Das Kleid meiner Mutter - Anna Katharina Hahn

  • Die Autorin (Quelle: Amazon)
    Anna Katharina Hahn, geboren 1970, lebt in Stuttgart. 2009 erschien ihr Longseller „Kürzere Tage“, der auch ins Englische und Finnische übersetzt wurde. Ihr Roman „Am Schwarzen Berg“ stand 2012 auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse und auf Platz 1 der SWR-Bestenliste. Anna Katharina Hahn gilt als eine der wichtigsten Erzählerinnen ihrer Generation und wurde für ihre Romane u. a. mit dem Roswitha-Preis der Stadt Gandersheim und dem Heimito von Doderer-Literaturpreis ausgezeichnet.


    Das Buch (Quelle: Amazon)
    Madrid im Sommer 2012: Krass zeigen sich in der Hauptstadt die Auswirkungen der jüngsten Wirtschaftskrise. Die junge Ana María, genannt Anita, gehört zur „verlorenen Generation“, der jede Möglichkeit einer selbstbestimmten Existenz genommen wurde. Ihr Bruder, ein promovierter Germanist, hat sich bereits nach Berlin abgesetzt, um auf dem Bau sein Geld zu verdienen. Anita ist aus Not in ihr altes Kinderzimmer zurückgezogen. Halt geben ihr neben der Familie nur ihre Freunde, die das Schicksal der Dauerarbeitslosigkeit mit ihr teilen, und die regelmäßigen Demonstrationen auf der Puerta del Sol im Herzen der überhitzten Metropole. Doch alles Schlimme lässt sich noch steigern: Eines Tages liegen Anitas Eltern tot in der gemeinsamen Wohnung. Unversehens rutscht sie in das Leben der Mutter hinein. Anita muss nur eines ihrer Kleider überstreifen, schon halten sie alle – auch Mutters geheimnisvoller deutscher Liebhaber – für Blanca. Und deren Alltag ist viel aufregender, als Anita sich hätte träumen lassen: „Es fühlte sich gut an, meine Mutter zu sein. Ich war schön, auf eine mir unbekannte Weise … Selbst in den Gesichtern mancher Frauen sah ich ein Aufleuchten.“
    Unerschrocken nimmt Anna Katharina Hahn in ihrem dritten Roman die drängendsten Probleme der Gegenwart ins Visier: Das Kleid meiner Mutter ist ein phantastischer Generationen- und Liebesroman aus den Zeiten der Eurokrise und zugleich ein poetisches Welttheater zwischen Spanien, Berlin und Stuttgart. Am Ende scheinen fast alle Fäden bei einem geheimnisumwitterten Schriftsteller zusammenzulaufen, dem man nachsagt, über Leichen zu gehen. Doch vielleicht ist auch das eine Täuschung.


    Meinung
    Am Anfang begegnete mir eine tumbe Protagonistin und ich dachte, die Geschichte könne ein „Coming-of-age-Roman“ werden. Nach einigen Seiten vermutete ich eine Verwechslungskomödie, die mir aber so unrealistisch gestrickt vorkam, dass ich annahm, es müsse sich um eine Traumerzählung handeln. Dann verwandelten sich zwei Menschen in Puppen und ich musste abermals meine Meinung ändern. Nun war ich überzeugt, ein Märchen zu lesen. Aber nur kurz, denn aus heiterem Himmel tauchte ein merkwürdiger Autor auf, der mich sehr stark an Hans Reiter aus Bolanos Roman 2666 erinnert hat. Und dieser Gert de Ruit war für mich nicht nur die interessanteste Figur des Buches, sondern er sorgte auch dafür, dass aus diesen verwirrenden Puzzleteilchen, die nicht recht zusammenpassen wollen, noch ein Gesamtwerk wurde, über das ich mich nicht allzu sehr geärgert habe.


    Versöhnlich war auch die Sprache. Die Autorin schreibt gut, aber was nutzt das, wenn das Geschriebene nicht wirklich zusammenpasst.