Kurzbeschreibung
Sommer 1989 bis Sommer 1990 - als alle über Ungarn rübermachen, die Mauer fällt und Deutschland Weltmeister wird. Thomas Brussig erzählt von der rollschuhfahrenden Lena, die den Wendehit schreibt, von Lenas großem Bruder, dem einzigartigen Leica-Fotografen, von Leo Lattke, dem Starreporter, der gerade jetzt in eine Schreibkrise kommt, erzählt von Alfred Bunzuweit, dem furzenden Direktor des Palasthotels, von Jürgen Warthe, dem Bürgerrechtler, von Gisela Blank, der begnadeten Rechtsanwältin, oder auch von dem 19-jährigen Albino, der für einen Weltkonzern eine Volkswirtschaft sondiert. Thomas Brussig schildert eine Zeit des Aufbruchs, der neu gewonnenen Freiheit, der Unsicherheit, eine Zeit, in der alles möglich war, nichts undenkbar und mehr passierte, als man es je zu träumen wagte. Niemand hat bislang das Lebensgefühl dieser Zeit so farbig und so genau in Bilder und Worte gefasst wie Thomas Brussig.
Über den Autor
Thomas Brussig, 1965 in Berlin geboren, wuchs im Ostteil der Stadt auf. Er studierte Soziologie und Dramaturgie und debütierte 1991 mit dem Roman "Wasserfarben". 1995 erschien sein in zahlreiche Sprachen übersetzter und auch als Bühnenfassung erfolgreicher Roman "Helden wie wir". Sein dritter Roman "Am kürzeren Ende der Sonnenallee" wurde 1999 gleichfalls zum Bestseller und der Film "Sonnenallee" zum erfolgreichsten deutschen Film des Jahres. Thomas Brussig lebt in Berlin.
Meine Meinung
Die grosse Frage der Kritiker bleibt bestehen: hat es Brussig mit "Wie es leuchtet" geschafft den ultimativen Roman der Wende zu schreiben? Auch ich kann das nicht ganz beantworten, hab aber auch nichts wirklich vergleichbares bisher lesen koennen.
Der Herbst 1989 und die folgenden Monate werden aus Sicht sehr viele verschiedener Personen geschildert. Ein sehr geschickter Erzaehlstil, denn dadurch hab ich wirklich das Gefuehl dies war eine Zeit, die wirklich jeden mitten ins Herz traf. Keine Lebenssituation wurde von den Folgen des Mauerfalls verschont - und nicht immer waren es positive Folgen. Und nicht immer liess es sich so einfach sagen waren diese Folgen nun gut oder nicht ...
Ich glaub im Schnitt wird auf jeder Seite eine neue Romanfigur vorgestellt! Und zeitweise hat mich das als Leser wirklich erschoepft und in gewisser Weise ueberfordert. Die Intention des Autors ein so komplettes Bild wie nur moeglich zu beschreiben schlug stellenweise ins Gegenteil um. Beschrieben wird z.B. wie verschiedene Personen den Mauerfall erleben und den Tag danach, aehnlich einige Monate spaeter sieht man wie diese Personen die ersten freien Wahlen erleben. Aber ich hatte dann schon Probleme den Namen der Personen auch die auf den 200 Seiten zuvor beschriebenen Charaktereigenschaften zuzuordnen und damit die Reaktionen auf die Wahl deuten zu koennen.
Ein Kritiker (ich glaub von der Sueddeutschen Zeitung?) meinte, dass diese Breite der Charaktere eine wirkliche Tiefe nicht erlaubt. So ganz sehe ich es nicht, die Tiefe kommt wirklich auch mit der Masse, zumindest bis zu einem gewissen Grade. Aber diese Masse erlaubt es mir als Leser nicht einer dieser Personen (oder einigen) wirklich nahe zu kommen. Sie bleiben auf Distanz. Und das find ich in jedem Buch immer ein wenig stoerend.
Na ja, zumindest ein paar Figuren mochte ich gegen Ende des Buches dann schon eher als Lieblinge bezeichnen, aber es dauerte wirklich ganz schoen lange die Distanz zu ueberwinden.
Spoiler zu einer meiner Lieblingsfiguren Waldemar:
Allerdings hat es mich wirklich geschockt, dass Waldemar stirbt. Und ich hab auch immer noch nicht rausgefunden, was mir Brussig mit dessen Tod sagen wollte. Ich hatte echt gehofft, dass es ein Happy End fuer ihn geben koennte.
Fazit:
Insgesamt ein beeindruckender Roman, trotz einiger Schwaechen sehr empfehlenswert und sicherlich einer, der mir lange noch im Kopf rumspuken wird.