• Ich trau mich mal.


    Was fühlt oder denkt Ihr?


    Ich bin traurig und hab auch Angst ein wenig. Für mich ist die EU in erster Linie ein Bündnis für Frieden.


    Wenn da dann Staaten austreten. Mir ist schon klar, dass die Eu auch Dinge regelt, die nicht so im Sinn der einzelnen Staaten sind. Aber ist Frieden nicht das Wichtigste? Scheiß auf Glühbirnen und Gurken.


    Und die jungen Briten tun mir leid. Ich glaube schon, dass das auch ne Altersfrage ist. Als der Euro neu war, hörte ich im Bus hinter mir zwei Omas. Die eine sagte zur anderen: "Schlimm, dass man jetzt sogar im eigenen Land mit ausländischem Geld bezahlen muss!!" Die "Alten" fühlen das, glaube ich, nicht so. Dass das fremde Geld ihr Geld ist und die Ausländer Mitbürger wie alle anderen auch. Daher find ich besonders traurig, dass die Alten die Jungen überstimmt haben. Wessen Zukunft ist es? Und ich glaube, für jüngere Menschen ist es ganz normal, dunkelhäutige Menschen z.B. als Briten oder Deutsche oder einfach Mitmenschen anzusehen und nicht als Ausländer.


    Mir macht der Brexit Angst. Wenn da noch mehr folgen vielleicht? Ich dachte immer, das war ein Bündnis für Frieden. Jetzt scheint es nur noch um Geld zu gehen. Und vielleicht gehört das wirklich gestoppt, dass so viel aus Brüssel kommt. Aber wenn einer austritt. Mir macht das ein wenig Angst. So fängt es doch immer an und am Ende ist Krieg. Dann lieber die Glühbirnen und Norm für die Abflussrohre von Klos als Krieg. Nervt zwar, aber zusammen leben ohne sich umzubringen ist immer nervig. Selbst in einer Ehe.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Da ich für einige Zeit in London gelebt und gearbeitet habe fühle ich mich den Land sehr verbunden. Ich bin entsetzt. Und traurig. Eigentlich habe ich damit gerechnet, aber man hofft halt...
    Die Auszählung habe ich im TV verfolgt und irgendwann musste ich weinen.


    Das Land wird vermutlich auseinanderbrechen.


    Es wurden von allen Seiten so viele Fehler gemacht, man kann sie gar nicht alle aufzählen!

    ************************************************
    Bookworms will rule the world! As soon, as we finish one more chapter...

  • Ich finde es auch schade, aber man bekommt immer mit das Brüssel so einen Mist macht, dass der Grundgedanke der EU total in den Hintergrund gedrängt wird.
    Das sind dann ja auch so Sachen wie CETA und TTIP, die nochmal für sich auch wieder ein eigenes Thema sind. Da will ich zum Beispiel das Beides nicht kommt, aber CETA wurde an den Bürgern vorbei verhandelt und wahrscheinlich wird es auch an den Bürgern vorbei in Kraft gesetzt und ich glaube, dass ist ein großer Punkt, der viele so an der EU stört inklusive mir.
    Wenn man dieses Referendum hier in Deutschland durchführen würde, dann denke ich, dass sich Deutschland genauso wie die Briten gegen die EU entscheiden würde.

    "I read so I can live more than one life in more than one place." Anne Tyler

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  • Das Schlimme ist, dass den meisten Menschen, die da mit "nein" stimmen, gar nicht bewusst ist, WAS überhaupt in Brüssel entschieden wird und was die Nationalstaaten entscheiden. Brüssel setzt sich letzten Endes aus denen zusammen, die unsere gewählten Regierungen dahin entsenden. Das ist nicht undemokratischer als unser Bundesrat, in dem nur die Gewählten der Gewählten sitzen.


