Das Versprechen der australischen Schwestern - Ulrike Renk

  • Zum Buch:
    Taschenbuch: 608 Seiten
    Verlag: Aufbau Taschenbuch; Auflage: 1 (17. Juni 2016)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3746632110
    ISBN-13: 978-3746632117


    Kurzbeschreibung:
    Drei Schwestern, zwei Kontinente: Jede der drei ist ihren Weg gegangen. Elsa arbeitet in Sydney, Mina hat nach Jahren endlich ihren heimlichen Verlobten William geheiratet, und Carola lebt glücklich mit Werner in Hamburg. Doch dann ist ihr aller Glück in Gefahr: Nicht nur ein Todesfall erschüttert die Familie in ihren Grundfesten, sondern es bricht auch der Erste Weltkrieg aus. Plötzlich leben Carola, Elsa und Mina in verfeindeten Ländern. Wird das Band, das die drei Schwestern zusammenhält, stärker sein als die Schatten des Krieges?


    Das bewegende Leben der australischen Schwestern zwischen Krieg und Frieden.


    Zur Autorin:
    Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld.


    Meine Meinung:
    Ein drittes Mal begleiten wir die Nachkommen von Emilia und Carl Lessing durch ihr Leben. In diesem abschliessenden Band liegt der Schwerpunkt ein wenig mehr auf Mina und Elsa.
    Aber auch Carolas Schicksal wird weiter begleitet. Es wird gestorben, geheiratet und geboren in der Familie Lessing.
    Ulrike Renk gelingt es auch im dritten Band dieser Familiensaga wieder eine absolute Wohlfühlathmosphäre aufzubauen. Dabei werden aber auch die unangenehmen Seiten des Lebens nicht ausgespart, vor allem das Thema Aborigines Protaction Act und dessen direkte Folgen für die Ureinwohner wird ausführlich beleuchtet.
    Alles in allem ist dieses Buch ein toller Abschluss für die Geschichte der Familie Lessing. Am Ende bleiben, auch dank des ausführlichen Nachworts, keine Fragen und Wünsche offen.


    Von mir eine klare Leseempfehlung!

  • Ich habe das Buch in der Leserunde gelesen und es war mein erstes Buch von Ulrike Renk - und ich muss sagen: Ich habe bislang wirklich sehr viel verpasst!


    Natürlich war ich zu Beginn etwas überfordert mit den Figuren, aber - selbst schuld - wenn man natürlich bei einer Trilogie in Band 3 einsteigt, muss man sich halt natürlich etwas zurechtschütteln.


    In der Leserunde gab es das e-book und diesem vorangestellt ist ein ausführlicher Stammbaum (was wohl auch, wenn ich das richtig aus der Leserunde mitgenommen habe, in der Printversion der Fall ist). Ich bin hier immer hin- und hergerissen, weil ein Stammbaum ja doch viel vorhernimmt, und deswegen habe ich ihn nicht gelesen. Aber man hätte zwischendurch auch nachschlagen können, wenn man vor lauter Personen überfordert war :-)


    Nach ein paar Kapiteln war mir dann aber auch klar, wer wer ist, wer wie zusammenhängt und wie die Hauptpersonen, von denen es ja hier doch einige gibt, ticken. Manche ticken auch einmal aus, hier hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle noch etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht, wie z.B. Elsa mit ihrem Vater Rud "zusammenrutscht", da dieser mit der Wahl ihrer Liebschaft nicht einverstanden ist.


