'Jeder stirbt für sich allein' - Seiten 286 - 374

  • Auch wenn noch viel zu tun ist: es ist schon ein gewaltiger Fortschritt, dass es heute Gesetze gibt, die Gewalt gegen Kinder auch in der Familie verbieten. Und Gewalt gegen die Ehefrau.
    Wir machen uns das häufig nicht bewusst, wie wenig selbstverständlich das auch in unserer scheinbar so modernen und aufgeklärten Gesellschaft ist.
    Und wie lange es dauert, bis Normen auch bei den Menschen im Bewusstsein ankommen. Denn es ist ja nicht damit getan, dass etwas in einem Gesetz steht.

  • Ich glaube Made war es, die im vorangegangenen Buch schon schrieb, dass vieles aufgesetzt wirkt. Auch mir fiel schon früh auf, dass viele Zufälle übertrieben herbeigezogen wurden.
    Trudl und Karl haben schon einen schweren Stand auf dem Land, sie sind zugezogene und nicht in der Partei. Dass Trudl Otto beim Kartenablegen erwischt, ist ein Zufall, der immer wieder passieren kann, aber dass Karl dann auch noch den schweren Koffer nach der Diskussion aufbewahren will, so gutmütig kann man doch nicht sein.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Ich denke, Fallada wollte sämtlich Facetten von Charakteren und Situationen abdecken. Dann wirkt es ganz zwangsläufig konstruiert. Andernfalls hätte er viel mehr Figuren auftreten lassen müssen. Dann wäre es aber kein Roman geworden, sondern eine Aneinanderreihung von Ereignissen mit einer unüberschaubaren Anzahl an Personen.

  • Made, genau so sehe ich es auch und ich kann deshalb mit den Zufällen gut leben.


    Ich kann für mein Umfeld allerdings die Häufigkeit der Prügel nicht bestätigen (Jahrgang 71), aus Geschichten der Eltern- und Großeltern aber schon.


    Lesebiene, ich denke, dass es nicht wirklich Gutmütigkeit ist, sondern fehlende Kraft zum Widersprechen.

  • Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, in welchem wunderbaren Land wir leben. Wir dürfen sagen was wir wollen, wir dürfen tun was wir wollen, solange es nicht strafbar ist und in den meisten Fällen werden Kinder nicht geprügelt. Mich hat die Stimmung und auch die Begebenheiten im Buch teilweise zerrissen. Ich habe kurz überlegt, ob ich abbrechen soll, weil ich alles so schrecklich fand. Aber ich wollte dann doch wissen, wie es weiter geht. Es war ja nicht gerade uninteressant.

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, in welchem wunderbaren Land wir leben. Wir dürfen sagen was wir wollen, wir dürfen tun was wir wollen, solange es nicht strafbar ist und in den meisten Fällen werden Kinder nicht geprügelt. Mich hat die Stimmung und auch die Begebenheiten im Buch teilweise zerrissen. Ich habe kurz überlegt, ob ich abbrechen soll, weil ich alles so schrecklich fand. Aber ich wollte dann doch wissen, wie es weiter geht. Es war ja nicht gerade uninteressant.


    :write Es wird sehr deutlich, wie schnell und wie willkürlich man unter Verdacht geraten konnte, selbst das Vertauen innerhalb einer Familie wurde durch die ständige Gefahr und Bespitzelung in vielen Fällen zerstört.


    Zitat

    Original von made


    Den genauen Plan von Escherich hätte ich auch gern gewusst. Ich glaube nicht, dass er davon ausgegangen, dass Enno sich selbst umbringt. Aber ein Versuch war es schon wert. Sich nicht die Hände schmutzig machen, war für Escherich bestimmt erstrebenswert. Vielleicht hat Enno Escherich erst auf die Idee mit dem Wasser gebracht. Ist nicht so laut wie ein Schuss.


    So ganz habe ich da auch nicht durchgeblickt, klar ist auf jeden Fall, dass Enno an diesem See sterben sollte, wie auch immer.

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Ich glaube Made war es, die im vorangegangenen Buch schon schrieb, dass vieles aufgesetzt wirkt. Auch mir fiel schon früh auf, dass viele Zufälle übertrieben herbeigezogen wurden.
    Trudl und Karl haben schon einen schweren Stand auf dem Land, sie sind zugezogene und nicht in der Partei. Dass Trudl Otto beim Kartenablegen erwischt, ist ein Zufall, der immer wieder passieren kann, aber dass Karl dann auch noch den schweren Koffer nach der Diskussion aufbewahren will, so gutmütig kann man doch nicht sein.


    Das gehört aber doch in den nächsten Abschnitt? :gruebel