'Freiheit' - Seiten 071 - 160

  • Inzwischen hat mich der Roman gepackt.


    Patty dürstet nach Anerkennung, die sie in ihrer Kindheit wohl zu wenig bekam. Sogar in Freundschaften steht sie unter einem großen Konkurrenzdruck. In dieser Lücke fehlender Liebe und Anerkennung schiebt sich Eliza und nutzt und lenkt Patty, wie es ihr passt, auch sie einen wenig geliebte Tochter und einsame junge Frau. Eliza ist schlimm. Dass Patty es wieder schafft, sich von ihr zu lösen, hätte ich fast nicht gedacht. Leid tut sie mir trotzdem. Ich glaube, dass sie aus der Geschichte verschwindet und wir nicht erfahren, ob sie zugrunde geht, sich wie angedroht umbringt oder wieder auf die Biene kommt.


    Und Walter erscheint im Buch. Ich kann ihn nicht ganz mit dem Walter vom Anfang des Buches zusammenbringen. Der junge Walter ist klug und arbeitet hart, findet trotzdem Zeit, sich intensiv um Patty zu bemühen, in die er so verliebt ist. Ich bin gespannt, wie Walter sich verändert.


    Und zu Thema FREIHEIT, was ja der Titel des Romans ist, sogar im Original:
    Ich habe gleich zwei Momente der Freiheit für Patty gefunden.
    1.
    Sie befreit sich aus den Fesseln der "Freundschaft" mit Eliza. Als sie das geschafft hat, rennt sie durch die nächtlichen Straßen, frei! Dass dummerweise Winter ist und sie sich allerhand bricht, ist eine andere Geschichte.
    2.
    Sie fährt nicht weiter zur Silberhochzeit ihrer Eltern, sondern reist zu Walter nach Hause, wo er sich um den sterbenden Vater kümmert.
    Entscheidungen zur Freiheit.

  • Der Roman packt mich, weil ich wissen will, wie es weitergeht.
    Welche Rolle spielt Richard nochmals, wie im 1. Kapitel angedeutet?
    Etwas schade, dass bisher nur Pattys Lebenslauf wichtig zu sein scheint und die anderen nur Begleiterscheinungen in ihrem Leben.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Clare
    Inzwischen hat mich der Roman gepackt.


    Mich definitiv auch! Am liebsten würde ich die ganze Zeit weiter in dem Buch lesen, aber leider werde ich die nächste Woche nicht viel zum Lesen kommen.


    Also ich bin auch sehr froh, dass sich Patty noch rechtzeitig von Eliza lösen kann. Eliza empfinde ich als sehr unangenehme Person und nicht wirklich als Freundin für Patty. Sie belügt sie ja von vorne bis hinten und manipuliert sie und erfindet sogar noch eine schlimme Krankheit, nur damit sie sich der Freundschaft von Patty sicher sein kann. Also das geht ja gar nicht. :schlaeger


    Walter dagegen scheint mir ein sehr anständiger und hilfsbereiter und treuer Mensch zu sein. Und er scheint Patty aufrichtig zu lieben. Sie hingegen behandelt ihn ja nicht so toll. Sie lässt sich von ihm pflegen und ausführen und flirtet gleichzeitig mit Richard. Da muss ich Walter wirklich bewundern, dass er sich weiterhin so um Patty bemüht. Und seine eigene Familie ist ja auch mehr als verkorkst. Das er sich trotz seiner eigenen Probleme so liebevoll um Patty kümmert finde ich bewundernswert.


    Zum Glück finden Patty und Walter zum Ende dieses Abschnittes ja doch zueinander. Auch wenn ich nicht das Gefühl habe, Patty würde richtige Liebe für ihn empfinden. Er ist wohl nur die zweite Wahl, nachdem sie Richard nicht so bekommen kann, wie sie es sich wünscht.

