Schwestern bleiben wir immer - Babara Kunrath

  • Inhaltsangabe:
    Alexa wäre gerne wie Katja. Katja wäre gerne wie Alexa. Alexa war immer diejenige der beiden Schwestern, auf die man sich verlassen konnte. Hingebungsvoll kümmert sie sich um ihre Familie. Und um die Gräber ihrer viel zu jung verstorbenen Tochter und ihrer Mutter. Was niemand weiß: Die Trauer fällt ihr schwer. Zu zerrüttet war das Verhältnis zur abweisenden Mutter. Ihre kleine Schwester Katja dagegen ist schön, selbstbewusst und unabhängig.
    Zwei Schwestern, zwei Lebensentwürfe, und jede wäre insgeheim gerne ein bisschen mehr wie die andere. Doch in ihrer Familie spricht man nicht über Gefühle. Erst als ihre Mutter stirbt, die immer kühl und unnahbar war, begeben die beiden sich auf Spurensuche in ihrer Vergangenheit.




    Meine Zusammenfassung zum Buch:
    Alles ist sehr lebendig und Bildhaft geschildert, die ältere Alexa und die jüngere Katja, zwei Schwestern wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Beide Mädchen hatten keine leichte Kindheit, der Vater verlässt die Familie, als beide 3 und 7 Jahre Alt sind. Ines ihre Mutter ist eine kalte und Lieblose Mutter, die schon immer nur auf ihren Vorteil bedacht war. Aber beide hängen trotz allem wie Pech und Schwefel aneinander, sie immer für einander da. Alexa von ihnen ist die ruhigere, fast hat man das Gefühl sie duckt sich, wehrt sich nicht, die nur für ihre Familie lebt.
    Katja dagegen suggeriert Stärke, Kraft und Durchsetzungsungsvermögen, aber auch sie hat ihre Sorgen. Das Leben von Katja gleicht einer Berg und Talfahrt, erst starb ihre behinderte 8 Jährige Tochter Clara, danach ihre Mutter Ines und nun liegt auch noch ihre Ehe mit Marin in Trümmern.
    Sie findet im Nachlass ihren Mutter einen eigenartigen unfertigen Brief, der Rätsel aufgibt. Sie bitte Katja um Hilfe, erst sträubt sie sich Nachforschungen anzustellen, aber letztendlich willigt sie ein, auch um Alexa auf andere Gedanken zu bringen. Zusammen machen sie sich auf eine Reise und Suche in die Vergangenheit und der Wahrheit, sie hoffen das Geheimnis zu Lüften. Was beide nicht Ahnen als sie sich auf diese Abenteuerliche Reise begeben, als sie die Büchse der Pandora öffnen, das sich ihr Leben auf den Kopf stellen wird, sie in dunkle Abgründe blicken werden. Ihr Leben wird nicht mehr wie vorher sein.


    Zur Autorin:
    Barbara Kunrath, erzählt in einem sehr spannenden und flüssigen Schreibstil, die Geschichte zweier Schwestern. Sie nimmt uns mit auf eine Reise in eine bewegende Vergangenheit und lässt einem in tiefe Abgründe blicken. Auch die Mutter der beiden ist sehr gut heraus Kristallisiert, der wahre Charakter und die Verlogenheit dieser Frau, die nur immer auf ihren Vorteil bedacht war. Es geht in der Geschichte um Wahrheit, verratener Liebe, Lüge, Schuldgefühle und bitte um Vergebung. Vieles kommt oft sehr schmerzlich herüber, ich konnte mich sehr gut in Alexa und Katja hineinversetzen. Die einzeln Charaktere sind hervorragend beschrieben, ebenso ihre Emotionen und Gefühle. Eine sehr Bildhafte und reale Geschichte, die einem unter die Haut geht.


    :lesend

    „Lesen heißt durch fremde Hand träumen.“ (Fernando Pessoa)

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  • „Erinnerungen sind keine runde Sache. Sie sind kantig und sie sind rau“


    Die meisten von uns leiden irgendwann im Verlaufe ihres Lebens an Verlusten, enttäuschten Hoffnungen, finanziellen Sorgen, Krankheiten,….
    Die Schwestern Katja und Alexa sind damit aufgewachsen. Sie hatten immer einander, jetzt ist die Mutter gestorben, zu der besonders Katja, fast 42 Jahre alt, in den letzten Jahren nur einmal Kontakt gehabt hat; Alexa, die drei Jahre ältere, hatte sie überredet, als die Mutter im Sterben lag. Unter dem wenigen, was vom Leben der Mutter übrig ist, findet Alexa nun einen Brief, dessen Inhalt sie verstört. Der Brief deutet an, dass es da noch etwas zu erzählen gab, unterlässt dies aber, belässt es bei Andeutungen.


    Die Beziehung zu Mutter Ines war für beide Töchter schwierig: „Sie ließ uns allein mit unserer Wut“. S. 25. Der Vater war gegangen, als die Mädchen noch klein waren – erklärte hatte die Mutter dies nie. „Sie war nicht böse, jedenfalls nicht immer, meistens hatte sie einfach keine Lust, sich um uns zu kümmern.“ S. 37 und „Bis heute bin ich mir nicht sicher, ob Ines uns nicht liebte, weil sie es nicht konnte, oder ob sie uns nicht liebte, weil sie es nicht wollte.“ S. 72


    Beide Schwestern leben ihr Leben – Katja ist berufstätig, ein Teenager-Sohn, der Vater hat die Familie allein gelassen, auch er. Alexa ist Hausfrau, verheiratet, Teenager-Tochter, Teenager-Sohn – sie hatten noch eine schwerstbehinderte Tochter, die gestorben ist. So wie Katja als Begründung für ihr Tun oder (Unter-)Lassen vor sich herträgt, berufstätig zu sein, so verwendet Alexa ihr Familienmodell als Rüstung und Waffe. Autorin Barbara Kunrath schafft es, beider Lebenskonzept und Argumente gleichermaßen zu hinterfragen. Die Perspektive im Roman wechselt zwischen den Schwestern, wobei Alexa immer als Ich-Erzählerin erscheint, bei Katja wird zur dritten Person gewechselt.


