'Der Pirat' - Seiten 441 - 536

  • Ich muss gestehen irgendwie hat es sich jetzt ein wenig gezogen. Nicht dass der Ausflug in die Karibik und dann nach Spanien wirklich langweilig gewesen wäre. Aber irgendwie wiederholt sich einiges einfach. Vor allem Drakes dauerhaftes Glück und Geschick.


    Bei der Geschichte mit Burough hatte ich schon die Befürchtung, dass er jetzt wirklich mal richtig Ärger bekommt. Irgendwie hatte ich da den Gablé noch im Hinterkopf, dort ist er ja an dieser Stelle nicht so positiv beschrieben worden. Ausserdem hatte er ja eigentlich andere politische Aufträge. Ich weiss nicht, ob seine Plünderein so gut angekommen wären, wenn er am Schluß nicht noch den Portugiesen aufgebracht hätte.


    Was mir am Ende der beiden Kapitel aufgefallen ist, dass sich hier die Geschichte eher in ein Nachwort verwandelt, in dem nur kurz berichtet wird, was weiter geschieht.


    So, jetzt bin ich aber mal gespannt, wie das Buch zu Ende geht.

  • Zitat

    Original von streifi
    Vor allem Drakes dauerhaftes Glück und Geschick.


    Tja, das ist das Problem, wenn man über reale und nicht fiktive Gestalten schreibt.
    Hätte ich einen Piraten erfunden, hätte er schon längst mal auf die Nase fallen müssen.
    Aber so geht das leider nicht, ohne die Geschichte zu verfälschen.
    Er hatte nun mal unbändiges Glück in seinem Leben bis ca. 1589.
    Danach wurde es duster.
    Als ich bei der geschätzten Kollegin fast die gleiche Szene gelesen habe, die auch bei mir vorkommt - ich schwör's, wir hatten keinerlei Kontakt und die Bücher sind völlig unabhängig von einander entstanden - habe ich auch die Luft angehalten.
    Aber sie beschreibt es eben völlig richtig aus der Sicht eines loyalen Untergebenen, und ich aus der eines Mannes, der sich um Befehle einen Dreck geschert hat.
    Das ging so lange gut, wie er Erfolg hatte.
    Den hat Elizabeth nun einmal verlangt, so wie ein paar hundert Jahre später auch Friedrich II., der von seinen Generälen Fortune forderte, sonst waren sie ganz schnell Kanonenfutter.
    Aber da das nun mal so war, erntete Drake das Lächeln der Queen und Borough marschierte zumindest vorübergehend in den Tower.
    Das wird später noch viel krasser, verlass dich drauf. :-)

    There must be a beginning of any great matter, but the continuing unto the end until it be thoroughly finished yields the true glory. (Francis Drake)


  • Das war durchaus nicht als Kritik gemeint, mir ist durchaus klar, dass dir da die Hände gebunden sind ;-) Vor allem hatte Drake halt wohl einen guten Instinkt und hat sich auch drauf verlassen. Bis jetzt passt das Ganze ja auch halbwegs in die Staatsräson.


    Ausserdem waren die Waringhams ja eh immer ein bisschen königstreuer als das historisch belegte Personal :-)
    Wobei mir dein Buch genauso gut gefällt wie der Palast der Meere. Die etwas andere Perspektive schadet ja nicht und gibt einen zusätzlichen Einblick in die Zeit.

  • Ich habe das auch gar nicht als Kritik empfunden und wenn, wäre es auch nicht schlimm.
    Gespannt warte ich schon die ganze Zeit auf die Prügel, die bisher aber erstaunlicher Weise noch nicht gekommen sind.
    Ich mag Rebecca Gablé außerordentlich und habe Blut und Wasser geschwitzt als sich herausstellte - der Pirat war schon beim Verlag - als erste Hinweise darauf hindeuteten, dass wir uns in ähnlichen Gefilden bewegen.
    Und dann auch noch eine nahezu identische Szene, allerdings unterschiedlich interpretiert.
    Drake segelte halt immer ohne Netz und doppelten Boden.
    Er stand mit seinem ausschließlich selbst erworbenen Vermögen und seinem Kopf für den Erfolg ein.
    Ging die Sache schief, hätte er wahrscheinlich geendet wie Raleigh.
    Aber das tat sie eben nicht, Fortuna sei Dank. ;-)