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Der Roman packt mich, weil ich wissen will, wie es weitergeht.
    Welche Rolle spielt Richard nochmals, wie im 1. Kapitel angedeutet?
    Etwas schade, dass bisher nur Pattys Lebenslauf wichtig zu sein scheint und die anderen nur Begleiterscheinungen in ihrem Leben.


    Richards Rolle deutet sich in diesem Abschnitt schon an, wird aber noch später weiter ausgeführt. Ich finde nicht, dass nur Pattys Geschichte eine Rolle spielt, auch wenn sie es ist, die hier erzählt. Wir erfahren viel über Walter z.B., und ich lese nicht nur Patty heraus, sondern kann mir ein ganz gutes Bild von ihm machen.
    Ein wenig egozentrisch ist sie schon, kann wie auch im Wettbewerb keinen wirklich neben sich dulden, aber musste sie sich nicht seit frühester Kindheit um alles bemühen, die Liebe der Eltern, Anerkennung, Selbstachtung...

  • Zitat

    Original von Rouge


    Mich definitiv auch! Am liebsten würde ich die ganze Zeit weiter in dem Buch lesen, aber leider werde ich die nächste Woche nicht viel zum Lesen kommen.


    Mir fehlt noch ein bisschen der unstillbare Drang zum weiter lesen :grin


    Zitat


    Walter dagegen scheint mir ein sehr anständiger und hilfsbereiter und treuer Mensch zu sein. Und er scheint Patty aufrichtig zu lieben. Sie hingegen behandelt ihn ja nicht so toll. Sie lässt sich von ihm pflegen und ausführen und flirtet gleichzeitig mit Richard. Da muss ich Walter wirklich bewundern, dass er sich weiterhin so um Patty bemüht. Und seine eigene Familie ist ja auch mehr als verkorkst. Das er sich trotz seiner eigenen Probleme so liebevoll um Patty kümmert finde ich bewundernswert.


    Walter will es vielleicht gar nicht so unbedingt wahr haben, dass Patty ein Mensch mit vielen Fehlern ist und ihre Gefühle für ihn eher lauwarm. Er ist sehr intelligent, sollte es also bemerkt haben, wenn nicht die Liebe ihn blind gemacht hat. Er liebt sie, Punkt. Alles, was er tut, tut er aus Liebe.


    Zitat


    Zum Glück finden Patty und Walter zum Ende dieses Abschnittes ja doch zueinander. Auch wenn ich nicht das Gefühl habe, Patty würde richtige Liebe für ihn empfinden. Er ist wohl nur die zweite Wahl, nachdem sie Richard nicht so bekommen kann, wie sie es sich wünscht.


    Die eigentlich tragische Figur ist für mich hier Richard. Ganz entgegen seiner Angewohnheit, mit jeder ins Bett zu gehen, die bereit dazu ist, tut er es mit Patty nicht. Es wird erzählt, dass es schon einen Fall gab, wo er etwas mit Walters Freundin anfing. Loyalität kann es also nicht sein, die ihn zurückhält. Patty schmeißt sich schon recht offensichtlich an ihn ran.

  • Trotz aller Leichtlebigkeit scheint Richard einen guten Kern zu haben.


    Am Ende dieses Kapitel hat sich Patty von Eliza und ihrer Mutter befreit und sich in die nächste Abhängigkeit begeben.


    Patty muss ja jetzt um die 20\leicht darüber sein. Ihr einziger Gedanke jetzt anders zu sein als ihre Mutter.


    Sicherlich wollten das Ende der 70er viele, suburban ein Haus, 2 Kinder, Frieden, Haus und Garten. Aber Patty will das wohl nur um der Familie" eins auszuwischen" .

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    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Trotz aller Leichtlebigkeit scheint Richard einen guten Kern zu haben.


    Von Richard erwarte ich noch mehr in diesem Roman. Er scheint der Bruder Leichtsinn zu sein, aber ich glaube nicht, dass das so stimmt. Walter ist ein ganz guter und ernsthafter Menschenkenner, und er wäre sicher nicht mit R. befreundet, wenn dieser wirklich so gleichgültig wäre.