    Für mich etwas verwirrend - was aber nicht heißen soll, dass ich dies dem Buch negativ anlaste, eigentlich gar nicht bis im Gegenteil! - war der Klappentext, der ja gefühlt das Augenmerk sehr auf den ersten Weltkrieg und die Auswirkungen auf die Geschwister Elsa, Mina, Carola, Billy und Arthur lenkt. Dies kam aber eher kürzer und Ulrike hat in der Leserunde hier auch erläutert, dass diese Texte meist eben vor dem Buch entstehen und das Buch sich dann durchaus beim Schreiben auch weiterentwickelt und lebt - und dann wie hier auf einmal ein anderes Thema, der Aborigines Protaction Act, mehr Raum erhält als zu Beginn gedacht.
    Ich muss sagen, für mich war das perfekt. Denn ganz ehrlich: Wenn mich jemand gefragt hätte, um was es sich dabei handelt, bevor ich das Buch gelesen hätte, ich hätte eher mit sehr großen Augen geschaut und keine Antwort gewusst. Jetzt habe ich eine Bildungslücke geschlossen oder zumindest etwas gefüllt, von der ich vorher nicht einmal wusste ;-)


    Die Personen sind alle sehr gut geschildert, auch wenn es für mich gefühlt eher um eine Gefühlsebene geht, wenn Personen beschrieben werden und weniger um das Aussehen. Dies mag durchaus dem Band 3 geschuldet sein, denn ich selbst finde es auch immer sehr nervig, wenn ich eine Reihe lese und dann immer und immer wieder aufgeführt wird, wie jemand aussieht.
    Es könnte also durchaus die Meinung entstehen, durch die für mich nicht vorhandenen Äußerlichkeiten der Personen haben dazu geführt, dass mir etwas gefehlt hat. Normalerweise sind die Äußerlichkeiten auch wichtig für mich, dass ich mir also mein Kopfkino richtig anschalten kann.
    Aber: Es hat mich überhaupt nicht gestört. Irgendwie sind die Personen immer gesichtslos geblieben, dafür haben ihre Gefühle sie zu tatsächlichen Menschen gemacht. Ich habe also aufgrund der emotionalen Beschreibungen und ihren Sympathien und Empathien mit Menschen gleichgesetzt, die ich ebenso beschreiben würde, und damit hatte jeder ein Gesicht.


    An mancher Stelle plätschert die Geschichte ein paar Seiten vor sich hin, um dann wie aus dem Nichts heraus so intensiv zu werden, dass man mit Tränen mitleidet und sich mit ebensolchen mitfreut.
    Ich habe alle te Kloots, Lessings, Ansings & Co. sehr in mein Herz geschlossen und werde nun die ersten beiden Bände lesen, denn ich bin mir sicher, ich würde etwas verpassen. Denn das wäre bei Band Nummer drei definitiv der Fall gewesen!

  • Danke streifi und dschaenna! Ich bin auf das Buch zufällig gestoßen und hab gezögert, es zu lesen, weil es eben Band drei einer Trilogie ist. Ich denke, es wird eine bessere Idee für mich sein, wenn ich zunächst einmal mit dem ersten Band beginne! :-]
    Lg Buechersissi :-)

  • Zitat

    Original von dschaenna


    Die Personen sind alle sehr gut geschildert, auch wenn es für mich gefühlt eher um eine Gefühlsebene geht, wenn Personen beschrieben werden und weniger um das Aussehen. Dies mag durchaus dem Band 3 geschuldet sein, denn ich selbst finde es auch immer sehr nervig, wenn ich eine Reihe lese und dann immer und immer wieder aufgeführt wird, wie jemand aussieht.
    Es könnte also durchaus die Meinung entstehen, durch die für mich nicht vorhandenen Äußerlichkeiten der Personen haben dazu geführt, dass mir etwas gefehlt hat. Normalerweise sind die Äußerlichkeiten auch wichtig für mich, dass ich mir also mein Kopfkino richtig anschalten kann.
    Aber: Es hat mich überhaupt nicht gestört. Irgendwie sind die Personen immer gesichtslos geblieben, dafür haben ihre Gefühle sie zu tatsächlichen Menschen gemacht. Ich habe also aufgrund der emotionalen Beschreibungen und ihren Sympathien und Empathien mit Menschen gleichgesetzt, die ich ebenso beschreiben würde, und damit hatte jeder ein Gesicht.


    Liebe Dschaenna,


    ich gestehe, ich mach das eigentlich nie so wirklich richtig - also Äußerlichkeiten beschreiben. Das mag daran liegen, dass mir Äußerlichkeiten unwichtig sind.
    Ich finde, Persönlichkeiten zeichnen sich durch andere Dinge aus.
    Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich das nicht wirklich gut kann - Leute beschreiben. Für mich hat das immer so etwas Gewolltes. "Sie kämmte ihr schulterlangen dunkelbraunen Haare, die fantastisch mit den grünen Augen harmonierten" ...


    Du wirst also auch in den ersten beiden Bänden kaum äußerliche Beschreibungen finden. Sorry.


    LG


    Ulli


    Aber ich freu mich sehr, dass dir das Buch gefallen hat!

  • Ich habe dieses Buch innerhalb der Leserunde gelesen.


    Mit diesem Buch endet die Australien-Trilogie rund um die Familien Lessing und te Kloot. Ein bißchen schade finde ich es schon, das die Reihe nun endet, weil mir die Familie doch sehr ans Herz gewachsen ist.


    Ich bin froh, das ich die Bücher der Reihe nach gelesen habe. Ich stelle mir vor, das es sonst doch sehr verwirrend sein kann. Mit den ganzen Personen und Handlungen.


    Die Schilderungen sind sehr lebhaft beschrieben. Man hat sehr das Gefühl, das man mitten im Geschehen dabei ist und mit der Familie zusammen lacht und leidet. Ich habe natürlich auch die eine oder andere Träne vergossen.


    Es muss wirklich eine bewundernswerte Familie gewesen sein. Jeder ist für den anderen da. Klar, gibt es hin und wieder auch Streitereien. Aber diese fallen nie besonders schlimm aus. Es sind eher wie kleine Zankereien. Alles in allem war der Familienzusammenhalt sehr groß.


    Ich kann dieses Buch sehr empfehlen. Meine Bewertung ist 10/10 Punkten.

  • Titel: Das Versprechen der australischen Schwestern
    Autor: Ulrike Renk
    EAN: 9783841210777
    Erscheinungsdatum: 17.06.2016
    Verlag: Aufbau digital
    Seiten: 608 (Printausgabe)
    Band 3 der Familiensaga



    Beschreibung laut Thalia:
    Drei Schwestern, zwei Kontinente: Jede der drei ist ihren Weg gegangen. Elsa arbeitet in Sydney, Mina hat nach Jahren endlich ihren heimlichen Verlobten William geheiratet, und Carola lebt glücklich mit Werner in Hamburg. Doch dann ist ihr aller Glück in Gefahr: Nicht nur ein Todesfall erschüttert die Familie in ihren Grundfesten, sondern es bricht auch der Erste Weltkrieg aus. Plötzlich leben Carola, Elsa und Mina in verfeindeten Ländern. Wird das Band, das die drei Schwestern zusammenhält, stärker sein als die Schatten des Krieges?


    Meine Meinung:
    Der Leser, der die ersten beiden Bände gelesen hat, ist sofort wieder in Australien und leidet mit Emilia, Carl und den Kindern und Enkelkindern. Auch die Perle Allunga mit ihren Erzählungen der Legenden der Aborigines ist wieder mit von der Partie.
    Es ist interessant, mit der Nase darauf gestoßen zu werden, wie die Einwanderer Australien für sich einnehmen und die Ureinwohner mehr und mehr ihr Lebensrecht verbieten.
    Aber auch die Familie hat ihr Leid und ihre Freude.
    Es wird gestorben, geheiratet und es werden Kinder geboren. Freud und Leid liegt so nah beieinander.
    Emilia, Mina, Elsa, Billy, Arthur, Hannah, May, Lina, Molly, Lily, Till, Otto, Carola – jeder hat sein Packen zu tragen.