    Mit Alexa ist das so: ich mag nicht besonders, dass sie vermittelt, die „richtige“ Art Leben zu leben – allerdings wäre sie diejenige, die ich sofort zum Babysitting für mein Kind einsetzen würde. Sie ist zuverlässig, es gäbe regelmäßige Mahlzeiten, alles würde „richtig“ ablaufen. Und ich würde hinterher Scham empfinden, ob sie die Wollmäuse gesehen hat, die Tiefkühlgerichte, …Katja hätte man gerne als Kumpel, Alexa nicht.


    Die Schwestern versuchen, dem Geheimnis aus der Geschichte ihrer Mutter nachzuspüren, stoßen auf Widerstände. Als es danach in ihrer beider Leben zu Auflösungserscheinungen ihrer Lebenskonzepte kommt, treiben sie die Suche voran. Was sie erfahren, verändert alles. Quasi nebenbei stellt sich heraus, dass das Miteinander geprägt ist davon, die Schwester sowohl zu beneiden als auch ihr Verhalten nicht nachvollziehen zu können. Letztendlich müssen sie sich, auch angesichts der neuen Erkenntnisse, beide ähnlichen Fragen stellen: „ ‚Wovor hast du Angst?‘, fragt er.
    Die Frage müsste lauten: Wovor hast du mehr Angst? Vor dem gar nicht? Oder vor dem zu viel? Sie weiß es nicht.“
    „Sie braucht Raum und Freiheit, sonst wird sie ersticken. Aber wo hört der Raum auf, und wo wird die Freiheit zur Lüge?“ S. 164


    Kein „Frauen-/Liebesroman“, aber doch eher Fragen nachspürend, denen sich Frauen ausgesetzt sehen - der Roman gibt in einem ruhigen, melancholischen Stil, häufig mit schöner bildhafter Sprache einen Einblick dazu, was funktioniert und was verletzt an Geschwistern und Familien, Eltern und Kindern, Paaren und Lebensentwürfen – meiner Meinung nach sehr gut gelungen, allein der Epilog ist mir zu glatt geraten, zu „aufgelöst“


    8 - fast 9 - von 10 Punkten

  • 'Schwestern bleiben wir immer' ist ein herrliches Buch über Familie, Liebe, Vergangenheit...und vor allem eben über: Schwestern. Diese band sind eben etwas besonderes, denn wer eine Schwester hat, braucht oftmals keine beste Freundin (mehr). denn: so geht es mir auch.
    Im Buch von Barbara Kunrath dreht es sich um zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein können: Katja ist auf Karriere aus und kann/ will sich nicht an einen Mann binden; Alexa hingegen ist verheiratet und kümmert sich um Kinder und Haushalt.
    Ich finde es eine schöne Abwechslung wie hier die Teilabschnitte und Kapitel gestaltet wurden: Alexas Part wird in der Ich-Version geschrieben, der Part von Katja hingegen aus der Sicht eines Dritten - diese variante gefällt mir sehr gut und man konnte so sich einfacher in die jeweilige Szene einfinden.
    Das Cover ist sehr schlicht und doch feminin gestaltet - ich bin zwar kein Fan von echten Fotografien auf Einbänden, da ich deswegen lese um meiner Phantasie freien Lauf zu lassen, aber hier kann man eine Ausnahme machen, da er zum einen nicht die aktuellen Protagonistinnen darstellt. Das Rosa und Pink auf dem Umschlag ist wie eine Lackschicht gestaltet und glänzt, was den Touch eines Frauenromans hervorhebt - gefällt mir sehr gut, auch dass es ein schwarz-weiß Bild ist und somit die Vergangenheit verstärkt.
    Die Idee der Autorin wurde meiner Meinung nach excellent umgesetzt...ich hatte das Buch nach bereits zwei Tagen vollendet, und das mag bei mir schon was heißen. Das Schicksal der beiden Protagonistinnen ist wirklich bedrückend...aber auch hier lässt sich erkennen: man muss das Beste aus jeder Situation machen...und zudem: wenn sich hier eine Tür schließt, öffnet sich dort eine andere. Das Leben geht weiter...jeder ist seines Glückes Schmid...und egal was kommt: Schwestern bleibt man doch immer!!!

  • Diese Familiengeschichte, in der sich zwei Schwestern nach dem Tod ihrer Mutter auf die Suche nach ihren Wurzeln machen, hat mir gut gefallen.

    Der ansprechende, flüssige Schreibstil, der liebevolle Umgang der Autorin mit ihren so unterschiedlichen Protagonistinnen, deren Zuneigung zueinander man deutlich spürt, das alles ist stimmig und lässt die Seiten dahinfliegen.


    Ein netter Frauenroman, eine schöne Abwechslung zu den Krimis und Thrillern, die ich sonst hauptsächlich lese.

  • Auf die Wunschliste muss ich es nicht mehr packen, denn ich hab es vor wenigen Wochen im Öffentl. Bücherschrank entdeckt und natürlich mitgenommen. Der Roman liegt auf dem Zu-lesen-Stapel, bin gespannt, wann und wie er mir gefällt.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)