    Mit dem Totschlagargument "Ja, aber unsere nationale Souveränität!" wird die EU immer wieder gerne in die Pfanne gehauen. Ja, die EU hat viele Fehler, und die fehlende Kommunikation mit den Bürgern ist ein Teil davon. Aber die EU ist doch viel mehr als Glühbirnen-Verordnungen und Gurken-Krümmungs-Regelungen ... sehr schade, dass das alles verloren gegangen ist.


    Besonders bedrückend finde ich übrigens, dass die Zustimmung zum Brexit zunimmt, je älter die Wähler sind. Kein Wunder, dass sich sehr viele junge Briten um ihre Zukunft beschissen fühlen. Über ein solches Thema ein Referendum abzuhalten, bei dem eine EINFACHE Mehrheit reicht - sowas finde ich unverantwortlich.


    Und über Cameron sage ich am besten gar nichts mehr - so ein feiger Idiot.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Bis jetzt ist doch eigentlich noch gar nichts passiert.
    Dieses Votum ist für die britische Regierung rechtlich nicht bindend - politisch natürlich sehr wohl. Und allein durch das Ergebnis dieser Abstimmung wurde mitnichten der Austritt aus der EU erklärt.


    Diese Abstimmung zeigt aber auch die Gefahren der direkten Demokratie. So haben sich viele Briten erst nach der Abstimmung darüber informiert, was der Brexit wohl für sie bedeuten wird. Das zeigt wie wenig die Menschen - egal wo jetzt - bereit sind sich wirklich vorher zu informieren. Nein, sie fallen lieber auf die populistischen Schreiereien einiger weniger rein. Das stimmt bedenklich.
    Irgend jemand sagte mal: "Das Schlechte an der Demokratie ist, das auch die Doofen mitmachen dürfen".


    Die Kosten werden für die EU viel leichter zu schultern sein, als für die Briten. Schon jetzt wurden unglaubliche Summen nach dem Votum an den Börsen vernichtet.


    Interessant wird es mit Schottland und Nordirland werden. Diese beiden Ländern wollen unbedingt in der EU bleiben - und sollte es zu einem formellen Austritt Großbritanniens kommen, wird dort wohl die Loslösung von britischen Staatengemeinschaft betreiben. Schottland prüft gerade die rechtlichen Möglichkeiten für eine zweite Abstimmung zu diesem Punkt.


    Sehr bedenklich finde ich immer die Aussage "Die Alten haben den jungen Menschen die Zukunft verbaut". Soll das jetzt heißen, dass Menschen jenseits der 50 kein Wahlrecht mehr haben sollen? Dabei sind es doch gerade die jüngeren Menschen die eher auf rechtspopulistische Stimmungen reinfallen.
    Auch hier muss gelten: "One man - one vote"!


    Bedenklich muss auch die Euphorie der Rechtspopulisten in Europa stimmen. Die Le Pen kriegt sich ja gar nicht mehr ein. Wilders in den Niederlanden, aber auch die Polen und die Ungarn scheinen Morgenluft zu wittern.


    Leider zeigt das aber auch, dass die EU es bisher versäumt hat, die Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen, das die EU für viele nichts weiter ist als ein bürokratisches Monster und das nur dort einige wenige Politiker das Sagen haben.
    Insofern ist dieses Ergebnis mehr als Schuß vor den Bug. Da hat ein Torpedo getroffen und das Schiff beginnt gefährlich zu schlingern. Aber mit dem ehrlichen Willen zu einem echten Neuanfang sollte es gelingen, die EU wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen - allerdings nicht mehr als elitärer Haufen - sondern als ein Europa in welchem sich die Menschen wirklich zuhause fühlen.


    Vielleicht einfach mal schauen welche Visionen Churchill kurz nach dem Kriege hatte und welche Vorstellungen sich Robert Schumann und Konrad Adenauer von einem vereinigten Euorpa gemacht haben. Von der Montanunion zur EWG und von dort zur EU. Zeitgeschichte die unglaublich spannend ist.