    There must be a beginning of any great matter, but the continuing unto the end until it be thoroughly finished yields the true glory. (Francis Drake)

  • Ganz ehrlich, ich glaube der Pirat braucht sich nicht hinter dem Palast der Meere zu verstecken. Bei beiden Büchern hatte ich das Gefühl, ja, so könnte es gewesen sein.
    Drake war einfach kein Politiker, der wollte sein Leben auf See und keine diplomatischen Tänzchen. Hat man ja in Venedig gesehen :lache


    Durch die etwas andere Perspektive hat das Buch mir ein weiteres Puzzleteilchen zu dieser Zeit geliefert. Und mich dabei auch noch gut unterhalten. :wave

  • Mir gefällt die Piratengeschichte immer mehr... :-]So sehr, dass ich agr nicht viel hier schreiben kann weil ich schon weiter gelesen habe. Nicht,dass ich noch was verrate.

  • Was mir von diesen Buch in Erinnerung bleiben wird ist das Drake ein Mensch war der alle gleich behandelt hat. Wie er auf den Tod seines Freundes Pedro reagiert hat war das n dieser Zeit sicher einzigartig. :anbet :knuddel. Ich finde für so viel Courage hat er sich sein Glück redlich verdient.
    Wir brauchen auch heute ganz dringend mehr von dieser Sorte.

  • Zitat

    Original von LauraJane
    Wie er auf den Tod seines Freundes Pedro reagiert hat war das n dieser Zeit sicher einzigartig.


    Mich hat das auch verwundert und überrascht.
    Die Geschichte ist im Prinzip genau so passiert, wenn auch einige Jahre früher vor Porto Bello.
    Aber ich wollte sie unbedingt mit einfließen lassen. Ebenso wie sein Verhältnis zu Diego.
    Heute, wo man ja gern am Image von "Helden" kratzt und Gutmensch schon ein Schimpfwort geworden ist, wirft das schon ein bezeichnendes Bild auf ihn.

    There must be a beginning of any great matter, but the continuing unto the end until it be thoroughly finished yields the true glory. (Francis Drake)

  • Mir gefällt das Buch auch immer noch gut!


    Die andere Sichtweise finde ich interessant, aber wie Streifi schon sagte ist es anderer Blickwinkel in dieser Zeit und das ist doch durchaus okay. Wir erleben alle die gleichen geschichtlichen Ereignisse in dieser Zeit, doch jeder von uns nimmt sie unterschiedlich wahr, weil wir alle in unterschiedlichen Situation stecken und unterschiedliche Erfahrungen (persönlich) im Leben gemacht haben.


    Diego war eine meiner Lieblingsfiguren, ich mochte ihn, vor allen Dingen, weil er jemand war, der unserem Francis mal die Meinung geigen durfte. Solche Menschen braucht man im Leben, auch Helden und Galionsfiguren.


    Tja, Drake hatte das Glück auf seiner Seite, was soll der Autor da machen, außer sich an die Fakten zu halten. Für mich ist das nachvollziehbar und gut so. Jetzt bin ich aber gespannt wie es zu Ende geht.


    :wave

  • Zitat

    Original von Luckynils
    Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man sagen, solch' einen "netten" Piraten kann es gar nicht gegeben haben.....


    Das war auch manchmal mein Problem und im Nachwort habe ich dazu Stellung bezogen.
    Ich hätte es nie gewagt, mir eine solche Geschichte komplett auszudenken - weil, viel zu unrealistisch.
    Und dann kommt Drake und lebt sie.
    Manchmal war ich fast versucht, ihm schlechte Eigenschaften oder Verhaltensmuster anzudichten, habe aber letztlich davon Abstand genommen.
    Trotzdem sehe ich in ihm nicht den strahlenden Helden, sondern den Mann aus Fleisch und Blut mit all seinen Fehlern, aber auch mit einer ungewöhnlichen Beharrlichkeit, einem für seine Zeit weitsichtigem Denken, großem Durchsetzungsvermögen - und oft gesegnet mit unglaublichem Massel.
    Manchmal hing sein Leben wirklich an einem seidenen Faden.
    Wäre er z.B. ohne das Silber von der Rosario zurückgekehrt, hätte Howard ihn wahrscheinlich zur Abschreckung gehenkt.
    Aber so mussten sich die anderen Kapitäne von Elizabeth Vorwürfe anhören, wieso sie nicht eine ebensolche Beute nach Hause gebracht hätten.