    Zitat

    Sicherlich wollten das Ende der 70er viele, suburban ein Haus, 2 Kinder, Frieden, Haus und Garten. Aber Patty will das wohl nur um der Familie" eins auszuwischen" .


    Ich weiß nicht so recht... :gruebel
    Patty will diese Familie schon. Sie will alles anders und besser machen. Ob sie selbst stabil genug dafür ist und das nötige Maß an Selbstlosigkeit, die man auch in einer gut funktionierenden Familie als Mutter braucht, besitzt, wird sich noch zeigen.

  • Patty will es nicht selbst, sondern nur um ihrer Mutter zu zeigen, dass sie sich um Patty nicht so gekümmert hat, wie, ja wie? Wie Patty es wollte? Um die Schwestern hat Joyce sich doch auch gekuemmert. Irgendwo sehe ich eine Rebellion zwischen Joyce und Patty.

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  • Ich weiß gar nicht, ob ich es so positiv finde, dass Walter und Patty zusammengekommen sind. Ersatzmann, nur lauwarme Gefühle...


    Ich denke, der Familienwunsch von Patty ist eine Mischung aus mehreren Aspekten. Sie möchte irgendwo hin gehören, dazu gehören, Menschen haben, die sie lieben. Natürlich möchte sie alles besser machen als ihre Mutter - das erste Kapitel deutete ja schon an, dass das nicht so richtig gelungen ist.


    Zumindest sind ihr in diesem Abschnitt einige Ablösungen gelungen. Sie konnte Eliza abschütteln und sich von der Familie distanzieren. Mal sehen, ob das so bleibt.

  • Bin noch nicht ganz mit dem 2. Abschnitt durch, aber da ich gerade Zeit und Lust habe zum Schreiben:


    Ich finde, beide, sowohl Walter als auch Patty, haben ein ganz schön dickes Päckchen (Nichtbeachtung, keine Anerkennung seitens der Eltern) zu tragen. Dass sie zu dem werden/wurden, was im 1. Leseabschnitt erzählt wurde, wundert mich nicht, denn so etwas hat immer Folgen.
    Patty denkt ja auch darüber nach, dass zwischen ihr und den anderen Mädchen aus ihrer Mannschaft immer eine unsichtbare Wand ist, und sie ist sich bewusst, dass ihre Freundschaft zu Eliza irgendwie schief und sie lässt sich auf diese Freundschaft nur ein, weil sie sich neben ihr besser fühlen kann.
    Sie nimmt ihre Einsamkeit aus dem Elternhaus mit in die Welt hinaus. Und ihr Wunsch nach einer Familie entsteht aus der Sehnsucht nach Liebe, Nähe und Geborgenheit.

    Diese lauwarme Geschichte mit Walter zeigt meiner Meinung nach ihre innere Unfähigkeit, daran zu glauben, dass sie jemanden finden könnte, mit dem sie gegenseitige Liebe und Glück erleben u n d ihren Traum von einer Familie wahr werden lassen kann.


    Oh je, ich weiß gar nicht mehr so genau, wie Walter im 1. Abschnitt beschrieben wurde, das muss ich noch mal nachlesen.


    Zitat

    Original von Clare: Und zu Thema FREIHEIT, was ja der Titel des Romans ist, sogar im Original:
    Ich habe gleich zwei Momente der Freiheit für Patty gefunden.


    1.Sie befreit sich aus den Fesseln der "Freundschaft" mit Eliza. Als sie das geschafft hat, rennt sie durch die nächtlichen Straßen, frei! Dass dummerweise Winter ist und sie sich allerhand bricht, ist eine andere Geschichte.


    2.Sie fährt nicht weiter zur Silberhochzeit ihrer Eltern, sondern reist zu Walter nach Hause, wo er sich um den sterbenden Vater kümmert.Entscheidungen zur Freiheit.


