Was war – Yorck Kronenberg

  • Roman, Literaturverlag Droschl, 2012,
    gebunden, 168 Seiten
    ISBN 978-3-85420-829-7


    Kurzbeschreibung:
    Nach dem Tod seiner Frau wendet sich Andreas Paulhofer der eigenen Kindheit zu. Aus einer zunächst assoziativen Reihung von Erinnerungen erwächst nicht nur das sich verdichtende Bild einer ganzen Familie; da der Junge bei seiner Oma aufgewachsen ist, erfasst der Blick des Erwachsenen bald auch die Biografie der Großmutter: Seit dem zweiten Weltkrieg verwitwet und aus ihrer Heimat vertrieben, weist ihr Lebenslauf erstaunliche Parallelen zur gegenwärtigen Situation des Ich-Erzählers auf. Die Suche nach dem Bleibenden, nach Heimat und Zugehörigkeit erweist sich zunehmend als eine generationsübergreifende Fragestellung, die nicht zuletzt durch die jüngere deutsche Geschichte eine über das Private hinausgehende Bedeutung erhält.


    Um Abstand zu gewinnen, reist Paulhofer nach Frankreich. Doch gerade hier greifen Vergangenheit und Gegenwart immer dichter ineinander. Nicht nur erinnern Kriegsdenkmäler allerorten an noch längst nicht überwundene Schmerzen, auch das sich anbahnende Liebesverhältnis zur jungen Isabelle steht im Zeichen der Gespenster der Vergangenheit.


    Über den Autor:
    Yorck Kronenberg wurde 1973 geboren. Er studierte Klavier und Komposition in Lübeck. Als Pianist Gewinner des Internationalen Wettbewerbs J.S. Bach in Saarbrücken 1998. Zahlreiche CD-Veröffentlichungen. Er veröffentlichte mehrere Romane: ›Welt unter‹, ›Ex voto‹, ›Was war‹ und, im September 2015, ›Tage der Nacht‹, darüber hinaus Kurzgeschichten in Anthologien. Stipendien u.a. bei der Stiftung Niedersachsen, dem Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop und dem Literarischen Colloquium Berlin.


    Mein Eindruck:
    Der Pianist und Schriftsteller Yorck Kronenberg hatte letztes Jahr einen sehr überzeugenden Roman vorgelegt, der stilistisch und thematisch ausgereift war.
    „Was war“ ist ein älterer Roman des Autors und man merkt, was für einen Sprung er später gemacht hat. Nicht alles überzeugt. Aber auch schon in diesem Buch ist erkennbar, wie Kronenberg mit Sprache und Struktur arbeitet. So werden durch die Erinnerungen des Protagonisten Ereignisse der Vergangenheit in der Gegenwart allgegenwärtig.


    Dieser schwebende Bewusstseinszustand ergibt sich aus einem Verlust, den der Protagonist erlebt hat. Seine Frau ist gestorben. Das lässt ihn aufnahmefähig werden. Seine Kindheit und Erinnerungen an seine Oma, bei der er aufwuchs und eine prägende Nachbarin werden lebendig. Und auch an seine Jugendliebe Sabrina. Er verlässt Deutschland und fährt nach Frankreich an einem Ort, an dem er einst mit seiner Frau einmal war. Hier lernt er Isabella kennen.
    Immer intensiver werden die Schilderungen der Geschehnisse aus Vergangenheit und Gegenwart.


    Kronenbergs Sätze folgen einer modernen Tonfolge, wie sie wohl nur von einem ausgebildeten Musiker geschaffen werden können.


    Yorck Kronenberg ist eine der wenigen kreativen neuen Stimmen der aktuellen deutschen Literatur.