Die Liebe ist ein guter Grund, den Ärmelkanal zu durchschwimmen - Patrice Leconte

  • Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
    Verlag: Bastei Lübbe


    Übersetzt von Karin Meddekis


    Kurzbeschreibung:
    Gérald ist das, was man das fünfte Kind hinter dem Wagen nennt: Die Familie übersieht und vergisst ihn regelmäßig. Mit der Zeit gewöhnt er sich daran, entdeckt die Vorzüge seiner Unsichtbarkeit. Als er sich jedoch eines Tages Hals über Kopf in seine schöne Kollegin Victoire verliebt, möchte Gérald endlich sichtbar werden. Sein Plan: mit einem kühnen Schwimmabenteuer Victoires Herz zu erobern. Aber die Liebe verleiht nicht nur Flügel, manchmal sorgt sie auch für unsanfte Bauchlandungen -


    Über den Autor:
    Patrice Leconte, geboren 1947 in Paris, ist Regisseur und Drehbuchautor. Mit Filmen wie Die Verlobung des Monsieur Hire und Der Mann der Friseuse erweckte er große Aufmerksamkeit, sein Historienfilm Ridicule. Von der Lächerlichkeit des Scheins wurde für den Oscar nominiert. Heute wegen Glück geschlossen ist sein Debüt als Romanschriftsteller.


    Über die Übersetzerin:
    Karin Meddekis hat sich als Übersetzerin aus dem Französischen und Englischen, vor allem von Spannungsliteratur (u.a. Glenn Made, Greg Iles, James Patterson, Rogelio J. Piniero) einen Namen gemacht


    Mein Eindruck:
    Patrice Leconte ist ein französischer Filmregisseur, dessen Filme eine besondere Eleganz auszeichnen. Das will er auch auf seinen Roman übertragen und in den ruhigen Passagen des ohnehin ruhigen und kleinen Romans funktioniert das auch.


    Der Protagonist Gerald ist die zentrale Figur, die den Roman trägt. Leider heißt das dann auch, das andere Figuren kaum ausgebaut sind. Selbst die von Gerald so verehrte Victoire wird hauptsächlich äußerlich beschrieben.

    Die spektakuläreren Szenen, wie z.B. ein Banküberfall und natürlich insbesondere das lange Schwimmen im Ärmelkanal, wollen nicht so ganz glaubhaft sein. Stattdessen sind sie von bemerkenswerter Harmlosigkeit. Ein Urteil, das letztlich auch auf den ganzen Roman zutrifft.
    Ganz gut gefällt mir aber der leise Humor, der sich durch eine milde Ironie (auch Selbstironie) ausdrückt und man kann auch gut nachvollziehen, wie der unscheinbare Gerald darunter leidet, kaum wahrgenommen zu werden.


    Dennoch, manchmal ist der gesetzte Rahmen einfach zu klein, so dass die Handlung sich nie von den damit verbundenen Beschränkungen befreien kann.

  • Der Autor


    Patrice Leconte, geboren 1947 in Paris, ist Regisseur und Drehbuchautor. Mit Filmen wie Die Verlobung des Monsieur Hire und Der Mann der Friseuse erweckte er große Aufmerksamkeit, sein Historienfilm Ridicule. Von der Lächerlichkeit des Scheins wurde für den Oscar nominiert. Heute wegen Glück geschlossen ist sein Debüt als Romanschriftsteller.