    Interessant! An den Titel denke ich beim Lesen so gut wie nie.


    Mir fällt dazu noch ein, dass sich Pattys Sohn die Freiheit nimmt, bei der Familie seiner Freundin zu wohnen, sich somit aus Patty's Überbemutterung zu befreien.


    Edit hat versteckte Fehler bereinigt.

  • Zitat

    Original von Ellemir
    Ich weiß gar nicht, ob ich es so positiv finde, dass Walter und Patty zusammengekommen sind. Ersatzmann, nur lauwarme Gefühle...


    Er liebt sie, und so freue ich mich für ihn. Dass Patty ihn nicht in der gleichen Weise liebt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ich denke schon, dass sie ihn liebt, wie es ihren Möglichkeiten entspricht. Mehr kann ich nicht sagen, dafür bin ich schon zu weit im Roman, und meine Sicht auf bestimmte Aspekte ändert sich immer wieder.


    Zitat

    Ich denke, der Familienwunsch von Patty ist eine Mischung aus mehreren Aspekten. Sie möchte irgendwo hin gehören, dazu gehören, Menschen haben, die sie lieben. Natürlich möchte sie alles besser machen als ihre Mutter - das erste Kapitel deutete ja schon an, dass das nicht so richtig gelungen ist.


    So sehe ich es auch.
    Außerdem kommt dazu, dass Patty unter großem Konkurrenzdruck steht, wie sie es selbst immer wieder betont und selbst erkennt. Sie will es erreichen, ihren "Plan" erfüllen, beeindrucken.

  • Dass Patty es doch relativ einfach einfach schafft, sich von Eliza zu lösen hatte ich so nicht erwartet, aber auf jeden Fall gut für sie, auch wenn mir Eliza stellenweise schon auch leid getan hat, ich würde gerne erfahren, ob sie es chafft wieder auf die Beine zu kommen, denke aber auch, dass nicht wieder auftaucht.


    Zitat

    Original von ellemir
    Ich weiß gar nicht, ob ich es so positiv finde, dass Walter und Patty zusammengekommen sind. Ersatzmann, nur lauwarme Gefühle...


    So wirklich positiv finde ich die Beziehung der beiden auch nicht, vor allem Walter hätte mehr verdient, als nur zweite Wahl zu sein, ich bin gespannt, wie sich die Beziehung der beiden entwickelt.

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Dass Patty es doch relativ einfach einfach schafft, sich von Eliza zu lösen hatte ich so nicht erwartet, aber auf jeden Fall gut für sie, auch wenn mir Eliza stellenweise schon auch leid getan hat, ich würde gerne erfahren, ob sie es chafft wieder auf die Beine zu kommen, denke aber auch, dass nicht wieder auftaucht.


    Womit du Recht hast.
    Mich hätte auch interessiert, wie sie sich entwickelt. Als sie die Handlung verlässt, ist sie am Boden und droht mit Selbstmord. Ob sie den Schritt wirklich gehen wollte oder ob das nur ein Druckmittel sein sollte, kann ich nicht richtig einschätzen, aber es wäre schon spannend zu erfahren, was aus ihr wird.


  • Der ältere Walter, der ja immer noch als äußerst nett und umgänglich beschrieben wird, hat anscheinend festgestellt, dass die Patty, die er quasi am Anfang auf einen "Sockel" gestellt hat, so nicht existiert. Ich denke, dass er deshalb so viel arbeitet und selten zu Hause ist. Er ist einfach viel zu nett, um sich von ihr zu trennen.
    Mal sehen, wie das weitergeht. Er scheint ja ein "Kümmerer" zu sein. Ob da aber gerade Patty die richtige Frau für ihn ist, bezweifle ich im Moment. Ich bin nicht sicher, ob Patty wirklich erkennt, was sie an ihm hat.
    Auch der Wunsch eine Familie zu gründen, ist für jemanden, der so ungeliebt aufwachsen musste eigentlich typisch. Auch die Art und Weise wie sie sich von Eliza ausnutzen lässt, spiegelt das wieder. Sie hat ihr ja auch nur den Rücken gekehrt, weil das Märchen von der Leukämie einfach zu viel war. Ansonsten hätte diese Abhängigkeit wahrscheinlich noch länger gedauert.
    Dass Richard in der Erzählung nochmal auftauchen wird, wird ja quasi angekündigt. Bei Eliza bin ich mir nicht sicher.