    Fazit:
    Trotz Tränen fand ich dieses Buch einfach wunderbar geschrieben und kann es empfehlen.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Nach „Die Australierin“ und „Die australischen Schwestern“ ist „Das Versprechen der australischen Schwestern“ der letzte Teil und damit der absolut krönende Abschluss der Trilogie. Denn alles was wir Leser schon an den ersten beiden Bänden so mochten, finden wir auch in Teil 3 und zum Schluss ist es zumindest mir sehr schwer gefallen Abschied von diesen liebenswerten Personen zu nehmen.
    Das Cover dieses dritten Bandes reiht sich nahtlos in die Reihe seiner Vorgänger ein, ich finde die Cover alle drei sehr stilvoll gestaltet. Elsa, Mina und Carola, drei Schwestern die in schweren Zeiten ihren Weg finden. Mina heiratet endlich ihren Traummann und wird Pfarrersfrau und geht in ihrer Rolle vollends auf. Elsa arbeitet in Sydney, doch ihr beruflicher Erfolg füllt sie nicht gänzlich aus, sie sehnt sich auch nach der großen Liebe. Carola in Hamburg lebt ein völlig anderes Leben. Sie lebt im Wohlstand und kann sich Personal leisten, dennoch ist die Sehnsucht nach ihrer Familie unendlich groß, daran ändern auch ihre eigenen Kinder und die Familie ihres Mannes nichts.
    Ulrike Renk nimmt uns wieder mit nach Australien und lässt uns wieder Teil haben an dieser wunderbaren Familie. Mittlerweile sind mir die Figuren so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mich noch mehr als sonst mit dieser Familie identifiziere. Besonders Elsas Geschichte hat mich bewegt und berührt. Die Geschichte ist, wie immer bei Ulrike Renk, spannend geschrieben, eigentlich möchte man immer weiter lesen und am liebsten die ganze Nacht durch. Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und sehr angenehm zu lesen.
    Es gibt Szenen in diesem Buch, da sollte man definitiv die Taschentücher nicht allzu weit weglegen, denn Tränen sind bei mir besonders bei einer Szene reichlich geflossen. Bei einem Buch vor Rührung zu weinen, zeigt mir nur welch großartiges Geschenk uns Ulrike Renk mit ihren australischen Schwestern gemacht hat. Vielen Dank für die wunderschöne Zeit mit den Familien Lessing und te Kloot, ich werde diese wundervollen Figuren sicherlich nicht so schnell vergessen und kann allen Lesern von historischen, Familien- und Love & Landscape – Romanen diese Reihe nur empfehlen, ihr werdet es nicht bereuen, versprochen!

    10/10 P.

  • Ich habe das Buch in der Leserunde gewonnen und gelesen. Dafür ein herzliches Dankschön an Wolke und den Verlag. Ein sehr großes Dankeschön auch an Ulrike Renk für die tolle Begleitung durch die Leserunde.


    Zum Inhalt wurde ja schon sehr viel geschrieben, dem ich mich hier nur anschließen kann.


    Nun zu meinem persönlichen Eindruck:


    Ich habe ja schon die beiden ersten Teile dieser Trilogie regelrecht verschlungen, deshalb war es ein schönes Wiedersehen mit den Lessings, te Kloots und Ansings. Sofort war ich wieder in der Geschichte drin und hatte unglaubliche schöne Stunden mit dem Buch. Alles was ich an einem Buch schätze, war hier wieder vorhanden. Glückliche Momente und tragische Momente bei denen ich mehr als nur ein paar Tränen vergossen habe.


    Leider war dies nun der letzte Teil, darüber bin ich sehr traurig :cry.


    Aber es gibt ja schon gute Aussichten auf neue Bücher von Ulrike Renk, das mildert den Schmerz etwas.


    Von mir bekommt dieses Buch die vollen 10 Punkte.


