Wir leben seit Jahrhunderten ohne die amerikanische Regierung und werden das auch weiter tun. Am Ende mögen sie mich kriegen, aber bis dahin werde ich eine gute Zeit in Freiheit verleben und mich nicht mit ihnen verbrüdern. (Seite 113)
216 Seiten, zahlreiche Abbildungen, gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, Fadenheftung
Umschlag und Illustrationen von Claudia Lieb
Verlag: Palisander Verlag, Chemnitz 2016
ISBN-10: 3-938305-95-9
ISBN-13: 978-3-938305-95-9
Vorbemerkung
Ich habe eine Weile wegen der richtigen Rubrikenzuordnung überlegt, bin jedoch zu dem Ergebnis gekommen, daß "Historischer Roman" besser paßt als "Biographie".
Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)
Sitting Bull ist ein Name, dem man recht bald begegnet, wenn man sich mit den Indianern beschäftigt. Spätestens wenn man an die Schlacht am Little Big Horn denkt. Hier wird sein Leben von seiner Jugend an bis kurz vor seinem gewaltsamen Tod nacherzählt. Sitting Bull mußte den Niedergang des freien Lebens in der Prärie erleben.
Über die Autoren
Erik Lorenz, geboren 1988 in Berlin, studierte International Marketing und Business & Management in den Niederlanden, Hongkong und Großbritannien. Er hat etliche Reisebücher, eine Biographie über Liselotte Welskopf-Henrich sowie zahlreiche Zeitschriftenartikel veröffentlicht.
Claudia Lieb, geboren 1976 in Erlenbach (Main) hat Kommunikationsdesign studiert und lebt in München. 2009 wurde ihr Buch „Die wunderbaren Reisen des Marco Polo“ von der Stiftung Buchkunst als eines der schönsten ausgezeichnet.
Informationen im Internet:
- < Klick > - die Webseite von Erik Lorenz
- < Klick > - der Wikipedia-Eintrag zum Autor
- < Klick > - Die Webseite von Claudia Lieb
- < Klick > - der Wikipedia-Artikel über Sitting Bull
Meine Meinung
Es ist so eine Sache mit Namen und Orten. Zu jedem Thema gibt es ein paar solcher Begriffe, die mehr oder weniger zu Schlagwörtern werden. Für den Western sind etwa Fort Laramie, Black Hills, Sand Creek, Red Cloud, Buffalo Bill oder Sitting Bull deren solche. Aber was verbindet man mehr mit diesen Begriffen als eben ein, zwei Schlagworte? Eigentlich schade, denn hinter diesen Begriffen finden sich Menschen und Geschichten, Freude und Leid, Liebe und Tod - eben die ganze Spannweite des Lebens.
In der „Geschichte des Sitting Bull“ wird ein solches Schlagwort zum Leben erweckt, wird die dahinterstehende Geschichte erzählt. In der Rahmenhandlung beginnt ein Großvater seinem Enkel von der Vergangenheit und dem berühmtesten aller Häuptlinge, Tatanka Iyotake - auf Englisch Sitting Bull -, zu berichten. Anhand überlieferter Bilder erzählt er dessen Leben von seiner Kindheit bis kurz vor seinem Tod.
In drei großen Abschnitten (Die Welt der Lakota / Eine Welt im Wandel / Eine neue Welt) ersteht so das Leben eines der berühmtesten Häuptlinge und seiner Zeit, die eine der großen Veränderungen war. Denn in seiner Kindheit gab es noch das freie Leben in der Prärie, bei seinem Tod war das Geschichte und den Indianern blieb nur noch das trostlose Leben in Reservaten. Dazwischen spannt sich ein Leben mit Höhen und Tiefen, auf dem vor allem in seinen letzten Jahren die Melancholie einer untergehenden Welt lag.
Der Opa der Rahmenhandlung geht, um die Geschichte zu erzählen, mit seinem Enkel in ein Tipi. Ich nehme an, der Autor wollte eine Stimmung schaffen, daß man als Leser - passend zur Geschichte - das Gefühl hat, es würde an einem Lagerfeuer erzählt. Dieses Gefühl hat sich bei mir jedoch nicht eingestellt. Das ging mir vor Kurzem schon mit den beiden Romanen von Michael Blake so. Wie dieser erzählt Erik Lorenz in eher kürzeren Sätzen sehr sachlich und handlungsbezogen. Es fängt zwar bald das berühmte Kopfkino an zu laufen, ich konnte mir alles gut vorstellen und hatte recht klare Bilder im Kopf. Jedoch ließ mich die Erzählung emotional außen vor, eine „Bindung“ an die Figuren konnte ich nicht entwickeln. Das mag, bedenkt man die Tragik der Ereignisse, nicht unbedingt von Nachteil sein, schuf andererseits bei mir eine erhebliche Distanz zu Handlung wie Figuren.
Der Band wurde durchgehend von Claudia Lieb illustriert. Die Bilder passen in ihrem Stil sehr gut zur Erzählweise; der Roman müßte, wie vom Verlag angegeben, nicht zuletzt durch die vielen Bilder auch gut für Jugendliche geeignet sein. Besonders lobend sei hier die wirklich außergewöhnliche herstellerische Qualität des Buches hervorgehoben. Fadenheftung, Lesebändchen, wertiges Papier. Der Buchrücken war nach dem Lesen nicht schief, was heutzutage relativ selten vor kommt. Beim Verlag beherrscht man ganz offensichtlich noch die Kunst, gute Bücher zu machen. Das Beispiel sollte Schule machen.
Alles in allem hat Erik Lorenz eine gut lesbare, interessante Biographie über einen der berühmtesten Indianerhäuptlinge der Sioux geschrieben.
Mein Fazit
Eine gut lesbare, handlungsbezogen geschriebene Biographie über den Häuptling, der die Lakota in die Schlacht am Little Big Horn führte.
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