    Die Gedanken zum Buchtitel hatte ich ebenfalls. Mir erscheint auch diese "Autobiographie" ein Befreiungsschlag zu sein. Dabei gefällt mir der Abstand, den Patty im Rückblick wahrt sehr gut. Das ist so eine Mischung aus Rückblick, Selbstreflexion und Distanz, die hier verdeutichen soll, wie unglücklich Patty eigentlich war und ist. Das ist sehr traurig, scheint aber ein Anfang zu sein. Das ist auch der Grund, wieso mich das Buch so fesselt. Ich möchte unbedingt herausfinden, wie es zu dieser "Lebensbeichte" gekommen ist und ob es Patty tatsächlich gelingt, sich von ihrer Vergangenheit, die sie ja scheinbar ihr Leben lang gefesselt hat, befreit.


    Die Geschichte wirkt sehr authentisch, finde ich. Das hat mir bei den "Korrekturen" ja schon so gut gefallen, dass Franzen sich Figuren aussucht, deren Leben zwar geprägt ist von schlechten Erfahrungen, aber die dennoch Menschen sind, die jeder von uns schon mal getroffen haben könnte oder eben auch Erfahrungen, die man selbst vielleicht gemacht hat.

  • Zitat

    Original von Saiya
    Der ältere Walter, der ja immer noch als äußerst nett und umgänglich beschrieben wird, hat anscheinend festgestellt, dass die Patty, die er quasi am Anfang auf einen "Sockel" gestellt hat, so nicht existiert. Ich denke, dass er deshalb so viel arbeitet und selten zu Hause ist. Er ist einfach viel zu nett, um sich von ihr zu trennen.
    Mal sehen, wie das weitergeht. Er scheint ja ein "Kümmerer" zu sein. Ob da aber gerade Patty die richtige Frau für ihn ist, bezweifle ich im Moment. Ich bin nicht sicher, ob Patty wirklich erkennt, was sie an ihm hat.


    Eine ganze Weile hat Walter ja dafür gebraucht...Was ich ihm aber trotzdem unterstelle, ist dass er Patty wirklich liebt, nicht nur weil er sie für etwas hält, was sie vielleicht nicht ist, sondern einfach, weil sie seine Liebe ist. Er glorifiziert sie zwar, aber ich denke, dass er, intelligent wie er ist, sie und ihre Fassade schon durchschaut hat.


    Zitat


    Die Gedanken zum Buchtitel hatte ich ebenfalls. Mir erscheint auch diese "Autobiographie" ein Befreiungsschlag zu sein. Dabei gefällt mir der Abstand, den Patty im Rückblick wahrt sehr gut. Das ist so eine Mischung aus Rückblick, Selbstreflexion und Distanz, die hier verdeutichen soll, wie unglücklich Patty eigentlich war und ist. Das ist sehr traurig, scheint aber ein Anfang zu sein. Das ist auch der Grund, wieso mich das Buch so fesselt. Ich möchte unbedingt herausfinden, wie es zu dieser "Lebensbeichte" gekommen ist und ob es Patty tatsächlich gelingt, sich von ihrer Vergangenheit, die sie ja scheinbar ihr Leben lang gefesselt hat, befreit.


    Du hast Recht: in diesem Roman kommt jeder auf seine ganz spezielle Art zur Freiheit oder eben auch nicht (z.B. Eliza). Gerade Patty befreit sich vielleicht wirklich gerade durch diesen autobiografischen Teil, in welchem Ausmaß, wird der weitere Verlauf zeigen ;-). Und aus ihren Ausführungen, in denen sie sich von sich selbst erzählerisch distanziert, erfahren wir, wie sich die anderen entwickeln. Ich finde das sehr gut gelöst und fesselnd.