    Viele Grüße :wave


  • Ich habe mittlerweile den ersten Band gelesen und habe den zweiten auf dem iPhone - und Du hast Recht, dass sich Deine Figuren absolut durch etwas anderes auszeichnen. Ich finde das viel toller, weil genau solche Sätze, wie Du als abschreckendstes Beispiel ever aufgeführt hast, bringen mich immer eher zum kot*** als zum weiterlesen :lache
    Deswegen muss Du Dich absolut nicht entschuldigen für fehlende Äußerlichkeiten-Beschreibungen, es war bei mir einfach eine Mutmaßung, dass das ggf. am eben mangelnden Vorwissen meinerseits gelegen haben mag. Aber so, wie es ist, finde ich es deutlich besser :lache Wenn ich meine aktuelle Leserunde beendet habe, kommt Band zwei dran, auf den ich mich schon sehr freue!!

  • Ich habe heute den 3. Band beendet, ja schade, daß nun Schluß ist.


    Auch den letzten Band habe ich sehr gerne gelesen und die Familien Lessing und de Kloot durchs Leben begleitet. Sehr schön fand ich, daß der Kontakt zwischen Deutschland und Australien nie abgerissen ist, obwohl sich manche nur als sehr kleine Kinder kannten. Nichtsdestotrotz haben sie immer sehr persönliche Briefe geschrieben. Es hatte was, daß jeder Absender einen Brief bekam und auch jeder einzelne wieder geantwortet hat. Dadurch bekam die ferne Schwester Berichte aus verschiedenen Blickwinkeln. Der Zusammenhalt in dieser Familie war schon enorm. Rud als Vater war dagegen für mich die einzig wirklich schwierige Person und ich verstehe auch die Reaktionen seiner Kinder.


    Übrigens, den Anhang mit den Erklärungen von Ulrike :fingerhoch


    Jetzt warte ich gespannt auf das nächste Buch der Autorin :-]

  • Ulrike Renk: Das Versprechen der australischen Schwestern, Berlin 2016, Aufbau Verlag, ISBN 978-3-7466-3211-7, Softcover, 606 Seiten, Format: 13,4 x 4 x 20,5 cm, Buch: EUR 12,99 (D), EUR 13,40 (A) Kindle Edition: EUR 8,99.


    Damit niemand mit falschen Erwartungen an DAS VERSPRECHEN DER AUSTRALISCHEN SCHWESTERN herangeht, stellen wir zunächst einmal klar, was das Buch nicht ist:
    [list=1] [*]Es ist keine pure Fiktion, sondern die romanhafte Aufbereitung der Biographien einer realen Auswandererfamilie. Hier geht’s um die dritte Generation der aus Deutschland stammenden Familien Lessing und te Kloot. Die Geschichte erstreckt sich von 1905 bis 1931 und spielt in Sydney und Hamburg.
    [*]Im Mittelpunkt steht nicht nur eine Hauptfigur, sondern drei.
    [*]Es gibt keinen bösen Gegenspieler.
    [*]Und es gibt auch nicht die eine große Krise mit anschließendem Happy End. [/list=1] Carola, die deutsche Unternehmergattin
    In diesem Buch geht es im Wesentlichen um die Halbwaisen Carola, Mina und Elsa te Kloot, mit ihren Brüdern zusammen bei den Großeltern, Emilia und Carl Gotthold Lessing in Glebe, einem Stadtteil von Sydney, aufgewachsen sind. Nur die älteste Tochter, die damals achtjährige Carola, durfte nicht lange dort bleiben. Ihr Vater, Rudolph te Kloot, hat sie zu seiner kinderlosen Schwester nach Hamburg geschickt.


    Warum? Um seiner Schwester einen Gefallen zu tun? Um wenigstens einem seiner Kinder ein Leben in Wohlstand zu ermöglichen? Um die Schwiegereltern zu entlasten? Das wäre die gutwillige Auslegung. Wahrscheinlicher ist aber, dass er gehofft hat, durch die Tochter vom Vermögen seiner Schwester zu profitieren. Finanziell kriegt er selber nichts auf die Reihe, sucht aber die Ursache dafür nie bei sich.


    Seiner unverschämten Forderungen wegen kommt Carola, die mittlerweile in Hamburg glücklich mit dem erfolgreichen Geschäftsmann Werner Ansing verheiratet ist, nicht mehr nach Australien, auch wenn die Sehnsucht nach ihrer Familie groß ist. In Hamburg gehört sie nicht wirklich dazu. Und der rege Briefkontakt mit den Großeltern, Tanten und Geschwistern ersetzt, so innig er auch sein mag, nicht das persönliche Gespräch.


    Für das gegenseitige Verständnis der verschiedenen Lebensumstände wäre ein persönliches Treffen auch nicht schlecht. Das großbürgerliche städtische Leben mit Heerscharen von Bediensteten, das Carola in Hamburg führt, können sich die australischen Verwandten nicht vorstellen. Da sind die Frauen entweder berufstätig oder kinderreich, müssen jeden Cent zweimal umdrehen und haben maximal eine Küchenhilfe. Wie die australischen Tanten und Schwestern all die Arbeit schaffen, ist wiederum Carola ein Rätsel. Doch gerne würde sie auf all den Luxus in Hamburg verzichten, wenn sie nur bei ihrer Familie sein könnte!


    Mina, die überforderte Pastorenfrau
    Nach dem Tod des gestrengen Großvaters, Kapitän Carl Gotthold Lessing, geht in Glebe auf einmal so manches, was vorher undenkbar war. Großmutter Emilia sieht vieles nicht so eng ... nicht nur, was das Zigarettenrauchen angeht. Bei der Partnerwahl haben die Frauen der Familie jetzt frei Hand, Der Großvater hatte jeden Bewerber rigoros abgelehnt. Wer trotzdem geheiratet hat, hat einen Bruch mit der Herkunftsfamilie riskiert.


    Vier Jahre lang konnte Mina te Kloot ihrem Liebsten, dem Baptistenpfarrer William Cleugh Black, nur heimlich und über Umwege schreiben. Jetzt hat er sein Studium in England abgeschlossen, ist wieder zurück in Sydney, und die beiden können endlich heiraten.


    William ist erstaunlich weltoffen, undogmatisch und sehr engagiert – für einen Kirchenmann der damaligen Zeit eine echt coole Socke. Er kümmert sich nicht nur um seine Gemeinde sondern auch um die Aborigines im Reservat. Ihm ist klar, dass der „Aboriginal Protection Act“ nicht dem Schutz der Ureinwohner dient sondern deren allmähliche Auslöschung zum Ziel hat. Was das im Einzelnen bedeutet, erleben die Blacks, als sie eine junge Frau aus dem Reservat als Hausmädchen einstellen.


    Als der Erste Weltkrieg ausbricht und William sich freiwillig meldet, um die Truppen als geistlicher Beistand zu betreuen, ist Mina mit ihren Kindern mehr denn je auf sich gestellt und bald am Ende ihrer Kräfte. Doch sie ist zu rücksichtsvoll und vielleicht auch zu stolz, um ihre Familie um Hilfe zu bitten.


    Elsa, die moderne, unabhängige Berufstätige
    Die jüngste der Schwestern, Elsa te Kloot, ist seit ihrer Kindheit in ihren Cousin Otto Evers verliebt. Doch der ist vergleichsweise unreif und nicht bereit für eine Beziehung. Das soll aber nicht heißen, dass er seine Cousine nicht begehrt. Die heimliche Verlobung dient in erster Linie dazu, sie ins Bett zu kriegen.


    Eines der Highlights in diesem Buch war für mich das „Aufklärungsgespräch“, das eine der Tanten mit Elsa führt. Köstlich! Die Altvorderen waren eben nicht immer so bieder, ernsthaft und steif, wie sie auf den Fotos von damals aussehen. Auch manchen unverheirateten Frauen mittleren Alters war nichts Menschliches fremd, wie sich hier zeigt.


    Elsas Lebenspläne zerschlagen sich auf tragische Weise und fortan stellt sie sich bei jedem Verehrer/Liebhaber die Frage, ob es sich lohnt, für ihn ihre Freiheit und ihren geliebten Job in der Werbeagentur aufzugeben. Zusammen mit zwei anderen Familienmitgliedern, die aus verschiedenen Gründen auch nicht das traditionelle Lebensmodell von Ehe und Familie leben können oder wollen, lebt sie in einer Wohngemeinschaft. Gegen diese ehrbare, moderne und sehr komfortable Mischung aus Nähe und Selbstbestimmung hat das herkömmliche Familienmodell kaum eine Chance.


    Gerne würden sich die Schwestern noch einmal wiedersehen, doch je mehr familiäre Verpflichtungen sie haben, desto unwahrscheinlicher wird das.


    Kaiser oder Commonwealth – eine Frage der Loyalität
    So prominent, wie der Klappentext es vermuten lässt, wird das Thema Erster Weltkrieg in diesem Buch nicht behandelt. Aber es ist durchaus ein wichtiger Punkt Was sind die Auswanderer nun? Schon Australier oder noch Deutsche? Loyal gegenüber dem Kaiser oder dem Commonwealth? Wo er steht, muss jeder für sich definieren. Und davon hängt es ab, ob die in Deutschland lebenden Verwandten als Feinde betrachtet werden oder nicht. Mit dieser Positionsbestimmung tun sich manche allerdings schwer. Mina beschreibt das so: „Ich bin in der Welt der Weißen zu Hause, ich bin eine Weiße, ich bin auch mit Australien verwurzelt auf eine seltsame Art, aber ich bin auch mit Europa verbunden (...) In zwei Welten zu Hause und in keiner ganz, vielleicht verstehe ich deshalb die Aborigines so gut“ (S. 419)


    Die Vergangenheit wird lebendig
    Ich liebe dieses Buch vor seine vielen kleinen Alltagszenen. Es ist wirklich so, als würden Personen, die bisher nur Namen in vergilbten Urkunden und ernste Gesichter auf sepiabraunen Fotografien waren, zum Leben erweckt. Es braucht keinen Bösewicht mit finsteren Absichten, um die Geschichten spannend zu machen. Die Unberechenbarkeit des Lebens genügt vollkommen. Und weil sich der Roman weitgehend an die Biographien der realen Personen anlehnt, sind die Entwicklungen auch nicht vorhersehbar (es sei denn, man schummelt und sieht vorne im Stammbaum der Familie nach). Hier greift nicht das, was „normalerweise“ in Romanen geschieht. Es kriegt nicht jede Prinzessin ihren Helden und nicht jeder Mistkerl das, was er verdient. Leben eben.


    Die Autorin
    Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Mehr zur Autorin unter www.ulrikerenk.de.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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  • Ohne die Eulen wäre ich nie auf diese Romane gestoßen. Und eigentlich ist Australien auch nicht in meinem Fokus, wenn ich mir den Schauplatz aussuchen würde. Doch die Trilogie um die australischen Schwestern ist so wunderbar geschrieben, dass es mir echt schwer fällt, mich von ihnen zu trennen. Insgeheim hoffe ich auf eine Fortsetzung, schließlich leben die Schwestern am Ende des Romans noch.


    Mir hat der dritte Roman am besten gefallen, die Figuren waren mir vertraut, wobei manche noch eine Überraschung barg, und ihr Leben war so spannend, obwohl es doch eigentlich ein wahrscheinlich übliches Leben der damaligen Zeit war. Entbehrungen durch Großfamilie, weite Entfernungen, die die Familienmitglieder überwinden müssen, Gefühle füreinander und gegen den anderen. Dazu die historischen Gegebenheiten wie der erste Weltkrieg und das Verhältnis zu den Aboriginies. Die Zeit, in der das Buch spielt, ist ebenso spannend im Sprung zu neuer Technik mit Automobil und Kochmaschine.