    Die Historie schreibt oft Geschichten, die man sich gar nicht auszudenken wagen würde, ohne sich das spöttische Lächeln der Leser zuzuziehen.
    In meinem neuen Roman erzähle ich wiederum von solch einem Mann, der es von ganz unten nach ganz oben gebracht hat und dabei auf niemanden anderes als sich selbst vertrauen konnte.
    Manchmal schüttle ich selbst den Kopf und frage mich: Kann das wirklich so gewesen sein?
    Und wenn es sich um eine historische Tatsache handelt, muss sie für mich wenigstens dreimal verifiziert sein, sonst verwende ich sie nicht.


    Oder was haltet ihr denn von folgender Story:
    Eine riesige Stadt, fünfzigtausend Bewohnen, umgeben von hohen Mauern und Türmen.
    Davor ein ausgehungertes Heer.
    Ein König mit nur zwei Getreuen öffnet eine kleine Pforte, gelangt an ein großes Tor, kämpft es frei und ebnet so seinen Soldaten den Weg in die Stadt, die sie schneller erobern als ein Priester das Vaterunser sprechen kann.
    Reale Geschichte oder "Herr der Ringe"?
    Der Name des Königs und eines Begleiters sind bekannt, den dritten, unbekannten Mann habe ich dann dazugestellt.
    So verstehe ich meine schriftstellerische Freiheit. :-)

    There must be a beginning of any great matter, but the continuing unto the end until it be thoroughly finished yields the true glory. (Francis Drake)

  • Da habe ich doch glatt einen Abschnitt übersprungen, weil ich einfach weiterlesen wollte :grin


    Das war aber auch spannend, da mochte ich nicht unterbrechen.


    Etwas stößt mir die Beschreibung Elisabeths auf - so derart sexbesessen sehe ich sie nicht.
    Da gibt es in der Forschung ja auch unterschiedliche Meinungen, ob, wenn ja, wie sehr sie sich den Herren hingegeben hat. ( Das Risiko eine Schwangerschaft war ja nicht ganz unerheblich, die Pille hatte sie ja leider noch nicht)
    Die sogenannten Favoriten waren oft ja nur die, die gerade in ihrer Gunst standen - in welcher Hinsicht auch immer.


    Aber das nur am Rande.
    Hier will ich ja auch über Drake und nicht so viel über Elisabeth lesen. :grin



    Die Szene mit Roanoke fand ich sehr interessant, da ich die Besiedlung Amerikas
    durch die Engländer schon immer spannend fand.
    Und - da ich die Person des Gans so interessant finde. Da war er endlich wieder.


    Hach und natürlich die Vernichtung der spanischen Flotte - ein Meisterstück. Das war etwas nach meinem Geschmack, die Szenen.


    Nun bin ich gespannt auf die Schlacht mit der Armada, auch wenn ich das Ergebnis natürlich bereits kenne :grin

  • Zitat

    Original von JohannaEtwas stößt mir die Beschreibung Elisabeths auf - so derart sexbesessen sehe ich sie nicht.


    Kommt das so rüber?
    Dann wäre es schade, denn das hätte ich nicht gewollt.
    Ich sehe sie als eine lebenslustige, Musik, Tanz, Mode - also den schönen Dingen des Lebens - zugeneigte Dame.
    Und dazu gehört nun auch einmal körperliche Liebe.
    Du hast völlig Recht, die Meinungen der Historiker gehen hier weit auseinander.
    Von Hermaphrodit über keusche Jungfrau bis hin zu sexbesessenem Monster ist da alles dabei.
    Ich denke, wie oft liegt die Wahrheit wieder einmal irgendwo in der Mitte.


    Aber sie war eine Frau aus Fleisch und Blut, Tochter zweier sehr sinnlicher Eltern und soll in der rauschenden und parfümgeschwängerten Atmosphäre der Renaissance-Bälle nicht auch das Bedürfnis nach sexueller Zuwendung gehabt haben? Ihre Favoriten - alles stattliche Männer - nur von Ferne angehimmelt haben?
    Wo doch ihre männlichen Pendants allesamt eine Liebschaft nach der anderen hatten und sogar der prüde Philipp II. mit großer Sicherheit an der Syphilis gestorben ist, die er sich bei einem ihm zugeführten "leichten" Mädchen geholt hat?
    Nein, das würde mich zu sehr enttäuschen.
    Wenn sie schon herrscht und handelt wie ein Mann ( und oft besser), dann darf sie sich bei mir auch diese Freuden gönnen.
    Keiner hätte z.B. einen König zur damaligen Zeit schief angeschaut, holte er sich eine zwanzig Jahre jüngere Hofdame ins Bett.
    Bei mir darf Elizabeth das halt auch.
    Besessen würde ich sie deshalb allerdings nicht nennen.
    :-)

    There must be a beginning of any great matter, but the continuing unto the end until it be thoroughly finished yields the true glory. (Francis Drake)


  • Heute morgen in der U-Bahn habe ich es gelesen und ich habe mich riesig gefreut. Die ganze Zeit habe ich mir darüber Gedanken gemacht welcher König es wohl sein könnte.


    Ich möchte nicht zuviel verraten, falls es jemand interessiert:

  • Diesen Abschnitt mochte ich richtig richtig gerne - Francis in der Karibik weckt das Fernweh in mir. Spannend auch, wie er die "Versuchskaninchen" der ersten englischen Niederlassung in Amerika aufsammelt - inklusive Gans.


    Und dann natürlich Francis' Überfall auf Cadiz bzw. auf die spanische Flotte. Das muss ja in den psychologischen Ausmaßen unvorstellbar gewesen sein, was für einen Schock Drake den Engländern da versetzt hat. Egal wie sehr man nach so etwas ausrüstet - den Bammel vor Drake wird man so schnell nicht los.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Zitat

    Original von Susannah
    Diesen Abschnitt mochte ich richtig richtig gerne - Francis in der Karibik weckt das Fernweh in mir. Spannend auch, wie er die "Versuchskaninchen" der ersten englischen Niederlassung in Amerika aufsammelt - inklusive Gans.


    Und dann natürlich Francis' Überfall auf Cadiz bzw. auf die spanische Flotte. Das muss ja in den psychologischen Ausmaßen unvorstellbar gewesen sein, was für einen Schock Drake den Engländern da versetzt hat. Egal wie sehr man nach so etwas ausrüstet - den Bammel vor Drake wird man so schnell nicht los.


    Der Überfall auf Neuspanien und Cadiz haben das spanische Weltreich damals nachhaltig erschüttert. Drakes Raubzug durch die Karibik war zwar nicht so profitabel wie erhofft, aber das muss man in der Relation zu seinen übrigen Unternehmungen sehen.
    Und Cadiz und die anschließende Küstenblockade waren für die spanische Seemacht fast schlimmer als der spätere Untergang der Armada.
    Philipps Ruf war ruiniert, keiner wollte ihm mehr Geld geben und selbst der Papst schüttelte ob der Unfähigkeit den Kopf. Das muss ihn schwer getroffen haben. :grin

    There must be a beginning of any great matter, but the continuing unto the end until it be thoroughly finished yields the true glory. (Francis Drake)

  • Tja, wenn man sich als Allerchristlichste Majestät betiteln lässt, und einem dann von einem ketzerischen Freibeuter einer ketzerischen Königin so das Fell über die Ohren gezogen wird ...


    Und wenn man sich dann anschaut, wie extrem Drakes Ruf schon vor dieser Geschichte war ... der Leibhaftige persönlich :wow

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