    Es ist an der Zeit, dass sich die Menschen wieder mehr in politische Abläufe einmischen, dass sie (die Menschen) mitmischen (auch wenn das den Politikern gar nicht gefällt, auch wenn ihre Lippenbekenntnisse anders aussehen) - und das die Menschen gerade auch in Deutschland nicht mehr vermerkeln und versteinmeiern lassen. Den wetterwendigen Dummnickel Gabriel muss man glücklicherweise eh nicht ernst nehmen.


    Politisch ist diese Votum in Großbritannien unglaublich spannend - nur sollte man die Gefahren, die daraus entstehen können, ernstnehmen und keinesfalls kleinreden.
    Juncker, Schultz und andere EU-Vögel gehören jetzt auf den Misthaufen der europäischen Geschichte, man sollte sie aber nicht die Bio-Tonne packen, denn aus ihnen kann man nichts Gescheites recyceln - aus Müll wird leider immer nur wieder Müll.


    Die, die jetzt so unglaublich über dieses britische Ergebnis jubeln - sollten sich einfach einmal anschauen, welche Folgen ein Austritt haben wird. Einfach mal nachdenken, liebe Freunde - und nicht gleich nach dem ersten Ansatz eines Gedankens mit dem Denken aufhören.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Na ja, aber anstelle der Briten, die für den Brexit gevotet haben, würde ich mir ganz schön verarscht vorkommen, wenn die jetzt nicht wirklich austreten würden. Wozu wurden die denn im Referendum gefragt, wenn sich da am Ende doch keiner dran hält? Es ist zwar schade, dass die Briten sich so entschieden haben, aber jetzt sollte das dann auch durchgezogen werden.

  • Wenn das Volk gesprochen hat, sollten die Politiker und selbsternannte "Fachmänner" erstmal schweigen, dann Hirn einschalten und überlegen was der Fingerzeig des Volkes bedeutet und wie es dazu kommen konnte und erst dann etwas in die Mikrofone der Journaille palavern. Leider wurde in den letzten zwei Tagen nur sinnleere Phrasendrescherei abgehalten. Hauptsache einigen konnten ihre Hackfresse im TV oder Printmedien bewundern.


    Was mich an den bisherigen Beiträgen der Eulen im negativen Sinne erstaunt, dass man dem Volk so wenige Kompetenz einräumt. :-( Eine Volksabstimmung ist das höchste Demokratische Gut das Bürger eines Landes haben können. Viele hunderttausend Menschen haben in der Vergangenheit für dieses Recht gekämpft und waren bereit, ihr Leben dafür zu opfern. Und nun wird dieses hehre Gut von einigen mit Füssen getreten. :rolleyes Traurig.


    Das die Börse überreagiert sehen wir nicht das erst Mal. Immer wenn etwas Grosses geschieht, betreiben die Medien ein grosses Ballyhoo und versuchen sich mit riesigen Schlagzeilen in dicken fetten Buchstaben gegenseitig zu übertrumpfen. Aber wenn sich die Kurse und Währungen in den kommenden Tagen erholen ist das nur eine kleine Randnotiz wert.


    Als Schweizer kann ich mich an die Volksabstimmung zum EWR Beitritt im Dezember 1992 erinnern. Die Schweiz hat NEIN gesagt und es wurde von Politikern und angeblichen "Fachmänner" das Schlimmste prophezeit. Der Schweiz werde es schlecht ergehen, die Arbeitslosenzahlen werden dramatisch in die Höhe schnellen ... ui ui ui. Nun, so schlecht ist es der Schweiz, wie von vielen promovierten Dummnickeln vorausgesagt wurde, in den letzten 24 Jahren nicht ergangen.


    Nun, was die Folgen sind und wer wie viel zu leiden hat wird sich zeigen. Das weiss heute kein Mensch und alle die es behaupten, machen nichts anderes als Kaffeesatzleserei. Wahrscheinlich können diese Leute auch die Lottozahlen von nächster Woche voraussagen. Ich schaue ebenfalls in die Glaskugel und ich könnte mir vorstellen, dass die Wirtschaftskapitäne der grossen Firmen den Politikern enge Vorgaben geben werden, wie der Austritt und die zu erwarteten bilateralen Verträge aussehen werden. Wahrscheinlich werden diese Verträge Inhaltlich ganz ähnlich gestaltet sein wie sie Norwegen und die Schweiz derzeit haben.


