'Freiheit' - Seiten 001 - 070

  • Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich schon etwas schreiben soll, denn ich bin z. Z. sehr unkonzentriert und finde mich noch nicht wirklich zurecht in der Geschichte.
    Jetzt wird es langsam.


    Mich hat die Menge der Personen, die zudem auch manche ähnliche Namen haben, verwirrt. Romane, die in dieser speziellen Kleinstadt-/Stadtteilatmosphäre spielen, mag ich eigentlich. Allerdings kommt sie hier noch nicht zu mir. Vielleicht ist das aber auch beabsichtigt und es geht gar nicht um dieses besondere Klima, sondern wirklich ausschließlich um den dort lebenden Menschenschlag.
    Die Männer sind passiv/resigniert (Walter) oder alles durchschauend (Seth). Die Frauen sind hysterisch/überdreht (Patty) oder beobachtend/von sich selbst überzeugt (Merrie). Patty fange ich erst an zu verstehen, als ich in ihrem autobiografischen Tagebuch lese, wo sie selbst von ihrer problematischen, nicht sehr liebevollen Kindheit und Jugend und von einer vielseitig, nur nicht zur Kindererziehung und Begleitung, motivierten Mutter berichtet. War es die Vergewaltigung, die sie zu diesem Nervenbündel machte...


    Und dann ist da noch Joey, der Sohn von Walter und Patty, der doch tatsächlich zu den Nachbarn und damit zu seiner Freundin Connie zieht.


    Ich hoffe sehr, dass ich noch rein komme in das Buch. Zur Zeit ist es noch nicht der Fall, leider. :-(

  • Völlig vergessen, aber eine wichtige Notiz, die ich mir gemacht habe:


    Beim Lesen war ich mehrfach an John Irving erinnert. Diese verschlungenen, umständlichen Beziehungen und Beschreibungen machen es mir dann auch schwer. Wer mich kennt weiß, dass ich mich durch Irving sehr schwer tue und immer durch kämpfen musste. :wow
    Vielleicht ändert es sich ja noch.

  • Durch bin ich noch nicht. Bislang suche ich noch nach der Geschichte, die Franzen uns erzählen will.
    Patty, die perfekte Hausfrau, die von niemandem etwas Böses sagt. Allenfalls bezeichnet sie eine Nachbarin als seltsam um dann mit ihr Freundschaft zu schließen.
    Aber an ihren Sohn Joey lässt sie kein gute Haar und beschimpft ihn in der Öffentlichkeit.
    Ich hoffe, meine Sinnsuche wird bald erfolgreich.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Ich bin sicher, dass auch deine Suche erfolgreich sein wird, Lesebiene.
    Meine war es bereits.


    Ich habe große Teile des Abschnitte einfach noch mal gelesen, weil ich zu fertig war, um wirklich aufmerksam zu lesen, und was soll ich sagen: inzwischen kann ich folgen.
    Und an Irving erinnert mich der Beginn des Romans immer noch. :rolleyes


    Der Anfang ist sehr dicht, um uns die Figuren und die Verstrickungen zwischen ihnen vorzustellen. Richtig warm werde ich erst mit dem Buch, als Pattys autobiografischer Teil beginnt, den sie auf Wunsch ihres Therapeuten schreibt. Da finde ich Franzen, wie ich ihn erwartet habe: scharf akzentuiert und gleichsam einen Scheinwerfer erbarmungslos auf Vorzüge und Unzulänglichkeiten richtend.


    Wirklich gruselig ist natürlich, wie Pattys Eltern mit der Vergewaltigung ihrer Tochter umgehen. Politische Rücksichten, Taktieren und fehlende Erfolgsaussichten und schon wird nicht angezeigt. Unglaublich.


    Habe ich es verpasst? in welchem Jahr befinden wir uns?

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Es könnte dieses Jahr spielen
    Leider hst Pattys Vater Recht, dass Patty ganz schnell vom Opfer zum Taeter werden kann.


