Katherine Webb - Das fremde Mädchen

  • Taschenbuch: 656 Seiten
    Verlag: Diana Verlag
    erschienen am 9. Mai 2016
    Originaltitel: The Misbegotten


    zur Autorin: (Quelle Randomhouse)
    Katherine Webb, geboren 1977, wuchs im ländlichen Hampshire auf und studierte Geschichte an der Durham University. Nach ihrem großen internationalen Erfolgsdebüt Das geheime Vermächtnis folgten weitere Bestseller, darunter Das Haus der vergessenen Träume und Das verborgene Lied. Nach längeren Aufenthalten in London und Venedig lebt die Autorin heute in der Nähe von Bath, England.


    zum Inhalt:
    1803 wird im Moor in der Nähe der Stadt Bath ein Kind gefunden. Alice beschließt, das Mädchen Starling zu nennen und sie verbringt ab nun ihr Leben auf dem Anwesen von Lord Faukes. Doch bald darauf verschwindet Alice unter ominösen Umständen. Jonathan, der ihr überaus zugetan war, glaubt, dass sie mit einem anderen Mann durchgebrannt ist. Andere glauben, Jonathan habe Streit mit ihr gehabt und sie umgebracht. Die damaligen Geschehnisse sind noch heute spürbar als Rachel 1821 als Gouvernante bei der adeligen Familie arbeitet. Sie möchte das Haus lieber wieder verlassen. Doch so einfach macht es ihr Jonathan nicht.


    meine Meinung:
    Die von Katherine Webb erzählte Geschichte findet erneut auf zwei Zeitebenen statt. Abwechselnd führt sie ihre Leser in das beginnende 19. Jahrhundert, wo Starling als Kind Alice und deren Magd Bridget kennenlernt. Das Leben in Hartford Hall verläuft ruhig, bis zu dem Tag, an dem Alice verschwand. Es ranken sich verschiedene Gerüchte darum, sodass man auch als Leser der Geschichte abwartend gegenübersteht. Geklärt werden die Umstände die ganzen Jahre nicht.


    Nachdem Rachel zu ihrem Mann Richard zieht und das junge Paar Kontakt zu Jonathans Vater hat, kommen die langgehegten Geheimnisse ans Tageslicht. Unglücklicherweise ähnelt Rachel der vermissten Alice so sehr, dass der offensichtlich mental erkrankte Jonathan Gegenwart und Vergangenheit nicht mehr auseinander halten kann. Doch auch sein Verhalten wirft Fragen auf, die mit anderen Personen zusammenhängen. Ist er nun ein Mörder, oder versucht jemand, seinen Geisteszustand für sich auszunutzen? Die Verbindung beider Ebenen stellt weiterhin Starling dar, die immer noch bei den Faukes wohnt. Die junge Frau scheint aber ebenso suspekt wie Jonathans Mutter, sodass Rachel immer mehr in die Familiengeschichte hineingezogen wird.


    Die Autorin lässt in ihrem Roman den Flair der vergangenen Zeit wieder lebendig werden. Bath mit seinen alten Bauwerken und der ländlichen Umgebung wird bildhaft dargestellt. Die Gesellschaft des Regency wird nicht zuletzt im Erzähltempo gespiegelt. Manchmal etwas geziert, dann wieder recht freizügig wechselt das Tempo genauso wie die intensiven Einblicke in die Charaktere. Manche werden stärker hervorgehoben, andere bleiben im nebeligen Dunst verborgen. Außer dem Leben skizziert Webb obendrein die Psyche des Jonathan Faukes, der als Soldat im Krieg gegen Frankreich mit seinen Erinnerungen fertig werden muss. Hier wird deutlich, wie viel Macht hinter einer einflussreichen Familie stand, die eben jene Mitglieder der Gesellschaft vor den Augen anderer verbarg. Die vielen kleinen Dinge machen diesen Roman aus, der schon deshalb seine Aufmerksamkeit fordert. Auf leise Art entfaltet er dann sein ganzes Spektrum zwischen Wahrheit, Illusion und Lüge.

  • Der Roman hat mir sehr gut gefallen, die beiden Zeitebenen sind für einmal nicht so weit voneinander entfernt, waren angenehm zu lesen und nicht störend.

    Gegen Schluss wurde die Geschichte ein wenig in die Länge gestreckt, da wären ein paar Seiten weniger, mehr gewesen.