Titel: Mohamed. Eine Abrechnung
Autor: Hamed Abdel-Samad
Verlag: Droemer
Erschienen: Oktober 2015
Seitenzahl: 240
ISBN-10: 3426276402
ISBN-13: 978-3426276402
Preis: 19.99 EUR
Hamed Abdel-Samad, geb. 1972 bei Kairo, studierte Englisch, Französisch, Japanisch und Politik. Er arbeitete für die UNESCO, am Lehrstuhl für Islamwissenschaft der Universität Erfurt und am Institut für Jüdische Geschichte und Kultur der Universität München. Abdel-Samad ist Mitglied der Deutschen Islam Konferenz und zählt zu den profiliertesten islamischen Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.
Sachlich und ohne billigem Populismus beschreibt der Autor den Propehten des islamischen Glaubens Mohamed. Kritisch setzt sich Hamed Abdel-Samad mit der Entstehung, der Anwendung und der Auslegung des Korans auseinander.
Wörtlich schreibt er:
„Eine historisch-kritische Exegese kann nur erfolgen, wenn der Koran als menschliches Produkt begriffen wird, als Text, der nur die Menschen und ihre Probleme im 7. Jahrhundert vor Augen hatte.“
Und genau liegt das Problem.
Der Koran ist in seinem Wesen eine sich widersprechende Schrift. Anfangs sind seine Suren relativ friedfertig, die aber zunehmend aggressiver werden. Und nach herrschender Lehre gelten zuvörderst immer die neuesten Schriften. Das bedeutet, dass der Koran alles andere ist als ein Dokument des Friedens – und da er Grundlage des islamischen Glaubens ist, so ist diese Religion eben auch nicht friedfertig.
Das Dilemma des Islam ist folgendes:
Die radikalen Moslems berufen sich auf die Suren, die ihre Ansichten unterstützen. Das machen aber auch die angeblich „friedfertigen und liberalen“ Moslems. Und beide Seiten sagen immer, man müsse alles eben im Kontext sehen – wobei sie aber nie sagen, was denn dieser Kontext ist.
Viele Islamwissenschaftler gehen davon aus, das es „den“ Mohamed nicht gegeben hat – vielmehr war Mohamed „die Summe“ aus drei Personen, die nacheinander gelebt hatten. Ein interessante Sichtweise.
Hamed Abdel-Samad hat ein sehr lesenswertes und informatives Buch geschrieben. Eine absolute Leseempfehlung von mir.
Er schliesst mit den Worten, die sich einige der Abwiegler, Relativierer und vermeinte Islamversteher hinter die Ohren schreiben sollten:
„Auch westliche Islam-Freunde, die einen Sonderstatus für Mohamed zur Wahrung des inneren Friedens befürworten und dafür sogar politische Karnevalsmotive aus dem Verkehr ziehen, tun Muslimen keinen Gefallen. Irgendwann werden Muslime den Kritikern und Satirikern dankbar sein als den Beschwichtigern und Verharmlosern. Deswegen sehe ich die Karikaturen von CHARLIE HEBDO als ein Geschenk für Muslime. Als eine Chance, endlich entspannter mit heiligen Texten und Symbolfiguren umzugehen.“
Nicht der Westen ist das Problem der Moslems – sondern das Problem ist das, was im Namen des Islam geschieht.
8 Eulenpunkte