    Inhalt


    Gérald ist um die 30 Jahre alt und arbeitet in Frankreich als Bankangestellter in einer Bank. Zeit seines Lebens wird er von den Leuten um ihn herum kaum wahr genommen. Er scheint regelrecht unsichtbar zu sein, denn selbst seine Familie zeigt kaum bis gar kein Interesse an ihm, da er das fünfte Kind seiner Eltern ist und viel später als seine Geschwister geboren wurde. Er war nicht grade das, was mein ein Wunschkind nennt und dass lässt man ihn auch tagtäglich in Form von Ignoranz spüren. Niemand kümmert sich um ihn, es ist egal wo er sich aufhält, ob und wann er nach Hause kommt, oder welche Wünsche er hat. So passiert es auch eines Tages, dass seine Familie nach Argentinien umzieht und Gérald in ein Internat bringen lässt. Seine Familie sollte er auch bis dato nie wieder sehen. Überall lässt man ihn stehen und warten, weil man den jungen Bankangestellten einfach übersieht. Dabei scheint er vom Typ her gar nicht so unscheinbar. Eher durchschnittlich vom Aussehen, mit einer normalen Größe und Figur, so könnte man Gérald beschreiben. An den Zustand der Unsichtbarkeit hat er sich geduldig gewöhnt. Er ist ein stiller, unscheinbarer und bescheidener Mann, der sich nie beschwert oder derart mit unpassendem Benehmen auffällt. Das ihn die Leute kaum bis gar nicht wahr nehmen, nutzt er ab und an sogar zu seinem Vorteil. Sachen die er in einem Laden erstehen will, nimmt er einfach so mit, ohne das es ein Verkäufer oder Wachpersonal wahrnimmt. Selbst als Detektiv hat er kurze Zeit gearbeitet und war sehr erfolgreich mit seinen Aufträgen. Diese Tätigkeit übte er aus, als er schon lange in der Bank arbeitete. Es fiel sowieso keinem auf, das er Wochenlang nicht in der Bank erschien. Sein Gehalt bekam er weiterhin. Gérald hat sich mehr oder weniger mit diesem Umstand abgefunden, bis zu dem Tag als eine neue Kollegin sich ihm vorstellte. Victoire eroberte sein Herz im Sturm, wusste davon aber natürlich nichts. Nun war guter Rat teuer. Wie sollte er die junge Frau für sich gewinnen? So beschließt er eines Tages durch den Ärmelkanal zu schwimmen, um die Aufmerksamkeit von Victoire auf sich zu ziehen. Er besorgt sich Schwimmausrüstung und fährt hinüber nach England. Vorher drapierte er einen Zettel auf dem Schreibtisch der Angebeteten, mit der Bitte zum Strand von Calais zu kommen. Dann beginnt sein Abenteuer und die erhoffte Eroberung von Victoire.


    Meinung


    Allein vom Titel her, könnte man denken es handelt sich hierbei um eine schnulzige Liebesgeschichte. Das war auch mein erster Gedanke, als ich auf das Buch aufmerksam wurde. Ich hatte aber das Glück, eine tolle Rezension zu lesen und habe mir aufgrund dessen dieses Buch gekauft. Bereut habe ich den Kauf nicht. Es ist wirklich eine außergewöhnliche Geschichte. Ein unscheinbarer Mann, der aus seiner Unsichtbarkeit ausbrechen möchte, wegen der Liebe zu einer Frau. Gut, anfangs war ich recht skeptisch und fand es stellenweise überspitzt wie man im Laufe seines Lebens so dermaßen übersehen werden kann und das sogar von der eigenen Familie. Aber das liegt wohl zum Teil daran, dass er einfach unerwünscht war und man ihn das auch jeden Tag spüren ließ. Es ist dann vielleicht auch nicht verwunderlich, das er so gelernt hat, auch für sein Umfeld kaum existent zu sein.
    Die Geschichte wird in der Ich-Form erzählt, bzw. Gérald erzählt seine Geschichte. Den klug gewählten Worten, haftet ab und an ein trockener Humor an, so dass man hin und wieder schmunzeln muss. Lang ist die Geschichte ebenfalls nicht, denn grade einmal 160 Seiten lesen sich fast in einem durch. Ich persönlich konnte das Buch kaum aus den Händen legen und habe es meist überall im gehen und stehen gelesen. Es regt zum Nachdenken an und ist auf seine Art und Weise sogar ein gutes Stück fantasievoll und poetisch. Eine leichte Geschichte in einem flüssigen Schreibstil des Autors, über einen unscheinbaren Mann, der seine Erfüllung sucht. Das Ende gefiel mir ausnahmsweise einmal sehr gut. Aber auch wenn ich gern erfahren würde, wie es mir Gérald weiter geht, glaube ich nicht an einen weiteren Teil dieser Geschichte.