    ?(
    Wie meinst du das?
    Ich verstehe Pattys Vater so, dass sie dem Jungen, der sich doch entschuldigt hat, nicht den Abschluss und das weitere Leben versauen soll.
    Und das sehe ich gar nicht so.
    Er hat sie vergewaltigt. Wenn jemand ihm das Leben versaut, dann war er das damit selber.

  • Wenn Patty zur Polizei geht, muss sie die ganze Geschichte erneut erleben (verbal).
    Ethan sein Vater nimmt einen Promianwalt und vor Gericht muss Patty erneut durch die Geschichte, muss beweisen, dass sie sich gewehrt hat. Ethan wird seine Kumpels als Zeugen rufen, die sagen, Patty hat freiwillig wenn auch betrunken den Verkehr mit gemacht. Patty hat den Spießrutenlauf, wird gedemütigt und wohl am Ende kein. Recht erhalten.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Ich bin jetzt mit dem ersten Abschnitt fertig und hatte auch erst große Mühe richtig in das Buch reinzukommen. Und ich bin ja froh zu lesen, dass es Euch auch so gegangen ist.
    Im ersten Kapitel konnte ich mich gar nicht richtig auf die Handlung konzentrieren bzw. überhaupt eine Handlung ausmachen. Ich war so beschäftigt damit, die einzelnen Personen auseinander zu halten und habe manche Seiten zweimal gelesen.


    Der Autobiographische Teil hat mir da schon wesentlich besser gefallen. Obwohl ich erst kurz erstaunt war, dass er nicht in der "Ich-Erzähler" Perspektive geschrieben ist. Ich hatte irgendwie angenommen, eine Autobiographie hätte automatisch einen "Ich-Erzähler" . Keine Ahnung warum. :lache
    Auf jeden Fall habe ich jetzt zum Ende des Abschnittes schon mehr das Gefühl, in dem Buch angekommen zu sein.


    Ich finde das das Verhalten von Pattys Eltern nach der Vergewaltigung gar nicht geht. Bei der Mutter habe ich auch das Gefühl, dass sie mit der Situation überfordert ist. Aber sie macht mir einen sehr lieblosen Eindruck und handelt das Ganze so sachlich ab, wie wenn nichts schlimmes geschehen wäre und macht keinerlei Anstalten ihre Tochter zu trösten.
    Natürlich würde eine Anzeige und eine Verhandlung auch für Patty wieder schwierig und vielleicht demütigend sein. Aber trotzdem kann man das ganze doch nicht einfach so abtun und den Jungen ungeschoren davon kommen lassen. Das geht einfach gar nicht.


    In welchem Jahr das ganze spielt habe ich mich auch schon gefragt und nichts dazu gelesen oder vielleicht überlesen ?

  • Ob Ethan bei einer Verhandlumg verurteilt wird, steht auf einem anderen Blatt. Die Wahrscheinlichkeit, dass er obsiegt ist groß.


    Auf jeden Fall haette Patty eine Psychologin zur Seite stehen müssen.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Lesebiene ()

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Wenn Patty zur Polizei geht, muss sie die ganze Geschichte erneut erleben (verbal).
    Ethan sein Vater nimmt einen Promianwalt und vor Gericht muss Patty erneut durch die Geschichte, muss beweisen, dass sie sich gewehrt hat. Ethan wird seine Kumpels als Zeugen rufen, die sagen, Patty hat freiwillig wenn auch betrunken den Verkehr mit gemacht. Patty hat den Spießrutenlauf, wird gedemütigt und wohl am Ende kein. Recht erhalten.


    So weit, so klar.
    Vielleicht stehe ich auf dem Schlauch, aber inwieweit meinst du, dass Patty dadurch vom Opfer zum Täter wird? ?(
    Wenn sie das alles noch mal durchleiden muss und ihr trotzdem niemand glauben wird, weil der Vater des Jungen so einflussreich ist, bleibt sie doch immer noch Opfer, wird es erneut.