    Habe ich das schon gesagt: meine Lieblingsfigur im Roman ist Richard. :wow

  • Zitat

    Original von Clare
    Habe ich das schon gesagt: meine Lieblingsfigur im Roman ist Richard. :wow


    Meine auch, aber warum das so ist, wird im übernächsten Abschnitt (oder im nächsten?) deutlich.


    Ich bin übrigens auch davon überzeugt, dass Walter Patty liebt. Allerdings glaube ich auch, dass er mit dem Alter und dem Dauer des Zusammenlebens Erkenntnisse gewinnen wird, die ihm seine Liebe zu ihr sicher nicht leichter machen werden.

  • Ich habe zwar jeden Tag gelesen, aber meistens fielen mir nach zwei, drei Seiten die Augen zu. Heute habe ich den zweiten Abschnit beendet.


    Am besten gefällt mir die Schilderung des Dreiecks-Verhältnisses zwischen Richard, Walter und Patty. Richtig gut fand ich, dass Richard Patty mal ordentlich den Kopf gewaschen hat. Sie ist sehr oberflächlich und sehr auf sich und ihre Bedürfnisse fixiert. Eine Ausnahme bildet da Eliza, der sie ja hörig war.


    Sehr gut umgesetzt finde ich die Charakterisierungen in diesem Roman. Eine Stärke Franzens.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Rouge
    ...
    Mich definitiv auch! Am liebsten würde ich die ganze Zeit weiter in dem Buch lesen, aber leider werde ich die nächste Woche nicht viel zum Lesen kommen...


    Mich auch, wenn ich im Moment nicht so müde wäre.


    Zitat

    Original von Rouge
    ...
    Also ich bin auch sehr froh, dass sich Patty noch rechtzeitig von Eliza lösen kann. Eliza empfinde ich als sehr unangenehme Person und nicht wirklich als Freundin für Patty. Sie belügt sie ja von vorne bis hinten und manipuliert sie und erfindet sogar noch eine schlimme Krankheit, nur damit sie sich der Freundschaft von Patty sicher sein kann. Also das geht ja gar nicht. :schlaeger


    Ich sehe das auch so, aber Eliza ist auch drogenabhängig und agiert aus ihrer Sucht heraus. Da gehören Lügengebilde dazu. Ich finde das sehr gut geschildert.


    Zitat

    Original von Rouge
    ...
    Walter dagegen scheint mir ein sehr anständiger und hilfsbereiter und treuer Mensch zu sein. Und er scheint Patty aufrichtig zu lieben. Sie hingegen behandelt ihn ja nicht so toll. Sie lässt sich von ihm pflegen und ausführen und flirtet gleichzeitig mit Richard. Da muss ich Walter wirklich bewundern, dass er sich weiterhin so um Patty bemüht. Und seine eigene Familie ist ja auch mehr als verkorkst. Das er sich trotz seiner eigenen Probleme so liebevoll um Patty kümmert finde ich bewundernswert.
    ...


    Mit tut Walter irgendwie leid und ich finde ihn ein wenig trottelig. Mich würde so ein Mann gar nicht reizen. Kaum zu glauben, dass er es ist, der später Patty betrügt. Auf diese Entwicklung bin ich gespannt.


    Zitat

    Original von Rouge
    ...
    Zum Glück finden Patty und Walter zum Ende dieses Abschnittes ja doch zueinander. Auch wenn ich nicht das Gefühl habe, Patty würde richtige Liebe für ihn empfinden. Er ist wohl nur die zweite Wahl, nachdem sie Richard nicht so bekommen kann, wie sie es sich wünscht.


    So sehe ich das auch. Wie fruchtbar! Liebe aus zweiter Wahl. :yikes

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin