Klappentext:
Ein Neuanfang wartet auf FBI-Agentin Sadie Scott: Als Profilerin arbeitet sie nun für das FBI Los Angeles Division und ermittelt gleich in ihrem ersten großen Fall gegen einen Serienvergewaltiger. Während der Ermittlungen lässt sie sich nicht anmerken, was sie wenige Monate zuvor durchgemacht hat. Davon wissen in Los Angeles nur ihr Freund und Kollege Phil und Matt, mit dem sie frisch verheiratet ist. Auch Matt ist nun Agent beim FBI und schon bald bittet er Sadie um Hilfe. Er ermittelt undercover gegen einen mexikanischen Kartellboss und ist zufällig auf eine Mordserie an illegalen Einwanderinnen aus Mexiko gestoßen. Erschreckende Gemeinsamkeit: Alle toten Frauen haben kurz vor ihrer Ermordung ein Kind geboren. Neben ihren eigenen Ermittlungen unterstützt Sadie Matt bei seiner Arbeit, doch beide ahnen nicht, in welche Gefahr sie sich begeben …
Eigene Meinung:
Dania Dicken und Sadie Scott „in action“ – temporeich, gesellschaftlich aktuell und vielschichtig
Mit diesem sechsten Band der Reihe um FBI-Profilerin Sadie Scott beschreitet Autorin Dania Dicken neue Wege in mehrerlei Hinsicht:
zum einen hat „Undercover“ viele Aspekte eines Actionromans inklusive furiosem und Hollywood-reifen Showdown zum Ende hin, zum anderen widmet sie sich (stärker) gesellschaftspolitisch aktuellen Themen. Ich schränke mit „stärker“ deshalb ein, als dass sexuelle Gewalt, wie sie in mehreren der vorangegangenen Bände thematisiert wurde, (leider) immer aktuell ist, während die meisten von uns (wenn auch wohl fälschlich) eher das Gefühl haben, als seien Serienmörder – ebenfalls ein Thema der vorangegangenen Werke - eher ein US-amerikanisches Phänomen. Gesellschaftspolitisch aktuell soll heißen, dass illegale Einwanderung ein großes Motiv im Buch ist, mit den sich daraus ergebenden Optionen zur Ausbeutung der dadurch in vielerlei Hinsicht rechtslosen Menschen, speziell zur sexuellen Ausbeutung von betroffenen Frauen. Auch die Möglichkeit illegaler Adoptionen steht im Raum. Beide Themen sind durchaus auch Europäern bewusst(er) – als die für uns meist abstrakter erscheinende Serienmörderthematik.
Der Fokus der Reihe ist ebenfalls leicht verändert: Sadies Neu-Ehemann und Neu-FBI-Kollege Matt ist stärker im Blickpunkt, der aktuelle Titel bezieht sich auf seine Undercover-Tätigkeit im Milieu einer mexikanischen Gang, die ihr Geschäftsfeld im Drogen- und Mädchenhandel hat. Als er parallel zu seinen Ermittlungen auf ungeklärte Fälle stößt, bei denen nach längerer Zeit des Verschwindens mexikanische Frauen tot aufgefunden werden, jeweils kurz nachdem sie entbunden haben, zieht er offiziell seine Frau hinzu. Somit ermittelt Sadie bald auch im Umfeld der Tätigkeit ihres Mannes, parallel zu ihrem seit Anfang bestehenden Fall der Suche nach dem Pittsburgh Strangler. Das ist dann auch ebenfalls ein Novum und sicherlich realistisch für die Tätigkeiten bei der Behörde: es gibt durchaus mehrere Ermittlungen, die nebeneinander laufen können.
Neben allem kommen auch die menschlichen Themen nicht zu kurz, ohne dass sie jedoch zu sehr ausgewalzt werden; im Gegenteil, gerade bei der Undercover-Arbeit bekommt der Leser sehr bildhaft vorgeführt, inwieweit sich hier die Arbeit gefährlich ins Private einschleichen kann. Wie bedrohlich das dann wirklich für Leib und Leben werden kann – nun, das muss bitte jeder selbst lesen, aber schnell!
Ich kenne zwar alle vorangegangenen Teile, halte aber diesen wiederum für den Einstieg für geeignet, weil benötigte Vorinformationen durchaus kurz gegeben werden, zumindest ausreichend, um sicherlich ohne Probleme folgen zu können.
Hinsichtlich der Gewaltdarstellung ist dieser Teil sehr viel zurückhaltender als speziell der vorangegangene, dafür gibt es den bereits erwähnten Showdown sowie einige Angriffe. Sexuelle Gewalt wird nicht während der Ausübung beschrieben, sondern distanzierter im Rahmen von (wenigen) Befragungen und einigen Berichten.
Insgesamt ein sehr spannender „runder“ Band 6, der mich einen ganzen Abend nicht loslassen wollte, nur den generell sehr fesselnden Showdown fand ich doch etwas zu „bombastisch“. Wegen des aktuellen Themas und des Schreibstils (und weil ich es im Film toll fände) jedoch keinen Abzug nur dafür, der Rest ist toll.