  • Zitat

    Original von Rouge
    Ich bin jetzt mit dem ersten Abschnitt fertig und hatte auch erst große Mühe richtig in das Buch reinzukommen. Und ich bin ja froh zu lesen, dass es Euch auch so gegangen ist.
    Im ersten Kapitel konnte ich mich gar nicht richtig auf die Handlung konzentrieren bzw. überhaupt eine Handlung ausmachen. Ich war so beschäftigt damit, die einzelnen Personen auseinander zu halten und habe manche Seiten zweimal gelesen.


    Ja, das ging mir auch so, aber das änderte sich, sobald das erste Kapitel vorbei war.


    Zitat

    Der Autobiographische Teil hat mir da schon wesentlich besser gefallen. Obwohl ich erst kurz erstaunt war, dass er nicht in der "Ich-Erzähler" Perspektive geschrieben ist. Ich hatte irgendwie angenommen, eine Autobiographie hätte automatisch einen "Ich-Erzähler" . Keine Ahnung warum. :lache
    Auf jeden Fall habe ich jetzt zum Ende des Abschnittes schon mehr das Gefühl, in dem Buch angekommen zu sein.


    Es ist so, als distanziere sich Patty von ihrer eigenen Geschichte, eine Selbstschutzreaktion. Sie schreibt von sich selbst als der "Autobiographin", was zu ihrem Leben in der Gegenwart einen Abstand schafft, den sie wahrscheinlich braucht.


    Zitat

    In welchem Jahr das ganze spielt habe ich mich auch schon gefragt und nichts dazu gelesen oder vielleicht überlesen ?


    Manchmal überlese ich auch etwas. Ich bin froh, dass ich hier scheinbar nichts übersehen habe.
    Wenn ich mal vorgreifen darf, es ist nicht direkt handlungsrelevant: im zweiten Abschnitt wird an einer Stelle davon gesprochen, dass etwas wie in den 70ern wäre, also vermute ich, dass der Roman in den 80ern spielt. Außerdem gibt es eine Anspielung auf Margaret Thatcher, die nur bis 1990 Premierministerin war, also nicht die 90er. Vermute ich.

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Der Anwalt kann es auch so hinstellen, als ob sie dem armen Jungen was unterstellt, als würde sie luegen.


    Aber auch dann ist sie doch noch Opfer...Ich verstehe es einfach nicht. Ist vielleicht auch nicht so wichtig, liegt an mir.


    Ach so, jetzt! Der Junge behauptet, dass sie ihm etwas unterstellt, behauptet also, dass sie ihm da etwas antun wollte, seinen Ruf zerstören.


    Hat ein bisschen gedauert.
    Vielleicht sollte ich schlafen gehen :chen
    Danke, Lesebiene! :kiss

  • Anhand einzelner Geschehnnisse kann man den Handlungsrahmen abstecken.


    Die Eltern von Patty müssen so ca. Jahrgang 35 sein, Patty so ca. Jahrgang 55, Anfang der 80er müßten Joey und Jessica geboren sein. Es müßte bis Ende der 90er gehen.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Clare


    Mich hat die Menge der Personen, die zudem auch manche ähnliche Namen haben, verwirrt. Romane, die in dieser speziellen Kleinstadt-/Stadtteilatmosphäre spielen, mag ich eigentlich. Allerdings kommt sie hier noch nicht zu mir. Vielleicht ist das aber auch beabsichtigt und es geht gar nicht um dieses besondere Klima, sondern wirklich ausschließlich um den dort lebenden Menschenschlag.
    Die Männer sind passiv/resigniert (Walter) oder alles durchschauend (Seth). Die Frauen sind hysterisch/überdreht (Patty) oder beobachtend/von sich selbst überzeugt (Merrie). Patty fange ich erst an zu verstehen, als ich in ihrem autobiografischen Tagebuch lese, wo sie selbst von ihrer problematischen, nicht sehr liebevollen Kindheit und Jugend und von einer vielseitig, nur nicht zur Kindererziehung und Begleitung, motivierten Mutter berichtet. War es die Vergewaltigung, die sie zu diesem Nervenbündel machte...
    ...


    Ich glaube, du liegst genau richtig. Ich empfinde es auch so, dass es zunächst nicht um die einzelnen Menschen geht, sondern beispielhaft um eine Art Vorstadt-Studie, bei der es um Stereotypen geht.
    Ich bin allerdings erst auf Seite 46.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Clare
    Völlig vergessen, aber eine wichtige Notiz, die ich mir gemacht habe:


    Beim Lesen war ich mehrfach an John Irving erinnert. Diese verschlungenen, umständlichen Beziehungen und Beschreibungen machen es mir dann auch schwer. Wer mich kennt weiß, dass ich mich durch Irving sehr schwer tue und immer durch kämpfen musste. :wow
    Vielleicht ändert es sich ja noch.


    Ich finde, dass Franzen sich total von Irving unterscheidet. Irving stellt eigentlich immer einen außergewöhnlichen Menschen in den Vordergrung, Franzen modellhafte Protagonisten. Irving schreibt mit Witz, Franzen bleibt eher sachlich.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin


  • Ich habe da mehrere Ebenen gesehen.
    Einmal natürlich die Vergewaltigung, die objektiv gesehen bestraft werden müsste. Ganz deiner Meinung.
    Nur haben wir es mit dem amerikanischen Rechtssystem zu tun. Wieder einmal bin ich froh, nicht in Amerika zu leben.
    Ethans Eltern würden sich einen Star-Anwalt nehmen und im Vorfeld zahlreiche "Freunde" finden, die bestätigen, dass Patty ein Flittchen ist, die es quasi mit jedem treibt. Und Ethan hätte ja gar nicht damit rechnen können, dass eine Sportlerin bei hartem Sex so empfindlich ist. Gesehen und gehört hat sowieso niemand etwas.
    Ich sehe da keine Chance für Patty, dass Ethan verurteilt würde. Amerikanisches Recht wird überall durchgesetzt, nur nicht vor Gericht.


    Schlimm finde ich in diesem Abschnitt, welch kalte Beziehung Pattys Mutter zu ihr hat. Hier gebe ich die recht, Clare, dieser Part erinnert an Irving, der ein Sprachrohr für die Benachteiligten ist.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Rouge
    ...


    Ich finde das das Verhalten von Pattys Eltern nach der Vergewaltigung gar nicht geht. Bei der Mutter habe ich auch das Gefühl, dass sie mit der Situation überfordert ist. Aber sie macht mir einen sehr lieblosen Eindruck und handelt das Ganze so sachlich ab, wie wenn nichts schlimmes geschehen wäre und macht keinerlei Anstalten ihre Tochter zu trösten.
    Natürlich würde eine Anzeige und eine Verhandlung auch für Patty wieder schwierig und vielleicht demütigend sein. Aber trotzdem kann man das ganze doch nicht einfach so abtun und den Jungen ungeschoren davon kommen lassen. Das geht einfach gar nicht....


    Pattys Mutter ist ganz amerikanische Politikerin. Da muss das Töchterchen schon mal still sein und Rücksicht nehmen. Da kommt bestimmt noch so einiges zu Tage, was unter den Teppich gekehrt wurde.
    Das Verhalten des Vaters nach der Vergewaltigung finde ich schon besser.
    Allerdings wie er sich vorher zu Patty verhält, finde ich auch unmöglich.
    Die Arme ist ziemlich einsam.


    Was ich nicht verstehe, ist das Desinteresse der Eltern an Pattys sportlichen Leistungen. Ich dachte immer, dass das in Amerika so viel zählt. Oder ist das nur bei Jungen so? :gruebel

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin