen hat. Das war sehr mutig. Er ist vorsichtig und hat nicht Koljas Selbstvertrauen. Aber es kann ja nicht nur solche mit großer Klappe geben.
Wobei bei Kolja doch einiges hinter der großen Klappe zu stecken scheint.
Lew ist und bleibt eben 17 Jahre alt. Kolja ist einerseits älter und reifer, andererseits gibt es aber überall solche Menschen, die ein unerschütterliches Urvertrauen haben oder egal, in welche Situationen sie geraten, hoffnungsvoll voraus schauen wollen/können. Kolja ist wie ein kleines Licht an diesem schrecklichen Ort. -
Ich frag mich nur, ob er wirklich niemals Angst hatte oder sie nie zugelassen hat. Aber es stimmt, Lew alleine hätte sofort oder sehr schnell aufgegeben.
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Leider konnte ich zum damaligen Wert des Rubels oder auch nur zum Einkommen eines Arbeiters in der Sowjetunion nichts finden.
Vermutlich hatte Kolja auch Angst - hat die aber durch sein Wesen überspielt. So viel älter ist er nicht gewesen - hieß es nicht irgendwo 20?
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Ja, er war 20. Aber so viel älter als 17 ist das ja nun auch nicht.
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Wenn er aber tatsächlich bei der Roten Armee gedient hat, ist er dadurch mit Sicherheit erwachsener geworden als Lew.
Auf mich wirkt der Abstand zwischen den beiden aber auch gar nicht so groß. Beide haben ihre Stärken und Schwächen und ich finde es spannend, dass sie sich bisher ganz gut ergänzen, auch wenn sie das selber mit Sicherheit nicht so sehen.. -
Ja die beiden Jungs sind schon ziemlich unterschiedlich, wahrscheinlich werden sie noch ein gutes Team. Was mich aber etwas zweifeln lässt ist das sie beide als sehr gebildet dargestellt werden. Sie kennen sich bestens in der russischen Literatur aus können aber keinen Hahn von einem Huhn unterscheiden? Das kann ich irgendwie nicht glauben, selbst bei Stadtkindern. Sie sind ja zu Friedenszeiten aufgewachsen, sind also zur Schule gegangen und Bilderbücher gab es ja wohl auch. Ich kann verstehen wenn man eine Katze mit einem Kater verwechselt aber ein Huhn sieht schon ganz anders aus als ein Hahn.
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Das lässt sich vielleicht damit erklären, dass das Tier schon halb tot war, kaum noch Federn und Fleisch hatte.
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Zitat
Original von xexos
Hier im zweiten Abschnitt las sich das mit "Stadt der Diebe und Parasiten" (Seite 136 oben) so, als sei das ein Nazibegriff gewesen und keine zynische Bezeichnung für Lew und Kolja.Ja, das habe ich auch so verstanden. Klingt nach deutscher Propaganda und passt so auch besser zum Buch im Gegensatz zu einer zynischen Bemerkung.
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In dem Zusammenhang macht der Titel für mich sogar Sinn. Man muss nur erst bis zu der bewussten Stelle lesen!
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Zitat
Original von Saiya
Lew ist und bleibt eben 17 Jahre alt. Kolja ist einerseits älter und reifer, andererseits gibt es aber überall solche Menschen, die ein unerschütterliches Urvertrauen haben oder egal, in welche Situationen sie geraten, hoffnungsvoll voraus schauen wollen/können. Kolja ist wie ein kleines Licht an diesem schrecklichen Ort.Auch ich habe diesen Abschnitt jetzt fertig und kann Euch nur zustimmen. Der Altersunterschied zwischen Lew und Kolja erscheint mir auch größer als die tatsächlichen 3 Jahre. Das liegt aber u. a. auch an der Handlungsweise und am Benehmen. Lew ist der ruhigere der beiden. In dieser Hinsicht ergänzen sich die zwei doch optimal.
Viele Grüße