    Grossbritannien hat das sechstgrösste BIP und importiert jeden Monat für viele Milliarden Euros Güter und Dienstleistungen aus EU Staaten wobei Deutschland den Hauptanteil hat und viel, sehr viel Geld mit den Handel an den Briten verdient. Ich glaube kaum, dass Konzerne und ihre Manager lange zuschauen werden, wenn sich die Politiker aus der EU und England im Schwanzvergleich messen werden. Da wird die Wirtschaft einen gewaltigen Druck auf die Politik ausüben das Ganze schnell und vernünftig zu regeln und Sicherheit im politischen und rechtlichen Sinn zu schaffen.


    Als Normalbürger gilt es die Ruhe zu wahren und sich nicht von den Medien ins Bockshorn jagen lassen. Angst haben wegen diesem Entscheid braucht man schon gar nicht. Vorsicht Phrase: Es wird Nichts so heiss gegessen wie es gekocht wird. Wenn es in den kommenden Monaten medial ruhiger wird, werden es die vornunftsorientierten Verhandlungsführer beider Seiten zur Zufriedenheit aller richten und in bilateralen Verträgen besiegeln.

  • Na ja, wenn es ähnlich wie für Norwegen und Schweiz werden soll, dann müsste Großbritannien aber der Freizügigkeit zustimmen und das ist ja ein großer Punkt, weswegen sich die Briten für den Brexit entschieden haben. Wenn die EU Großbritannien den Zugang zum europäischen Markt dennoch erlaubt, dann kann sich die EU auch gleich auflösen.

  • Menschen verlieben sich und heiraten. Jahre später dann ärgern sie sich (mehr und mehr) darüber, dass der Ehepartner den Geschirrspüler immer falsch einräumt, und sie vergessen über diesen Ärger ein wenig, wie viel besser ihr Leben - vom Geschirrspüler abgesehen - geworden ist, seit sie mit diesem Menschen zusammen sind. Natürlich ist der Geschirrspülerärger auch ein Indiz, möglicherweise sogar ein gravierendes, aber nicht notwendigerweise dafür, dass die Ehe ein Fehler war. Oft stimmt das Gegenteil, aber man hat leider kein zweites Leben für den direkten Vergleich, also eines, in dem man nicht geheiratet hat.


    Ja, die direkte Demokratie. Sie suggeriert, dass man Einzelfragen ganz unabhängig von allen anderen betrachten könnte, und das ist ihre große Gefahr. Volksabstimmungen sind emotionale Ereignisse, aber politisches Geschehen und politische Richtungsentscheidungen sollten nicht emotional gesteuert werden. Ich bin recht froh darüber, dass wir in der repräsentativen Demokratie Einzelentscheidungen immer über allgemeine Richtungsentscheidungen quasi mit einkaufen müssen, weil wir sonst in einer Republik leben würden, in der Politik gegen den manchmal fragwürdigen tagesaktuellen Willen des Volkes organisiert werden müsste. Und ich will, um ehrlich zu sein, auch überhaupt nicht wissen, wie das "Volk" in gewissen Einzelfragen entscheiden würde.