    Die 600 Seiten verflogen im Nu und ich hätte gut und gerne nochmal soviel lesen mögen. Wirklich eine rundum gelungene Trilogie, die ich sehr gerne gelesen habe und gerne weiter empfehlen werde.


    Von mir 10 Punkte

  • Über die Autorin (Amazon)

    Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion.

    Im Aufbau Taschenbuch liegen ihre Australien-Saga und ihre Ostpreußen-Saga sowie zahlreiche historische Romane vor.

    Mehr Informationen zur Autorin unter http://www.ulrikerenk.de


    Produktinformation (Amazon)

    Format: Kindle Ausgabe

    Dateigröße: 2182 KB

    Seitenzahl der Print-Ausgabe: 595 Seiten

    Verlag: Aufbau Digital; Auflage: 3 (17. Juni 2016)

    Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.

    Sprache: Deutsch

    ASIN: B017WHN3LQ


    Ein guter Abschluss

    Drei Schwestern, eine in Europa, zwei in Australien. Elsa lebt und arbeitet in Sydney. Mina hat ihren William geheiratet und Carola lebt in Deutschland und ist mit Werner verheiratet. Doch dann stirbt jemand aus der Familie und der Krieg kommt. Die drei Schwestern leben in verfeindeten Ländern. Wird das Band trotz des Schattens des Krieges die Schwestern zusammenhalten?


    Meine Meinung

    Das Buch ließ sich wieder sehr gut und flüssig lesen. Der Schreibstil ist angenehm und es gibt keine Unklarheiten im Text. In der Geschichte war ich schnell drinnen. Auch konnte ich mich gut in die Protagonisten hineinversetzen. In Emilia, die sich um ihren Mann sorgte. In Mina, die mit ihrem William glücklich war. Und die mit Entsetzen feststellen musste, was den Ureinwohnern von den Weißen angetan worden war und noch wurde. Ihrem eigenen Dienstmädchen konnte sie nur durch einen Trick helfen. In Carola, die zwar immer wieder Heimweh nach Australien hatte, aber doch mit ihrem Werner in Hamburg glücklich war und ihm Kinder schenkte. Sie lernte auch den Bruder ihres Großvaters kennen. Die Schwestern schrieben sich, doch das wurde schwieriger als der Krieg ausbrach. Denn nun waren sie offiziell Feinde. Ich kann mich auch in Otto hineinversetzen, der sich etwas beweisen und für Australien in den Krieg ziehen wollte. Die Schwestern schrieben immer wieder davon, dass sie sich besuchen wollten. Würden sie das schaffen? Ein Besuch in Deutschland? Oder vielleicht doch in Australien? Der geneigte Leser wird das herausfinden indem er das Buch liest. Es ist sehr interessant geschrieben und – wie Ulrike Renk immer wieder betont – es beruht auf wahren Begebenheiten. Auch wenn trotzdem vieles Fiktion ist, was sich ja nicht vermeiden lässt, es ist schließlich keine Biografie sondern ein Roman. Aber es hätte alles so passiert sein können. Im Nachwort kann man sich herauslesen, was auf jeden Fall wirklich passiert ist. Gerade so ein Nachwort finde ich wichtig, denn ich verlasse mich grundsätzlich auf die Recherche der Autoren. Ich fand dieses Buch sehr interessant und spannend. Und zwar von Anfang bis zum Ende. Mir hat es sehr gut gefallen, mich gefesselt und sehr gut unterhalten. Daher von mir eine Empfehlung und die volle Bewertungszahl.


    ASIN/ISBN: B017WHN3LQ