Broschiert: 480 Seiten
Verlag: Rowohlt Verlag Taschenbuch
erschienen am 22. Juli 2016
zum Autor:
Till Raether, geboren 1969 in Koblenz, arbeitet als freier Journalist in Hamburg, unter anderem für Brigitte, Brigitte Woman und das SZ-Magazin. Er wuchs in Berlin auf, besuchte die Deutsche Journalistenschule in München, studierte Amerikanistik und Geschichte in Berlin und New Orleans und war stellvertretender Chefredakteur von Brigitte. Till Raether ist verheiratet und hat zwei Kinder. Der erste Fall für Danowski, «Treibland», wurde für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert.
zum Inhalt:
Am Leuchtturm von Frederikenburg wird die Leiche einer Frau gefunden. In dem Ort an der Nordsee hat es seit dem Krieg schon kein Verbrechen mehr gegeben. Dementsprechend beschaulich geht die Polizei vor Ort zur Sache. Unterstützt wird sie von Adam Danowski mit einer Operativen Fallanalyse. Schnell stellt er fest, dass die junge Frau früher zu den Leuchtturmkindern der Familie Brakel gehörte. So nannte man die Kinder von der Insel, die von ihren Eltern nur temporär auf das Festland geschickt wurden, um die Schule zu besuchen. Corinna, Imke und Stefanie waren damals unzertrennlich. Während die SoKo noch ermittelt, schlägt der Täter erneut zu. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, bei dem mehr aufgedeckt wird, als es den Beteiligten lieb ist.
meine Meinung:
Till Raether mutet seinen Figuren auch im dritten Fall um Adam Danowski wieder einmal eine Menge zu. Der übersensibele Ermittler aus Hamburg unterstützt in „Fallwind“ seine Kollegen aus Bremerhaven. Der Krimi beginnt gleich rasant und gönnt seinen Lesern auch während der darauffolgenden Kapitel keine Verschnaufpause. Wer bereits die Vorgänger „Treibland“ und „Blutapfel“ gelesen hat, wundert sich sicher nicht, dass sich der Kriminalbeamte auch diesmal wieder in einem klaustrophobisch beängstigenden Raum befindet. Die Struktur der Handlung ist übersichtlich, während die Perspektiven zwischen dem Kriminalfall und privaten Belangen der Mitwirkenden wechselt. Es geht dabei um Mord, Unterschlagung und jede Menge seelischer Verletzungen. Trotz der Gräueltaten ist der Krimi keineswegs bluttriefend.
Jeder der Charaktere bekommt sein eigenes Päckchen zu tragen, das mehr oder weniger schwer auf der Seele lastet. Danowski muss sich dem Trauma stellen, das ihm seine Mutter bei ihrem Tod bescherte, das Lehrerehepaar Brakel versucht so gut es geht, den Schein nach außen zu wahren und die drei Leuchtturmkinder verschweigen ihre Erlebnisse aus der Vergangenheit. Diese Aspekte sind ebenso spannend wie die Klärung der Mordfälle und überzeugen durch Plausibilität. Das Erzähltempo nimmt anfangs kaum wahrnehmbar zu. Dennoch schafft es die Handlung, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann bis es einen am Schluss atemlos entlässt. Je mehr Details bekannt werden, desto unglaublicher bildet sich hier ein seelischer Abgrund ab. Manche Hinweise führen allerdings auch auf eine falsche Fährte, sodass die Spannung erhalten bleibt.
Die Serie besteht mit dieser Veröffentlichung aus drei Teilen. Der Fall ist in sich abgeschlossen, sodass man auch ohne Kenntnis der anderen beiden Bücher viel Spaß hat. Ab und zu lassen die privaten Verbindungen erahnen, dass hier auf vergangene Ereignisse Bezug genommen wird. Es wirkt keineswegs störend, sondern steigert das Verlangen, eben diese Bücher auch noch zu lesen. Für Kenner ergeben diese Einschübe nette Wiedersehen mit alten Bekannten. Bemerkenswert sind die fast unmerklichen Macken der einzelnen, die sich in der Kleidung, im Hobby oder in anderen Zwangshandlungen zeigen. Die Figuren bekommen so etwas Individuelles, was sie entweder liebenswert oder nervend macht. Es ist halt wie im echten Leben. „Fallwind“ ist unterhaltsam und spannend geschrieben und für mich ein absolutes Lese-Muss.