  • Es ist halt niemand verpflichtet, sich bei einer Volksabstimmung über den Sachverhalt zu informieren, und Politiker, die meinen, ihre Machtspielchen über den Rücken der Leute austragen zu müssen, tun ihr übriges. Da stänkert Cameron ewig und drei Tage, wie schlecht die EU nun ist, und was er alles für Sonderwege für die Briten meint herausschlagen zu müssen und wundert sich ernsthaft, dass die Briten gegen einen Verbleib in der EU votieren? Und als wenn das noch nicht genug zerschlagenes Porzellan wäre, geht das Taktieren fröhlich weiter. Den Austritt möge doch sein Nachfolger beantragen, den Weg dazu machen wir dann aber erst im Oktober frei. :rolleyes

  • Die jungen Menschen beschweren sich darüber, dass ihnen die älteren Menschen die Zukunft verbaut hätten. Dazu laß ich in FAZ:


    "Doch die Zahlen zeigen auch, dass die Jüngeren sich die Suppe eigentlich selbst eingebrockt haben. Nach dem Zensus des Jahres 2011 machen sie rund 45 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung aus, die älteren rund 55 Prozent. Wie Nachwahlbefragungen von Lord Ashcroft zeigen, sind von den bis 45 Jahre alten Wahlberechtigten aber nur rund 35 Prozent zu den Urnen gegangen, also rund zehn Prozent weniger als ihr Anteil an der Bevölkerung ausmacht.
    Immer wieder war am Tag des Referendums zu hören, dies sei die wichtigste politische Entscheidung im Leben der Briten. Ein großer Teil der jüngeren Generationen scheint anderer Ansicht gewesen zu sein. Wenn sie sich nun beschweren, ist das wohlfeil, denn sie hätten das Ergebnis, das mit 52 zu 48 Prozent sehr knapp ausgefallen ist, ganz einfach zu ihren Gunsten beeinflussen können.


    Sie hätten einfach nur von ihrem Recht zu wählen Gebrauch machen müssen."


    (Quelle: FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Sapperlot: Grossbritannien hat das sechstgrösste BIP und importiert jeden Monat für viele Milliarden Euros Güter und Dienstleistungen aus EU Staaten wobei Deutschland den Hauptanteil hat und viel, sehr viel Geld mit den Handel an den Briten verdient. Ich glaube kaum, dass Konzerne und ihre Manager lange zuschauen werden, wenn sich die Politiker aus der EU und England im Schwanzvergleich messen werden. Da wird die Wirtschaft einen gewaltigen Druck auf die Politik ausüben das Ganze schnell und vernünftig zu regeln und Sicherheit im politischen und rechtlichen Sinn zu schaffen.


    Das sehe ich genauso. Wirtschaftliche Abhängigkeit und das völlige Verflochtensein der britischen Wirtschaft innerhalb Europas ist der beste Grund dafür, dass sich letztendlich alles beruhigen wird.
    Gefährlich am Brexit ist dagegen das Signal an den Front National. Angenommen, in Fankreich käme es auch es zu einer Volksabstimmung mit einem ähnlichen Ergebnis und angenommen, es käme daraufhin zum Frexit, dann Prost! Eine EU ohne die Briten und Frankreich? Das wäre der Zerfall der EU.


    Aber Big Brother is watching you. Kann es den USA und den westlichen Wirtschaftsmächten, die letztendlich die politischen Entscheidungen der Regierungen aller Nationen äußerst stark beeinflussen, recht sein, wenn die EU zerfällt?
    Was wäre denn dann mit TTIP und CETA? Es geht doch um das Niederreißen von Grenzen, Zöllen und Einfuhrbestimmungen, das Umschiffen von nationalen Schutzbestimmungen, Gesetze, Verordnungen etc. Daher wird sicherlich auch von dieser Seite massiver Druck kommen, den Brexit einzuebnen.
    Ich denke, Volksabstimmungen sind das neue Opium des Volkes. Und wir sollten uns keine Illusionen darüber machen, wie viel Bewegungsfreiraum unsere Nationalregierungen (und Parlamente) tatsächlich haben. Ob es den verschiedenen nationalen Volksseelen nun passt oder nicht, die wirtschaftlichen Interessen stehen immer im Vordergrund, auch wenn sie für die Mehrheit der Bevölkerung, die sich mit den komplexen Zusammenhängen nicht beschäftigen mag, unsichtbar zu sein scheinen.


    Was mir wirklich Angst macht, ist die ungeheure Wut auf das Fremde, dieser Hass gegenüber Menschen, die aus Not nach Europa flüchten, die Angst davor, der Lebensstandard der armen Bevölkerungsteile könnte noch mehr sinken. Das ist ja wohl die Haupt-Triebfeder für den Brexit gewesen, wenn ich das richtig mitgekriegt habe.
    Und hier müssten die Politiker aller europäischen Länder den Hebel ansetzen.
    Vielleicht kann die EU ja in dieser Hinsicht mal die Augen öffnen und etwas in Gang setzen, das die nationalen Regierungen zu wirksamen Maßnahemn zwingt.
    Aber naja, da bin ich eher skeptisch.


    Edit: Außerdem - angesichts der immer weiter wachsenden Überbevölkerung auf der Erde werden immer mehr Energie und Ressourcen ge und verbraucht. Folge: die Klimakastrophen werden größer, ganz egal wie viele Gipfeltreffen , Klimatreffen usw. es noch geben mag, auf denen Ziele besprochen werden, die dann ja doch nicht eingehalten werden. Und die gesamte Politik und Wirtschaft setzt immer noch auf Wachstum als Motor und Garant für Wohlstand. Das sind die falschen Konzepte. Was wirklich gebraucht würde, wäre eine weltweite reibungslose und schnelle Zusammenarbeit, ohne Scheinversprechen und Ausweichmanöver. (Haha!) Und eine Umverteilung. Solange Millionen von Menschen wg. Klimakatastrophen-Folgen und Kriegen auf der Flucht sind, wird es keinen dauerhaften Frieden geben können. Daher ist ANGST zu haben durchaus sinnvoll! Die Zeiten der Privilegien sind für Europa sind ohnehin bald vorbei. Erst wenn man sich davon verabschiedet hat, dass man selbst als Europäer das Recht darauf hat, viel viel reicher zu sein als Menschen in ärmeren Erdteilen (selbst wenn man nach europäischen Maßstäben eher arm ist) und sich eingesteht, dass die Antwort auf die weltweite ungerechte Verteilung von Lebensmitteln und Lebensbedingungen eigentlich nur sein kann, daran zu arbeiten, dass es eine gerechtere Verteilung geben muss, kann man m.E. wieder etwas besser atmen und sich ein klein wenig entspannen. Wenn die privilegierten Länder nicht freiwillig massiv etwas dafür tun, die Fluchtursachen wirklich und ernsthaft aufzuheben und die Erderwärmung tatsächlich zu verhindern, dann ist es sowieso in baldigster Zukunft vorbei mit der Gemütlichkeit. Für alle.
    Darum: Brexit oder nicht - was soll's?

  • Zitat

    Original von Moni2506
    Na ja, wenn es ähnlich wie für Norwegen und Schweiz werden soll, dann müsste Großbritannien aber der Freizügigkeit zustimmen und das ist ja ein großer Punkt, weswegen sich die Briten für den Brexit entschieden haben. Wenn die EU Großbritannien den Zugang zum europäischen Markt dennoch erlaubt, dann kann sich die EU auch gleich auflösen.


    Wir und Großbritannien werden weiterhin die freie Marktwirtschaft haben. Export und Import laufen weiter. Ob die Zollbedingungen für die Unternehmer anders sein werden, als wenn sie heute aus China oder sonstwo importieren?
    Sollte GB aussteigen, müssen ausländische Arbeitnehmer eine andere Arbeitserlaubnis beantragen und auf das Aufenthaltsrecht in GB wird sich ändern.
    Mal schnell was aus GB via Internet wird sich für den Konsumer ändern - da ist dann der Zoll dazwischen (wenn wir was aus Amerika ordern wollen).


    Ich sehe das größte Problem für die Engländer selbst, Schottland denkt bereits an ein neue Unabhängigkeitsreferendrum. Und wenn Nordirland nachzieht?

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Es wird weiterhin Geschäfte mit Großbritannien geben, keine Frage, aber die werden durch Import- und Exportzölle eben teurer und ich glaube schon, dass das die Beziehungen in gewisser Weise belasten wird. Dennoch kommt es eben auch drauf an, wie viele Zugeständnisse den Briten jetzt gemacht werden. Wenn man hier die falschen Signale setzt, dann ist die EU bald Geschichte.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Sie hätten einfach nur von ihrem Recht zu wählen Gebrauch machen müssen."


    Ja, das mit dem Recht zu wählen ist auch immer so eine Sache. Ich glaube wirklich bei der politischen Bildung muss einiges getan werden und das betrifft sicher auch mich selber, obwohl viele, die mich kennen, wohl eher sagen würde, ich beschäftige mich recht viel damit. Dennoch habe auch ich oft das Gefühl, dass ich eigentlich keine Ahnung habe. Viele andere, die ich kenne, interessieren sich aber auch überhaupt nicht dafür, was von den Regierungen entschieden wird. Da ist dann ja auch oft die Meinung, dass die Politiker eh das machen was sie wollen und ob man nun wählen geht oder nicht, dass es eigentlich eh keinen Unterschied macht.


    Spricht das wirklich für mich, dass ich den Wahl-o-Mat benutze, um eine Entscheidung zu fällen, wen ich wählen möchte. Ich nehme zwar nicht nur einfach das Ergebnis und beschäftige mich dann auch mit einzelnen Themen genauer, aber müsste ich sowas nicht eigentlich auch ohne ein Instrument wie dem Wahl-O-Mat entscheiden können????

  • Ich frage mich, ob Mr Cameron jemals einen Gedanken daran verschwendet hat, was im Fall einer "Leave" Entscheidung passieren soll.
    Es kann doch nicht sein, dass derjenige, der diese Volksabstimmung versprochen und angeleiert hat, sich jetzt wegduckt und die entscheidenden Schritte seinen Nachfolgern überlassen will.


    Überhaupt ist es in den letzten Jahren unheimlich einfach geworden, für alles, was irgendwo falsch läuft "die in Brüssel" verantwortlich zu machen. Als seien "DIE" eine außerirdische Macht, die auf unerklärliche Weise über uns gekommen sind.
    Genauso wie allenthalben über "die Politiker" geschimpft wird, die alle nix taugen, auf den Müll gehören oder am besten gleich zum Abschuss freigegeben werden.
    Ich finde durchaus auch, dass Fehler gemacht worden sind, Entscheidungen vertagt, umgangen oder ganz einfach falsche Entscheidungen getroffen worden sind.


    Aber wer soll sich eigentlich noch für diesen Staat einsetzen, sich in Parteien engagieren, wenn jedes winzige Fehlverhalten unbarmherzig angeprangert und mit Rauswurf geahndet wird, wenn Menschen nicht mehr debattieren, sondern nur noch andere Meinungen niederbrüllen?


    Was soll denn in Europa geschehen, wenn das Aushandeln von Kompromissen, das Suchen nach gemeinschaftlichen Entscheidungen als sinnloses Geschwätz und Schwäche ausgelegt wird? In einer Welt, die immer komplizierter wird, in der von den entscheidenden Veränderungen und Prozessen kaum jemand etwas versteht. Wer kann denn von sich behaupten, die Folgen von moderner Genforschung abschätzen zu können? Wo wird eine weltweite Debatte geführt, welche Eingriffe ins menschliche Genom wir zulassen wollen - während in China schon längst entsprechende Eingriffe stattfinden (und sicher nicht nur dort).
    Meint tatsächlich irgendwer, wir könnten in Nationalstaaten noch irgendetwas beeinflussen oder im Alleingang besser dastehen?


    Letztlich schließe ich mich denen an, die sagen, bisher hat keiner einen verbindlichen Antrag gestellt. Die Börsen werden sich nächste Woche beruhigen und vielleicht denkt jede und jeder vor dem Mund aufmachen erstmal nach.


    So, weit ausgeholt und noch einen Satz zum Abschluss:


    Oft genug möchte ich verzweifeln an dieser Welt und den Menschen, die oft genug nur ihr hässlichstes Gesicht zeigen.
    Und dann sehe ich am Bildschirm, wie französische Fans die deutsche Nationalhymne mitsingen. Dann möchte ich doch noch hoffen.

  • Alles, was hier gesagt wurde, hat seine Berechtigung. Ich bin auch gelinde gesagt entsetzt. Meine einzige Hoffnung ist, dass die EU jetzt endlich das ganze Gebilde neu überdenkt und den Bürger berücksichtigt, nicht nur die Industrie- und Finanzlobby. Aber das wird, befürchte ich, nicht der Fall sein. Wenn sie Briten austreten, werden sie gleiche Konditionen aushandeln, als wären sie drin. Nur zahlen sie dann nichts mehr ein. Ändern wird sich an der EU, die ja eigentlich nur eine Wirtschaftsunion ist (die Werte werden bei Bedarf über Bord geworfen) nichts. Erneuerung - wie soll das bei 28 Mitgliedern gehen. Die Lobby wird, wie üblich, oben schwimmen.

  • Also wenn die gleiche Konditionen aushandeln, wie wenn die drin wären, aber dann nicht mehr einzahlen müssen, wäre das echt eine Bankrotterklärung für die EU. Dann wollen alle aus de EU. Ich bin sehr gespannt auf die Verhandlungen.

  • Waehrend LT- und BT-Abgeordnete vor Ort Wahlkreisbüros unterhalten, sind die EU-Abgeordneten nicht vor Ort, um mit ihren Waehlern zu sprechen.
    Ob das in anderen Ländern anders weiß ich nicht.
    Vielleicht würden Gespräche mit den Abgeordneten zu mehr Verständnis helfen.

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    Wendy Wasserstein

  • Ich sehe das Ganze gelassen.
    Die Wirtschaftsbeziehungen werden sich einpendeln, auch wenn alles bürokratischer wird.
    Großbritannien muss sich entscheiden, und es kann durchaus möglich sein, dass Großbritannien was die EU -Zugehörigkeit anbetrifft, zerfällt. Die Schotten und die Iren haben ja überwiegend für die Zugehörigkeit zur EU gestimmt.
    Die Briten werden nach dem Austritt merken, dass doch nicht an allem die EU Schuld ist.
    Unsere Politiker sind aktuell verschreckt oder tun zumindest so. Aber ich glaube nicht, dass sich an ihrem Verhalten, was das "Horchen aufs Volk" anbetrifft, groß was ändert. Das mögen die deutschen Politiker ja nicht so, sie wissen ja angeblich was wir wollen, da wir sie als unsere Stellvertreter gewählt haben. Aber ich glaube zu wissen, wie die Entscheidung bez. EU und Euro ausgefallen wäre, hätte man das deutsche Volk vor die Wahl gestellt.


    Insgesamt muss ich sagen, bin ich auch nicht immer mit allen Entscheidungen einverstanden. Ich denke, wir sind weit davon entfernt, eine Gemeinschaft zu sein, dafür gibt es viel zu viele Unterschiede was viel wichtige Dinge anbetrifft. Aber jetzt sind wir (in der) EU und dann sollten alle Mitgliedsländer versuchen, das Beste daraus zu machen, auch wenn es manchmal nicht einfach ist.
    Fortzulaufen erscheint den Briten aktuell einfach. So einfach wie manche denken, wird es denke ich nicht werden. Aber alles wird sich früher oder später einpendeln. Und ich hoffe doch, dass die wichtigen Entscheidungen jetzt, zeitnah, getroffen werden. Und nicht ewig nach hinten verschleppt. Ich habe irgendwas von prognostizierten 2 Jahren bis zum endgültigen Austritt gehört. 2 JAHRE!! Da wird mir fast schlecht... .



    Edit: Schreibfehler ausgemerzt.

    Liebe Grüße :wave
    Kirsten



    eine Welt ohne Bücher kann ich mir nicht vorstellen



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